Rory Gallagher - Irish Tour '74 (Polydor 1974)
Dem Melody Maker war es eine Titelseite wert: 'Rory To Play Ulster Hall, Belfast'.
Neben Cork und Dublin sollte der damals vom MM als 'Weltbester Gitarrist' Deklarierte auch noch
im von Unruhen erschütterten Belfast auftreten und schließlich würde man das Gesamtergebnis als
Doppel-LP zu Gehör bekommen.
Nun, diese Titelseite hing viele Jahre an meiner Wand, weil ein großes Foto von Rory dabei war
(Zeitungspapierqualität!).
Das er nun auch in Belfast Stücke für eine Live-LP aufnehmen würde, fand ich weniger sensationell
als der MM, der vielleicht eine tolle Story erwartete. Aber schließlich trat Our Rory seit 1966 immer mal
wieder bei den Proddies auf, ohne je Ärger dabei zu haben.
Im Gegenteil, der Junge aus Ballyshannon/Donegal war sehr beliebt in Belfast, obwohl er kein bißchen
des nördlichen Akzents hatte.
Auch in Cork, wo Rory damals hingezogen war, mangelte es nicht an Interesse. Nur der Auftritt in
Dublin, in einem -wenn auch großen- Kino... Es sollte wohl wieder mal zeigen, ganz nach weltmännischer
Hauptstädtermentalität, daß dieser Bluesrocker vielleicht noch gerade so durchging..., mehr nicht...
(man kennt das aus vielen Hauptstädten in der Welt: die Einwohner dort wähnen sich auf einem
kulturell und intellektuell höheren Level, ha-ha).
Egal; aus drei Konzerten wurden sieben Stücke aufgenommen; 5 davon von den vorherigen Alben
'Blueprint' und 'Tattoo', aber weitere 5 (zählt man die 'After Hours'-Stücke mit) waren zuvor völlig unveröffentlicht!
Da gabs also wirklich was fürs Geld!
Auch gab es einen Mann mehr, Rory probierte aus, wie's im Quartett klingt. Ganz ok, aber das Trio-Format
sollte ihm und den meisten Fans lieber sein; für dieses Mal wollte man es jedoch akzeptieren.
Denn ganz logischerweise rauschte es hier nicht so kräftig ab, wie auf der zwei Jahre vorher als Trio
eingespielten 'Live In Europe'.
Ist ein Keyboarder an Board, so bremst das (nicht in allen, aber vielen Fällen).
'Cradle Rock' beginnt mit einem furiosen Gitarren-Intro, dem Lou Martin ein sehr ungewöhnliches Klingel-
Piano hinzufügt; fast so, wie das Christkind zu klingeln pflegte, bevor man ins Geschenkezimmer durfte.
Und tatsächlich kommen diese Geschenke jetzt auch dick und fett und so rockig, daß anschließend
Atem geholt werden muß: 'I Wonder Who'; (ursprünglich von Muddy Waters) nimmt das Tempo heraus,
behält aber die kräftig gespielten Gitarrensolis bei;
Gerry McAvoy und Rod De'Ath schunkeln denRhythmus hinzu.
Mit 'Tattoo'd Lady' wirds wieder druckvoller; erneut dieses Klingelpiano zu kräftig abrockender Fender;
in flotter Shuffle ist das und ja..., obwohl die Shuffles bekanntlich aus Texas kommen, ist dies ein rein irischer...
und deshalb wird schließlich noch ziemlich Fahrt aufgenommen.
Ein zweites Cover folgt, erneut ein langsamer Blues; 'Too Much Alkohol' (von J.B. Hutto); sparsame
Riffs, damit Rory die Muße zum Singen hat. Lou's Leichtfingerigkeit liefert Entspannung dazu.
Aber es wird noch etwas ruhiger; nur Rory und Dobro plus Harmonika; so wurde einst der akkustische Teil
des Sets eingeleitet. Hier dauert er nur ein Stück: 'As The Crow Flies' (Tony Joe White).
Doch auch mit Band bleibt es bedächtig: 'A Million Miles Away' zeichnet uns fast 10 Minuten lang das
Bild eines entrückten Trinkers, der an der Bar seinen Grübeleien frönt.
Nun braucht man Entspannung von der Entspannung und die nächsten zwei Nummern 'Walk On Hot
Coals' und 'Who's That Coming' bluesrocken wieder prächtig; je um die 10 Minuten und immer
werden Rory's Solo durch Lou's omnipräsentes Klimperpiano belebt.
