IDIOT PRAYER: NICK CAVE ALONE AT ALEXANDRA PALACE
Es ist nun einmal so, die Kunst steht unter dem Einfluss des Zeitgeschehens. Ob bei Shakespeare die Pest oder der Vietnamkrieg in den Sechziger Jahren, überall spielte das Zeitgeschehen die ein oder andere Rolle. Aktuell haben wir die Corona Pandemie die ihre Spuren in der Kunst hinterlässt. Sicherlich sind es weniger inhaltliche Spuren wie in den 60er Jahren als vielmehr Spuren in der Art und Weise der Produktion, wie es bei Shakespeare der Fall war. Unter diesem Gesichtspunkt handelt es sich bei der Platte die ich vorstellen möchte um eine „Corona Platte“. Und welcher Künstler wäre prädestinierter für ein solches Werk als Nick Cave. Doch dazu später mehr.
Zunächst einmal worum handelt es sich? Die Platte trägt den Namen „Idiot Prayer – Nick Cave alone at the Alexandra Palace“. Wie der Titel erahnen lässt handelt es sich um einen Konzertmitschnitt. Das Besondere: Das Publikum befand sich hinter Bildschirmen und die gesamte Platte wurde von einem Mann, seiner Stimme und einem Piano eingespielt. Die Pandemie machte dies notwendig.
Es handelt sich also um ein Zeitdokument. Doch warum solltet ihr die Platte kaufen, oder zumindest einmal hineinhorchen. Nick Cave bietet hier einen Querschnitt durch seine Karriere (ausgenommen die Zeit mit The Birthday Party und die Frühen Bad Seeds Platten), in auf das minimum oder vielmehr auf das wesentliche reduziert Versionen. Dadurch tritt vor allem das Songwriting in den Vordergrund und es wird deutlich das Nick Cave in diesem Feld zu den Absoluten Größen des 20. Und 21. Jahrhunderts zu zählen ist. Man höre sich nur einmal die Version des Klassikers „Mercy Seat“ an. Sowohl Textlich als auch Musikalisch ganz großes Kino. Die Stücke späterer Platten wie etwa „Waiting for You“ und "Galleon Ship“ von „Ghost Teen“(2019) oder "Girl In Amber" von „Skalleton Tree“(2016) sind von der musikalischen Umsetzung weitaus naheliegender und weniger herausfordernd als „Mercy Seat“ dennoch bieten auch diese Versionen durch die Konzentration auf Melodie und Text einen Mehrwert.
Ein Muss für jeden Nick Cave Fan und eine dicke Empfehlung an jeden der der Melancholischen und eher düsteren Musik nicht grundsätzlich abgeneigt ist.
Doch warte mal, hat dieser Hobbyschreiberling nicht vorhin behauptet das Nick Cave prädestiniert für eine solche "Corona Platte" ist. Mögen die Aufnahmen noch so gut sein, ein Konzert ins Internet zu Streamen und die Aufnahmen davon dann zu veröffentlichen, das hätte doch so gut wie jeder Musiker machen können. Warum also Nick Cave?
Nun, zum einen passen die Melancholischen und Kontemplativen Stücke vor allem gepaart mit der reduzierten, ruhigen Vortragsweise perfekt in diese Zeit. Zum anderen erscheint der Mensch (Mir) bei dem Lyriker Nick Cave als solitäres Lebewesen, dessen einzige Chance der natürlichen Isolation (!) zu entkommen die Liebe ist. Bei Nick Cave gibt es keinen Gott, keine Gemeinschaft, doch es gibt die Liebe, immer wieder die Liebe. Zwar bietet Nick Cave auf dieser Platte wahrlich keine Aufmunterung doch er kann gerade in dieser Zeit in der viele von uns viel allein sind Mut machen und dabei helfen sich sich zu besinnen das es eine, vielleicht die einzige Sache gibt die das Leben lebenswert macht, für die es sich lohnt durchzuhalten und das ist nun mal die Liebe, der Einzige weg durch den aus einem ich und einem Du ein echtes wir werden kann.
1. "Spinning Song"
2. "Idiot Prayer"
3. "Sad Waters"
4. "Brompton Oratory"
5. "Palaces of Montezuma"
6. "Girl in Amber"
7. "Man in the Moon"
8. "Nobody's Baby Now"
9. "(Are You) The One That I've Been Waiting For"
10. "Waiting for You"
11. "The Mercy Seat"
12. "Euthanasia"
13. "Jubilee Street"
14. "Far from Me"
15. "He Wants You"
16. "Higgs Boson Blues"
17. "Stranger Than Kindness"
18. "Into My Arms"
19. "The Ship Song"
20. "Papa Won't Leave You, Henry"
21. "Black Hair"
22. "Galleon Ship"