The Gloaming - Same

Supergroup des Folk

 
caramel
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The Gloaming - Same

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Gepostet: 03.05.2014 - 12:30 Uhr  ·  #1
The Gloaming, das ist ein irisch-amerikanisches Quintett, welches als Supergroup des Folk gehandelt wird.

Anfang dieses Jahres erschien das selbstbetitelte Debüt der Band.



Die Band besteht aus folgenden Musikern:

den Iren
Iarla Ó Lionáird - Gesang (Gründer und Frontmann des Afro Celt Sound Systems)
Caoimhin Ó Raghallaigh - Hardangerfiedel
Martin Hayes – Fiddle (zählt zu den bedeutenden irischen Fiddle-Spielern)

und den Amerikanern
Thomas Bartlett – Piano (Zusammenarbeit mit David Byrne, Laurie, The National u.a.)
Dennis Cahill - Gitarre

Verwurzelt ist die Musik der fünf Musiker im irischen Folk. Die meisten Songs sind Arrangements von traditionellem Material. Auf diesem Debütalbum finden sich aber weniger die typischen schnellen irischen Tänze, weniger die irische „Kneipenmusik“, sondern vor allem die ruhigen, sehnsüchtigen Balladen.

Die Melodien beginnen meist sehr verhalten und steigern sich im Verlaufe der Songs immer mehr, werden kraftvoll und zuweilen auch wild. Aber auch wenn es lebhafter zugeht, die sehnsüchtige Note bleibt unterschwellig immer bestehen. Die Grundstimmung dieses Albums ist ruhig und lädt geradezu ein, seinen Gedanken nachzuhängen.

Die Texte werden auf Gälisch (ich vermute mal irisch) vorgetragen, und das ist m.M.n. der einzige negative Aspekt dieses ansonsten grandiosen Albums. Mit "negativ" meine ich hier nicht die Tatsache, dass in Landessprache gesungen wird. Das muss so sein, es passt genau. Leider findet man aber nirgendwo Übersetzungen. Diese sehnsuchtsvollen, bittersüßen Balladen machen mich aber ungemein neugierig auf den textlichen Inhalt, vor allem deshalb, weil sie ihren Ursprung überwiegend in irischen Gedichten haben. Und so kann ich mir die Texte im wahrsten Sinne des Wortes leider nur zusammenreimen.

1. Song 44
Beim Hören dieses ersten Stückes blitzten ganz kurz Gedanken an Sigur Rós auf. Es beginnt sehr zurückhaltend, fast düster und entwickelt sich nach und nach. Die Fiddle ist hier vorherrschendes Instrument. Der Text basiert auf einem 800 Jahre alten irischen Liebesgedicht. Gespenstisch schön, das Stück.

2. Allistrum's March ist ein Instrumentalstück, welches auf einem alten irischen Marsch basiert.

3. The Necklace Of Wrens ist wie Song 44 eine Eigenkomposition. Der Text ist auch hier einem Gedicht entnommen.

4. The Girl Who Broke My Heart ist wieder ein traditionelles Lied, und zwar ein Reel, ein gälischer Volkstanz. Dieses neue Arrangement lädt allerdings nicht zum Tanz, denn das Stück wird hier deutlich langsamer gespielt. Dieses kurze Instrumentalstück hat gleichermaßen etwas von einem Reel wie auch von zeitgenössischer klassischer Musik.

5. Freedom / Saoirse ist eine Eigenkomposition, ein ruhiges Stück, geschrieben für Thomas Bartlett’s Piano und natürlich die sehnsuchtsvolle Stimme von Iarla Ó Lionáird. Auch dieser Text ist wieder einem irischen Gedicht entnommen.

6. The Sailor's Bonnet ist wohl das bekannteste Lied auf diesem Album. Ein Volkstanz - wie „The Girl Who Broke My Heart“ ein Reel -, der schon von vielen Musikern interpretiert wurde. Die Fiddle gibt den Rhythmus vor. Das Piano kommt nur sehr sparsam zum Einsatz

7. The Old Bush ist ein traditionelles Stück, neu arrangiert. Annähernd 5 Minuten kreisen Hardangerfiedel und Gitarre umeinander. Erst in den letzten 2 Minuten nimmt der Rhythmus Fahrt auf und die beiden Instrumente finden einen Gleichklang, um in einem ausgewachsenen Reel zu enden.

8. Opening Set
Mein absoluter Favorit dieses Albums beginnt mit einem herzzerreißenden Gesangspart, die übrigen Instrumente gesellen sich erst langsam und vorsichtig hinzu. Man nimmt sich viel Zeit für den Aufbau des Stückes. Erst nach 5 Minuten kommt mehr Tempo ins Spiel, und es erfolgt ein deutlicher Rhythmuswechsel hin zu traditionellen irischen Klängen. Wieder 4 Minuten später steigert sich das Tempo nochmals. Nach 12 Minuten läutet das Piano einen Hexentanz ein. Kein Instrument versucht sich in den Vordergrund zu spielen, alle spielen nach und nach eine Hauptrolle und zeigen das Können ihrer Musiker. Das Stück endet nach 16 Minuten in einem furiosen Abschluss.

