THE RUNAWAYS

Kim Fowley und seine rockenden Teeniegirls

 
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THE RUNAWAYS

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Gepostet: 05.03.2007 - 08:36 Uhr  ·  #1
Man könnte es als eine glückliche Fügung bezeichnen: Sandy West (Drums), Joan Jett (Gitarre) und Kari Krome wollten eine Girlgroup gründen, und Manager und Künstler Kim Fowley suchte zeitgleich etwas, das es bis dahin noch nicht gegeben hatte: Eine Band aus rockenden Teenie Girls. Das Aufeinandertreffen der vier führte zur Gründung der Gruppe The Runaways. Das Mädchen-Trio startete 1975 und nahm die ersten Demo Songs auf. Diese wurden zwar nicht veröffentlicht, später dann aber als „Born to be bad“ doch noch dem Publikum vorgelegt, als der Erfolg schon da war. Kari Krome war eigentlich lediglich die Songwriterin, wohingegen Joan Jett und Sandy West bei diesen Demoaufnahmen durch Michael Steele unterstützt wurden. Steele kam dann in den Achtziger Jahren gross heraus, als er eine andere Frauentruppe - die Bangles - lancierte. Als Bassistin stieg dann Lita Ford bei den Runaways ein.

Kim Fowley und Joan Jett entdeckten dann in der Teenager-Diskothek „The Sugar Shack“ auf Cherie Currie. Ausserdem auf Peggy Foster, die zuvor bereits in den lokalen Bands Sasparilla und Champion die Bassgitarre gespielt hatte. Doch noch vor dem ersten Album stieg sie schon wieder aus und wurde ersetzt durch Jackie Fox. Anfang des Jahres 1976 unterschrieb die nun komplette Band bei der Plattenfirma Mercury Records und veröffentlichte dort ihre allererste LP, sowie die erste Single mit dem Titel „Cherry Bomb“. Sogleich ging die Girliegroup auf Welt-Tournee. In ihrem Vorprogramm spielten damals spätere Koryphäen wie Cheap Trick oder Tom Petty und seine Heartbreakers.

Im darauffolgenden Jahr – 1977 – veröffentlichte die Band gleich zwei Alben, und zwar einerseits das zweite Studioalbum „Queens of Noise“, und ausserdem das während ihrer Fernost-Tournee aufgezeichnete „Live in Japan“. Auch das Personalkarrussell drehte sich weiter: Für die ausgetretene Jackie Fox kam neu Vicki Blue in die Band, und nur kurze Zeit später stieg auch Cherie Currie aus. Joan Jett wurde zur Leadsängerin. 1978 kam der erste grössere Bremser, da nämlich die dritte LP „Waiting fort he Night“ nur mässig erfolgreich war und das führte dann auch ziemlich aprupt dazu, dass der Mentor und Gründervater Kim Fowley die Band im Regen stehen liess. Im Herbst 1978 wurde die Band von einem neuen Management übernommen. Der Personalwechsel ging jedoch munter weiter, und die erst kurz zuvor zur Band gestossene Vicki Blue verliess die Band wieder, nach nicht einmal ganz einem Jahr.

Es folgte kurz vor dem Jahreswechsel 1978/1979 die nächste LP mit dem Titel „And now…..The Runaways“. Die neu zur Band gestossene Bassistin Laurie McAllister war zwar danach noch kurz in zwei Videoclips der Band zu sehen, doch in den Genuss von Plattenaufnahmen kam sie leider nicht mehr, denn die Runaways lösten sich Anfang 1979 auf.

Fünf weibliche Teenies, grade mal um die 16 Jahre alt, die alle ihre eigenen Instrumente spielten: Das war Mitte der Siebziger Jahre durchaus eine Sensation. Noch in den 60er Jahren waren Girlgroups ausschliesslich Gesangsgruppen, die in der Regel von Top-Studiomusikern begleitet wurden. Es gab zwar einige interessante weiblich besetzte Bands zu der Zeit, wie z.B. die englischen Hardrockerinnen von Girlschool, und innerhalb der Punkszene gehörte Görenrock ebenfalls als festes Element einfach mit in die Szene (vertreten durch Lärmkombos wie The Slits, Kleenex oder Raincoat). Und in den 80er Jahren kamen dann die Bangles und die Go-Go’s (denen ja die bekannte Musikerin Belinda Carlisle angehörte!). Doch erst in den 90er Jahren kehrte ddie Girl Group Szene in den Underground zurück. Es gab zwar noch Bands wie L7, doch die blieben eine Fussnote im Rock’n’Roll Biz. Dafür kehrten dann ab Ende der 90er Jahre wieder auf Gesangsgruppen reduzierte Girlgroups zurück: Die Spice Girls in England und die No Angels in Deutschland. Müsste man heute eine Entscheidung fällen, welches nun die wichtigste und wahrscheinlich auch qualitativ beste Girlgroup der Rockgeschichte gewesen ist, dann müsste man wohl schon die Runaways nennen.

