Locomotiv GT - Ringasd El Magad - 1972 - Ungarn

 
green-brain
 
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Locomotiv GT - Ringasd El Magad - 1972 - Ungarn

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Gepostet: 09.08.2006 - 20:49 Uhr  ·  #1
Die Gruppe Locomotiv GT wurde 1971 von den Omega-Mitgliedern Gabor Presser und Jozsef Laux gegründet. Ihr zweites Album bietet einen merkwürdigen Mix aus exzellenten Progressivrock mit absolut genialen Keyboardsoli (die Orgel war anschließend sicher reif für den Schrottplatz, so wie sie hier heult, keucht, jault und hämmert) und profanen Rock- und Bluesnummern. Trotzdem gehört dieses Album zu meinen ungarischen Lieblingsalben, weil die Prog-Nummern ihresgleichen suchen.

Eine Bemerkung zur CD: Das wenig informative Booklet besteht aus einem einzigen Blatt. Die spärliche Information ist, wie bei den meisten osteuropäischen, skandinavischen, südeuropäischen oder südamerikanischen Produktionen, nur in der Landessprache enthalten.

-Meint man, diese Musik würde sowieso nur im Mutterland gehört?
-Oder soll, wer sich für diese Musik interessiert, gefälligst die entsprechende Sprache lernen?
-Oder hat man einfach keinen Bock, die spärliche Information zumindest ins Englische zu übersetzen?

Sei's drum: Wer keine Wahl hat, der hat auch keine Qual. Das Album gibt es nur in dieser Fassung. Vielleicht erbarmt sich ja eines Tages mal das "World In Sound"-Label und fabriziert eine exzellente Ausgabe dieses Albums.

Barta Tamas (guitars)
Frenreisz Karoly (bass, sax, oboe)
Laux Jozsef (drums, percussion)
Presser Gabor (Keyboards, vibraphon, marimba)

Trackliste:

Cirkusz (4:30)
A szerelem börtöneben (3:08)
Szerenad-a szerelmemnek, ha lenne (2:25)
A semmi kertje (4:30)
Lincoln fesztival blues (4:57)
Ne szedits (3:20)
Kakukkos karora (2:01)
Kotta nelkül (6:34)
Azt hittem (5:26)
Megvarlak ma delben (3:56)
Ringasd el magad (1:08)

LP - Pepita, 1972
CD - Hugaraton-Gong, 1992

6 von 10 Punkten. 4 der Tracks sind zwar absolute Superklasse, aber die anderen sind doch extrem profan! Aber trotzdem wegen der guten Tracks ein empfehlenswertes Album.


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Re: Locomotiv GT - Ringasd El Magad - 1972 - Ungarn

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Gepostet: 09.08.2006 - 22:56 Uhr  ·  #2
Ich tippe mal man meint das hört eh niemand außerhalb des Landes.

Jerry
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Re: Locomotiv GT - Ringasd El Magad - 1972 - Ungarn

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Gepostet: 06.05.2008 - 16:42 Uhr  ·  #3
Zitat geschrieben von Jerry Garcia
Ich tippe mal man meint das hört eh niemand außerhalb des Landes.