The Opening Set

9. Hunting The Squirrel, ein alter Volkstanz, aber extrem langsam gespielt.

10. Samhradh Samhradh
Den Abschluss des Albums bildet dieses ganz alte irische Lied. Es besingt den Bealtaine, den Sommeranfang, der im irischen Kalender am 01. Mai beginnt.


Wenn ich anfangs kurz Sigur Rós genannt habe, so sind mir während des weiteren Hörens keine Vergleiche mit anderen Bands mehr in den Sinn gekommen.

Was mir abschließend nur noch einfällt sind Adjektive wie „ausdrucksstark, intensiv, berührend“.
Und was mir auffällt und unbedingt erwähnenswert ist, ist die äußerst brillante Klangqualität der Aufnahmen.

Mein Fazit: Wer gerne Irish Folk hört und bereit ist, von den üblichen Pfaden abzuweichen, wer gerne etwas Besonderes mag, der sollte in dieses Meisterstück rein hören.

Hörproben:
Von Opening Set leider nur diese „Kurzfassung“. Was auf der CD in 16 Minuten langsam aufgebaut wird, wird hier in 5 Minuten zusammengefasst.
https://www.youtube.com/watch?…c_nZvhCzs4

Samhradh Samhradh
https://www.youtube.com/watch?…R8&index=0
Mr. Upduff
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Re: The Gloaming - Same

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Gepostet: 06.05.2014 - 09:36 Uhr  ·  #2
...hier ein schöner Albumquerschnitt...das Album wird ein wunderbar-stimmungsvoller Soundtrack zu meinem (hoffentlich irgendwann mal wieder möglichen nächste)n Irlandurlaub sein...die Stimme(n) sind einfach außergewöhnlich...

radiot
 
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Re: The Gloaming - Same

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Gepostet: 06.05.2014 - 19:11 Uhr  ·  #3
Schon Caramels erste Vorstellung bzw. der Hinweis auf "The Gloaming" machte mich neugierig, also wurde das Netz bemüht und ich konnte ein wenig zur Platte & Band lesen und ein bisschen Musik hören - jetzt bestens zusammengefasst und vorgestellt von Caramel. Am WE hatte ich mal versucht, die CD in die Finger zu bekommen - aber Pustekuchen, in keinem Laden (ok, es waren keine richtigen Läden, sondern nur "Verkaufsabteilungen" in Warenhäusern) war sie zu finden. Die Suche geht weiter.
Zum "Gälischen" oder "Irischen", also der Sprache, in der auf besagter Platte gesungen wird: Da kann man, wenn man Irland oder Schottland bereist, die schönsten und seltsamsten Erfahrungen machen. In Irland gibt es ja noch sogenannte "Gaeltachts", also Gebiete, Landstriche, in denen vornehmlich "Gälisch" gesprochen wird. Die Straßenschilder sind sowieso zweisprachig im ganzen Land, erst "Gälisch", darunter Englisch. In den Gaeltachts wird es noch interessanter, da sind die Straßenschilder irgendwann nur noch auf "Gälisch" gehalten. Gut zu wissen, wo man hin will und wie der Ort auf der Karte in englischer Schreibweise auf "Gälisch" heißt. Oberinteressant wird es, wenn man das Radio einschaltet. Teilweise bzw. ganze Sendungen bzw. Sender: Nachrichten und Sprache auf "Gälisch", im TV dito. Und - wir sind hier in einem Musikforum - die Musik! Andauernd irgendwelche nie gehörte irische Musik, irische Volksmusik, Unterhaltungsmusik, vielfach rein instrumental - phänomenal. So wie zu den besten Veranstaltungen im Pub, den sog. "Traditionals". Aber mit bierselig hat dies nichts zu tun, es wird zwar auch getrunken im Pub, aber die Musik steht im Vordergrund bei den Traditionals. In Schottland ist es ähnlich (wir waren da schon mal vier Wochen am Stück, in Irland habe ich bei Freunden mal drei Monate deren "Biogarten" und die Ziegen versorgt), im Radio andauernd auf den entsprechenden Sendern Dudelsackmusik, ein Stück besser als das andere. Musikalisch absolut interessant, da man dies hier so überhaupt nicht kennt. "Deutsche Volksmusik" den ganzen Tag im Radio? Da wäre das Schlimmste zu befürchten.

Die Dämmerung kommt - radiot grüßt! 8)
caramel
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Re: The Gloaming - Same

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Gepostet: 08.05.2014 - 20:13 Uhr  ·  #4
Ein Irland-Urlaub steht unbedingt auf meiner Wunschliste... vielleicht verbunden mit einem zünftigen Konzert dieser Band.

