Die Spencer Davis Group formierte sich 1963 in Birmingham, als der Deutschlehrer Spencer
und nebenberufliche Solo-Blues Performer erkannte, daß ihm das hauptberufliche Musikmachen
mehr Spaß machte, als das Rumärgern mit frechen Pänz.
Der schon bekannte Jazzdrummer Pete York stieg zuerst ein und die Winwood-Brüder Muff (Bass)
und Stevie (Gitarre, Orgel) mußten ihre Muff Woody Jazz Band für aufregendere Klänge an den
Nagel hängen.
Stevie war ein musikalisches Wunderkind; nicht nur perfekt auf seinen Instrumenten, dazu noch
ein hervorragender Sänger und obendrein ein guter Stückeschreiber. Dabei war er zum Start der
SDG gerade mal 17.
Das was wir in unserem jugenlichen Leichtsinn damals 'Beat-Musik' nannten, war in Wirklichkeit
schwarzer Rhythm'n'Blues; natürlich soulgetränkt; auch mit jazzigen Einlagen, den Chicago-Blues
dabei nicht vergessend.
Die SDG machte sich schnell einen hervorragenden Namen in einer britischen Szene, in der es
vor R'n'B-Bands nur so wimmelte (wobei der immer besser werdende Ruf von Stevie Winwood
einen Hauptanteil hatte).
Musikalisch allererste Sahne, war man nicht so hart wie die Pretty Things oder die Stones; nicht
ganz so traditionell wie die Yardbirds und nicht ganz so emotional wie Them; somit fand die SDG
rasch eine noch unbesetzte Nische.
Wie auch alle o.a. Bands spielte man hauptsächlich die schwarzen Originale nach; man mußte ja erst lernen,
etwas Eigenes daraus zu machen.
Die ersten drei 7"s von 1964-65 waren tatsächlich Versionen alter Blues-Erfolge:
Dimples; I Can't Stand It; Every Little Bit Hurts.
Für die SDG wurden es nur mittelprächtige Hits.
Dann wandte man sich nach Jaimaka um zwei Bluebeat-Hits (von Jackie Edwards) zu covern:
'Keep On Running' kam im November 1965 und tatsächlich, das Ding lief und lief, bis es Platz eins erreichte.
https://www.youtube.com/watch?v=H6LVI1gDswg
Bluebeat war natürlich in England von den Immigranten aus den West Indies schon bekannt gemacht
worden, aber ich war 11 1/2, hatte noch nie von diesem Bluebeat gehört (hier zu R'n'B verarbeitet),
war aber schon eine Weile Stones-Fan und dieses Teil war genau die Art von Power-Mucke, die auch bei mir
die Nr. 1 erreichte:
Reiner, stampfender R'n'B war das, mit sägendem Gitarrenlauf, hämmerdem Bass und einem unbedingt
tanzbaren Rhythmus.
Das Stück hatte sich noch kein bißchen abgenutzt, als die SDG mit 'Somebody Help Me' die nächste
Jackie Edwards-Nummer auf Platz 1 der Charts schickte (erneut hätte niemand das Original gekannt):
eine dräuende Orgel zur soultriefenden Stimme; wieder ein äußerst tanzbarer Beat...
Mann, die SDG war jetzt auch bei den Schulkameraden ganz GROSS.
https://www.youtube.com/watch?v=VxA3atHD2QM
Jetzt versuchte es Stevie selbst: 'Gimme Some Lovin' 'liebte' sich rasch bis auf Platz 2; es war keinen
deut weniger gut als die J. Edwards-Stücke.
https://www.youtube.com/watch?v=UlLRgcjUkvw
Das alles konnte problemlos mit den 7"s der Stones mithalten.
Was auf den zwischenzeitlichen ersten drei LPs 'First Album', 'Second Album' und 'Autumn '66' zu hören war,
wußten wir nicht, denn Jugendliche hatten damals kaum Geld um LPs zu kaufen.
Wir hätten aber eine Menge weiterer Versionen uns allerdings völlig unbekannter Originale gehört;
so wie bei allen anderen R'n'B-Bands jener Tage.
Aber anders, als z.B. bei den Animals, die einfach nicht die Qualität hatten, EIGENE Sachen zu schreiben
(mit ganz wenigen Ausnahmen), war Stevie schon so weit, daß er auf jeder LP eine Reihe von Stücken unterbrachte
und auch Spencer trug zu den Originalen bei.
