Nachem ROXY MUSIC im Jahr 1972 ihre gleichnamiges Debutalbum, ---> hier trefflich rezensiert durch badger, veröffentlichten, folgte bereits ein Jahr später das zweite Werk mit dem Titel "For Your Pleasure". Noch einmal ist hier auf einem Roxy-Album Brian Eno zu hören, der danach seine Solokarriee verfolgte.
Haben ROXY MUSIC mit ihrem Debut zweifelsohne eine revolutionäre Platte geschaffen, so ist der Nachfolger nicht minder hervorragend und dürfte im kollektiven musikalischen Gedächtnis länger haften bleiben. Zwar ist es ebenso faszinierend und streckenweise schräg, insgesamt jedoch ausgefeilter und reifer, trotz der Vertracktheit einzelner Songs auch eingängiger.
ROXY MUSIC - For Your Pleasure | GB 1973 | Rock
Es dürfte kein Zufall sein, dass das stil- und kunstvolle Cover dieses Albums so düster und glamourös gestaltet ist. Amanda Lear, um die sich einige Gerüchte rankten, ist darauf vor einer grellweißen Großstadtkulisse in recht lasziver Haltung abgebildet. Sie schockierte die Londoner Männerwelt mit ihrem üppigen Aussehen und ihrer dunklen, sinnlichen Stimme.
Bryan Ferry liebte schöne Frauen und schaffte es, Lear dazu zu bringen, für das Cover von „For Your Pleasure“ mit einem echten, wenn auch stark sedierten Panther zu posieren. Ob Ferry eine Affäre mit Amanda Lear hatte, steht in den Sternen - auf jeden Fall hatte er Affären mit anderen Topmodels, deren Dienste er sich für spätere Plattencover von Roxy Music sicherte (Marilyn Cole - „Stranded“, Jerry Hall - „Siren“).
Wie dem auch sei - meines Erachtens spiegelt dieses Cover bestens die Musik wider, die den Hörer die nächsten 42 Minuten erwartet: Düsterer, glamouröser Sound, experimentell, ausschweifend und avantgardistisch.
Aber nicht nur das. Mit dem Opener Do The Strand weisen ROXY MUSIC bereits auf den Glamrock ihrer späteren Alben hin. Eingängig und tanzbar haben sie hiermit eine Erfolgssingle geschaffen, die auf ihren Konzerten oft als Schlusssong gespielt wurde. Auf der Bühne - welch ein krasser Gegensatz - hier der durchgestylte Ferry, dort der schillernd bunte Eno.
Stilmäßig fügt sich fast nahtlos die Beauty Queen an - eine feine, romantische Ballade, die Dauer-Dandy Ferry mit seiner unverkennbaren Stimme ins Mikrofon haucht. Ebenso unverkennbar ist hier bereits der späte Solo-Ferry zu hören.
Ob Strictly Confidential ohne Andy Mackays Oboe und Saxophon so intensiv geworden wäre? Sein Spiel ist für mich hier das i-Tüpfelchen dieses Songs - direkt gefolgt von Enos Keyboard, gegen das Manzareks E-Gitarre kräftig anspielt. Ein weiteres grandioses Stück auf diesem Album.
Kein anderer Track dieses Albums als In Every Dream Home a Heartache kommt so düster daher wie es das Cover-Artwork bereits vermuten lässt: Brian Eno legt den bedrohlich klingenden Synthie-Klangteppich über Brian Ferrys Sprechgesang, gekrönt wird das Stück von einem psychedelischen Gitarrensolo Phil Manzaneras. Als Freund morbide-düsterer Musikstücke kann ich nur sagen: schaurig-schön!
Ein Füllhorn experimenteller Klangkollagen folgt mit The Bogus Man. Über 9 1/2 Minuten (es ist hiermit gleichsam der längste Track des Albums) wiederholt sich das Stück in einem mitreissendem und treibendem Rhytmus, wie man es ansonsten beispielsweise aus der Krautrockszene kannte.
