Ein "One Hit Wonder" zu schreiben, kann Fluch und Segen gleichermaßen sein. Harpo hat über sein OHW Movie Star einmal gesagt, er sei dankbar für diesen Song, er hätte ihm bis heute ein gutes Leben beschert. Ähnlich dürfte es Norman Greenbaum mit Spirit In The Sky ergangen sein, diese beiden Künstler werden ihren OHW wahrscheinlich als einen Segen betrachten.
Zu einem Fluch kann ein OHW werden, wenn all die phantastischen Songs, die sich auf einem Album befinden, gar nicht mehr oder kaum noch beachtet werden. Oder wenn meist gewünscht wird, DIESEN EINEN Song zu spielen. Zumindest dies trifft auf das Album "American Pie" nicht zu - befand sich doch darauf ein weiterer, wenngleich nicht so erfolgreicher Hit namens Vincent, der auch häufig zu hören ist. Allein aber mit "American Pie" machte sich Don McLean unsterblich.
Don McLean - American Pie | 1971
Don McLean, geboren am 2. Oktober 1945 in New Rochelle, NY., war vor 50 Jahren, als "American Pie" erschien, ein noch recht unbekannter Singer-Songwriter. Damals, als 25-jähriger, schrieb er gerade an seinen Songs für den Nachfolger seines bis dato kaum beachteten Debutalbums "Tapestry". McLean wurde seinerzeit von Bob Seeger betreut, und dem Vernehmen nach bot man das Debutalbum mehr als 34 Plattenfirmen an. Alle lehnten es ab wie einen kalten Kaffee, was sich im Nachhinein als großer Fehler herausstellte, denn nach Veröffentlichung des Albums "American Pie" erlangte auch "Tapestry" Erfolg und Chartplätze. Nun, die meisten Songs seines neuen, seines zweiten Albums, so ist zu lesen, waren geschrieben, es fehlte noch DER EINE Song, der das Album zu einer runden Sache machen sollte.
"Ich war mir bewusst darüber, dass ich versuchte, einen Song über einen amerikanischen Rock'n Roll-Traum zu schreiben. Unbedingt wollte ich diesen amerikanischen Song schreiben, der aber nicht sein sollte wie "This Land Is Your Land" oder "America The Beautiful". Ich wollte die Teile Amerikas verbinden, die mir wichtig waren, angefangen bei Buddy Holly. Buddy war für niemanden wichtig, als ich diesen Song schrieb, muss ich Dir sagen".
(Bill Demain zitiert Don McLain in seinem Artikel im "classicrockmagazine.com)
An dem Tag im Jahr 1959, als Buddy Holly und mit ihm, zumindest für McLean, auch die Musik starb, war McLean ein 13-jähriger Zeitungsjunge in NY. McLean sagt über die Entstehung von "American Pie", der erste Teil dieses Songs wurde in einem Stück geschrieben. Er habe es geschrieben, weil er sich daran erinnert habe, wie es an dem Tag war, als er die Zeitung sah und den Artikel, der darüber berichtete, dass sein Idol Buddy Holly bei einem Flugzeugabsturz um's Leben gekommen sei. Das habe ihn tief berührt, es prägte sich ein. Dann, eines Tages, in einem euphorischen Rausch, habe er einfach den ganzen Rest des Songs geschrieben und Bilder von unbestimmter musikalischer Bedeutung mit dieser Story über Amerika verbunden.
Während das achtminütige "American Pie" mit seinem tollen Timing und Rhythmus, mit seinen Anspielungen auf Dylan, die Beatles oder Jagger zeitweise gar zu einer amerikanischen Hymne zu werden schien und Platz 1 der US-Charts erreichte, wurde "Vincent" zunächst - ungerechterweise - in den Hintergrund gedrängt. Wesentlich emotionaler und berührender als in dem Lied über das vermeintliche Ende der Musik verfasst er in diesem Song seinen persönlichen Nachruf auf den großen niederländischen Maler Vincent van Gogh. Mit einfachen Worten, nur begleitet von einem einfachen Gitarrenriff, beschreibt McLean sehr würdevoll van Goghs ständiges Streben nach Perfektion, seine Schizophrenie, seinen Selbstmord.
