Grand Funk Railroad-Born to die

 
OldMcMetal
 
Avatar
 
Betreff:

Grand Funk Railroad-Born to die

 · 
Gepostet: 20.08.2018 - 15:10 Uhr  ·  #1
"da gehören sie hin". Kurz und knackig fiel die Kritik zum 10. Album von GFR in der Zeitschrift Sounds(Deutschland) aus. Jemandem den Tot an den Hals wünschen, weil die Musik nicht gefällt, guter Journalismus ist anders. Allerdings war das Cover der LP mehr als eine Einladung zu dieser billigen Polemik. Als der Schwanengesang der Band die mich mit "E pluribus funk" oder dem exzellenten Live Album als kleine Krabbe begeistert hatte, erschien, war ich 16, hatte in unserem kleinen Dorf kaum eine Chance auch nur mal kurz ein paar Hörproben zu ergattern. Die weit gereisten großen Jungs wussten natürlich Bescheid. Kannste vergessen, billiger Pop Abklatsch, nix mehr mit "Inside looking out" oder "Country road". Danke schön! Mehr als 40 Jahre nach Erstveröffentlichung höre ich "Born to die" erstmals. Gemessen an den Frühwerken eine absolute Enttäuschung! Losgelöst davon und einer Band auch eine Weiterentwicklung zugestehend, gar nicht mal so schlecht.Locker flockiges Westcoast Feeling wie beim Titelsong oder "Sally"? Warum nicht! Ein knackiger Rocker mit fulminanter Leistung an der Gitarre? "Dues" macht es möglich. Dezenter Funk Rock? Auch möglich! "I fell for your love". Die ersten vier Titel zeigten eine gewandelte Band, die auf musikalischen Tiefgang setzte, textlich ebenso. Das auch auch auf volles Risiko gegangen wurde, "Talk to the people", von einer permanenten Saxophonlinie Ⓜ begleitet, vom mehrstimmigen Gesang an Chicago erinnernd, ist schon grenzwertig. Die nachfolgenden Titel, insbesondere das rein instrumentale "Genevieve", sind da schon überzeugender. Zumal "Genevieve" durchaus in die Top 5 der besten Titel der Band gehört.Angesichts der derzeitigen politischen Ist-Situation in den USA kann der Text von "Politician" als fast schon prophetisch aufgefasst werden.Bliebe noch "Bare naked woman" als Bonus zu erwähnen, ein Titel der die Tugenden der Band in früheren Jahren ziemlich genau auf den Punkt bringt.
Alles in allem, so schlecht ist "Born to die" nicht. Nur anders und mit einem missglückten Coverartwork versehen!

GFR

Tom Cody
Labelboss
Avatar
Geschlecht:
Herkunft: Dortmund
Alter: 67
Beiträge: 44747
Dabei seit: 11 / 2006
Betreff:

Re: Grand Funk Railroad-Born to die

 · 
Gepostet: 20.08.2018 - 16:44 Uhr  ·  #2
Der Hardrock ihrer ersten Werke von 1969 (On Time) bis 1972 (Phoenix) hat mich bereits als Jugendlicher begeistert. Zu dieser Zeit war GFR "meine" Band und die LPs standen sogar alle im Regal. 1973 leiteten sie mit "We`re An American Band" einen Stilwechsel ein und mit dem Nachfolgealbum "Shinin`On" trennten sich dann die Wege. Zu poppig und mainstreamig aus meiner Sicht. "The Locomotion" ging für mich gar nicht. Die späteren Alben erreichten mich dann eigentlich gar nicht mehr so richtig, was jedoch nicht ausschließt, daß einzelne Songs durchaus noch hörbar waren. Ich konnte die LPs jedoch nicht mehr komplett anhören.

Insoweit würde ich mich deiner Einschätzung anschließen! Grand Funk Railroad in ihrer frühen Phase waren einfach etliche Klassen besser!
OMM, danke für diese informative Vorstellung! :r:
kraut-brain
Produzent
Avatar
Geschlecht:
Herkunft: Reinbek
Alter: 68
Beiträge: 22974
Dabei seit: 05 / 2016
Betreff:

Re: Grand Funk Railroad-Born to die

 · 
Gepostet: 20.08.2018 - 17:56 Uhr  ·  #3
Zitat geschrieben von Tom Cody

Der Hardrock ihrer ersten Werke von 1969 (On Time) bis 1972 (Phoenix) hat mich bereits als Jugendlicher begeistert. Zu dieser Zeit war GFR "meine" Band und die LPs standen sogar alle im Regal. 1973 leiteten sie mit "We`re An American Band" einen Stilwechsel ein und mit dem Nachfolgealbum "Shinin`On" trennten sich dann die Wege. Zu poppig und mainstreamig aus meiner Sicht. "The Locomotion" ging für mich gar nicht. Die späteren Alben erreichten mich dann eigentlich gar nicht mehr so richtig, was jedoch nicht ausschließt, daß einzelne Songs durchaus noch hörbar waren. Ich konnte die LPs jedoch nicht mehr komplett anhören.

