Pallas - The Sentinel

 
hmc
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Pallas - The Sentinel

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Gepostet: 02.03.2009 - 13:17 Uhr  ·  #1
Pallas - The Sentinel
(1984 - Brown, Forman, Lowson, Mathewson, Murray)

Seit 2000 ist "The Sentinel" als Wiederveröffentlichung von Inside Out auf CD erhältlich. Nachdem mir das 99er Album "Beat The Drum" sehr gut gefallen hatte, war ich natürlich sehr auf "The Sentinel" gespannt.

Pallas waren damals neben Marillion, Pendragon und natürlich IQ die Bands der zweiten Progwelle, die nach dem Niedergang der 70er Jahre Progbands Anfang der 80er langsam einsetzte. Pallas hatten es wie Marillion geschafft, einen Plattenvertrag mit einem großen Label - EMI - abzuschließen.

"The Sentinel" war ursprünglich ein Konzeptwerk von Pallas, doch bei der ursprünglichen Veröffentlichung von EMI 1984 wurde das Konzept auseinandergerissen, manche Tracks wurden von der Plattenfirma sogar abgelehnt und waren somit nicht auf der Erstveröffentlichung vertreten, so daß es jetzt mit der Neuveröffentlichung sozusagen das Album in ursprünglich von der Band beabsichtigten Form gibt. Dieses etwas rüde Vorgehen der Plattenfirma paßt sicherlich gut in die Zeit - die Phase kreativer Freiheit aus den 70ern war in den 80ern weiter entfernt denn je.

Als erstes fällt bei der CD das großartige Artwork ins Auge - das sehr phantasievolle Cover kann so eigentlich nur ein Progalbum zieren. Fliegende Segelschiffe und die emporragenden Felsen und Inseln lassen Erinnerungen an Roger Dean wachwerden.

Zur Musik: "The Sentinel" wird von drei Singles eröffnet - "Shock Treatment", "Cut And Run" sowie "Arrive Alive". Schon diese ersten, sehr griffigen und rockigen Lieder begeistern sehr. Die Baßarbeit von Graeme Murray ist hochklassig und läßt nicht zuletzt wegen des verwendeten Rickenbacker Basses und der Produktion von Eddie Offord Erinnerungen an Yes wachwerden. Dazu gibt es in jeder der drei Singles gelungene Keyboardpassagen, kurze intrumentale Intermezzi und Gitarrensoli, die einfach Spaß bringen.

Das ganze ist dann natürlich nicht so komplex wie Progrock aus den 70ern, aber einfach hervorragende Rockmusik. Und obschon das Album bereits 17 Jahre alt ist, klingt es frisch und dynamisch. Natürlich macht sich der Zeitgeist der 80er bemerkbar. Deutlich wird dies vor allem beim Konzeptteil des Albums. Die Atlantis-Suite beschäftigt sich intensiv mit dem Kalten Krieg und der Furcht vor einem Atomkrieg, alles verpackt in eine Sagenumgebung. Natürlich ist das Thema heute nicht mehr so aktuell - "The Sentinel" ist hier also mehr ein Stück Zeitgeschichte.

Die Musik wird nun komplexer als bei den Singles und noch eine Spur bombastischer und dramatischer. Es wird zwar auch hier nie so verspielt wie bei Genesis (es erinnert von den Strukturen eher an Yes zu Drama-Zeiten) aber die Stücke können allesamt begeistern. Meines Erachtens nach klingen hier Pallas um einiges besser als Marillion. Während diese auf "Fugazi" mit teilweise sehr stillen Liedern phasenweise langweilen, bieten Pallas ein klassisches Konzeptwerk voller Bombastsounds und Theatralik.

Ich kann verstehen, warum "The Sentinel" als Klassiker des 80er Jahre Progs steht. Das Album ist durchweg mit starken Liedern geschmückt, sowohl die rockigen Singles als auch die kunstvoll bombastischen Konzeptlieder gehen ins Blut über. Ich kann "The Sentinel" jedem nur empfehlen. Wer das Album noch nicht kennt oder sogar noch nie etwas von Pallas gehört hat bekommt mit "The Sentinel" ein Meisterwerk und sollte zugreifen.

Anzumerken bleibt noch, daß es einen (etwas spärlichen) CD-Rom Track auf der CD gibt. Neben ein paar Photos gibt es vor allem einen Videomittschnitt eines Liveauftrittes. Hier sieht man, daß Pallas auch in der Tradition von Genesis stehen. Sänger Euan Lowson (der nur wenige Monate nach Veröffentlichung des Albums damals von der Band gefeuert und durch Alan Reed ersetzt wurde) hatte damals ein Faible für Kostümierungen, die Band wirkt live wie eine moderne Inkarnation der frühen Genesis.

14/15 Punkte

TO für den Musikzirkus
Trurl
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Re: Pallas - The Sentinel

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Gepostet: 02.03.2009 - 14:20 Uhr  ·  #2
ich setz einfach mal meine Rezi von den BBS dazu, quasi als Kontrastprogramm- Ich habe sie fast so gelassen, auch die Anmerkung zu Fix Sadler, dem Vielschreiber auf den BBS, wir beide sind PALLAS-Fans und haben uns über die Band kennengelernt.


"PALLAS sind die Band, der ich meinen Kontakt zu FIX und letztendlich dieser Liste (progrock_dt und die BBS) verdanke, gleichzeitig offenbarte sie meine musikalischen Unterschiede zum Genannten.

