Als 1980 das vierte Album der Talking Heads erschien, war das keine sensationelle Entdeckung. Das Album musste einfach her aus einem ganz profanen Grund - die drei ersten Alben waren bereits vorhanden, sie waren gut, und so war die Anschaffung des Viertlings keine Frage. Anfangs drehte das Vinyl seine Runden, später machte die erste CD-Ausgabe dem CD/DVD-Kombiwerk mit dem 5.1 Surround Sound Platz. Wenngleich die CD auch in den letzten Jahren immer wieder mal im Player landete, verschwand sie letztlich doch für eine recht lange Zeit im Regal. Bis vor kurzem der Partymix eines Freundes eine furchtbare Coverversion des Songs "Born Under Punches" in die Boxen schickte. Das Erinnerungsbirnchen strahlte über meinem Kopf,
Talking Heads - Remain In Light | USA 1980 | Punk / NewWave / Funk / Afrobeat...
Die Band war zerstritten, drohte sich aufzulösen - eigentlich existierte sie gar nicht mehr. Die Unstimmigkeiten führten dazu, dass selbst ihr bisheriger Produzent Brian Eno nichts mehr von den Heads wissen wollte. Erst die Gerissenheit weiterer Bandmitglieder führten schließlich dazu, so ist zu lesen, dass dieses Album vor 40 Jahren die Welt erblickte.
Demnach begannen Weymouth (TH-Bass) und Frantz (TH-Drums) gemeinsam mit Harrison (TH-Synth/Gitarre) ein paar lose Jams aufzunehmen. Afrobeat-Rhythmen stapelten sich wild übereinander. Die Soundfiles steckten sie Brian Eno zu. Eno war begeistert, und kurze Zeit später erschien auch Byrne zu den Proben. Zwei Monate danach war „Remain In Light“ fertig.
David Byrne, geboren in Schottland, lernte Ende der 70er Jahre den Nigerianer Fela Kuti (---> Info im Forum) in London kennen und die afrikanischen Rhythmen schätzen. Diesem Umstand und der Hartnäckigkeit des Ehepaars Weymouth/Frantz ist es wohl zu verdanken, dass ein solches Album erst entstehen konnte.
Herausgekommen ist ein eigentlich kaum beschreibbares Werk. Wie durch Zauber fügen sich Rhythmen, die kaum etwas miteinander zu tun haben, jeweils zu einem groovenden, hibbeligen, nervösen Song zusammen. Treibende Drums, Gezirpe hier, Gefiepa da, Gitarrentöne, die eher an ein technisches Gerät denn eine Gitarre erinnern, zwischendurch immer wieder der hysterische, abgehackte, sich überschlagende Gesang des Mastermind David Byrne. In Zeiten des damals angesagten Punk und New Wave dürften derartige Klänge und Rhythmenüberlagerungen bislang nicht zu hören gewesen sein. Bereits der Opener lässt aufhorchen und steht stellvertretend für alle Songs der Scheibe, die ebenso verschachtelt und unruhig-nervös durch die Boxen schallen: Born Under Punches zwingt Deine Füße zum Mitwippen.
Noch nervöser, hektischer fegt Crosseyed And Painless durch die Boxen. Cool-monoton geben Bass und Drums den Takt vor, Gitarre und Synthie flirren um die Wette und irre hektisch singt Byrne ""I'm still waiting / The feeling returns / Whenever we close our eyes / Lifting my head / Looking around inside."". Reichte bislang der Fuß zum Wippen, geraten nun die Tanzbeine in rastlose Bewegung.
Ein Narr wer der Meinung sein könnte, damit wären Power und Hektik bereits auf dem Höhepunkt. Für die nächste Nummer wird vom zweiten Gang der dritte übersprungen und gleich in den vierten geschaltet: The Great Curve. Dieser fiebrige, unruhige Song, getrieben von einem Wahnsinnsbeat, begleitet von sägenden Gitarrenläufen, hibbeligen Synthieklängen wird letztendlich wieder von Byrnes hysterisch-neurotischer, sich überschlagender Stimme in den Soundhimmel erhoben. Begleitgesänge, wie aus weitem Hintergrund heranfliegend, tun ihr Übriges hinzu. Ausklingend ist wieder ein schrilles, sägendes Gitarrensolo zu vernehmen. Eine Hammerscheibe.