Brian Eno sagte in einem Interview über diesen Song:
„...Dann fing Paul an, diesen Reggae-Beat dazu zu spielen, etwas sehr langweiliges, und John Porter (der für sie den Bass auf dem Album spielt) machte mit, was ihm ein ganz anderes Gesicht verlieh, und nach und nach entwickelten sich Teile, die völlig unpassend waren, aber funktionierten, weil sie durch reine Willenskraft zusammengehalten wurden. Andy spielte eine Art a-tonalen Saxophonpart, der nichts Besonderes hatte. Ich habe mit dem Lied etwas gemacht - die gleichen 12 Noten immer und immer wieder in unterschiedlichen Zeiten und Umkehrungen, eine Art Schönbergsches Ding aller möglichen Arten, 12 Noten anzuordnen. Ich habe etwas auf dem Synthesizer gespielt, das vom Sound einer Steelband abgeleitet war, und Phil spielte eine sehr einfache Sache, die auf einer Echogitarre basierte. Alle Elemente sind sehr seltsam, aber sie wirken zusammen, um das Gefühl zu vermitteln, dass sich etwas sehr Unbehagliches in eine Richtung bewegt, über die man sich nicht ganz sicher ist.
Für mich ist es wahrscheinlich der erfolgreichste Track, weil es der ist, bei dem die Band am offensichtlichsten zusammenarbeitet, und weil er auch viel Disziplin an den Tag legt.
Der Longplayer schließt mit dem Titelsong For Your Pleasure, in dem sich Eno experimentell noch einmal richtig austoben konnte. Anfangs führt Ferrys einzigartiger Gesang zunächst melodisch, dann immer abgehackter durch das Stück, bis es zum Ende hin Dank Eno immer psychedelischer, schriller und drogenlastiger wird.
Wenn die letzten Töne des Albums verklungen sind, ist der Hörer nach dem großartigen Debut des Jahres 1972 wieder Zeuge eines hervorragenden Albums geworden, welches zweifelsohne mit bahnbrechenden Sounds von Keyboarder Brian Eno, Gitarrist Phil Manzanera und Saxophonist Andrew Mackay sowie natürlich Ferry als Sänger als ein Meilenstein der Rockmusik bezeichnet werden darf. In seiner Dekadenz, mit seinem Glamour und der albumumspannenden Atmosphäre ist es für mich bis heute schlechthin DAS Album der ROXY MUSIC.
Während Eno eine zunehmend avantgardistische Solokarriere startete, konnte Ferrys ROXY MUSIC mit einer Reihe faszinierender Alben große Erfolge erzielen. Diese wurden jedoch von Mal zu Mal weniger künstlerisch und waren zunehmend dem Mainstream zuzuordnen.
[Die Band]
* Gesang, Keyboard: Bryan Ferry
* Synthesizer: Brian Eno
* Saxophon: Andy Mackay
* Gitarre: Phil Manzanera
* Bass: John Porter
* Schlagzeug: Paul Thompson
[Die Songs]
* Do the Strand – 4:04
* Beauty Queen – 4:41
* Strictly Confidential – 3:48
* Editions of You – 3:51
* In Every Dream Home a Heartache – 5:29
* The Bogus Man – 9:20
* Grey Lagoons – 4:13
* For Your Pleasure – 6:51
Haben ROXY MUSIC mit ihrem Debut zweifelsohne eine revolutionäre Platte geschaffen, so ist der Nachfolger nicht minder hervorragend und dürfte im kollektiven musikalischen Gedächtnis länger haften bleiben. Zwar ist es ebenso faszinierend und streckenweise schräg, insgesamt jedoch ausgefeilter und reifer, trotz der Vertracktheit einzelner Songs auch eingängiger.
ROXY MUSIC - For Your Pleasure | GB 1973 | Rock

Bryan Ferry liebte schöne Frauen und schaffte es, Lear dazu zu bringen, für das Cover von „For Your Pleasure“ mit einem echten, wenn auch stark sedierten Panther zu posieren. Ob Ferry eine Affäre mit Amanda Lear hatte, steht in den Sternen - auf jeden Fall hatte er Affären mit anderen Topmodels, deren Dienste er sich für spätere Plattencover von Roxy Music sicherte (Marilyn Cole - „Stranded“, Jerry Hall - „Siren“).
Wie dem auch sei - meines Erachtens spiegelt dieses Cover bestens die Musik wider, die den Hörer die nächsten 42 Minuten erwartet: Düsterer, glamouröser Sound, experimentell, ausschweifend und avantgardistisch.
Aber nicht nur das. Mit dem Opener Do The Strand weisen ROXY MUSIC bereits auf den Glamrock ihrer späteren Alben hin. Eingängig und tanzbar haben sie hiermit eine Erfolgssingle geschaffen, die auf ihren Konzerten oft als Schlusssong gespielt wurde. Auf der Bühne - welch ein krasser Gegensatz - hier der durchgestylte Ferry, dort der schillernd bunte Eno.
Stilmäßig fügt sich fast nahtlos die Beauty Queen an - eine feine, romantische Ballade, die Dauer-Dandy Ferry mit seiner unverkennbaren Stimme ins Mikrofon haucht. Ebenso unverkennbar ist hier bereits der späte Solo-Ferry zu hören.