Als Vorbemerkung muß ich vorwegschicken, dass ich mich an die neue CD-Version noch nicht so richtig gewöhnt habe, irgendwie stören mich die Singles am Anfang, und auch der Mix ist ein etwas anderer als die damalige deutsche LP, die ich immer noch im Ohr habe.

Die CD fängt bombastisch an, aber so viel komplexer als auf der nachfolgenden Platte finde ich die Kompositionen auch nicht, die Singles z.B. sind sehr eingängig, und mit dem dann neuen Sänger hätten sie problemlos auch auf THE WEDGE gepasst. Das musikalische Konzept mit seinen diversen Aneinanderreihungen verschiedener Themen in einem Song ist nur stärker in den 70ern verhaftet.

Wirklich interessant wird es erst mit dem vierten Song, wo die eigentliche LP beginnt. Das erste Highlight IMHO ist "Eastwest", wo mir zum ersten Mal die Stimme des Sängers wirklich gefällt. Sonst klingt sie mir einfach zu operettenhaft, zu pathetisch, was eine Menge an den Songs kaputt macht (kann aber auch an der Produktion liegen, in der Stimme ist sehr viel Hall drin). Das Euan Lowson auch anders klingen kann, zeigen manche Passagen in "Arrive alive".

Überhaupt ist die ganze Produktion eher eine unfreiwillige Parodie auf den Bombast der Progzeiten, zu pompös kommt das Ganze daher mit Keyboardchören in Massen, verhallten Gitarrensolis und dem schon genannten Operettengesang. Auch manche Keyboardsounds sind grottenschlecht (z.B. in "Rise and Fall Part 1" - es klingt deutlich nach Werksklängen japanische Geräte.

Insgesamt für die 80er ein nettes Debüt, aber die Band sucht noch nach einem eigenen Stil. Es zeigt sich für meine Ohren, dass der Neoprog nicht so richtig überzeugen kann, wenn er nur versucht, die alten Bands zu klonen. Obwohl PALLAS es deutlich besser machen als MARILLION mit ihrem Debüt und ich die "ATLANTIS-Suite" vom Konzept wirklich schön finde, sind spätere Interpretationen und Werke der Band gelungener. Trotz Fanbonus meinerseits ist diese CD ist für Neoprogger wohl wichtig, aber im Gesamtkontext der Band doch nur gehobener Durchschnitt. Die Band wurde später immer besser :-))"

8/15

Zitatende: Ich empfehle jedem die CD "Knightmove to the Wedge", die den Nachfolger und die dazugehöreende EP-Veröffentlichung enthält, beide mit Alan Reed als Sänger.

Trurl
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Re: Pallas - The Sentinel

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Gepostet: 04.05.2010 - 22:41 Uhr  ·  #3
Mal hochholend, da Pallas im September 2010 auf die Loreley nach D kommen.
http://www.pallas.f2s.com/

Auf diese Truppe freue ich mich sehr....
holger_fischer
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Re: Pallas - The Sentinel

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Gepostet: 05.05.2010 - 08:01 Uhr  ·  #4
Zitat geschrieben von hmc
Pallas - The Sentinel

Als erstes fällt bei der CD das großartige Artwork ins Auge


Zu dem Artwork sei noch gesagt, dass es die CD auch in einem Pappklappcover im Format einer Single-Schallplatte gibt. Sehr schön. Passt allerdings so in keinen CD-Ständer. Muss man dann irgendwo ausstellen.
Ansonsten ein sehr gutes Album.
An dieser Stelle erlaube ich mir ein Hinweis auf "The Dreams Of Men". Ein Album mit monumentalen, düsteren Brechern. Gefällt mir persönlich besser, als "The Sentinel".
Trurl
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Re: Pallas - The Sentinel

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Gepostet: 10.05.2010 - 01:10 Uhr  ·  #5
Zitat geschrieben von nobby
Mal hochholend, da Pallas im September 2010 auf die Loreley nach D kommen.
http://www.pallas.f2s.com/

Auf diese Truppe freue ich mich sehr....


dann für Dich eine hoffentlich neue & gute Info:

auf deren Webseite gibt es den ersten Gig und die Rehearsals mit dem neuen Sänger komplett als Dowlnoad für 12,50 Pfund zu kaufen.
Die Rehearsals sind mit der Studiomehrspuranlage aufgenommen und klingen klasse, das Konzert stammt vom Soundboard und ein paar Mikros im Publikum. Der Sänger macht die Sache sehr gut. Mehr dazu findest Du hier:

http://www.pallas.f2s.com/

Alan Reed tritt derzeit ab und an als Gastsänger bei Twelve Night auf. Wäre interessant, ob der auch auf der Loreley dabei ist. PALLAS und er haben sich nicht gerade in Frieden getrennt.

LG
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Re: Pallas - The Sentinel

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Gepostet: 10.05.2010 - 08:21 Uhr  ·  #6
Zitat
Alan Reed tritt derzeit ab


Ist das der von Magenta und Cyan?
Trurl
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Re: Pallas - The Sentinel

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Gepostet: 10.05.2010 - 09:41 Uhr  ·  #7
Zitat geschrieben von hmc
Zitat
Alan Reed tritt derzeit ab


Ist das der von Magenta und Cyan?


nö, das war der langjährige Sänger von PALLAS, bis auf THE SENTINEL hat er die ganzen Leadvocals gesungen auf den darauf folgenden LPs/CDs.

trurl
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Re: Pallas - The Sentinel

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Gepostet: 10.05.2010 - 11:47 Uhr  ·  #8
Trurl, stimmt, ich meine dann wohl Rob Reed.
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