Die eigentlichen Live-Aufnahmen sind damit vorbei; nun kommen noch zwei in Nach-Konzertende
eingespielte Zugaben; 'Back On My Stomping Ground'; Ich-Bin-Wieder-Da-Wo-Ich-Hingehöre;
singt Rory und das ist wörtlich zu nehmen... die Tour war ein Erfolg... und da schließen wir das
Ganze noch ab mit einem flotten, 8-minütigen Jam zu einem letzten Cover; 'Just A Little Bit',
dem noch eine halbe Minute angehangen wird: 'Maritime'; zur Ehrung des gleichnamigen Hotels in
Belfast, in dem nicht nur Rory, sondern auch Them/Van Morrison ein quasi-zweites Zuhause hatten.
Wie bereits erwähnt, Rory's erste Live-LP 'In Europe' war noch etwas fulminanter, aber auch 'Irish Tour'
erhielt Bestnoten der Kritiker und Fans. Vielleicht nicht die beste Live-Platte aller Zeiten,
(mir hängen diese Superlative eh zum Hals heraus) aber doch eine rundherum gelungene.
Jedes Stück zündet auf seine Art und Weise; jedes überzeugt.
Die Quartettbesetzung behielt Rory noch für zwei weitere LPs bei, die Resultate waren ganz gut,
aber doch nicht völlig nach seinem Geschmack und so dauerte es bis 1978, bevor er mit
'Photo Finish' (und danach mit 'Top Priority') wieder um einen Mann reduzierte. Das tat ihm gut,
denn beide Alben wurden zu absoluten Karriere-Highlights.
01 Cradle Rock
02- I Wonder Who (Who's Gonna Be Your Sweet Man)
03 Tattoo'd Lady
04- Too Much Alcohol
05- As The Crow Flies
06 A Million Miles Away
07 Walk On Hot Coals
----------- After Hours (Jam Session) ----------
08 Who's That Coming
09- (Back On My) Stomping Ground
10- Just A Little Bit /Maritime
2,4,5,9 + 10 auf keiner Studio-LP zu finden
Bass – Gerry McAvoy
Drums, Percussion – Rod De'Ath
Keyboards – Lou Martin
Vocals, Guitar, Harmonica – Rory Gallagher
Leider hat Rory zwar den Text von Too Much Alkohol gesungen, ihn aber scheinbar nicht verstanden
oder ihn für sich selbst umsetzen können.
Das gibt nun schon seit Jahren den Leichenfledderern Anlaß, sein Erbe zu schänden um sich daraus zu
bereichern.
Aber Rory's Gitarre OHNE Rory... das geht nicht und muß auch nicht gehen. Außer der o.a. gibt es noch
eine Reihe anderer Live-Alben und jede Menge DVDs mit Live-Shows.
Dem Melody Maker war es eine Titelseite wert: 'Rory To Play Ulster Hall, Belfast'.
Neben Cork und Dublin sollte der damals vom MM als 'Weltbester Gitarrist' Deklarierte auch noch
im von Unruhen erschütterten Belfast auftreten und schließlich würde man das Gesamtergebnis als
Doppel-LP zu Gehör bekommen.
Nun, diese Titelseite hing viele Jahre an meiner Wand, weil ein großes Foto von Rory dabei war
(Zeitungspapierqualität!).
Das er nun auch in Belfast Stücke für eine Live-LP aufnehmen würde, fand ich weniger sensationell
als der MM, der vielleicht eine tolle Story erwartete. Aber schließlich trat Our Rory seit 1966 immer mal
wieder bei den Proddies auf, ohne je Ärger dabei zu haben.
Im Gegenteil, der Junge aus Ballyshannon/Donegal war sehr beliebt in Belfast, obwohl er kein bißchen
des nördlichen Akzents hatte.
Auch in Cork, wo Rory damals hingezogen war, mangelte es nicht an Interesse. Nur der Auftritt in
Dublin, in einem -wenn auch großen- Kino... Es sollte wohl wieder mal zeigen, ganz nach weltmännischer
Hauptstädtermentalität, daß dieser Bluesrocker vielleicht noch gerade so durchging..., mehr nicht...
(man kennt das aus vielen Hauptstädten in der Welt: die Einwohner dort wähnen sich auf einem
kulturell und intellektuell höheren Level, ha-ha).
Egal; aus drei Konzerten wurden sieben Stücke aufgenommen; 5 davon von den vorherigen Alben
'Blueprint' und 'Tattoo', aber weitere 5 (zählt man die 'After Hours'-Stücke mit) waren zuvor völlig unveröffentlicht!
Da gabs also wirklich was fürs Geld!
Auch gab es einen Mann mehr, Rory probierte aus, wie's im Quartett klingt. Ganz ok, aber das Trio-Format
sollte ihm und den meisten Fans lieber sein; für dieses Mal wollte man es jedoch akzeptieren.
Denn ganz logischerweise rauschte es hier nicht so kräftig ab, wie auf der zwei Jahre vorher als Trio
eingespielten 'Live In Europe'.
Ist ein Keyboarder an Board, so bremst das (nicht in allen, aber vielen Fällen).
