Hattler – Psychedelische Clubsounds, Pumpwerk Wilhelmshaven, 24.10.2008
Psychedelische Clubsounds – darauf wurde der Inhalt des Konzerts von der örtlichen Presse ganz einfach reduziert.
Etwas daneben, wie ich meine.
Anläßlich meiner Eindrücke fielen mir da spontan und nach dem Konzert ganz andere Dinge ein.
Helmut – quo vadis?
Zu viel Vielfalt?
Das schließt letztlich ein, das mein Gesamteindruck von einer Menge Abwechslung geprägt war.
Zunächst überwiegt meine positive Einschätzung, das Konzert hat mir weitestgehend gefallen, doch ganz ohne Kritik kann ich auch nicht verbleiben.
Gar schändlich war es zunächst, daß noch nicht einmal 100 Zuschauer/innen den Weg in das auch etwa 600 Personen fassende altehrwürdige Gemäuer fanden.
War es das nieselige Wetter?
Lag es am Fernsehprogramm?
Lag es am Eintrittspreis von 20,80€?
Oder woran nur sonst?
Nun ja, für mich ein altbekanntes Bild, HATTLER – wer’sndas? (sicher auch eine vielgestellte Frage in dieser relativ „kulturlosen“ Region...)
Nicht alle kennen den Bassisten noch aus seiner Krautrock-Zeit bei KRAAN, oder haben seinen weiteren Werdegang verfolgt.
„Vorteil“ des wohl sich schon in den Vorverkaufszahlen ankündigenden „Zuschauerdebakels“ war dann wohl, daß überall im Bühnenvorfeld Tischchen mit flackernden Leuchtmitteln und Salzgebäck aufgestellt waren und ältere Semester nicht rückenschädigend stehend die lange Zeit verbringen mussten. Und das fiel auf – nicht viele junge Musikliebhaber hatten sich eingefunden.
Aber – hätte nicht genau diese Zielgruppe bei erwarteten „Clubsounds“ aufschlagen müssen?
Oder sind „Clubsounds“ mittlerweile doch etwas für Ältere, die sich angesichts der Hektik der Zeit und der damit vielleicht verbundenen Musik wohltuend und elegant fingerschnippend den „sanften Grooves“ wiegend „hingeben“???
Gleichwohl – sanfte Grooves waren es sicher nicht, psychedelische Elemente waren wohl vorhanden, und wenn es mindestens durch die vom Gitarristen Torsten de Winkel verwendete „E-Sitar“ war.
Es funkte, rockte und ganz kurz einmal „swingte“es, eher, als das besinnliche Töne angeschlagen wurden.
Eigentlich war das zum großen Teil schon fast Popmusik, in Anlehnung an jene tanzbaren Grooves, wie sie von Bands und Künstlern wie Jamiroquai oder Incognito geboten werden.
Darum Anknüpfung an eine vorherige Frage : Helmut – quo vadis?
Soll das eine zukünftige Richtung sein? Ist das eine musikalische Zukunft?
Oder soll es lieber dorthin gehen, wo es mich dann am meisten packte, nämlich als de Winkel eine seltsam gestaltete akustisch-elektrische Gitarre mit angedeutetem Korpus hervorholte und filigran bis aggressiv, und stets einfallsreich und virtuos zu einem Gitarrenintermezzo anhob.
Nach einem sich langsam steigernden Solo gesellten sich dann Helmut Hattler am Bass und Oli Rubow am Schlagzeug hinzu und gemeinsam begab man sich auf die musikalische Reise und suchend wurden hier dann Weiten erforscht, die letztlich in einer Gemeinsamkeit endeten, die einen Funken entzündeten, der ein Tor zu neuen Dimensionen aufstiess, hier wurden die Grenzen der sonst oft „eingeengten“ Musik aufgehoben, hier entwickelte sich eine Spontaneität, die das ganze zum „Jazz“ werden liess, und das kam mir leider zu selten vor.
Bevor es zu diesem aus meiner Sicht Höhepunkt kam, war ich nicht unbedingt unzufrieden, denn es wurde gehörig gefunkt und gegroovet mit hoher Qualität. Rubow(the organic electro drummer) am Schlagzeug bildete mit Hattler zusammen ein einwandfreies Fundament, obwohl Rubow der federnde Groove eines Drummers á la Cobham & Co. zwar fehlte, aber seine „fillings“ durchaus beachtlich und präzise kamen.
Zu seinen weiteren Aufgaben zählte es, Gesampeltes und Keyboardklänge in die Stücke einzubringen und sie zu „verzieren“, mal „stückdienlich“, mal aus meiner Sicht „zu viel des Guten(?)“.
Die farbige Sängerin Fola Dada tat ihr übriges dazu, die Stücke in den Bereich des Soul zu transportieren, mit einem zumindest anfänglich gezeigten Tonumfang von tiefen Lagen, hier auch teilweise mit „dreckig-frechem“ Ausdruck bis , hier allerdings begrenzten, hohen Tönen.
