Bruce Spingsteen - Western Stars - Americana / USA - VÖ Juni 2019
"Der Boss", wie er sich selber nicht nennt, den Titel aber von seinen Fans aufgedrückt bekam, hat wieder zugeschlagen. Nicht mit der E-Street-Band, vielmehr ist dies sein neues Soloalbum. Auf dem Cover ein in die Weite galoppierendes Pferd, das Booklet gespickt mit sehnsuchtvollen Bildern, ...das schnuppert nach Lonesome-Wolf-Songs, nach melancholischen Balladen. Ob dem so ist? Wir werden sehen resp. hören.
[Die Band] (Auszug)
Bruce Springsteen
Vocals, Acoustic Guitar, Glockenspiel, Synth Strings, Banjo, Percussion, Electric Guitar, Piano, Orchestral Samples, Mellotron
Patti Scialfa
Vocals, Vocal Arrangement
Ron Aniello:
Upright Bass, Piano, Electric Guitar, Percussion, Vibraphone, Bass, Drums, Background Vocal
u.v.m.
[Die Scheibe]
Auf seinem Opener Hitch Hikin' singt Springsteen davon, wie er per Anhalter, ohne Ziel und ohne Karte, nur Wind und Wetter folgend irgendwohin fahren will. Wie er nur mit dem, was er tragen kann und einem Song im Gepäck den ganzen Tag per Anhalter unterwegs sein wird.
Natürlich wird niemand einem Springsteen abnehmen, sich per Anhalter auf einen imaginären Weg zu machen. Natürlich werden hier Sehnsüchte bedient. Aber - geht es nicht auch in vielen anderen Songs anderer Barden darum, Landschaften, Wünsche und Sehnsüchte zu produzieren und ein Wir-Gefühl, eine Verbundenheit mit dem Hörer zu schaffen? So leitet dieser Song auf treffliche Weise ein, was die Abbildung des Booklet verkündet. Es geht hinaus in die Ferne, ein Ziel ist am Horizont nicht zu erkennen. Komm einfach mit auf die Reise. Egal, wohin der Weg führt, es wird ein gefahrvoller, aber ein guter Weg werden.
Hitch Hikin'
Auf diesem Album erleben wir nicht den karo-hemdsärmeligen Worker, der seine Songs, unterstützt von seiner E-Street-Band, in ein paralysiertes Publikum schreit. Hier hören wir Springsteen leise und verhalten, Springsteen als famosen Storyteller. Meist spartanisch instrumentiert starten seine Geschichten, um ab und an in orchestrale Höhen zu steigen. Und - der Mann kann singen. Wenngleich ich das auf seinem Album "The Ghost of Tom Joad" bereits ahnte oder nach seinem wunderschönen Soundtrack-Song ---> Lift Me Up bereits wusste, war ich hier ob seiner Vielfalt doch überrascht.
(Soundtrack im Film ---> Limbo - Wenn der Nebel sich lichtet).
Western Stars ist kein (bei Springsteen oftmals) politisches Album. Vielmehr ist es rückwärts gewandt, fort aus der Trump-Zeit (dessen erklärter Widersacher er ist), zurück in ein vermeintlich besseres, heiles Amerika. In eine Zeit, in der es der einfache Mann durch Willen und Arbeit noch zu etwas bringen konnte.
Zurück dorthin führt der Song, in dem die Frau, die ihn einst verließ, doch irgendwann erkennt, was sie an ihrem hart arbeitenden Mann hat. Und in den Zug steigt, zurück zu ihrem Mann nach Tucson, wo er ahnend bereits auf den Five-Fifteen-Train wartet. Ein Mann kann sich ändern, sie wird zurückkommen.
Tucson Train
Springsteen spielt auf Western Stars gekonnt mit den Sehnsüchten der Menschen. Schöne, metapherbehangene Texte mit noch schöneren Melodien. Dieser Scheibe kann man mit in die Ferne gerichtetem, wissendem Kopfnicken folgen und sich dort, wo und wenn man es mag, wiederfinden. Ein nostalgischer Trip in die amerikanische Seele.
Springsteen kann singen, hatte ich oben erwähnt. Sofern diese Aussage mit den bisher eingestellten Songs nicht hinreichend belegt wurde, so mag einer der für mich schönsten Songs des Albums überzeugen,
There Goes My Miracle
untermalt von satten Streichern und viel Pathos. Nicht ganz so voluminös geht es allerdings auf den beiden für mich wahren Perlen des Albums zu, die diese Scheibe beenden.
Passend zum Song cruised im zugehörigen Video ein alter Cadillac durch die amerikanischen Weiten. Auf Super- 8 Format reduzierte, in retrofarben gehaltenen Bildern lässt das Automobil die Landschaft mal hinter sich, mal fährt es in die Weite der Landschaft hinein, vorbei an Windkrafträdern, Kakteen, den Bergen im Sonnenlicht entgegen.
