The Jimi Hendrix Experience – Electric Ladyland
Ein Album, das mit Sicherheit bereits oft vorgestellt und besprochen wurde.
Dennoch will ich es mir nicht nehmen, dieses wohl vielseitigste Album Hendrix“ noch einmal, auch aus meiner persönlichen Sicht, wieder in’s Gespräch zu bringen.
Die Aufnahmen zu der einstigen Doppel-LP, die im CD-Zeitalter bequem auf einen Silberling passt, fanden in den Record Plant Studios in New York zwischen Juli 1967 und August 1968 statt, einen für damalige Verhältnisse recht langen Zeitraum.
Veröffentlicht wurde das Album dann im Oktober 1968.
Ich halte die Platte aus dem Grund für die vielseitigste, weil Hendrix hier einen bunten Schirm voller Einflüsse und musikalischer Ausgestaltungen aufspannte, von Blues und Rock über Psychedelic und Jazz, und das mitunter in recht experimentellem Umfeld, das neueste technische „Spielzeug“ kam hier zum Einsatz.
Das klassische Trio der Experience, also JIMI HENDRIX/NOEL REDDING/MITCH MITCHELL ist um viele Studiomusiker erweitert worden, darunter solch namhafte wie Al Kooper, Steve Winwood, Jack Casady. Hierzu jedoch Näheres später.
Zu den einzelnen Titeln:
01....And The Gods Made Love (1:21)
dumpfe verhallte Paukenschläge mit verlangsamt-verfremdeten Stimmen(sind es welche?), die anzukündigen scheinen, dass hier etwas Ungewöhnliches bevorsteht. Sind das wirklich die liebenden Götter? Oder lediglich eine Einleitung zu
02.Have You Ever Been (To Electric Ladyland) (2:12) ?????????
Hier wartet der “magic carpet” auf uns und gemeinsam fliegen wir „right over the love filled sea“ und die Engel breiten ihre Flügel aus.
Ein für mich damals eher unscheinbares Stück, dass aber voller kleinem Zauber steckt, als wäre das die Fortsetzung von „Little Wing“. Wie jenes auch wieder viel zu kurz, für mich eine kleine Perle. Darüber hinaus meine ich, dass Jimi hier einen sehr guten Vokalbeitrag vorlegt.
Womit wir gleich zu einer Singleauskopplung kommen, 1969 in den Charts,
03.Crosstown Traffic (2:25)
Vorwärtstreibend, mit schneidender Gitarre, einen leichten Groove beinhaltend, ist das für mich eine gute anspruchsvolle Komposition, die in den Charts einen eher ungewöhnlichen Auftritt darstellte innerhalb der sonstige Mitwerber um die Plätze. Nun gut, so hoch stieg die Single dann ja auch nicht ein, bis Platz 37 soll es in Großbritannien gereicht haben.
Und nun der erste Gastbeitrag auf diesem düster-schleppenden Blues,
04.Voodoo Chile (15:05)
Jack Casady am Bass und Steve Winwood an der Orgel bringen hier frischen Wind in die Experience.
Ein im Vergleich zu den vorherigen Stücken richtig „erdiges“ Erlebnis, eine Geschichte dunkler Voodoo-Mächte, „The night I was born, I swear the moon turned a fire red.
Hendrix’ Spiel fasziniert mich hier in den ruhigen Momenten, die gleichwohl etwas „Schwelendes“ beinhalten, da kribbelt es wie vor einem Gewitter, als auch im dann später losbrechenden Gewitter, und Winwood füllt mit ihm zusammen dieses massive Klangbild, für mich ein immer wieder packendes Stück Musik! (wie wäre Blind Faith mit Hendrix gewesen?)
So oder so, ein Stück mit Jam-Charakter und explosivem Ausdruck.
05.Little Miss Strange (von Noel Redding) (2:50)
Möglicherweise ist es die Tatsache, dass dieses Stück Redding geschrieben hat, aber es ist nicht mein liebstes Stück der Platte, irgendwie klang mir das stets zu „unfertig“, ich habe da nie so den rechten Zugang gefunden, innerhalb des weiten Spektrums einerseits eine Abwechslung, andererseits für mich wie ein Fremdkörper, dabei ist es, objektiv betrachtet, gar nicht mal so schlecht.
Am wenigsten gefällt mir allerdings
06.Long Hot Summer Night (3:30)
Genau kann ich es vielleicht nicht ausdrücken, doch hat das Stück für mich etwas “Nervöses”, einen “zerrenden und unruhigen” Ausdruck, dem ich gefühlsmäßig so gar nicht folgen kann.
