Nun gut, ich hatte das Glück, mit der Musik von Hendrix aufzuwachsen. Inmitten einer Welt von Hollies, Bee Gees, Manfred Mann, Beach Boys, Herman’s Hermits und so weiter war es nicht nur Hendrix, der diese „heile Welt“ durcheinanderschüttelte. Hendrix sahen wir damals immer in Zusammenhang mit Cream. Hendrix vs. Clapton, das darüber hinaus.
Gleichwohl – sowohl “Hey Joe“ als auch “I Feel Free“ waren nicht unbedingt die jeweiligen Einstiegssongs für mich. Damals eben noch stark auf Singles fixiert, gelang es dann jedoch “Purple Haze“ als auch “Strange Brew“, das Tor weit für die LPs zu öffnen und damit auch zur eigentlichen Musik beider Bands. Doch hier geht es um Hendrix. “Are You Experienced“, das war der Hammer! Es waren ganz spezielle Songs, die uns seinerzeit und mich besonders jubilieren ließen, “Manic Depression“, der Blues “Red House“, “I Don’t Live Today“ und ganz besonders "3rd Stone From The Sun", das war etwas, das zeigte, was man mit einer Gitarre anstellen konnte.
“Axis: Bold As Love“ und “Electric Ladyland” vervollkommneten meine Ansicht, dass hier etwas Besonderes geschehen war. Doch, eigentlich war es nicht die Experience, sondern die Band Of Gypsys, die meine liebste Formation war und blieb. Im Gegensatz zu vielen anderen Gitarristen, nun, viel wirklich namhafte gab es damals ja eigentlich gar nicht, wurde Hendrix eins mit seiner Gitarre, gleichzeitiger Gesang und Gitarrenspiel untermauerten das. Das kam live natürlich gut, doch bei der Band Of Gypsys für mich noch besser. Kreischende Gitarrenparts waren seinerzeit sicher faszinierend, aber nach dem ersten “Offen-Mund-Effekt“ konnte das im Laufe der Zeit auch langweilen.
Nachschauend betrachtet, und vergleichender weise, gibt es sicherlich Gitarristen, die schneller gespielt haben als Jimi, sicher solche, die gefühlvoller akzentuiert haben, aber auch solche, die wilder waren/sind und die Grenzen des Instruments noch weiter ausgelotet haben. Doch niemand hat meines Erachtens diese Nähe zu seinem Instrument hat ausdrücken können, hat mit so viel Herzblut und Leidenschaft gespielt, inklusive auch teilweise schlecht und schräg. Aber nicht die Perfektion war sein Metier, und so waren solche Inszenierungen wie die strikte Produktion einer Platte wie “Electric Ladyland“ möglicherweise nicht seine Welt, sondern vielmehr lebte er sich aus in den Liveaufnahmen.
Hendrix ist nie mein Lieblingsgitarrist gewesen, noch habe ich ihn je als Sänger geschätzt, doch es gibt Momente, da brauche ich diese Musik und ich erinnere mich, als in einer Diskothek “Voodoo Child (Slight Return)“ knalllaut aus den Boxen kroch und man am liebsten in dieselbigen auch hineingekrochen wäre. Der Anfang dieses Songs bereitet mir noch heute Gänsehaut….
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