Stevie's Erfolg führte leider zum Untergang der Urbesetzung. Nachdem er mit 'I'm A Man' den letzten
großen Hit der SDG geschrieben hatte, fühlte er sich flügge genug, um das Bandnest zu verlassen.
https://www.youtube.com/watch?v=vfPJz1UG5gk
Während Muff Winwood die Leitung einer großen Plattenfirma übernahm, gründete der kleine Stevie
Traffic um auch mit dieser Truppe eine hervorragende LP nach der anderen abzuliefern.
Bei manchen SDG-Stücken kann man die späteren Traffic schon heraushören.
Die SDG bestand noch eine Weile weiter; Eddie Hardin (Orgel) ersetzte Stevie (um etwas später mit
Pete York die 'Kleinste Bigband Der Welt' zu gründen; mit dem etwas pseudo-psychedelischen 'Time
Seller' gab es noch einen Mini-Erfolg, die dazu gehörende 4. LP 'With Their New Face On' gefiel auch
noch recht gut, aber Spencer war bis ins Mark getroffen und verlor immer mehr die Lust an seiner Group.
Das er trotzdem unter eigenem Namen noch ca. 15 Jahre weiteres Vinyl veröffentlichte war wohl hauptsächlich
der Tatsache zuzuschreiben, daß er sonst nichts anständiges gelernt hatte (die Lehrerkarriere war nicht mehr fortsetzbar).
Drei LPs und eine Handvoll Singles, das reichte schon, um die SDG ganz oben bei mir anzusiedeln
und fast alle damaligen Freunde sahen es genauso.
Diese 3 Lps und Singles wurden durch zwei CDs ersetzt:
'Gimme Some Lovin' + 'I'm A Man' (beide Sundazed; 2001).
ein paar Versionen wurden weggelassen (braucht eh keiner), alle Originale sind drauf.
Und wie komme ich jetzt plötzlich darauf, fast 55 Jahre alte Musik vorzustellen.
Na, einmal, weil sie sich kein bißchen abgenützt hat und tausendmal beständiger ist, als der
ganze Schrott der heute unters Volk geschmissen wird.
Und zum Anderen, weil
Spencer Davies seit dem 18. Oktober nicht mehr unter uns weilt.
Heul!
und nebenberufliche Solo-Blues Performer erkannte, daß ihm das hauptberufliche Musikmachen
mehr Spaß machte, als das Rumärgern mit frechen Pänz.
Der schon bekannte Jazzdrummer Pete York stieg zuerst ein und die Winwood-Brüder Muff (Bass)
und Stevie (Gitarre, Orgel) mußten ihre Muff Woody Jazz Band für aufregendere Klänge an den
Nagel hängen.
Stevie war ein musikalisches Wunderkind; nicht nur perfekt auf seinen Instrumenten, dazu noch
ein hervorragender Sänger und obendrein ein guter Stückeschreiber. Dabei war er zum Start der
SDG gerade mal 17.
Das was wir in unserem jugenlichen Leichtsinn damals 'Beat-Musik' nannten, war in Wirklichkeit
schwarzer Rhythm'n'Blues; natürlich soulgetränkt; auch mit jazzigen Einlagen, den Chicago-Blues
dabei nicht vergessend.
Die SDG machte sich schnell einen hervorragenden Namen in einer britischen Szene, in der es
vor R'n'B-Bands nur so wimmelte (wobei der immer besser werdende Ruf von Stevie Winwood
einen Hauptanteil hatte).
Musikalisch allererste Sahne, war man nicht so hart wie die Pretty Things oder die Stones; nicht
ganz so traditionell wie die Yardbirds und nicht ganz so emotional wie Them; somit fand die SDG
rasch eine noch unbesetzte Nische.
Wie auch alle o.a. Bands spielte man hauptsächlich die schwarzen Originale nach; man mußte ja erst lernen,
etwas Eigenes daraus zu machen.
Die ersten drei 7"s von 1964-65 waren tatsächlich Versionen alter Blues-Erfolge:
Dimples; I Can't Stand It; Every Little Bit Hurts.
Für die SDG wurden es nur mittelprächtige Hits.