Ob Strictly Confidential ohne Andy Mackays Oboe und Saxophon so intensiv geworden wäre? Sein Spiel ist für mich hier das i-Tüpfelchen dieses Songs - direkt gefolgt von Enos Keyboard, gegen das Manzareks E-Gitarre kräftig anspielt. Ein weiteres grandioses Stück auf diesem Album.
Kein anderer Track dieses Albums als In Every Dream Home a Heartache kommt so düster daher wie es das Cover-Artwork bereits vermuten lässt: Brian Eno legt den bedrohlich klingenden Synthie-Klangteppich über Brian Ferrys Sprechgesang, gekrönt wird das Stück von einem psychedelischen Gitarrensolo Phil Manzaneras. Als Freund morbide-düsterer Musikstücke kann ich nur sagen: schaurig-schön!
Ein Füllhorn experimenteller Klangkollagen folgt mit The Bogus Man. Über 9 1/2 Minuten (es ist hiermit gleichsam der längste Track des Albums) wiederholt sich das Stück in einem mitreissendem und treibendem Rhytmus, wie man es ansonsten beispielsweise aus der Krautrockszene kannte.
Brian Eno sagte in einem Interview über diesen Song:
„...Dann fing Paul an, diesen Reggae-Beat dazu zu spielen, etwas sehr langweiliges, und John Porter (der für sie den Bass auf dem Album spielt) machte mit, was ihm ein ganz anderes Gesicht verlieh, und nach und nach entwickelten sich Teile, die völlig unpassend waren, aber funktionierten, weil sie durch reine Willenskraft zusammengehalten wurden. Andy spielte eine Art a-tonalen Saxophonpart, der nichts Besonderes hatte. Ich habe mit dem Lied etwas gemacht - die gleichen 12 Noten immer und immer wieder in unterschiedlichen Zeiten und Umkehrungen, eine Art Schönbergsches Ding aller möglichen Arten, 12 Noten anzuordnen. Ich habe etwas auf dem Synthesizer gespielt, das vom Sound einer Steelband abgeleitet war, und Phil spielte eine sehr einfache Sache, die auf einer Echogitarre basierte. Alle Elemente sind sehr seltsam, aber sie wirken zusammen, um das Gefühl zu vermitteln, dass sich etwas sehr Unbehagliches in eine Richtung bewegt, über die man sich nicht ganz sicher ist.
Für mich ist es wahrscheinlich der erfolgreichste Track, weil es der ist, bei dem die Band am offensichtlichsten zusammenarbeitet, und weil er auch viel Disziplin an den Tag legt.
Der Longplayer schließt mit dem Titelsong For Your Pleasure, in dem sich Eno experimentell noch einmal richtig austoben konnte. Anfangs führt Ferrys einzigartiger Gesang zunächst melodisch, dann immer abgehackter durch das Stück, bis es zum Ende hin Dank Eno immer psychedelischer, schriller und drogenlastiger wird.
Wenn die letzten Töne des Albums verklungen sind, ist der Hörer nach dem großartigen Debut des Jahres 1972 wieder Zeuge eines hervorragenden Albums geworden, welches zweifelsohne mit bahnbrechenden Sounds von Keyboarder Brian Eno, Gitarrist Phil Manzanera und Saxophonist Andrew Mackay sowie natürlich Ferry als Sänger als ein Meilenstein der Rockmusik bezeichnet werden darf. In seiner Dekadenz, mit seinem Glamour und der albumumspannenden Atmosphäre ist es für mich bis heute schlechthin DAS Album der ROXY MUSIC.
Während Eno eine zunehmend avantgardistische Solokarriere startete, konnte Ferrys ROXY MUSIC mit einer Reihe faszinierender Alben große Erfolge erzielen. Diese wurden jedoch von Mal zu Mal weniger künstlerisch und waren zunehmend dem Mainstream zuzuordnen.
[Die Band]
* Gesang, Keyboard: Bryan Ferry
* Synthesizer: Brian Eno
* Saxophon: Andy Mackay
* Gitarre: Phil Manzanera
* Bass: John Porter
* Schlagzeug: Paul Thompson
[Die Songs]
* Do the Strand – 4:04
* Beauty Queen – 4:41
* Strictly Confidential – 3:48
* Editions of You – 3:51
* In Every Dream Home a Heartache – 5:29
* The Bogus Man – 9:20
* Grey Lagoons – 4:13
* For Your Pleasure – 6:51