'Cradle Rock' beginnt mit einem furiosen Gitarren-Intro, dem Lou Martin ein sehr ungewöhnliches Klingel-
Piano hinzufügt; fast so, wie das Christkind zu klingeln pflegte, bevor man ins Geschenkezimmer durfte.
Und tatsächlich kommen diese Geschenke jetzt auch dick und fett und so rockig, daß anschließend
Atem geholt werden muß: 'I Wonder Who'; (ursprünglich von Muddy Waters) nimmt das Tempo heraus,
behält aber die kräftig gespielten Gitarrensolis bei;
Gerry McAvoy und Rod De'Ath schunkeln denRhythmus hinzu.
Mit 'Tattoo'd Lady' wirds wieder druckvoller; erneut dieses Klingelpiano zu kräftig abrockender Fender;
in flotter Shuffle ist das und ja..., obwohl die Shuffles bekanntlich aus Texas kommen, ist dies ein rein irischer...
und deshalb wird schließlich noch ziemlich Fahrt aufgenommen.
Ein zweites Cover folgt, erneut ein langsamer Blues; 'Too Much Alkohol' (von J.B. Hutto); sparsame
Riffs, damit Rory die Muße zum Singen hat. Lou's Leichtfingerigkeit liefert Entspannung dazu.
Aber es wird noch etwas ruhiger; nur Rory und Dobro plus Harmonika; so wurde einst der akkustische Teil
des Sets eingeleitet. Hier dauert er nur ein Stück: 'As The Crow Flies' (Tony Joe White).
Doch auch mit Band bleibt es bedächtig: 'A Million Miles Away' zeichnet uns fast 10 Minuten lang das
Bild eines entrückten Trinkers, der an der Bar seinen Grübeleien frönt.
Nun braucht man Entspannung von der Entspannung und die nächsten zwei Nummern 'Walk On Hot
Coals' und 'Who's That Coming' bluesrocken wieder prächtig; je um die 10 Minuten und immer
werden Rory's Solo durch Lou's omnipräsentes Klimperpiano belebt.
Die eigentlichen Live-Aufnahmen sind damit vorbei; nun kommen noch zwei in Nach-Konzertende
eingespielte Zugaben; 'Back On My Stomping Ground'; Ich-Bin-Wieder-Da-Wo-Ich-Hingehöre;
singt Rory und das ist wörtlich zu nehmen... die Tour war ein Erfolg... und da schließen wir das
Ganze noch ab mit einem flotten, 8-minütigen Jam zu einem letzten Cover; 'Just A Little Bit',
dem noch eine halbe Minute angehangen wird: 'Maritime'; zur Ehrung des gleichnamigen Hotels in
Belfast, in dem nicht nur Rory, sondern auch Them/Van Morrison ein quasi-zweites Zuhause hatten.
Wie bereits erwähnt, Rory's erste Live-LP 'In Europe' war noch etwas fulminanter, aber auch 'Irish Tour'
erhielt Bestnoten der Kritiker und Fans. Vielleicht nicht die beste Live-Platte aller Zeiten,
(mir hängen diese Superlative eh zum Hals heraus) aber doch eine rundherum gelungene.
Jedes Stück zündet auf seine Art und Weise; jedes überzeugt.
Die Quartettbesetzung behielt Rory noch für zwei weitere LPs bei, die Resultate waren ganz gut,
aber doch nicht völlig nach seinem Geschmack und so dauerte es bis 1978, bevor er mit
'Photo Finish' (und danach mit 'Top Priority') wieder um einen Mann reduzierte. Das tat ihm gut,
denn beide Alben wurden zu absoluten Karriere-Highlights.
01 Cradle Rock
02- I Wonder Who (Who's Gonna Be Your Sweet Man)
03 Tattoo'd Lady
04- Too Much Alcohol
05- As The Crow Flies
06 A Million Miles Away
07 Walk On Hot Coals
----------- After Hours (Jam Session) ----------
08 Who's That Coming
09- (Back On My) Stomping Ground
10- Just A Little Bit /Maritime
2,4,5,9 + 10 auf keiner Studio-LP zu finden
Bass – Gerry McAvoy
Drums, Percussion – Rod De'Ath
Keyboards – Lou Martin
Vocals, Guitar, Harmonica – Rory Gallagher
Leider hat Rory zwar den Text von Too Much Alkohol gesungen, ihn aber scheinbar nicht verstanden
oder ihn für sich selbst umsetzen können.
Das gibt nun schon seit Jahren den Leichenfledderern Anlaß, sein Erbe zu schänden um sich daraus zu
bereichern.
Aber Rory's Gitarre OHNE Rory... das geht nicht und muß auch nicht gehen. Außer der o.a. gibt es noch
eine Reihe anderer Live-Alben und jede Menge DVDs mit Live-Shows.