Colors changing hue / Morning fields of amber grain / Weathered faces lined in pain / Are soothed beneath the artist's loving hand
Now, I understand, what you tried to say to me / How you suffered for your sanity / How you tried to set them free / They would not listen, they did not know how / Perhaps they'll listen now
Farben wechseln ihren Ton, / Bernsteinfarbene Kornfelder im Morgenlicht, / Verwitterte Gesichter von Schmerz gezeichnet, / Werden mit der liebevollen Hand des Künstlers geglättet
Und nun versteh ich erst, / Was du mir erzählen wolltest. / Wie du gelitten hast, in Angst um deine geistige Gesundheit / Und wie du versuchtest, dem Ausdruck zu verleihen...
Zu Recht, so meine Meinung, sorgte eine riesige Fangemeinde letzendlich dafür, dass Vincent international erfolgreicher als American Pie wurde. Was nichts daran ändern wird, dass American Pie der Song ist, der Don McLean unsterblich gemacht hat.
Zwischen diesen beiden überragenden Stücken der Scheibe ist der Song "Till Tomorrow" eingebettet. Ein sehr schönes, melancholisches Lied über eine verlorene Liebe, den Verlust einer Beziehung und die Fragen danach, wie dies geschehen konnte.
Beziehungen stellen ein zentrales Thema dieses Albums dar, die Texte lassen sich auf verschiedene Weise interpretieren (McLean selber hat sich stets geweigert, seine Songs zu interpretieren). Dies trifft meiner Meinung nach ganz besonders auf das Stück Crossroads zu. Hierüber habe ich gelesen, dass es hauptsächlich um biblische Referenzen geht - nachvollziehbar, liest man den Text. Ich sehe darin eher die Beschreibung einer Person im Kampf mit sich selbst, einer Person, die auf der Suche nach sich selbst ist. Wie dem auch sei - mit "Crossroads "ist ein weiterer, wunderschöner Song in Moll und nur von Klavier begleitet auf dem Album vertreten.
Möglicherweise war es der damaligen Zeit, als sich der Vietnamkrieg in den 70ern fast auf seinem finalen Höhepunkt befand und die Presse ausführlich darüber berichtete geschuldet, dass mit The Grave ein Antikriegslied vertreten sein musste. Zeilen wie "Und tief im Graben wartete er stundenlang / Als er an seinem Gewehr hielt und betete, nicht zu sterben / Aber die Stille der Nacht wurde durch Feuer zerstört / Als Waffen und Granaten scharf durch die Luft gestrahlt / Und nacheinander wurden seine Kameraden geschlachtet", eingehüllt in eine passende, sehr zurückhaltende Melodie, haben ihre Wirkung nicht verfehlt.
Mit dem Tradional Babylon, einem in den 30er Jahren in einem Warschauer Ghetto geschriebenen Musikstück, wird ein herausragendes, bis heute bekanntes Album geschlossen. Bis auf diesen Schlusssong sind alle Stücke des Albums von McLean geschriebenen.
"American Pie", so darf getrost gesagt werden, ist eine typisch amerikanische Platte. Wer neben der Melodie auch in die Texte eintauchen mag, wird schnell feststellen, dass hier ein großartiger Poet absolut treffende Worte zur Beschreibung verschiedenster Lebenssituationen gefunden hat. Das Album hat durchgehend warme, fließende Töne, keiner der Songs reißt den Hörer aus seinem Dahinschwelgen heraus. So ist "American Pie" ein wunderschönes Album voll schöner Melodien, welches textlich heute so aktuell ist wie zu seiner Erscheinung. Ich wage zu sagen, dies ist ein Album, welches nicht nur heute, nach 50 Jahren, noch immer gehört wird. Sondern auch Im Jahr 2071, also während der nächsten 50 Jahre nicht in Vergessenheit geraten wird.
