MIDLAKE - A BRIDGE TO FAR
Erscheinungsdatum: 07. November 2025
Label: Bella Union/PIAS
Tracks: 10
Tracklist:
1. Days Gone By 03:06
2. A Bridge To Far 03:44
3. The Ghouls 03:58
4. Guardians (ft. Madison Cunningham) 03:41
5. Make Haste 04:50
6. Eyes Full of Animal 04:56
7. The Calling 03:06
8. Lion's Den 03:44
9. Within/Without 05:09
10. The Valley of Roseless Thorns 02:23
Gesamt: 37:37
Aktuelle Besetzung:
Eric Pulido / Vocals, acoustic guitar, electric guitar, bells
Jesse Chandler / Background vocals, piano, Hammond organ, mellotron, Rhodes, casio organ, bells, flute, alto flute, bansuri flute, clarinet, bass clarinet, alto sax, recorders
McKenzie Smith / drums, percussion
Mike Luzecky / electric bass, upright bass
Eric Nichelson / Electric guitar, acoustic guitar, bells
Joey McClellan / Electric guitar, acoustic guitar, background vocals
Gastmusiker:
Sam Evian / Tenor sax, background vocals, percussion
Madison Cunningham / Vocals on Guardians
Nico Chandler / Alto bells on Days Gone By
Hannah Cohen, Meg Lui / Background vocals
Produced by Sam Evian
Mixed by Sam Evian
Im Brezel schrieb ich vor einigen Tagen ich sei schockverliebt. Nun, dieser Zustand hält an, insbesondere da die Platte gestern jetzt zum vierten Male von mir aufgelegt wurde. Gut, ich bin Fan der Midlakes seit dem zweiten Album „The Trails…“ und wurde bisher von keinem Album enttäuscht. Auch nicht als der Kopf der Gruppe, Tim Smith, die Band im November 2012 verließ und nunmehr als „Harp“ agiert.
Aber dieses neue Werk, erstaunlich schnell für ihre Verhältnisse nachgelegt, so brauchten sie nur 3 Jahre und 8 Monate seit „For The Sake Of Bethel Woods“, ist für mich außergewöhnlich. Es greift den Spirit des Über-Albums „The Trail…“ auf und knüpft irgendwie nahtlos daran an. Möglicherweise wird es in meiner Rangfolge dieses bald vom Thron stoßen. Einziges erkennbares Manko: es ist mit rund 37 Minuten Spielzeit eindeutig zu kurz.
Wie man dem Foto entnehmen kann habe ich auch diesmal für die Vinylversion entschieden, über die gewählte giftgrüne Farbe lässt sich sicherlich trefflich steiten.
Auf den formidablen Klang hat dies jedenfalls keinen Einfluss.
Versuchten Midlake noch auf „Antiphon“ und „For the sake of….“ psychedelische oder spacige Elemente in ihren Sound einzubauen und sich so vom Klangkonzept, welches Tim Smith ersonnen hatte, zu lösen, so vertrauen sie in 2025 wieder ihren Kernkompetenzen und liefern grandiose Hooks, wunderbare Satzgesänge und traumhafte Melodien ab. Auch wenn manche Songs, so gleich der Auftakt „Days Gone By“ eher ruhig und verhalten beginnen, erstrahlen dann spätestens nach der ersten Hook weitere Klangfarben und die im Beiblatt genannte Instrumentenvielfalt (alto flute, basuri flute!) wird hörbar. Gerade die verschiedenen Blasinstrumente geben jedem Song eine individuelle Note. Beim konzentrieren Zuhören (ich empfehle, dazu die Augen zu schließen) entdeckt man auch bei wiederholten Zuhören noch ungehörte feine musikalische Tupfer.
Das schon direkt der Auftakt mit Chorgesang, Querflöte und Pedal-Steel-Akzenten eine hippieske Leichtigkeit entfaltet sollte Hörer die Midlake noch nicht kennen, sofort hellhörig werden lassen. Parallelen zu meiner zweiten Lieblingsband aus diesem Genre, den Fleet Foxes, sind nicht von der Hand zu weisen.
Mit dem Titeltrack "A bridge to far" gelingt ihnen dann ein richtiges Statement und der Song entpuppt sich schnell als ebenbürtiges Highlight neben „Roscoe“: So, und nicht anders, hat eine perfekte Mischung aus Folk und Country zu klingen. Kompositorische Eleganz und handwerkliches Können sowie ein unwiderstehlicher Refrain stellen mir die Nackenhaare auf.
"The ghouls" schlägt erstmals härtere Töne an, fast schon rockig, mit einem treibenden Schlagzeug und einer subtilen Spannung. Klar Midlake bedienen sich hier den klassischen Elementen von Rock und Pop, aber fügen ihnen hier und dort einen Widerhaken oder auch eine kurze Phase entrückter Atmosphäre hinzu.