Dann wandte man sich nach Jaimaka um zwei Bluebeat-Hits (von Jackie Edwards) zu covern:
'Keep On Running' kam im November 1965 und tatsächlich, das Ding lief und lief, bis es Platz eins erreichte.
https://www.youtube.com/watch?v=H6LVI1gDswg
Bluebeat war natürlich in England von den Immigranten aus den West Indies schon bekannt gemacht
worden, aber ich war 11 1/2, hatte noch nie von diesem Bluebeat gehört (hier zu R'n'B verarbeitet),
war aber schon eine Weile Stones-Fan und dieses Teil war genau die Art von Power-Mucke, die auch bei mir
die Nr. 1 erreichte:
Reiner, stampfender R'n'B war das, mit sägendem Gitarrenlauf, hämmerdem Bass und einem unbedingt
tanzbaren Rhythmus.
Das Stück hatte sich noch kein bißchen abgenutzt, als die SDG mit 'Somebody Help Me' die nächste
Jackie Edwards-Nummer auf Platz 1 der Charts schickte (erneut hätte niemand das Original gekannt):
eine dräuende Orgel zur soultriefenden Stimme; wieder ein äußerst tanzbarer Beat...
Mann, die SDG war jetzt auch bei den Schulkameraden ganz GROSS.
https://www.youtube.com/watch?v=VxA3atHD2QM
Jetzt versuchte es Stevie selbst: 'Gimme Some Lovin' 'liebte' sich rasch bis auf Platz 2; es war keinen
deut weniger gut als die J. Edwards-Stücke.
https://www.youtube.com/watch?v=UlLRgcjUkvw
Das alles konnte problemlos mit den 7"s der Stones mithalten.
Was auf den zwischenzeitlichen ersten drei LPs 'First Album', 'Second Album' und 'Autumn '66' zu hören war,
wußten wir nicht, denn Jugendliche hatten damals kaum Geld um LPs zu kaufen.
Wir hätten aber eine Menge weiterer Versionen uns allerdings völlig unbekannter Originale gehört;
so wie bei allen anderen R'n'B-Bands jener Tage.
Aber anders, als z.B. bei den Animals, die einfach nicht die Qualität hatten, EIGENE Sachen zu schreiben
(mit ganz wenigen Ausnahmen), war Stevie schon so weit, daß er auf jeder LP eine Reihe von Stücken unterbrachte
und auch Spencer trug zu den Originalen bei.
Stevie's Erfolg führte leider zum Untergang der Urbesetzung. Nachdem er mit 'I'm A Man' den letzten
großen Hit der SDG geschrieben hatte, fühlte er sich flügge genug, um das Bandnest zu verlassen.
https://www.youtube.com/watch?v=vfPJz1UG5gk
Während Muff Winwood die Leitung einer großen Plattenfirma übernahm, gründete der kleine Stevie
Traffic um auch mit dieser Truppe eine hervorragende LP nach der anderen abzuliefern.
Bei manchen SDG-Stücken kann man die späteren Traffic schon heraushören.
Die SDG bestand noch eine Weile weiter; Eddie Hardin (Orgel) ersetzte Stevie (um etwas später mit
Pete York die 'Kleinste Bigband Der Welt' zu gründen; mit dem etwas pseudo-psychedelischen 'Time
Seller' gab es noch einen Mini-Erfolg, die dazu gehörende 4. LP 'With Their New Face On' gefiel auch
noch recht gut, aber Spencer war bis ins Mark getroffen und verlor immer mehr die Lust an seiner Group.
Das er trotzdem unter eigenem Namen noch ca. 15 Jahre weiteres Vinyl veröffentlichte war wohl hauptsächlich
der Tatsache zuzuschreiben, daß er sonst nichts anständiges gelernt hatte (die Lehrerkarriere war nicht mehr fortsetzbar).
Drei LPs und eine Handvoll Singles, das reichte schon, um die SDG ganz oben bei mir anzusiedeln
und fast alle damaligen Freunde sahen es genauso.
Diese 3 Lps und Singles wurden durch zwei CDs ersetzt:
'Gimme Some Lovin' + 'I'm A Man' (beide Sundazed; 2001).
ein paar Versionen wurden weggelassen (braucht eh keiner), alle Originale sind drauf.
Und wie komme ich jetzt plötzlich darauf, fast 55 Jahre alte Musik vorzustellen.
Na, einmal, weil sie sich kein bißchen abgenützt hat und tausendmal beständiger ist, als der
ganze Schrott der heute unters Volk geschmissen wird.
Und zum Anderen, weil
Spencer Davies seit dem 18. Oktober nicht mehr unter uns weilt.
Heul!