Und immer, wenn es dann doch etwas „bieder“ wurde, war es de Winkel, der hier das „I-Tüpfelchen“ setzte und zeigte, das man „aus Soul auch Jazzrock machen kann“. Er brachte mit ungewöhnlichen Sounds und brillanten Einwürfen das ein, was der Musik die für mich notwendige Würze brachte. Mein „Star des Abends“!
In diesem ersten Teil war es auch ein arabisch klingendes Stück(„Salaud“), das für mich der „Hit“ des Abends war, ein eingängiger Titel, der durchaus Chartsambitionen erahnen liess.
Leider, und das ist einer meiner kritischen Anmerkungen, kam es im letzten Teil des Konzertes zu einigen „Wiederholungen“, die Stücke liessen ein gewisses Profil vermissen und die Musik neigte sich einer gewissen Gleichförmigkeit entgegen, was sich auch sehr stark im nun gar nicht mehr so wandlungsfähigem Gesang Dada’s ausdrückte.
Ein kleiner Ausflug in die Welt des Techno lockerte zwar etwas auf, war aber wohl nicht jedermanns/fraus Sache, obwohl in dieser stampfenden Gleichförmigkeit es erneut de Winkel war, der für mich das Stück „rettete“.
Auffällig war, das Hattler als Bandleader relativ wenig „gefeatured“ wurde. Dabei überzeugten seine kurzen solistischen Basseinwürfe durchaus, bearbeitete er den Bass jedenfalls nicht unbedingt „basstypisch“, sondern gar manchmal, als hätte er eine Gitarre zur Hand.
Weiterhin auffällig(in positivem Sinne) war für mich, daß es zwischen ihm und de Winkel gelegentlich zu magischen Momenten kam, wo die Beiden eine traumwandlerische Einheit vorlegten, daß in mir den Wunsch erweckte, sie möchten doch bitte gemeinsam in eine Richtung gehen, die sich mehr von zu sehr strukturierter Musik löst.
Vielleicht einmal ein Trio bestehend aus de Winkel/Hattler und Billy Cobham???? Das stelle ich mir sehr interessant vor! Dazu dann noch ein Sax und keyboards und es sollte feuriger Jazzrock entstehen mit dem Hauch des Besonderen....
Wolfgang
P.S.: einen besonders positiven Aspekt hatte das Konzert dann noch zu bieten:
Meine Frau und ich trafen auf Monsieur „TMBlues“, der filmenderweise anwesend war.
So wurde erneut ein Avatar des Forums lebendig und man konnte einige Worte austauschen.....
(HALLO; THIERRY!)
Psychedelische Clubsounds – darauf wurde der Inhalt des Konzerts von der örtlichen Presse ganz einfach reduziert.
Etwas daneben, wie ich meine.
Anläßlich meiner Eindrücke fielen mir da spontan und nach dem Konzert ganz andere Dinge ein.
Helmut – quo vadis?
Zu viel Vielfalt?
Das schließt letztlich ein, das mein Gesamteindruck von einer Menge Abwechslung geprägt war.
Zunächst überwiegt meine positive Einschätzung, das Konzert hat mir weitestgehend gefallen, doch ganz ohne Kritik kann ich auch nicht verbleiben.
Gar schändlich war es zunächst, daß noch nicht einmal 100 Zuschauer/innen den Weg in das auch etwa 600 Personen fassende altehrwürdige Gemäuer fanden.
War es das nieselige Wetter?
Lag es am Fernsehprogramm?
Lag es am Eintrittspreis von 20,80€?
Oder woran nur sonst?
Nun ja, für mich ein altbekanntes Bild, HATTLER – wer’sndas? (sicher auch eine vielgestellte Frage in dieser relativ „kulturlosen“ Region...)
Nicht alle kennen den Bassisten noch aus seiner Krautrock-Zeit bei KRAAN, oder haben seinen weiteren Werdegang verfolgt.
„Vorteil“ des wohl sich schon in den Vorverkaufszahlen ankündigenden „Zuschauerdebakels“ war dann wohl, daß überall im Bühnenvorfeld Tischchen mit flackernden Leuchtmitteln und Salzgebäck aufgestellt waren und ältere Semester nicht rückenschädigend stehend die lange Zeit verbringen mussten. Und das fiel auf – nicht viele junge Musikliebhaber hatten sich eingefunden.
Aber – hätte nicht genau diese Zielgruppe bei erwarteten „Clubsounds“ aufschlagen müssen?
Oder sind „Clubsounds“ mittlerweile doch etwas für Ältere, die sich angesichts der Hektik der Zeit und der damit vielleicht verbundenen Musik wohltuend und elegant fingerschnippend den „sanften Grooves“ wiegend „hingeben“???
Gleichwohl – sanfte Grooves waren es sicher nicht, psychedelische Elemente waren wohl vorhanden, und wenn es mindestens durch die vom Gitarristen Torsten de Winkel verwendete „E-Sitar“ war.
Es funkte, rockte und ganz kurz einmal „swingte“es, eher, als das besinnliche Töne angeschlagen wurden.
