Zunächst einfach eine Rezension, die ich vor etlichen Jahren mal geschrieben habe.
"El cielo". Der Himmel tut sich auf. Eine unfassbare Platte der 1995 in der nordkalifornischen Bay Area gegründeten Band DREDG, deren Debüt "Leitmotif" eigentlich niemand wahrgenommen hat.
Die Reife und Tiefe dieses Albums, das von Salvador Dalis Gemälde “Traum, verursacht durch den Flug einer Biene um einen Granatapfel, eine Sekunde vor dem Aufwachen” inspiriert wurde und von Klarträumen handelt, erschließt sich selbst nach mehrmaligem Hören noch nicht vollständig. Jedes kleine Teilchen ist komplex und fügt sich erst allmählich in ein großes, wundervolles Ganzes.
Dino Campanella vergleicht die Musik von DREDG in ihrer Entstehung denn auch mit der Malerei (der sich im übrigen Bassist Drew Roulette in seiner Freizeit widmet). Hier ein Tupfer mit der Gitarre, dort ein paar Streicher, geradezu sphärische Chöre, eine verloren wirkende Trompete, ein unheilvoll grummelnder Bass und über allem die Stimme von Hayes, der stimmlich zwischen Keith Caputo von LIFE OF AGONY und A-HA liegt, beschwören Stimmungen, Assoziationen und Bilder herauf, die sich mehr und mehr verdichten.
Von Same ol' Road mit seinen drängelnden Basslinien, über das straighte Sorry, But It's Over, das schwebende Of The Room bis hin zum verklärten Abschluss The Canyon Behind Her wird man unweigerlich von dieser Musik aufgesogen und in den Mikrokosmos von DREDG versetzt.
Die vier Mitzwanziger haben schon mit ihrer zweiten Scheibe Zugang gefunden zu einer Liga, in der allenfalls TOOL, RADIOHEAD, A PERFECT CIRCLE und vielleicht noch AIR spielen. Man fragt sich unweigerlich, was für diese noch so junge Band nach diesem Album noch kommen kann, oder ob das Ende des Weges schon erreicht ist mit dem nahezu perfekten "El Cielo". Nur der Himmel weiß eine Antwort.
Nachklapp: Nun, inzwischen weiß man es – Dredg sind immer noch aktiv, lassen sich Zeit für ihre Alben (das letzte, insgesamt fünfte erschien 2011), sind dabei immer noch konzeptionell zu Gange, aber vielleicht nicht mehr so verkopft und entrückt Nach längerer Pause sollte eigenltch 2019 etwas Neues erscheinen, war aber wohl nichts. Irgendwie ist wohl das Bandgefüge und die Erwartungshaltung der Fans (so noch vorhanden) ein unüberwindliches Hindernis.
Audio Video “Same Ol‘ Road” : https://www.youtube.com/watch?v=iGnygXFLWPI
Audio Video “Sanzen”: https://www.youtube.com/watch?v=ZDTGCHeHZFI
Audio Video “Sorry But It’s Over”: https://www.youtube.com/watch?v=5WbkBAylt9Y
Dredg
El Cielo, Interscope Records 2002
Gavin Hayes Vocals
Mark Engles Guitar
Drew Roulette Bass
Dino Campanella Drums
Spieldauer:57:10 Minuten
1. Dcbtfoabaaposba
2. Same Ol'Rroad
3. Sanzen
4. New HeartShadow
5. Triangle
6. Sorry But It's Over
7. Convalescent
8. Walk In The Park
9. 18 People Live In Harmony
10. Scissor Lock
11. Reprise
12. Of The Room
13. An Elephant In The Delta Waves
14. It Only Took A Day
!5. Whoa Is Me
16. The Canyon Behind Her