Isolation Berlin - Vergifte Dich
Element Of Crime wurde immer wieder als Vergleich herangezogen wenn die Fachpresse über die ersten Veröffentlichungen von Isolation Berlin fachsimpelte. Das passte mall mehr Mal weniger, aber im Großen und Ganzen konnte man das wohl so stehenlassen. „Die locker leichte Depression“. Auch das ein Etikett das der Musik von Isolation Berlin immer wieder aufgedrückt wurde. Beides ist mit „Vergifte Dich“ dem Zweiten Studio Album der Berliner Band mehr oder weniger hinfällig.
Zwar beginnt das Album mit „Serotonin“ einer Reminiszenz an die alten locker leichten schunkel Chansons, doch schon mit dem zweiten Song „Vergifte Dich“ wird ein anderer Weg eingeschlagen. Insgesamt Rhythmischer „noisiger“ und Düsterer ist dieser Weg. Der folgende Song „Wenn ich eins hasse, dann ist das mein Leben“ bestätigt das. Mit „Melchiors Traum“, lyrisch abstrakt von Hypnotisierenden Drums und Gitarre getragen und „Vergeben heißt nicht vergessen“, fast ausschließlich von akustischer gezupfter Gitarre getragen, folgen zwei sehr Düstere depressive Songs.
Die Texte des Sängers Tobias Bamborschke spielen häufig mit dem Pathetischen und würden zuweilen auch die Grenze des für mich erträglichen übertreten, wäre da nicht der unpathetische Vortrag der vieles wieder wettmacht. In diesem Punkt ähnelt Bamborschke leicht dem großen Rio Reiser. Auch das die Texte stellen weise fast Prätentiös wirken stört kaum, da über die Musik geschickt entgegen gearbeitet wird. Bestes Beispiel hierfür ist „Marie“. Das Lied beginnt mit den Zeilen: „Deine Worte trüben nur die Quelle meiner Gedanken, aus der seit du gegangen bist, wieder ein klares Bächlein fließt…“ Zu viel gewollt hab ich beim ersten Mal hören gedacht, doch dann konterkarieren sie diesen Text mit einem wunder bar poppigen Refrain. Beides einzeln hätte vielleicht nicht überzeugen können, aber die Endabrechnung fällt zumindest bei mir positiv aus. Das auf „Marie“ folgende „Antimaterie“ schlägt einen ähnlichen weg ein.
„In deinen Armen“ lässt noch mal die Locker Leichte Depression auferstehen. Eine schöne Ballade die sich zum mitgrölen eignet und für mich vor allem Textlich brilliert. „…Was ich gestern an dir Liebte, hat sich in der Nacht Verloren. Die einzige Konstante ist die Sonne jeden Morgen. Und mit dem Morgen schleicht die Einsamkeit, auf leisen sanften Sohlen in das Kühle Loch in meiner Brust zurück. Und rollt sich dort zusammen und schnurrt ganz wehmutsvoll. In deinen Armen finde ich kein Glück…“. Nur ein Beispiel für die doch meist großartige „Alltags-“ oder „Straßen-lyrik“ (Auch dies Bezeichnungen aus einschlägigen Zeitschriften) Bamborschkes.
Mit „Kicks“, der Singleauskopplung, wird’s gegen Ende nochmal etwas wilder, Rhythmischer, ja fast Tanzbar, bevor „Mir Träumte“ das Album ruhig und verträumt beendet.
Mein Fazit: Hat was. Hat sogar viel und wächst mit jedem Mal hören.
Die Meisten Songs von dem Album sind noch nicht auf Youtube zu finden
"Vergifte Dich" (entspricht nicht ganz der Album Version)
Im "Automobilkonzert" können die Lieder "Serotonin", "Vergeben Heißt nicht vergessen", "Antimaterie" und "Melchiors Traum" in sehr abgespeckter Version gehört werden
1. Serotonin
2. Vergifte Dich
3. Wenn ich eins hasse, dann ist das mein Leben
4. Melchiors Traum
5. Vergeben heißt nicht vergessen
6. Marie
7. Antimaterie
8. In deinen Armen
9. Die Leute
10. Kicks
11. Mir Träumte
Isolation Berlin – Vergifte Dich
VÖ: am 23.2.2018
Label: Staatsakt
Isolation Berlin sind:
Tobias Bamborschke
Max Bauer
David Specht
Simeon Cöster
Aufnahme : Simeon Cöster und David Specht
Die Tour zum Album läuft noch:
Di 01.05.2018 Dresden (Groove Station)
Mi 02.05.2018 Fulda (Kulturkeller)
Do 03.05.2018 Essen (Zeche Carl)
Fr 04.05.2018 Göttingen (Musa)
Sa 05.05.2018 Münster (Gleis 22)
Fr 11.05.2018 Leipzig (Naumanns)
Sa 12.05.2018 Berlin (Astra Kulturhaus)
Mi 23.05.2018 Düsseldorf (Zakk)
Do 24.05.2018 Wiesbaden (Schlachthof)
Fr 25.05.2018 Lingen (Alter Schlachthof)
Sa 26.05.2018 Leer (JUZ)
https://isolationberlin.bandcamp.com/music