Insoweit würde ich mich deiner Einschätzung anschließen! Grand Funk Railroad in ihrer frühen Phase waren einfach etliche Klassen besser!
OMM, danke für diese informative Vorstellung! :r:


Dem kann ich mich nur noch anschließen. Meine letzte von GFR war die "Shine On" und danach war Schicht im Schacht.
OldMcMetal
 
Avatar
 
Betreff:

Re: Grand Funk Railroad-Born to die

 · 
Gepostet: 20.08.2018 - 18:00 Uhr  ·  #4
Zu "The locomotion" hieß es damals
"Klingt wie eine Horde besoffener Bundeswehrsoldaten"
Dann das schreckliche Coverartwork von "All the girls in the world beware". Und, Und, Und. Warum eine Band sich bewusst so selbst demontiert? Keiner weiß es.
kraut-brain
Produzent
Avatar
Geschlecht:
Herkunft: Reinbek
Alter: 68
Beiträge: 22974
Dabei seit: 05 / 2016
Betreff:

Re: Grand Funk Railroad-Born to die

 · 
Gepostet: 20.08.2018 - 18:07 Uhr  ·  #5
Zitat geschrieben von OldMcMetal

Zu "The locomotion" hieß es damals
"Klingt wie eine Horde besoffener Bundeswehrsoldaten"
Dann das schreckliche Coverartwork von "All the Girls Beware". Und, Und, Und. Warum eine Band sich bewusst so selbst demontiert? Keiner weiß es.


Wenn eine Gruppe wie aus dem Nichts zu einer Stadionband mutiert, jedes Jahr 2 Tonträger herausbringt, ständig auf Tour ist, dann müssen sich zwangsläufig Abnutzungserscheinungen einstellen. Und der eingestreute Weichspülerstil war vermutlich durchaus im Sinne ihrer Plattenfirma, die wahrscheinlich dachten, noch größere Stücke vom Kuchen abbeißen zu können.

Was bleibt sind viele sehr gute Studio- und Livealben. Und das zählt allein. GFR haben in meinen Augen Hardrockgeschichte geschrieben und dieses wird immer so bleiben.
OldMcMetal
 
Avatar
 
Betreff:

Re: Grand Funk Railroad-Born to die

 · 
Gepostet: 20.08.2018 - 18:17 Uhr  ·  #6
Immerhin ist die Band in den USA noch aktiv. Zumindest was Konzerte betrifft. Warum eine CD wenn es die Zuschauer noch alleine zu den Shows schaffen?
Tom Cody
Labelboss
Avatar
Geschlecht:
Herkunft: Dortmund
Alter: 67
Beiträge: 44747
Dabei seit: 11 / 2006
Betreff:

Re: Grand Funk Railroad-Born to die

 · 
Gepostet: 20.08.2018 - 18:43 Uhr  ·  #7
Na, ja, keiner weiß genau, warum es zum Stilbruch kam! Vielleicht hängt es ja auch mit dem Managerrausschmiß zusammen? Terry Knight mußte gehen, "We`re An American Band" (1973) wurde von Todd Rundgren produziert, "Good Singing, Good Playing" 1976 dann später von Frank Zappa.

Während der Zeit mit Terry Knight spielten sie ihren atemberaubenden Hardrock! 8)
Tom Cody
Labelboss
Avatar
Geschlecht:
Herkunft: Dortmund
Alter: 67
Beiträge: 44747
Dabei seit: 11 / 2006
Betreff:

Re: Grand Funk Railroad-Born to die

 · 
Gepostet: 21.08.2018 - 20:07 Uhr  ·  #8
Zitat geschrieben von kraut-brain

Was bleibt sind viele sehr gute Studio- und Livealben. Und das zählt allein. GFR haben in meinen Augen Hardrockgeschichte geschrieben und dieses wird immer so bleiben.


Ja, das haben sie und mit dem zweimal ausverkauften New Yorker Shea Stadium schrieben sie auch als Live- Band Geschichte! 8)
freaksound
Toningenieur
Avatar
Geschlecht:
Herkunft: Oberbayern
Alter: 59
Beiträge: 5092
Dabei seit: 05 / 2006
Betreff:

Re: Grand Funk Railroad-Born to die

 · 
Gepostet: 22.08.2018 - 09:39 Uhr  ·  #9
@OldMcMetal: feine Rezi, trifft es für mein Empfinden sehr gut ://

das sich GF geändert haben, steht ausser frage, daß es
vielen von uns nicht gefiel , ebenfalls (nehme mich nicht aus).