Hello Sunshine
Möglicherweise ist ein altes, heruntergekommenes Motel das Ziel dieser ziellosen Fahrt. Die Sonne ist lange untergegangen, Zeit, sich auszuruhen. Natürlich im
Moonlight Motel
Springsteen - das ist einerseits der Stadionheroe, der voller Dampf die Menge zum Brodeln bringen kann. Der, den ich nicht sehr mag. Andererseits ist er der Barde leiser, verhaltener Töne. Der Storyteller, der Alben wie Tom Joad oder Nebraska hervorgebracht hat. In diese Reihe stelle ich Western Stars, so mag ich ihn. Leise und verhalten.
[Die Songs]
01. Hitch Hikin’
02. The Wayfarer
03. Tucson Train
04. Western Stars
05. Sleepy Joe’s Café
06. Drive Fast (The Stuntman)
07. Chasin’ Wild Horses
08. Sundown
09. Somewhere North of Nashville
10. Stones
11. There Goes My Miracle
12. Hello Sunshine
13. Moonlight Motel
[Die Verpackung]
Eigentlich mag ich diese Digipacks. Nicht hier. Optisch ist es zwar schön gemacht, aber! In der linken Papplasche steckt ein Booklet, in der rechten Papplasche steckt die CD. Beides lässt sich nur kniffelig mit den Fingerspitzen herauspokeln. Sofern dies häufiger geschieht - was der CD zu wünschen wäre - dürfte das Digipack nicht lange überleben. Es gibt bessere Lösungen: links ein Schlitz, in den das Booklet leicht eingesteckt werden kann. Rechts ein Tray, auf den die CD-Öffnung einfach aufgesteckt wird. Diese Dinger gibt es mittlerweilse aus Pappe - da muss kein Plastik mehr verarbeitet werden.
[Das Booklet]
Beispielhaft! Zwanzig Hochglanzseiten, mit unterschiedlichen Fotos oder Grafiken versehen. Darüber sind gut lesbar die Songtexte abgedruckt. Die letzten beiden Innenseiten enthalten ausführliche Infos zu den beteiligten Künstlern und weiteren Mitschaffenden des Albums. Top!
[Im Web]
Springsteen - Offizielle Website
Springsteen auf Wikipedia
The Wish - Deutscher Fanclub
"Der Boss", wie er sich selber nicht nennt, den Titel aber von seinen Fans aufgedrückt bekam, hat wieder zugeschlagen. Nicht mit der E-Street-Band, vielmehr ist dies sein neues Soloalbum. Auf dem Cover ein in die Weite galoppierendes Pferd, das Booklet gespickt mit sehnsuchtvollen Bildern, ...das schnuppert nach Lonesome-Wolf-Songs, nach melancholischen Balladen. Ob dem so ist? Wir werden sehen resp. hören.
[Die Band] (Auszug)
Bruce Springsteen
Vocals, Acoustic Guitar, Glockenspiel, Synth Strings, Banjo, Percussion, Electric Guitar, Piano, Orchestral Samples, Mellotron
Patti Scialfa
Vocals, Vocal Arrangement
Ron Aniello:
Upright Bass, Piano, Electric Guitar, Percussion, Vibraphone, Bass, Drums, Background Vocal
u.v.m.
[Die Scheibe]
Auf seinem Opener Hitch Hikin' singt Springsteen davon, wie er per Anhalter, ohne Ziel und ohne Karte, nur Wind und Wetter folgend irgendwohin fahren will. Wie er nur mit dem, was er tragen kann und einem Song im Gepäck den ganzen Tag per Anhalter unterwegs sein wird.
Natürlich wird niemand einem Springsteen abnehmen, sich per Anhalter auf einen imaginären Weg zu machen. Natürlich werden hier Sehnsüchte bedient. Aber - geht es nicht auch in vielen anderen Songs anderer Barden darum, Landschaften, Wünsche und Sehnsüchte zu produzieren und ein Wir-Gefühl, eine Verbundenheit mit dem Hörer zu schaffen? So leitet dieser Song auf treffliche Weise ein, was die Abbildung des Booklet verkündet. Es geht hinaus in die Ferne, ein Ziel ist am Horizont nicht zu erkennen. Komm einfach mit auf die Reise. Egal, wohin der Weg führt, es wird ein gefahrvoller, aber ein guter Weg werden.
