es ist halt so, daß Musik Gefühle transportiert.
Wir wären alle gleich, sprächen wir alle auf die gleichen an...
Wie bei jeder anderen Musik auch, geht es mir beim Free Jazz, daß es eine stark stimmungsabhängige Musik ist.
Denn ein Free-Jazz-Musiker wird , anders als bei extrem arrangierter Musik, seinen Gefühlen freien Lauf lassen.
Und das mag es vielleicht sein, das verwirrt.
Wir auf der Suche nach Ordnung, Regelung und Geborgenheit müssen uns plötzlich mit unbequemen Dingen auseinander setzen.
Free Jazz habe ich früher auch eher ablehnend gegenüber gestanden, mir fehlte das Verständnis.
Seitdem ich mich darauf eingelassen habe, vermag ich zu spüren, welch' immense Bandbreite an Gefühlen hier transportiert werden kann.
Und wenn man dann selbst in entsprechender Stimmung ist, dann "fährt man mit auf diesem Zug", dann kann man alles, was es nur an Gefühlen gibt, spüren, ob Freude, Trauer, Angst, Spiritualität, es kann faszinierend aber auch erschreckend sein.
Es ist wie mit Drogen, die einen Horrortrip oder einen angenehmen verpassen können...
Darum birgt Free Jazz gefühlsmäßig das größte Ausdruckspektrum in sich..., so jedenfalls empfinde ich es.
Doch auch hier gibt es Grenzen.
Mithin hatte die musikalische Entwicklung dieses Genres dazu geführt, daß hier in der Tat eine äußerst intellektuelle Schiene beschritten wurde, der vor allem eines fehlte - Humor.
Die dem Free Jazz eigentlich eigene Kommunikation ging dabei oft verloren und dann kam es wirklich zu egomanischen Ergüssen einzelner, die die übrigen Musiker zu Statisten verkommen ließen.
Melodie und Rhythmus fehlten hier teils völlig und auch Spontanietät war Fehlanzeige.
Es schien, und das geschah oftmals in der europäischen Ausprägung, speziell auch der deutschen, daß hier alles vorgegeben war, preussisch-streng, ohne große Emotionen,
Ambitionen der frühen Jazzer, den Free Jazz als Protestbewegung zu nutzen, gerieten in den Hintergrund, nüchterne Sachlichkeit machte sich auch breit.
Wenn ich von Free Jazz rede, meine ich Leute wie Albert Ayler, Cecil Taylor, John Coltrane, Pharoah Sanders, Ornette Coleman, Archie Shepp, Marion Brown, Oliver Lake oder als "Überbleibsel" David S. Ware und Charles Gayle.
Nicht begeistern konnte ich mich daher nicht immer für solche Musiker wie zeitweise Brötzmann, Alexander von Schlippenbach(der dann aber doch zum Humor in der Musik zurückfand), Gunter Hampel(der mir eigentlich immer viel zu "akademisch" kam, anfänglich) oder sogar Anthony Braxton war mir teilweise viel zu "steif".
Ich hatte den Eindruck, die europäischen Musiker hatten den Free Jazz lediglich als Stilelement übernommen und lebten diesen nicht überzeugend, außer, daß sie seine Radikalität für sich beanspruchten.
Und daher fehlte mir irgendwie "das Herz", die "Wärme".
Was blieb, war dann die stark intellektuelle Ausrichtung.
Lediglich Willem Breuker konnte durch verdammt viel Humor in der Musik wesentliche Stilelemente des Free Jazz in sein Konzept gelungen einbinden.
Free Wolf