Jerry



Wenn ich mir meine CDs ansehe, die aus Frankreich stammen, steht da auch kein Wort drin, welches ich so ohne weiteres verstehen würde. Von englischen oder amerikanischen Produktionen ganz zu schweigen; da interessiert es ja eh nicht, ob ein Käufer sonstwo auf der Welt auch lesen und verstehen kann, was da im Booklet steht. Da wird ja ganz einfach vorausgesetzt, dass jeder des Englischen mächtig ist. Stilblüten treibt's ja gerne auch hierzulande. Von ECM hatte ich letztens einen "Newsletter", der komplett in Deutsch war! Da war ich schon von den Socken. Denn nicht nur bei ECM, sondern auch bei anderen deutschen Verlagen hat man ja den deutschen Hörer/Käufer vergessen. Texte im Booklet prinzipiell fast nur auf englisch, selten deutsche Texte, Erläuterungen etc. Gut, der internationale Markt, aber man kann es auch übertreiben.
Um auf LGT zurück zu kommen: im vorigen Jahr war ich in Budapest und kaufte u.a. auch die "Ringasd el magad". Und war doch froh, sie überhaupt zu bekommen. Ich habe zwar noch die Originalplatte (doppelt sogar!), aber die Platten leiden ja doch und man hofft immer auf ein vernünftiges Remaster der Platten und, und, und...
Die Originalplatte enthält auch nicht viel mehr Infos als die CD-Ausgabe. Die Rückseite der Platte wird noch von farbigen Bandfotos geziert, alle Worte in Ungarisch, nix verstehen. Eigentlich nicht üblich für die damalige Zeit, gab es doch auch Platten und ihnen gelegentlich beigelegte Blätter, die Informationen zu Band / Interpret u.ä. enthielten. Und zwar auf Deutsch / Russisch / Englisch. Nicht alles zusammen, je nach "Exportmarkt" variierten die Versionen. Und mit "Exportmarkt" meine ich die "sozialistischen Bruderländer". Ob die Platten auch irgendwie den Weg in den Westen fanden? Ich weiß es nicht. Aber so hielten es zumindest die Ungarn, Polen und Tschechen, d.h. Text und Titelübersetzung auf den Covern oder beigelegten Blättern, Text originalsprachig, Übersetzung Deutsch / Englisch oder Russisch. So kam es auch, das von Platten auch mitunter zwei Versionen existierten. Zwei Versionen mit sogar unterschiedlichen, will sagen völlig verschiedenen Covern. Das eine für den heimischen Markt, das andere für den Export. Und der Freak in der DDR konnte die Platten dann, wenn es die sozialistische Planwirtschaft der jeweiligen Länder zuließ, wenn er denn auch noch Glück hatte, in den sogenannten "Kultur- und Informationszentren" der betreffenden Länder kaufen. Diese Kultur- und Informationszentren gab es in Leipzig (Polen und CSSR) sowie Ostberlin (Polen, CSSR, Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Sowjetunion). Die größte Ausbeute gab es in denen polnischen und tschechischen Zentren. Diese Länder boten auch die bessere Musik. Was CD-Ausgaben betrifft, wissen zumindest die Ungarn, dass ihre Sprache schwer zu enträtseln ist; so finden sich auf neueren Ausgaben durchaus auch Texte in Englisch wieder. Ohne die würden wir nur Bahnhof verstehen. Oder gar nichts. In meinem Budapestreiseführer findet sich folgendes Zitat von Friedrich Dürrenmatt:

"Es gibt zwei sehr schwere Sprachen in Europa, die eine ist Portugiesisch und die andere ist Ungarisch. Aber Ungarisch ist so schwer, dass nicht einmal die Portugiesen es verstehen."

Aber ein Wort zumindest aus dem Ungarischen ist uns allen geläufig: "Hallo!" Der Reiseführer weiß dazu: "Als der Erfinder Tivadar Pukás 1877 in Boston die erste Telefonzentrale konstruierte, rief er laut "Hallom!" (Ich höre!) in den Hörer, als die erste Verbindung zustande kam. Aus "Hallom" wurde dann "Hallo" und "Hello", das man auch heute so in Ungarn verwendet.

Genug geschwafelt! Radiot grüßt!
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Re: Locomotiv GT - Ringasd El Magad - 1972 - Ungarn

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Gepostet: 06.05.2008 - 17:42 Uhr  ·  #4
Das liest sich ja nicht schlecht. Mal sehen, ob sich die Scheibe irgendwo auftreiben lässt.
womus-205
 
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Re: Locomotiv GT - Ringasd El Magad - 1972 - Ungarn

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Gepostet: 06.05.2008 - 19:20 Uhr  ·  #5
Zitat geschrieben von radiot
Diese Kultur- und Informationszentren gab es in Leipzig (Polen und CSSR) sowie Ostberlin (Polen, CSSR, Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Sowjetunion). Die größte Ausbeute gab es in denen polnischen und tschechischen Zentren.


Und vice versa. Ich kann mich erinnern das ich mir im Deutschen Zentrum in Warschau ende 1978 eine Platte von Stefan Diestelmann gekauft habe, die mir damals sehr gut gefallen hat.

Ringasd el magad heisst ungefähr wie "Rock Yourself" oder "Schaukel sich selbst"

womus
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Re: Locomotiv GT - Ringasd El Magad - 1972 - Ungarn

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Gepostet: 06.05.2008 - 19:22 Uhr  ·  #6
Zitat geschrieben von michi1985
Das liest sich ja nicht schlecht. Mal sehen, ob sich die Scheibe irgendwo auftreiben lässt.