Neuzeitliche Bands wie Hole (die Band der Seattle-Saatkrähe Courtney Love) oder Bikini Kill und zig weitere bezeichnen die Runaways heute als ihren wichtigsten Einfluss und auch heute noch, über ein Vierteljahrhundert nach ihrem Auseinanderfallen besitzt die kalifornische Band noch immer eine sehr grosse Fangemeinschaft bis nach Japan.

Und was ist aus den rockenden Teeniegirls von damals geworden ? Joan Jett war die eigentlich Einzige, die zu einem richtigen Solo-Star avancierte. Schon 1981 hatte sie einen riesigen Hit mit dem Titel „I love Rock’n’Roll“, dem Titelsong ihrer zweiten LP, die sie unter der Bandbezeichnung Joan Jett & The Blackhearts eingespielt hatte. Joan Jett ist heute noch immer mit ihren Blackhearts unterwegs, und hat sich als Einzige dem wilden Rock’n’Roll Leben verpflichtet. Lita Ford hatte ebenfalls eine Solokarriere begonnen, die jedoch nicht unbedingt erfolgreich zu nennen gewesen wäre. Heute ist sie Mutter von zwei Jungs. Sandy West gründete in den 80er Jahren ebenfalls eine neue Band, die Sandy West Band. Da sang sie die Leadstimme und sass auch auf dem Schlagzeugschemel. Die Resonanz war praktisch null, und so zog sie sich kurz darauf ebenfalls aus dem Musikgeschäft zurück. Cherie Currie konnte man später in Filmen wie „This is Spinal Tap“ oder „Foxes“ (mit Jodie Foster) wieder sehen. Ausserdem spielte sie an der Seite von Demi Moore im Streifen „Parasites“. In ihrer Eigenschaft als Illustratorin hat sie ausserdem CD-Covers designed.

Empfehlenswerte Alben sind:

The Runaways (Mercury Records 1976)
Queens of Noise (Mercury Records 1977)
Live in Japan (Mercury Records 1977)

Alle drei Alben gibt es auch als CD auf Cherry Red Records (England, 2003/2004)
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Re: THE RUNAWAYS

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Gepostet: 05.03.2007 - 09:45 Uhr  ·  #2
Da bringst du meine Jugend wieder hervor. Die Runaways und auch Girlschool waren bei uns "harten" Jungs musikalisch sehr gefragt. Wobei die Runaways eindeutig die hübscheren und Girlschool eindeutig die härteren waren. Mein bester Kumpel stand damals total auf die in der Mitte beim rechten Cover. Welche das ist weiß ich aber nicht mehr.

Jerry
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Re: THE RUNAWAYS

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Gepostet: 05.03.2007 - 11:03 Uhr  ·  #3
@Jerry:

Das ist die erst am 21. Oktober 2006 an Krebs verstorbene Schlagzeugerin Sandy West.

😢
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Re: THE RUNAWAYS

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Gepostet: 05.03.2007 - 11:22 Uhr  ·  #4
Oh - hat man gar nicht mitbekommen. Die war sicherlich auch noch viel zu jung.

Und die hat musikalisch kein Bein mehr auf den Boden bekommen ? Schade.

Jerry
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Re: THE RUNAWAYS

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Gepostet: 05.03.2007 - 14:14 Uhr  ·  #5
Kann mich an die Girls auch noch gut erinnern und habe mir einige Vinyls auf Flohmärkten mitgeholt. Klar, lag ihr Plus damals in der Optik. Die Musikmagazine waren voll mit Photos von ihnen. Damit stand die Musik natürlich im Hintergrund. Wenn man(n) sich`s heute anhört, war`s eigentlich ganz passabel
Tom Cody
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Re: THE RUNAWAYS

