
Künstler: Mystery
Datum: 09.11.2022
Ort: Musiktheater Piano, Dortmund
Delegation vom Zirkus: Stattmeister und zwei Musikfreunde

Ich mache kein Geheimnis (sic!) draus: die Band aus Montreal, Canada, ist nicht nur in Deutschland wenig bekannt, auch hier im Musikzirkus kommen Töne von Mystery, nach meinen Beobachtungen, lediglich bei hmc, pearl, twister und mir aus den Lautsprechern.
Am Mittwoch letzter Woche fanden sich leider auch nur etwa 100 Fans der Canadier im Dortmunder Musiktheater Piano ein. Darunter befanden sich, das konnte man aus ihren Sprachfetzen entnehmen, auch einige niederländische Fans. Erstaunlich, denn einige Tage zuvor waren Mystery sowohl in Arnhem als auch in Zoetermeer aufgetreten. Allerdings haben sie in unserem Nachbarland auch eine noch höhere Reputation. Die, die den Weg nach Dortmund gefunden hatten, aber kamen aber voll auf ihre Kosten, für den fairen Eintritt von 30 Euro wurden uns satte zweieinhalb Stunden Konzert geboten.

Mystery bringen ihren Mix aus Symphonic Prog und Melodic Rock auf sehr schmissige Art und Weise an den Mann. Im Tempo agiert man schön abwechslungsreich. Balladesk-emotionale Momente werden mit druckvoll-temporeichen Passagen gemischt. Leider meinte der Mann am Mischpult wohl „druckvoll und temporeich“ hat auch etwas mit Lautstärke zu tun und drehte den Regler für meinen Geschmack etwas zu weit auf, was im Laufe des Konzertes nervig wurde. Zum Glück habe ich für solche Gelegenheit immer meine Alpine Music Safe Ohrstöpsel in der Tasche mit denen sich das musikalische Geschehen um einige Dezibel verringern lässt, der Hörgenuss dadurch aber nicht leidet.
Mystery blühen auf der Bühne richtig auf und bringen ihre Stärken voll zur Geltung. In einigen Passagen geht es sogar in Richtung Progmetal. An einigen wenigen Stellen wird sich auch lässig den jazzigen Stimmungen gewidmet. Die stets hymnischen Gesangsmelodien haben ihren Ursprung eindeutig im Bereich AOR. Dennoch bleibt die instrumentale Begleitung immer schön auf dem melodischen Prog-Kurs.

Sänger Jean Pageau, der vor einigen Jahren den damals zu Yes abgewanderten Benoit David ersetzt hat, dürfte ein großer Journey-Fan sein und im Übrigen gibt er auf der Bühne durchaus den agilen Performer. Bei den balladesken Passagen greift er hin und wieder zur Querflöte und auch für einige dezente Maskeraden (keinesfalls so üppig wie einst bei Peter Gabriel), die passend zu den Songs gewählt werden, ist er zu haben.

Der symphonische Sound erinnert von der Gitarrenarbeit her immer wieder an den frühen Steve Rothery (Marillion), die Keyboards erfüllen meist ihren Job, indem sie für orchestrale Harmonie und Klangdichte sorgen, Drums und Bass sind typisch für den melodischen Sympho-Prog und wem das alles noch nicht reicht, der darf sich über die fetten Taurus Bass Pedals freuen.
Im Mittelpunkt des Auftritts am Mittwoch standen Lieder aus dem letzten Album „Lies And Butterflies“ welches ebenso wie, überraschenderweise, das 2007er Werk „Beneath The Veil Of Winter's Face“ mit fünf Stücken vertreten war. Mit „Behind the mirror“ gab es auch eine Livepremiere, das Stück erscheint auf den neuen Album, welches für das Frühjahr 2023 angekündigt wurde.


Setlist:
Set 1:
Chrysalis
Come to Me
How Do You Feel?
The Scarlet Eye
Dare to Dream
Where Dreams Come Alive
The Willow Tree
Set 2:
Pride
Behind the Mirror
The Awakening
Shadow of the Lake
The Sailor and the Mermaid
A Song for You
Encore:
Delusion Rain
Travel to the Night
The Preacher's Fall
Mystery sind:
Jean Pageau -Gesang
Michel St-Père - Gitarre, Bass, Keyboard
François Fournier - Bass
Sylvain Moineau - Gitarre
Jean-Sébastien Goyette - Schlagzeug
Antoine Michaud - Keyboard
Diskografie (Studioalben):
Theatre Of Mind 1996
Destiny? 1998
Beneath The Veil Of Winter's Face 2007
One Among The Living 2010
Delusion Rain 2015
Lies And Butterflies 2018
Hörprobe aus 2018:
The Willow Tree