Gleichwohl LGT 1972 eine bekannte und erfolgreiche Band in Ungarn, in der DDR und im Ostblock war (mit den bekannten und erfolgreichen Ex-Omega Musikern Jószef Laux und Gábor Presser), ist eben jene Platte, um die es sich hier dreht, nun ja, musikalischer Durchschnitt. Es sind ein paar schöne, rockige Stücke zu hören, das beste auf der Platte dürfte das 6:34 lange "Kotta nélkül" sein. Hier kann man auch die Potenz der Gruppe ahnen. Wäre dies Stück von einer Band aus England oder USA gewesen, ihm und der Band wäre sicher Erfolg beschieden. Herrliche Schweineorgel in dem Stück, sie wird, so hört es sich an, regelrecht malträtiert. Wunderbar! Liedhafte Stücke fehlen auch nicht. Halt eben das, was man damals, auch im Westen, so auf Platten veranstaltete. Kein Konzeptalbum, kein durchgängiger Sound. Was man eben so machen durfte. Mehr noch als im Westen gab es immer einen gravierenden Unterschied zwischen dem, was man auf einer Platte machen durfte oder konnte. Auch in Ungarn herrschten zu dieser Zeit Kommunisten, und selbst wenn man ihre Form des Kommunismus "Goulaschkommunismus" - als besondere, scheinbar liberalere Form des Kommunismus in Ungarn titulierte - die Partei hatte auch in Ungarn immer Recht!
Trotzdem eine schöne Platte!

Die Originalplatte und Story zu LGT findet man übrigens auf dieser Seite.
Der lobenswerte Betreiber gibt sich alle Mühe und trägt allerhand Material zusammen.
http://www.ostbeat.de/LGT.htm

Radiot grüßt!
Maddrax
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Re: Locomotiv GT - Ringasd El Magad - 1972 - Ungarn

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Gepostet: 06.05.2008 - 19:51 Uhr  ·  #7
Zitat geschrieben von michi1985
Das liest sich ja nicht schlecht. Mal sehen, ob sich die Scheibe irgendwo auftreiben lässt.


ich würd's mal hier probieren

http://www.azvuk.de/assets/s2dmain.html?http://www.azvuk.de/

LG
Peter
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Re: Locomotiv GT - Ringasd El Magad - 1972 - Ungarn

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Gepostet: 06.05.2008 - 19:54 Uhr  ·  #8
Maddrax, danke für den Hinweis. Diese gibt es dort wohl nicht. Eine für 15€ und zwei andere für 50€ :shock: Ich werde es bleiben lassen.
Maddrax
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Re: Locomotiv GT - Ringasd El Magad - 1972 - Ungarn

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Gepostet: 06.05.2008 - 20:03 Uhr  ·  #9
Zitat geschrieben von Maddrax
Zitat geschrieben von michi1985
Das liest sich ja nicht schlecht. Mal sehen, ob sich die Scheibe irgendwo auftreiben lässt.


ich würd's mal hier probieren

http://www.azvuk.de/assets/s2dmain.html?http://www.azvuk.de/

LG
Peter


doch die gibt es.
Der hat 5 Seiten mit CDs von Locomotiv GT

Klick auf ROCK/POP (oben links neben Startseite)

dann auf J - N

dann auf Locomotiv GT

die gesuchte CD ist dann auf der vierten seite.

Ganz unten kann man immer weiterklicken zur nächsten seite

Ich hoffe das hilft Dir weiter

Gruss
Peter
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Re: Locomotiv GT - Ringasd El Magad - 1972 - Ungarn

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Gepostet: 06.05.2008 - 20:08 Uhr  ·  #10
Gefunden. Danke!
hmc
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Re: Locomotiv GT - Ringasd El Magad - 1972 - Ungarn

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Gepostet: 07.05.2008 - 09:00 Uhr  ·  #11
Habt ihr die Story bezüglich der DDR Rock Szene von Green-Brain gelesen?

viewtopic.php?t=1066
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Re: Locomotiv GT - Ringasd El Magad - 1972 - Ungarn