Ein zeitloses Kleinod.
[Die Songs]
* American Pie - 8:33
* Till Tomorrow - 2:11
* Vincent - 3:55
* Crossroads - 3:34
* Winterwood - 3:09
* Empty Chairs - 3:24
* Everybody Loves Me, Baby - 3:37
* Sister Fatima - 2:31
* The Grave - 3:08
* Babylon - 1:40
[Im Web]
Don McLean - Offizielle Website
Don McLean - Wikepedia
Eine Hommage anlässlich seines 75. Geburtstages auf "Radio-Rebell"
Zu einem Fluch kann ein OHW werden, wenn all die phantastischen Songs, die sich auf einem Album befinden, gar nicht mehr oder kaum noch beachtet werden. Oder wenn meist gewünscht wird, DIESEN EINEN Song zu spielen. Zumindest dies trifft auf das Album "American Pie" nicht zu - befand sich doch darauf ein weiterer, wenngleich nicht so erfolgreicher Hit namens Vincent, der auch häufig zu hören ist. Allein aber mit "American Pie" machte sich Don McLean unsterblich.
Don McLean - American Pie | 1971
Don McLean, geboren am 2. Oktober 1945 in New Rochelle, NY., war vor 50 Jahren, als "American Pie" erschien, ein noch recht unbekannter Singer-Songwriter. Damals, als 25-jähriger, schrieb er gerade an seinen Songs für den Nachfolger seines bis dato kaum beachteten Debutalbums "Tapestry". McLean wurde seinerzeit von Bob Seeger betreut, und dem Vernehmen nach bot man das Debutalbum mehr als 34 Plattenfirmen an. Alle lehnten es ab wie einen kalten Kaffee, was sich im Nachhinein als großer Fehler herausstellte, denn nach Veröffentlichung des Albums "American Pie" erlangte auch "Tapestry" Erfolg und Chartplätze. Nun, die meisten Songs seines neuen, seines zweiten Albums, so ist zu lesen, waren geschrieben, es fehlte noch DER EINE Song, der das Album zu einer runden Sache machen sollte.
"Ich war mir bewusst darüber, dass ich versuchte, einen Song über einen amerikanischen Rock'n Roll-Traum zu schreiben. Unbedingt wollte ich diesen amerikanischen Song schreiben, der aber nicht sein sollte wie "This Land Is Your Land" oder "America The Beautiful". Ich wollte die Teile Amerikas verbinden, die mir wichtig waren, angefangen bei Buddy Holly. Buddy war für niemanden wichtig, als ich diesen Song schrieb, muss ich Dir sagen".
(Bill Demain zitiert Don McLain in seinem Artikel im "classicrockmagazine.com)

Während das achtminütige "American Pie" mit seinem tollen Timing und Rhythmus, mit seinen Anspielungen auf Dylan, die Beatles oder Jagger zeitweise gar zu einer amerikanischen Hymne zu werden schien und Platz 1 der US-Charts erreichte, wurde "Vincent" zunächst - ungerechterweise - in den Hintergrund gedrängt. Wesentlich emotionaler und berührender als in dem Lied über das vermeintliche Ende der Musik verfasst er in diesem Song seinen persönlichen Nachruf auf den großen niederländischen Maler Vincent van Gogh. Mit einfachen Worten, nur begleitet von einem einfachen Gitarrenriff, beschreibt McLean sehr würdevoll van Goghs ständiges Streben nach Perfektion, seine Schizophrenie, seinen Selbstmord.
Colors changing hue / Morning fields of amber grain / Weathered faces lined in pain / Are soothed beneath the artist's loving hand
Now, I understand, what you tried to say to me / How you suffered for your sanity / How you tried to set them free / They would not listen, they did not know how / Perhaps they'll listen now
Farben wechseln ihren Ton, / Bernsteinfarbene Kornfelder im Morgenlicht, / Verwitterte Gesichter von Schmerz gezeichnet, / Werden mit der liebevollen Hand des Künstlers geglättet
Und nun versteh ich erst, / Was du mir erzählen wolltest. / Wie du gelitten hast, in Angst um deine geistige Gesundheit / Und wie du versuchtest, dem Ausdruck zu verleihen...