In "Make haste" können Eric Nichelson und McKenzie Smith ihre jazzige Herkunft nicht verbergen: Klavierarpeggien, fein gesetzte Ghostnotes, eine markante Basslinie – das kreuzt auf recht raffinierte Weise Philly-Soul-Eleganz mit unverhohlen erkennbaren Doors-Anleihen.
Toll auch, wie in "Guardians" eine schöne Frauenstimme, in diesem Fall beigesteuert von Madison Cunningham, in das sanft schwebende Stück eingebaut wird.
Auch bei allen weiteren Songs des Albums zeigt das texanische Kollektiv um Sänger und Gitarrist Eric Pulido, dass Wärme, Harmoniestreben und Wohlfühlklänge eben nicht zwingend mit Rückwärtsgewandtheit, Vorhersehbarkeit oder gepflegter Langeweile gleichzusetzen sind. Wo beispielsweise „The Courage Of Others“ noch erheblich mehr in pastoraler Melancholie schwelgte (dieses lief kürzlich auch noch mal und ich vermisste sehr die zwingenden Melodien), wirkt das neue Material lichter, offener, ja fast schon sommerlich.
Der Ausklang auf Seite 2 mit "Within/without" eine getragene, fast schon sakrale Nummer mit verhallten Drums und Streichern, zeigt dann, dass Midlake eher die Entspannung suchen anstatt des großen schmetternden Finales. Ein nachdenkliches "The valley of roseless thorn" beschließt dann dieses grandiose Album – lässt aber mit der Textzeile „In the end, what was all of this for?“ Fragen aufkommen. Ich hoffe sehr, dass sich die Band keine Sinnfragen stellt und auf diesem Pfad weitergeht bis zum nächsten großen Album.
Zu meiner Enttäuschung haben Midlake aktuell kein Konzert in Deutschland geplant. Daher bin ich fast wild entschlossen sie bei ihrer anstehenden kleinen Europareise im Februar 2026 entweder in Gent oder Amsterdam (von Köln aus beide in gut 2h40min zu erreichen) zu besuchen. Ich muss dieses Album unbedingt auch live hören!
Discographie:
2004: Bamnan and Slivercork
2006: The Trials of Van Occupanther
2010: The Courage of Others
2013: Antiphon
2022: For the Sake of Bethel Woods
2025: A Bridge To Far
Erscheinungsdatum: 07. November 2025
Label: Bella Union/PIAS
Tracks: 10
Tracklist:
1. Days Gone By 03:06
2. A Bridge To Far 03:44
3. The Ghouls 03:58
4. Guardians (ft. Madison Cunningham) 03:41
5. Make Haste 04:50
6. Eyes Full of Animal 04:56
7. The Calling 03:06
8. Lion's Den 03:44
9. Within/Without 05:09
10. The Valley of Roseless Thorns 02:23
Gesamt: 37:37
Aktuelle Besetzung:
Eric Pulido / Vocals, acoustic guitar, electric guitar, bells
Jesse Chandler / Background vocals, piano, Hammond organ, mellotron, Rhodes, casio organ, bells, flute, alto flute, bansuri flute, clarinet, bass clarinet, alto sax, recorders
McKenzie Smith / drums, percussion
Mike Luzecky / electric bass, upright bass
Eric Nichelson / Electric guitar, acoustic guitar, bells
Joey McClellan / Electric guitar, acoustic guitar, background vocals
Gastmusiker:
Sam Evian / Tenor sax, background vocals, percussion
Madison Cunningham / Vocals on Guardians
Nico Chandler / Alto bells on Days Gone By
Hannah Cohen, Meg Lui / Background vocals
Produced by Sam Evian
Mixed by Sam Evian
Im Brezel schrieb ich vor einigen Tagen ich sei schockverliebt. Nun, dieser Zustand hält an, insbesondere da die Platte gestern jetzt zum vierten Male von mir aufgelegt wurde. Gut, ich bin Fan der Midlakes seit dem zweiten Album „The Trails…“ und wurde bisher von keinem Album enttäuscht. Auch nicht als der Kopf der Gruppe, Tim Smith, die Band im November 2012 verließ und nunmehr als „Harp“ agiert.
Aber dieses neue Werk, erstaunlich schnell für ihre Verhältnisse nachgelegt, so brauchten sie nur 3 Jahre und 8 Monate seit „For The Sake Of Bethel Woods“, ist für mich außergewöhnlich. Es greift den Spirit des Über-Albums „The Trail…“ auf und knüpft irgendwie nahtlos daran an. Möglicherweise wird es in meiner Rangfolge dieses bald vom Thron stoßen. Einziges erkennbares Manko: es ist mit rund 37 Minuten Spielzeit eindeutig zu kurz.