Die CD läuft hier streckenweise nonstop, und ich entdecke immer wieder Neues. Das Geigenspiel von Martin Hayes wechselt dauernd zwischen laut und leise. Dadurch entsteht eine wunderschöne Stimmung. Ich habe noch andere CDs mit ihm. Mir fällt erst jetzt auf, dass er wohl immer so spielt.
sunny
 
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Re: The Gloaming - Same

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Gepostet: 08.05.2014 - 20:58 Uhr  ·  #5
danke für die Vorstellung, ich höre mal auf You Tube rein.
Muss dazu schreiben, mir sagt die Band (Künstler) absolut nichts.
Das besagte Geigenspiel finde ich ansprechend und interessant,
klassische Musik einzubinden ist immer gut.

Sigur Rós ist mir allerdings geläufig.
badMoon
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Re: The Gloaming - Same

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Gepostet: 07.06.2016 - 06:30 Uhr  ·  #6
nach > 2 Jahren Dümpelei mal wieder hoch mit diesem Meisterwerk. Im Keller ist es zu dunkel.
radiot
 
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Re: The Gloaming - Same

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Gepostet: 07.06.2016 - 06:41 Uhr  ·  #7
Zitat geschrieben von badMoon

nach > 2 Jahren Dümpelei mal wieder hoch mit diesem Meisterwerk. Im Keller ist es zu dunkel.


Es gibt schone eine neue CD der Band!


"Gloaming 2" oder so. Habe ich aber noch nicht.

radiot grüßt! 8)
badMoon
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Re: The Gloaming - Same

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Gepostet: 07.06.2016 - 06:49 Uhr  ·  #8
Zitat geschrieben von radiot

Zitat geschrieben von badMoon

nach > 2 Jahren Dümpelei mal wieder hoch mit diesem Meisterwerk. Im Keller ist es zu dunkel.


Es gibt schone eine neue CD der Band!

"Gloaming 2" oder so. Habe ich aber noch nicht.

radiot grüßt! 8)


...sofern Frau C. das liest, könnte sich das Regal im Tal bald um einen Stellplatz verringern ^_^
kraut-brain
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Re: The Gloaming - Same

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Gepostet: 07.06.2016 - 12:26 Uhr  ·  #9
Und wieder werde ich durch dieses Forum in eine musikalische Welt gestubbst, die mir bisher völlig fremd war. Ich habe mich zuvor weder mit der Band "Gloaming", noch mit der in Folkkreisen Irlands vorherrschenden gälischen Musik auseinandergesetzt.

Das Ganze wird uns durch unseren Mitstreiter Caramel durch eine unheimlich gefühlvolle Rezi in den unterschiedlichsten Facetten nahegebracht, so dass man wenigstens ansatzweise in die Welt dieser Band hineingeführt wird.

Darüberhinaus werden die einzelnen Titel der ersten Schallplatte vom musikalischen Inhalt im Detail erklärt, so dass man als Unwissender zumindestens ansatzweise sich ein Bild von dem Dargebotenen machen und auf die Reise dieser gefühlvoll aufspielenden Band begeben kann.

Insofern kann ich verstehen, dass "Radiot" die Musik von King Crimson auf der Platte "The power to believe" zu krawallig ist; aber dieses ist eine ganz andere Geschichte.

Ja, ohne diese schöne Rezi von Caramel wäre ich ebenfalls gar nicht auf die Idee gekommen, einmal in diese Art von Musik hineinzutauchen. Auch wenn mir die Musik letztlich einen Tick zu ruhig ist, so bin ich dankbar, wieder einmal durch dieses Forum in eine andere musikalische Welt hinein geschnuppert zu haben. Vielen Dank nochmals Caramel.


LG Kraut-Brain :f:
badMoon
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Re: The Gloaming - Same

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Gepostet: 15.03.2019 - 10:28 Uhr  ·  #10
Für Freunde der Gloaming-Kapelle: Es ist ein neues Album erschienen:

The Gloaming 3



Áthas

Sheehan's Jigs
Trurl
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Re: The Gloaming - Same

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Gepostet: 15.03.2019 - 10:42 Uhr  ·  #11
Zitat geschrieben von badMoon

Für Freunde der Gloaming-Kapelle: Es ist ein neues Album erschienen:

The Gloaming 3


danke für die Info, ab in den Warenkorb damit :-)

trurl
radiot
 
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Re: The Gloaming - Same

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Gepostet: 15.03.2019 - 21:50 Uhr  ·  #12
Tja, 1 + 2 stehen schon hier. Muss da noch Nr. 3 dazu? Sicher doch! (Aber eigentlich sind es mit "The Gloaming: Live At The NCH" von 2018 doch schon vier, oder?)

radiot grüßt! 8)
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