Zitat geschrieben von holger_fischer
Gewöhnungsbedürftig. Kann man so machen,...
Aber für mich ist Free Jazz nicht free. Im Gegenteil. Das ständige Bemühen bloß alles anders zu machen als andere und natürlich auch als man selbst, wirkt sehr unfrei und verkrampft. Um so etwas zu machen, muss man sicher ein guter Musiker sein, damit es nicht in einer Katastrophe endet. Aber es ist herzlos (für mich).
das hier soll herzlos sein???
https://www.youtube.com/watch?v=aMz39CBiziA
Darin steckt mehr Herzblut als in so vielen Rocksongs..... (für mich)
Klar, dass Free Jazz polarisiert.
Diskussionen hierüber kenne ich schon seit langem, und zu Genüge.
Oft oder auch meist ist es leider so, dass sich viele Gegner einer bestimmten Musikrichtung dieser nicht öffnen, nicht öffnen wollen. Auch ich zählte in jungen Jahren zu Jenen, die sich sperrten...
Oft sind es Erlebnisse, die den Blick freimachen auf Unbekanntes. Und wenn man dann sein Herz, nicht das akademische Hirn, öffnet, dann gewinnt man nur....
Beim Free Jazz war es bei mir ein Konzert des japanischen Yosuke Yamashita Trios, 1975 muss das gewesen sein.
Nicht wissend, was da auf mich als damals eingefleischten Jazz-Rock/Fusion-Fan zukam, liess ich es einfach geschehen. Und es geschah. Nach den ersten Schock- und Überraschungs-Momenten folgte ich dem, bisweilen auch meditativ angelegten, Geschehen auf der Bühne und schnell floss diese Musik durch meine Adern.
Es ist nicht richtig, dass wirkliche Free Jazz-Musiker diese Musik aus dem Willen heraus, etwas Anderes machen zu wollen, spielen. Der Jazz ist seit seinem Entstehen in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts letztlich einer ständigen ENTWICKLUNG unterworfen. Und all' jene Musiker, die sich als Free Jazz-Musiker einen Namen machten, sind ganz anders gestartet. John Coltrane zum Beispiel spielte zu Beginn Rhythm 'n' Blues, und seine Entwicklung zum Free Jazzer war ein natürlicher Prozess einer Suche, nicht eines verkrampften Bemühens. Und so ist es mit allen anderen maßgeblichen genau so...
Sicher mag es solche Musiker gegeben haben und geben, die aus dem oben genannten Ansatz gehandelt haben mögen, aber das ist nicht maßgeblich und das ist auch oft rein akademisch geprägte Kopfmusik, die mir auch zuwider ist, mit der ich mich gleichwohl aber auch beschäftigt habe.
Gerade viele Free Jazz-Musiker waren sehr sensible und emotional geprägte Persönlichkeiten, die auf der Bühne genau das taten, was eben aus der Seele und aus dem Herzen kam. Insofern kann Free Jazz in dieser Form nie herzlos sein.. (man kann es gleichwohl natürlich persönlich so empfinden, aber i.d.R. oft nur dann, wenn man sich damit nicht beschäftigt hat...)
So denke ich, dass es auch Komponisten wie Stockhausen oder Ligeti nicht leicht gehabt haben werden, als die brave klassische Gesellschaft geschockt wurde...