Es geht wieder runter in Gang 3,5: In dem Videoclip zu Once In A Lifetime wird Byrne, gekleidet in dunklem Anzug mit Fliege, zur Personifizierung der zappeligen Musik dieses Songs. "Once In A Lifetime" ist auch heute noch ein Diskofeger in jeder Szenedisko, die ein wenig auf sich hält. Was der Tatsache Ausdruck verleiht, wie aktuell und frisch die seinerzeit kreierte Musik auch heute noch ist.
Ein wenig ruhiger geht es auf den letzten vier Songs des Albums zu, wobei das bedrohlich-düstere The Overload sowie das leicht melancholische Listening Wind besonderes hervorstechen.
Remain In Light - ein geniales, "zum Niederknien", wie auch gerne gesagt wird, phantastisches Album, mit dem die Talking Heads ihr Vermächtnis geschaffen haben. Dass dieses Werk das Licht der Welt erblicken konnte, mag an ein Wunder grenzen. Ebenso erstaunlich ist, dass die Band nach Remain In Light trotz ihrer inneren Querelen und Differenzen noch viele weitere erfolgreiche Alben hervorbrachte. Keines jedoch erreichte die Klasse und Dichtheit eines Remain In Light.
[Die Besetzung]
* David Byrne – Gesang, Gitarre, Bass, Keyboard, Perkussion
* Jerry Harrison – Gitarre, Keyboard, Begleitgesang
* Tina Weymouth – Bass, Keyboard, Perkussion, Begleitgesang
* Chris Frantz – Schlagzeug, Keyboard, Perkussion, Begleitgesang
* Brian Eno – Bass, Keyboard, Perkussion, Begleitgesang
* Adrian Belew – Gitarre
* Jose Rossy – Perkussion
* Robert Palmer – Perkussion
* Nona Hendryx – Begleitgesang
[Die Songs]
01-Born Under Punches (The Heat Goes On) – 5:46
02-Crosseyed and Painless – 4:45
03-The Great Curve – 6:26
04-Once in a Lifetime – 4:19
05-Houses in Motion – 4:30
06-Seen and Not Seen – 3:20
07-Listening Wind – 4:42
08-The Overload – 6:00
Talking Heads - Remain In Light | USA 1980 | Punk / NewWave / Funk / Afrobeat...
Die Band war zerstritten, drohte sich aufzulösen - eigentlich existierte sie gar nicht mehr. Die Unstimmigkeiten führten dazu, dass selbst ihr bisheriger Produzent Brian Eno nichts mehr von den Heads wissen wollte. Erst die Gerissenheit weiterer Bandmitglieder führten schließlich dazu, so ist zu lesen, dass dieses Album vor 40 Jahren die Welt erblickte.
Demnach begannen Weymouth (TH-Bass) und Frantz (TH-Drums) gemeinsam mit Harrison (TH-Synth/Gitarre) ein paar lose Jams aufzunehmen. Afrobeat-Rhythmen stapelten sich wild übereinander. Die Soundfiles steckten sie Brian Eno zu. Eno war begeistert, und kurze Zeit später erschien auch Byrne zu den Proben. Zwei Monate danach war „Remain In Light“ fertig.
David Byrne, geboren in Schottland, lernte Ende der 70er Jahre den Nigerianer Fela Kuti (---> Info im Forum) in London kennen und die afrikanischen Rhythmen schätzen. Diesem Umstand und der Hartnäckigkeit des Ehepaars Weymouth/Frantz ist es wohl zu verdanken, dass ein solches Album erst entstehen konnte.