Man darf aber nicht vergessen, daß Musiker auch Menschen sind
und sich ändern, vielleicht mal was anderes machen wollen,
sich weiter entwickeln (wohin auch immer.... :devil: ).

Ändert sich nix, ist es ja auch nix. Wie oft mussten sich Motörhead oder ACDC
vorwerfen lassen, gefühlt das gleiche Album 20 mal aufgenommen zu haben.......

ist nicht leicht auf dieser Welt............. :troete: :-P
OldMcMetal
 
Avatar
 
Betreff:

Re: Grand Funk Railroad-Born to die

 · 
Gepostet: 22.08.2018 - 11:02 Uhr  ·  #10
In der Tat, recht machen kann man es keinem. Was haben wir als kleine Bubis das Live Album abgefeiert(lief auf einem Mono-Spieler :'-( ), was haben wir uns gewünscht unser kleines Taschengeld in unendliche D-Mark zaubern zu können. Denn nur die Cover der LPs von GFR anzuschauen, konnte nicht die Erfüllung sein. Klar, die Band hat sich in einem jahrelangen Hamsterrad aus Tourneen, Tonstudio und wieder von vorne den absoluten Burn Out eingefangen. Der Weg aus dem Dilemma, auch um bei denen Anerkennung zu finden, die der Band jegliche Musikalität absprachen, hat dann sicherlich zur Orientierungslosigkeit geführt. Weder Todd Rundgren oder Frank Zappa als Produzenten trifft hier eine primäre Schuld.
badger
DJ
Avatar
Geschlecht:
Herkunft: sankt augustin
Alter: 69
Beiträge: 4496
Dabei seit: 08 / 2008
Betreff:

Re: Grand Funk Railroad-Born to die

 · 
Gepostet: 23.08.2018 - 15:38 Uhr  ·  #11
hier stehen bis incl. Shinin' On alle GF-scheiben und die frühen darunter waren natürlich auch
für mich die besten. daß jede band früher oder ihr potential erschöpft hat, ist normal, denn
kreativität hat immer ihre grenzen.

gewundert hat mich allerdings, daß ausgerechnet die von altmeistern RundgrenZappa produzierten
scheiben eher in die tonne gehörten; auch die Born To Die ist dort schon lange gelandet, genau wie
Good Sionging...

es waren ganz andere probleme, die GF uns um '68/'69 präsentierten, als sie mit einer bis dato
nie dagewesenen hype-kampagne eine absolute ablehnungswelle unter fachjournalisten und
politisch anti-kommnerziell motivierten fans auslösten.
die älteren unter uns werden sich erinnern. mit großem unmut erinnern.

ich fand das damals auch absolut nicht korrekt und habe diverse spaghate machen müssen, um
GF doch zu mögen.
später hat man erkannt, daß die offiziell als korrekt bewerteten bands fast immer genau so
verlogen waren.
heute gibtg es längst noch viel größere hype- und marketing-lumpereien, die ich ebenfalls
absolut verurteile, aber in meinem alter weiß man, daß man solche sachen nicht und nie unterbinden und aus der welt drängen kann. das musikgeschäft ist nun mal eine der größten
mafia-organisationen überhaupt.

also, ich klammere das management um Terry Knight ganz bewußt aus und dann bleiben
GF nach wie vor eine ERSTKLASSIGE band für mich.
nur eben nicht mehr mit der o.a. scheibe
OldMcMetal
 
Avatar
 
Betreff:

Re: Grand Funk Railroad-Born to die

 · 
Gepostet: 23.08.2018 - 16:55 Uhr  ·  #12
Was/Wann genau bei den Herren Brewer Schacher und Farner aus dem Ruder lief, da gibt es sicherlich eine Menge Erklärungen. Das Kind das in den Brunnen gefallen war konnte nicht mehr gerettet werden. Aus die Maus! Das GFR von Anfang an ein Stiefkind der (Musik)Journaille waren, mag auch ein geschickter Schachzug von Manager Terry Knight gewesen sein. Fake News heißt das heutzutage. Negative Schlagzeilen sorgen auch für Interesse.
badger
DJ
Avatar
Geschlecht:
Herkunft: sankt augustin
Alter: 69
Beiträge: 4496
Dabei seit: 08 / 2008
Betreff:

Re: Grand Funk Railroad-Born to die

 · 
Gepostet: 23.08.2018 - 21:17 Uhr  ·  #13
das problem war nicht die band, sondern ihr manager.
Terry Knight war ein mäßiger sänger einer mittelprächtigen garagenband,
The Pack, bei der auch schon Farner und Brewer agierten.

jeder, der sich schon ca. 69/70 für mucke interessierte, dürfte nachfolgende
details kennen:

Grand Funk schuf Terry quasi aus der retorte, wobei er alle methoden einsetzte,
die man allgemein als zwischen 'unfein', 'lumperei' und geradezu
'kriminell' bezeichnet.
dazu gehörte die bestechung von journalisten und rundfunksendern, oder
das hineinkaufen in festivals; die nötigung von plattenlabeln; das bedrohen
von leuten, die im wege standen...
dazu gehörte lautes und sehr agressives sich selbst bewerben (überhaupt war er
als agressiv und gewalttätig, aber auch als arrogant und großmäulig verschrieen).