Zu Recht, so meine Meinung, sorgte eine riesige Fangemeinde letzendlich dafür, dass Vincent international erfolgreicher als American Pie wurde. Was nichts daran ändern wird, dass American Pie der Song ist, der Don McLean unsterblich gemacht hat.
Zwischen diesen beiden überragenden Stücken der Scheibe ist der Song "Till Tomorrow" eingebettet. Ein sehr schönes, melancholisches Lied über eine verlorene Liebe, den Verlust einer Beziehung und die Fragen danach, wie dies geschehen konnte.
Beziehungen stellen ein zentrales Thema dieses Albums dar, die Texte lassen sich auf verschiedene Weise interpretieren (McLean selber hat sich stets geweigert, seine Songs zu interpretieren). Dies trifft meiner Meinung nach ganz besonders auf das Stück Crossroads zu. Hierüber habe ich gelesen, dass es hauptsächlich um biblische Referenzen geht - nachvollziehbar, liest man den Text. Ich sehe darin eher die Beschreibung einer Person im Kampf mit sich selbst, einer Person, die auf der Suche nach sich selbst ist. Wie dem auch sei - mit "Crossroads "ist ein weiterer, wunderschöner Song in Moll und nur von Klavier begleitet auf dem Album vertreten.
Möglicherweise war es der damaligen Zeit, als sich der Vietnamkrieg in den 70ern fast auf seinem finalen Höhepunkt befand und die Presse ausführlich darüber berichtete geschuldet, dass mit The Grave ein Antikriegslied vertreten sein musste. Zeilen wie "Und tief im Graben wartete er stundenlang / Als er an seinem Gewehr hielt und betete, nicht zu sterben / Aber die Stille der Nacht wurde durch Feuer zerstört / Als Waffen und Granaten scharf durch die Luft gestrahlt / Und nacheinander wurden seine Kameraden geschlachtet", eingehüllt in eine passende, sehr zurückhaltende Melodie, haben ihre Wirkung nicht verfehlt.
Mit dem Tradional Babylon, einem in den 30er Jahren in einem Warschauer Ghetto geschriebenen Musikstück, wird ein herausragendes, bis heute bekanntes Album geschlossen. Bis auf diesen Schlusssong sind alle Stücke des Albums von McLean geschriebenen.
"American Pie", so darf getrost gesagt werden, ist eine typisch amerikanische Platte. Wer neben der Melodie auch in die Texte eintauchen mag, wird schnell feststellen, dass hier ein großartiger Poet absolut treffende Worte zur Beschreibung verschiedenster Lebenssituationen gefunden hat. Das Album hat durchgehend warme, fließende Töne, keiner der Songs reißt den Hörer aus seinem Dahinschwelgen heraus. So ist "American Pie" ein wunderschönes Album voll schöner Melodien, welches textlich heute so aktuell ist wie zu seiner Erscheinung. Ich wage zu sagen, dies ist ein Album, welches nicht nur heute, nach 50 Jahren, noch immer gehört wird. Sondern auch Im Jahr 2071, also während der nächsten 50 Jahre nicht in Vergessenheit geraten wird.
Ein zeitloses Kleinod.
[Die Songs]
* American Pie - 8:33
* Till Tomorrow - 2:11
* Vincent - 3:55
* Crossroads - 3:34
* Winterwood - 3:09
* Empty Chairs - 3:24
* Everybody Loves Me, Baby - 3:37
* Sister Fatima - 2:31
* The Grave - 3:08
* Babylon - 1:40
[Im Web]
Don McLean - Offizielle Website
Don McLean - Wikepedia
Eine Hommage anlässlich seines 75. Geburtstages auf "Radio-Rebell"