Wie man dem Foto entnehmen kann habe ich auch diesmal für die Vinylversion entschieden, über die gewählte giftgrüne Farbe lässt sich sicherlich trefflich steiten.
Auf den formidablen Klang hat dies jedenfalls keinen Einfluss.
Versuchten Midlake noch auf „Antiphon“ und „For the sake of….“ psychedelische oder spacige Elemente in ihren Sound einzubauen und sich so vom Klangkonzept, welches Tim Smith ersonnen hatte, zu lösen, so vertrauen sie in 2025 wieder ihren Kernkompetenzen und liefern grandiose Hooks, wunderbare Satzgesänge und traumhafte Melodien ab. Auch wenn manche Songs, so gleich der Auftakt „Days Gone By“ eher ruhig und verhalten beginnen, erstrahlen dann spätestens nach der ersten Hook weitere Klangfarben und die im Beiblatt genannte Instrumentenvielfalt (alto flute, basuri flute!) wird hörbar. Gerade die verschiedenen Blasinstrumente geben jedem Song eine individuelle Note. Beim konzentrieren Zuhören (ich empfehle, dazu die Augen zu schließen) entdeckt man auch bei wiederholten Zuhören noch ungehörte feine musikalische Tupfer.
Das schon direkt der Auftakt mit Chorgesang, Querflöte und Pedal-Steel-Akzenten eine hippieske Leichtigkeit entfaltet sollte Hörer die Midlake noch nicht kennen, sofort hellhörig werden lassen. Parallelen zu meiner zweiten Lieblingsband aus diesem Genre, den Fleet Foxes, sind nicht von der Hand zu weisen.
Mit dem Titeltrack "A bridge to far" gelingt ihnen dann ein richtiges Statement und der Song entpuppt sich schnell als ebenbürtiges Highlight neben „Roscoe“: So, und nicht anders, hat eine perfekte Mischung aus Folk und Country zu klingen. Kompositorische Eleganz und handwerkliches Können sowie ein unwiderstehlicher Refrain stellen mir die Nackenhaare auf.
"The ghouls" schlägt erstmals härtere Töne an, fast schon rockig, mit einem treibenden Schlagzeug und einer subtilen Spannung. Klar Midlake bedienen sich hier den klassischen Elementen von Rock und Pop, aber fügen ihnen hier und dort einen Widerhaken oder auch eine kurze Phase entrückter Atmosphäre hinzu.
In "Make haste" können Eric Nichelson und McKenzie Smith ihre jazzige Herkunft nicht verbergen: Klavierarpeggien, fein gesetzte Ghostnotes, eine markante Basslinie – das kreuzt auf recht raffinierte Weise Philly-Soul-Eleganz mit unverhohlen erkennbaren Doors-Anleihen.
Toll auch, wie in "Guardians" eine schöne Frauenstimme, in diesem Fall beigesteuert von Madison Cunningham, in das sanft schwebende Stück eingebaut wird.
Auch bei allen weiteren Songs des Albums zeigt das texanische Kollektiv um Sänger und Gitarrist Eric Pulido, dass Wärme, Harmoniestreben und Wohlfühlklänge eben nicht zwingend mit Rückwärtsgewandtheit, Vorhersehbarkeit oder gepflegter Langeweile gleichzusetzen sind. Wo beispielsweise „The Courage Of Others“ noch erheblich mehr in pastoraler Melancholie schwelgte (dieses lief kürzlich auch noch mal und ich vermisste sehr die zwingenden Melodien), wirkt das neue Material lichter, offener, ja fast schon sommerlich.
Der Ausklang auf Seite 2 mit "Within/without" eine getragene, fast schon sakrale Nummer mit verhallten Drums und Streichern, zeigt dann, dass Midlake eher die Entspannung suchen anstatt des großen schmetternden Finales. Ein nachdenkliches "The valley of roseless thorn" beschließt dann dieses grandiose Album – lässt aber mit der Textzeile „In the end, what was all of this for?“ Fragen aufkommen. Ich hoffe sehr, dass sich die Band keine Sinnfragen stellt und auf diesem Pfad weitergeht bis zum nächsten großen Album.
Zu meiner Enttäuschung haben Midlake aktuell kein Konzert in Deutschland geplant. Daher bin ich fast wild entschlossen sie bei ihrer anstehenden kleinen Europareise im Februar 2026 entweder in Gent oder Amsterdam (von Köln aus beide in gut 2h40min zu erreichen) zu besuchen. Ich muss dieses Album unbedingt auch live hören!
Discographie:
2004: Bamnan and Slivercork
2006: The Trials of Van Occupanther
2010: The Courage of Others
2013: Antiphon
2022: For the Sake of Bethel Woods
2025: A Bridge To Far