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Gepostet: 11.05.2008 - 23:02 Uhr  ·  #12
Zitat geschrieben von hmc
Habt ihr die Story bezüglich der DDR Rock Szene von Green-Brain gelesen?

viewtopic.php?t=1066


Eine, wie man sieht, "never ending story". Warum auch nicht. Green-brains Story habe ich nicht nur gelesen, ich habe sie "erlebt"!
Vergessen hat er in seiner Aufzählung zumindest "Pankow" ("Die Stones des Osten" sollen sie angeblich tituliert worden sein!). Egal.
Ansonsten ist die Story etwas, nun ja, plakativ. Ich hatte z.B. nie eine Platte von "Electra", "Puhdys" oder "Karat" (die aber trotzdem genug Fans in der DDR hatten, ganz klar!). Das war etwas für Möchtegernrocker und Schlagerheinis in der DDR. Dieser gequälte Gesang bei den Puhdys und Electra! Grauenvoll! Karat war vollends abgeschrieben, trotz Westerfolgs. Man kannte die Musiker von Pantha Rhei (böse Zungen behaupteten, da konnte Herbert Dreilich noch singen!) und da machten sie eine sehr gute Gebläserockjazzmischung, zusammen mit Veronika Fischer. (Gut beurteilen kann ich das, da ich "natürlich" die verschiedensten Bands auch live erlebt habe. Und dies war "natürlich" auch ein ganz anderes Erlebnis, als die Bands dann auf ihren Platten zu hören oder sie danach zu beurteilen. Die Platten waren das, was sie machen durften. Das war das, was nach der (nicht immer gelungenen!) Zensur übrig blieb. Freilich triebs da auch absolute Stilblüten - Renft textet in der "Rockballade vom kleinen Otto": "...hol mich nach Norden, oder ich flieh..." und wird verboten; Lift textet im Titel "Nach Süden":"...nach Süden, nach Süden, wollte ich fliegen, das war mein allerschönster Traum..." und die Platte erscheint. Der sensibilisierte und im Zwischendenzeilenlesen geübte DDR-Rockhörer hört natürlich, was "zwischen den Zeilen" gesagt wird. Und mit Süden war nicht der Süden der DDR gemeint.)
Bei Karat, Puhdys & Co. dann nur noch seichte Pseudorockmusik, gut genug für einen "Kessel Buntes" und gut genug, um dem Publikum im Westen vorgeführt zu werden.
Was in der Story von green-brain nicht beachtet wird - in der DDR hing man so zwischen Baum und Borke. Man hörte nach Westen und nach Osten. Rockmusik aus dem "eigenen" (aus dem zwangsweise eigenen Land wohlgemerkt!) stand immer im Vergleich zu dem, was man per Ätherwellen oder den spärlichen Originalplatten aus dem Westen kannte. Oder den ebenso spärlichen "Lizenzplatten". Die Musik wurde immer an westlichen Vorbildern gemessen. Das machte es für die DDR-Musiker natürlich immens schwer, dem eigenen Publikum ordentlich zu imponieren. Die Partei hatte immer recht und ihre Mitarbeiter der Stasi waren auch bei Rockkonzerten zugegen. Konnte man die Musik nicht verhindern, so versuchte man doch zu steuern. Und wenn sich Musiker unbotmäßig verhielten, und wenn sie auf der Bühne zu sehr rumhampelten, kreischten, beim Singen sich hinknieten, auffällige Kleidung trugen, zuviel soffen (mehr als das Publikum!) und das Publikum aufpeitschten mit zu vielen "Westtiteln" im Repertoire - zack! Verboten!
Berufsausweis weggenommen. Auftrittsverbot.

Aber wie man noch heute hören kann, entwickelte sich trotzdem eine ordentliche Musikszene. Mit allen Stärken und Schwächen, aber vor "dem" Hintergrund auch nicht schlecht!

Radiot grüßt!
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Re: Locomotiv GT - Ringasd El Magad - 1972 - Ungarn

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Gepostet: 04.03.2009 - 19:26 Uhr  ·  #13
Nach dem Hören (allerdings einer englischsprachigen Version, die von Vinyl gerippt wurde) muss ich mich green-brain anschließen. Ein paar aufregende Momente, aber leider auch einige total überflüssige, banale Tracks.
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