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Gepostet: 18.12.2009 - 20:51 Uhr  ·  #6
Ja, an diese Girlie- Band kann ich mich auch noch gut erinnern. "Cherry Bomb" und "Queen Of Noise" waren, so glaube ich, damals auch zwei Hits. Dann sind mir auch noch zwei Coverversionen im Gedächtnis: "Mama Weer All Crazee Now" (Slade) und "Eight Days A Week" (Beatles). Joan Jett machte dann später ihre eigene Karriere.
Tom Cody
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Re: THE RUNAWAYS

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Gepostet: 01.12.2014 - 20:34 Uhr  ·  #7
Hoch mit den Girlies.... :bandit:
Street66
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Re: THE RUNAWAYS

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Gepostet: 01.12.2014 - 20:58 Uhr  ·  #8
gibt es auch als Film



sunny
 
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Re: THE RUNAWAYS

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Gepostet: 02.12.2014 - 07:29 Uhr  ·  #9
Zitat geschrieben von Guestuser

Die Runaways und auch Girlschool waren bei uns "harten" Jungs musikalisch sehr gefragt. Wobei die Runaways eindeutig die hübscheren und Girlschool eindeutig die härteren waren.

Jerry


jau so hab ich es auch gesehen,
danke für die Vorstellung! :D
freaksound
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Re: THE RUNAWAYS

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Gepostet: 08.12.2014 - 09:51 Uhr  ·  #10
schöner Artikel (von wem eigentlich - Badger ?)

hab die Runaways in meinen früheren Jahren kaum
wahrgenommen, eher dann Joan Jett.

Für mich, im nachgang, eher simpel gestrickte Rock-Mukke,
mit hohem "sex sells" anteil (zumindest was den optischen Teil betrifft)

Wenn auch spät entdeckt, war für mich jedoch die erste
(mir bekannte) erst zu nehmende Frauen-Rockband Birtha.

Bereits 1968 gegründet und 72 sowie 73 mit LPs auf dem Markt.

Waren in den USA viel auf Tour und spielten u.a. mit Fleetwood Mac,
Alice Cooper, Poco, Black Oak Arkansas, Cheech and Chong, The Kinks,
B.B. King, Three Dog Night, James Gang.

Nach Europa hat sie wohl nur eine Tour geführt und hier sind sie wohl
ziemlich gründlich aus dem (eh sehr löchrigen) musikalischen Kollektiv-
gedächtnis verschwunden. schade eigentlich:
https://www.youtube.com/watch?v=SonFKwygT-I
Rainer The Mage
 
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Re: THE RUNAWAYS

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Gepostet: 08.12.2014 - 22:15 Uhr  ·  #11
Die waren schon ganz schön knackig und die Musik war ganz OK, da gibts heute schlimmere Sex-Sells-Beispiele ;)
moody
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Re: THE RUNAWAYS

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Gepostet: 09.12.2014 - 09:15 Uhr  ·  #12
Nee. Die "1.Frauenrockband" waren die englischen THE LIVERBIRDS. Die spielten 1964 im Starclub und traten im Beatclub auf.

Ein Mitglied der Band ist noch heute mit Frank Dostal (The Rattles,WONDERLAND) verheiratet.

"Steht in Wikipedia".
freaksound
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Re: THE RUNAWAYS

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Gepostet: 09.12.2014 - 16:51 Uhr  ·  #13
@moody : cool - die kannte ich gar nicht ://

Pamela Birch hatte ein tolles Organ (für die gerne missversteher: Stimme):
https://www.youtube.com/watch?v=If1N0-YWL60

witzig was es da alles gab. In den 20´ bis 40´ern waren wohl im Jazz und
anderen populären Musikstilen in den USA Frauenbands nichts ungewöhnliches:
https://www.youtube.com/watch?v=8ACtACBX0gM
moody
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Re: THE RUNAWAYS

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Gepostet: 11.12.2014 - 11:02 Uhr  ·  #14
@freaksound, habe mir Dein Video auf You Tube angesehen. War schon Geil der Beatclub und Anfangs spielten die Bands noch LIVE. Und ich finde THE LIVERBIRDS waren schon was besonderes.

Die blonde Sängerin Pamela Birch ist leider 2009 in Hamburg verstorben.
Tom Cody
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Re: THE RUNAWAYS

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Gepostet: 19.06.2025 - 16:39 Uhr  ·  #15
Ab jetzt wieder mit Cover: :police:



Diese ehemalige Girlieband ist im übrigen das Hauptthema in der aktuellen "Good Times". :-o
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