Herausgekommen ist ein eigentlich kaum beschreibbares Werk. Wie durch Zauber fügen sich Rhythmen, die kaum etwas miteinander zu tun haben, jeweils zu einem groovenden, hibbeligen, nervösen Song zusammen. Treibende Drums, Gezirpe hier, Gefiepa da, Gitarrentöne, die eher an ein technisches Gerät denn eine Gitarre erinnern, zwischendurch immer wieder der hysterische, abgehackte, sich überschlagende Gesang des Mastermind David Byrne. In Zeiten des damals angesagten Punk und New Wave dürften derartige Klänge und Rhythmenüberlagerungen bislang nicht zu hören gewesen sein. Bereits der Opener lässt aufhorchen und steht stellvertretend für alle Songs der Scheibe, die ebenso verschachtelt und unruhig-nervös durch die Boxen schallen: Born Under Punches zwingt Deine Füße zum Mitwippen.
Noch nervöser, hektischer fegt Crosseyed And Painless durch die Boxen. Cool-monoton geben Bass und Drums den Takt vor, Gitarre und Synthie flirren um die Wette und irre hektisch singt Byrne ""I'm still waiting / The feeling returns / Whenever we close our eyes / Lifting my head / Looking around inside."". Reichte bislang der Fuß zum Wippen, geraten nun die Tanzbeine in rastlose Bewegung.
Ein Narr wer der Meinung sein könnte, damit wären Power und Hektik bereits auf dem Höhepunkt. Für die nächste Nummer wird vom zweiten Gang der dritte übersprungen und gleich in den vierten geschaltet: The Great Curve. Dieser fiebrige, unruhige Song, getrieben von einem Wahnsinnsbeat, begleitet von sägenden Gitarrenläufen, hibbeligen Synthieklängen wird letztendlich wieder von Byrnes hysterisch-neurotischer, sich überschlagender Stimme in den Soundhimmel erhoben. Begleitgesänge, wie aus weitem Hintergrund heranfliegend, tun ihr Übriges hinzu. Ausklingend ist wieder ein schrilles, sägendes Gitarrensolo zu vernehmen. Eine Hammerscheibe.
Es geht wieder runter in Gang 3,5: In dem Videoclip zu Once In A Lifetime wird Byrne, gekleidet in dunklem Anzug mit Fliege, zur Personifizierung der zappeligen Musik dieses Songs. "Once In A Lifetime" ist auch heute noch ein Diskofeger in jeder Szenedisko, die ein wenig auf sich hält. Was der Tatsache Ausdruck verleiht, wie aktuell und frisch die seinerzeit kreierte Musik auch heute noch ist.
Ein wenig ruhiger geht es auf den letzten vier Songs des Albums zu, wobei das bedrohlich-düstere The Overload sowie das leicht melancholische Listening Wind besonderes hervorstechen.
Remain In Light - ein geniales, "zum Niederknien", wie auch gerne gesagt wird, phantastisches Album, mit dem die Talking Heads ihr Vermächtnis geschaffen haben. Dass dieses Werk das Licht der Welt erblicken konnte, mag an ein Wunder grenzen. Ebenso erstaunlich ist, dass die Band nach Remain In Light trotz ihrer inneren Querelen und Differenzen noch viele weitere erfolgreiche Alben hervorbrachte. Keines jedoch erreichte die Klasse und Dichtheit eines Remain In Light.
[Die Besetzung]
* David Byrne – Gesang, Gitarre, Bass, Keyboard, Perkussion
* Jerry Harrison – Gitarre, Keyboard, Begleitgesang
* Tina Weymouth – Bass, Keyboard, Perkussion, Begleitgesang
* Chris Frantz – Schlagzeug, Keyboard, Perkussion, Begleitgesang
* Brian Eno – Bass, Keyboard, Perkussion, Begleitgesang
* Adrian Belew – Gitarre
* Jose Rossy – Perkussion
* Robert Palmer – Perkussion
* Nona Hendryx – Begleitgesang
[Die Songs]
01-Born Under Punches (The Heat Goes On) – 5:46
02-Crosseyed and Painless – 4:45
03-The Great Curve – 6:26
04-Once in a Lifetime – 4:19
05-Houses in Motion – 4:30
06-Seen and Not Seen – 3:20
07-Listening Wind – 4:42
08-The Overload – 6:00