Hitch Hikin'
Auf diesem Album erleben wir nicht den karo-hemdsärmeligen Worker, der seine Songs, unterstützt von seiner E-Street-Band, in ein paralysiertes Publikum schreit. Hier hören wir Springsteen leise und verhalten, Springsteen als famosen Storyteller. Meist spartanisch instrumentiert starten seine Geschichten, um ab und an in orchestrale Höhen zu steigen. Und - der Mann kann singen. Wenngleich ich das auf seinem Album "The Ghost of Tom Joad" bereits ahnte oder nach seinem wunderschönen Soundtrack-Song ---> Lift Me Up bereits wusste, war ich hier ob seiner Vielfalt doch überrascht.
(Soundtrack im Film ---> Limbo - Wenn der Nebel sich lichtet).
Western Stars ist kein (bei Springsteen oftmals) politisches Album. Vielmehr ist es rückwärts gewandt, fort aus der Trump-Zeit (dessen erklärter Widersacher er ist), zurück in ein vermeintlich besseres, heiles Amerika. In eine Zeit, in der es der einfache Mann durch Willen und Arbeit noch zu etwas bringen konnte.
Zurück dorthin führt der Song, in dem die Frau, die ihn einst verließ, doch irgendwann erkennt, was sie an ihrem hart arbeitenden Mann hat. Und in den Zug steigt, zurück zu ihrem Mann nach Tucson, wo er ahnend bereits auf den Five-Fifteen-Train wartet. Ein Mann kann sich ändern, sie wird zurückkommen.
Tucson Train
Springsteen spielt auf Western Stars gekonnt mit den Sehnsüchten der Menschen. Schöne, metapherbehangene Texte mit noch schöneren Melodien. Dieser Scheibe kann man mit in die Ferne gerichtetem, wissendem Kopfnicken folgen und sich dort, wo und wenn man es mag, wiederfinden. Ein nostalgischer Trip in die amerikanische Seele.
Springsteen kann singen, hatte ich oben erwähnt. Sofern diese Aussage mit den bisher eingestellten Songs nicht hinreichend belegt wurde, so mag einer der für mich schönsten Songs des Albums überzeugen,
There Goes My Miracle
untermalt von satten Streichern und viel Pathos. Nicht ganz so voluminös geht es allerdings auf den beiden für mich wahren Perlen des Albums zu, die diese Scheibe beenden.
Passend zum Song cruised im zugehörigen Video ein alter Cadillac durch die amerikanischen Weiten. Auf Super- 8 Format reduzierte, in retrofarben gehaltenen Bildern lässt das Automobil die Landschaft mal hinter sich, mal fährt es in die Weite der Landschaft hinein, vorbei an Windkrafträdern, Kakteen, den Bergen im Sonnenlicht entgegen.
Hello Sunshine
Möglicherweise ist ein altes, heruntergekommenes Motel das Ziel dieser ziellosen Fahrt. Die Sonne ist lange untergegangen, Zeit, sich auszuruhen. Natürlich im
Moonlight Motel
Springsteen - das ist einerseits der Stadionheroe, der voller Dampf die Menge zum Brodeln bringen kann. Der, den ich nicht sehr mag. Andererseits ist er der Barde leiser, verhaltener Töne. Der Storyteller, der Alben wie Tom Joad oder Nebraska hervorgebracht hat. In diese Reihe stelle ich Western Stars, so mag ich ihn. Leise und verhalten.
[Die Songs]
01. Hitch Hikin’
02. The Wayfarer
03. Tucson Train
04. Western Stars
05. Sleepy Joe’s Café
06. Drive Fast (The Stuntman)
07. Chasin’ Wild Horses
08. Sundown
09. Somewhere North of Nashville
10. Stones
11. There Goes My Miracle
12. Hello Sunshine
13. Moonlight Motel
[Die Verpackung]
Eigentlich mag ich diese Digipacks. Nicht hier. Optisch ist es zwar schön gemacht, aber! In der linken Papplasche steckt ein Booklet, in der rechten Papplasche steckt die CD. Beides lässt sich nur kniffelig mit den Fingerspitzen herauspokeln. Sofern dies häufiger geschieht - was der CD zu wünschen wäre - dürfte das Digipack nicht lange überleben. Es gibt bessere Lösungen: links ein Schlitz, in den das Booklet leicht eingesteckt werden kann. Rechts ein Tray, auf den die CD-Öffnung einfach aufgesteckt wird. Diese Dinger gibt es mittlerweilse aus Pappe - da muss kein Plastik mehr verarbeitet werden.
[Das Booklet]
Beispielhaft! Zwanzig Hochglanzseiten, mit unterschiedlichen Fotos oder Grafiken versehen. Darüber sind gut lesbar die Songtexte abgedruckt. Die letzten beiden Innenseiten enthalten ausführliche Infos zu den beteiligten Künstlern und weiteren Mitschaffenden des Albums. Top!
[Im Web]
Springsteen - Offizielle Website
Springsteen auf Wikipedia
The Wish - Deutscher Fanclub