Eigentlich war das zum großen Teil schon fast Popmusik, in Anlehnung an jene tanzbaren Grooves, wie sie von Bands und Künstlern wie Jamiroquai oder Incognito geboten werden.
Darum Anknüpfung an eine vorherige Frage : Helmut – quo vadis?
Soll das eine zukünftige Richtung sein? Ist das eine musikalische Zukunft?
Oder soll es lieber dorthin gehen, wo es mich dann am meisten packte, nämlich als de Winkel eine seltsam gestaltete akustisch-elektrische Gitarre mit angedeutetem Korpus hervorholte und filigran bis aggressiv, und stets einfallsreich und virtuos zu einem Gitarrenintermezzo anhob.
Nach einem sich langsam steigernden Solo gesellten sich dann Helmut Hattler am Bass und Oli Rubow am Schlagzeug hinzu und gemeinsam begab man sich auf die musikalische Reise und suchend wurden hier dann Weiten erforscht, die letztlich in einer Gemeinsamkeit endeten, die einen Funken entzündeten, der ein Tor zu neuen Dimensionen aufstiess, hier wurden die Grenzen der sonst oft „eingeengten“ Musik aufgehoben, hier entwickelte sich eine Spontaneität, die das ganze zum „Jazz“ werden liess, und das kam mir leider zu selten vor.
Bevor es zu diesem aus meiner Sicht Höhepunkt kam, war ich nicht unbedingt unzufrieden, denn es wurde gehörig gefunkt und gegroovet mit hoher Qualität. Rubow(the organic electro drummer) am Schlagzeug bildete mit Hattler zusammen ein einwandfreies Fundament, obwohl Rubow der federnde Groove eines Drummers á la Cobham & Co. zwar fehlte, aber seine „fillings“ durchaus beachtlich und präzise kamen.
Zu seinen weiteren Aufgaben zählte es, Gesampeltes und Keyboardklänge in die Stücke einzubringen und sie zu „verzieren“, mal „stückdienlich“, mal aus meiner Sicht „zu viel des Guten(?)“.
Die farbige Sängerin Fola Dada tat ihr übriges dazu, die Stücke in den Bereich des Soul zu transportieren, mit einem zumindest anfänglich gezeigten Tonumfang von tiefen Lagen, hier auch teilweise mit „dreckig-frechem“ Ausdruck bis , hier allerdings begrenzten, hohen Tönen.
Und immer, wenn es dann doch etwas „bieder“ wurde, war es de Winkel, der hier das „I-Tüpfelchen“ setzte und zeigte, das man „aus Soul auch Jazzrock machen kann“. Er brachte mit ungewöhnlichen Sounds und brillanten Einwürfen das ein, was der Musik die für mich notwendige Würze brachte. Mein „Star des Abends“!
In diesem ersten Teil war es auch ein arabisch klingendes Stück(„Salaud“), das für mich der „Hit“ des Abends war, ein eingängiger Titel, der durchaus Chartsambitionen erahnen liess.
Leider, und das ist einer meiner kritischen Anmerkungen, kam es im letzten Teil des Konzertes zu einigen „Wiederholungen“, die Stücke liessen ein gewisses Profil vermissen und die Musik neigte sich einer gewissen Gleichförmigkeit entgegen, was sich auch sehr stark im nun gar nicht mehr so wandlungsfähigem Gesang Dada’s ausdrückte.
Ein kleiner Ausflug in die Welt des Techno lockerte zwar etwas auf, war aber wohl nicht jedermanns/fraus Sache, obwohl in dieser stampfenden Gleichförmigkeit es erneut de Winkel war, der für mich das Stück „rettete“.
Auffällig war, das Hattler als Bandleader relativ wenig „gefeatured“ wurde. Dabei überzeugten seine kurzen solistischen Basseinwürfe durchaus, bearbeitete er den Bass jedenfalls nicht unbedingt „basstypisch“, sondern gar manchmal, als hätte er eine Gitarre zur Hand.
Weiterhin auffällig(in positivem Sinne) war für mich, daß es zwischen ihm und de Winkel gelegentlich zu magischen Momenten kam, wo die Beiden eine traumwandlerische Einheit vorlegten, daß in mir den Wunsch erweckte, sie möchten doch bitte gemeinsam in eine Richtung gehen, die sich mehr von zu sehr strukturierter Musik löst.
Vielleicht einmal ein Trio bestehend aus de Winkel/Hattler und Billy Cobham???? Das stelle ich mir sehr interessant vor! Dazu dann noch ein Sax und keyboards und es sollte feuriger Jazzrock entstehen mit dem Hauch des Besonderen....
Wolfgang
P.S.: einen besonders positiven Aspekt hatte das Konzert dann noch zu bieten:
Meine Frau und ich trafen auf Monsieur „TMBlues“, der filmenderweise anwesend war.
So wurde erneut ein Avatar des Forums lebendig und man konnte einige Worte austauschen.....
(HALLO; THIERRY!)