überheblichkeit, selbstverherrlichung, rotzigkeit, völlig ungebührliches auftreten
in der öffentlichkeit, u.a. in diesen ohnedies kaum zu ertragenden US-talkshows...
in seinen besten augenblicken war er ein nertötender maulheld...
(ich hab selbst tv-auftritte erlebt).

die liste seiner negativen charaktereigenschaften wäre endlos.
in new york hat er riesen-häuserfassaden mit werbung zugekleistert und das
fanden (damals) viele menschen mit dem 'rock'n'roll-spirit' unvereinbar.

das führte zu bösen reaktionen, nicht nur der fachpresse, sondern auch von
tageszeitungen und politischen magazinen. ob Melody Maker oder (deutsche)
Sounds, ob Newsweek oder Spiegel, selbst im Guardian und deutschen
tageszeitungen wollte man mit diesem typen nichts zu tun haben.

ich habe eine menge rock-lexika aus jenen tagen; jedes einzige ergeht
sich in schärfster kritik und viele der (sich als integer) sehen radiostationen haben
GF einfach nicht gespielt. die BBC...? undenkbar. selbst dert deutsche PopShop
hat ein paar jahre gebraucht....

natürlich gabs immer auch genug dummlacke, die kritiklos waren, oder nichts begreifen
wollten, die sterben ja nie aus.
aber fans, so sie sich als mitdenkend und integer sahen, wollten lange nichts mit
GF zu tun haben. man war so zwischen 14-18 und fand es schon wichtig, eine deutliche
position zu beziehen.

natürlich hat man im jugendlichen kopf nicht begriffen, daß
a) auch andere bands ihre lumpereien abziehen (allerdings nicht gerade so brutal),
b) nicht die band, sondern Terry Knight der wahre bastard war.

und dabei, daß ist fast nicht zu begreifen, zeichnete er nicht nur für ein halbes dutzend
hervorragende GF-alben verantwortlich, sondern hat darüber hinaus auch noch die
ebenfalls superben BLOODROCK produziert.


so viele scheiben, die ganz genau meinen musikalischen wunschvorstellungen entsprechend,
welche spagate muß man da machen...

Terry's übler charakter erklärt aber auch schon, daß die musiker irgendwann einfach nicht
mehr weiter wollten und mit neuen managern kamen natürlich neue ideen, die leider fast
alle nicht zündeten.

auf die jungs als musiker und als menschen lasse ich aber schon lange nichts mehr kommen.
sie haben sehr gesunde ansichten und sind noch heute in vielen guten projekten engagiert
(und das ist schon länger bekannt und bewiesen).


Terry, nun er hat das verdiente ende erhalten. total abhängig von speziell coke und anderen
nettigkeiten und in einem persönlichen umfeld von junkies, drogendealern und klein- sowie
großkriminellen wurde er schließlich vom eigenen drogendealer-schwiegersohn erstochen,
als er versuchte eine prügelei zwischen demselben und Terry's tochter zu schlichten.
zum zeitpunkt waren alle drei randvoll und natürlich ging es um einen drogendeal...

da passen nun mal wirklich alle klischees dieser welt zusammen, und leider sind sie nicht erfunden.

gerade lese ich die offizielle Bio, "An American Band" und werde da noch mehr interessante
details erfahren.
von Grand Funk bin und bleibe ich fan; zu Terry sage ich "good riddance" oder
auch "joot dat hä fott ess"!
Tom Cody
Labelboss
Avatar
Geschlecht:
Herkunft: Dortmund
Alter: 67
Beiträge: 44747
Dabei seit: 11 / 2006
Betreff:

Re: Grand Funk Railroad-Born to die

 · 
Gepostet: 23.08.2018 - 21:43 Uhr  ·  #14
@badger

Jürgen, danke für diesen spannenden und informativen Abriß! Mir war bisher bekannt, daß Terry Knight 2004 durch mehrere Messerstiche ermordet wurde. Weitere Details habe ich erst jetzt hier erfahren.
Gewählte Zitate für Mehrfachzitierung:   0

Registrierte in diesem Topic

Aktuell kein registrierter in diesem Bereich

Die Statistik zeigt, wer in den letzten 5 Minuten online war. Erneuerung alle 90 Sekunden.