Viel näher steht mir da
07.Come On (Part 1) (Earl King) (4:10)
Diese Coverversion des Stückes von Earl King erlebt hier eine richtig “coole” Bearbeitung mit einem rumpelnd-rollendem Ausdruck. Ich mag es, wenn Hendrix die Anfangszeile bringt, „People talkin' but they just don't know“ und dazu die Instrumente einen deftigen Untergrund dazupacken. Eine feine Blues-Rock-Atmosphäre mit einem Hauch rockend-rollender Musik aus New Orleans.
Ein weiterer „Hit“ folgt mit
08.Gypsy Eyes (3:46),
zwar erst 1971 als Single veröffentlicht, mit Platz 35 immerhin ein kleiner Hit. „Gypsy Eyes“ ist auch wieder so ein irgendwie besonderes Stück, wohl eine kleine Liebeserklärung an eine Lady, die ihn mit ihren Augen so wohltuend betört haben mag.
Rhythmuswechsel innerhalb des Stückes halten die Spannung aufrecht, Musik, die dadurch möglicherweise nicht ganz so zugänglich ist, erstaunlicher daher die Tatsache der Chartplazierung.
Irgendwie passte mir auch
09.Burning Of The Midnight Lamp (3:44)
nicht unbedingt in das Gesamtbild des Albums, weist es doch im Gegensatz zu den anderen Stücken noch Spuren des frühen Hendrix auf. So erschien dieser Titel auch bereits über ein Jahr vor dem Album als Single und belegte Platz 18 in den USA.
Warum das jetzt hier enthalten ist, entzieht sich meiner Kenntnis.
Gleichwohl ein nicht uninteressantes Stück, unterstützt von Cissy Houston(ja, genau Whitney’s Mutter) und den Sweet Inspirations, mit psychedelischem Anstrich. „Himmlische Chöre“ und der intensive „Wah-Wah-Einsatz“ sowie das von Hendrix elektrische Spinett (electric harpsichord) sorgen für eine ganz besondere Stimmung, ein Stück, das ich erst nach und nach lieb gewann, damals erschien es mir recht sperrig.
Cool und lasziv geht es weiter mit
10.Rainy Day, Dream Away (3:43),
offensichtlich einer Einleitung zu einem später noch auftauchenden Titel, mit Gästen, nämlich an den Congas - Larry Faucette , an den Drums - Buddy Miles, am Sax Freddie Smith und an der Orgel Mike Finnigan ,schleppt sich eigentlich so dahin, wie gesagt, ein sehr lasziv anmutendes Stück, dass keinen Anfang und kein Ende zu haben scheint.
11.1983... (A Merman I Should Turn To Be) (13:46), das ist Hendrix, wie er wieder überrascht und völlig aus dem Rahmen zu fallen scheint.
Geheimnisvoll ist es, und Hendrik beschreibt hier ein fiktives Szenario eines Krieges und die Aussichtslosigkeit, daraus zu entkommen(außer in’s Meer), insofern ein starkes politisches Statement, verpackt in starke psychedelische Elemente. Einer meiner Lieblingssongs des Musikers, der nahtlos übergeht in das sehr kurze
12.Moon, Turn The Tides...Gently Gently Away (1:01)
wo Jimi mit einer Frau in die Tiefen des Wassers entkommen ist, in Neptun’s Welt. (wir hören das Rauschen der Tiefe)
Fortsetzung folgt, siehe track 10:
13.Still Raining, Still Dreaming (4:24)
Ja, noch immer wird im Regen geträumt, gleiche Besetzung wie oben, gleiche Stimmung wie oben, weg mit den Sorgen, „Let it drain your worries away yeah, Lay back and groove on a rainy day hey”.
Weiter geht es dann mit einem brennenden Thema,
14.House Burning Down (4:35)
Ein recht inhaltsschwangerer Text wohl darüber, wie gleichgültig Menschen über das Schicksal anderer sein können und die Frage, warum sich Menschen gegenseitig Böses antun.
Und das alles verpackt in ein aufregend mitreißendes Arrangement mit Tangorhythmus, hervorragend und ungewöhnlich.
Und nun der vielleicht bekannteste Song des Musikers, ein wahrer HIT,
15.All Along The Watchtower (Bob Dylan) (4:01)
Dylan selbst soll dieses als beste Interpretation seines Liedes bezeichnet haben.
Und – ist es nicht so, verbindet man mit dem Songtitel nicht zuerst einmal Hendrix?
Dave Mason, den Hendrix hier arg gequält haben soll, bis sein Akustikgitarren-Part endlich „saß“, ist hier Gast und trägt maßgeblich zum Sound des Titels bei.
Mittlerweile kenne ich es bestimmt Note für Note und noch immer fasziniert mich, wenn Hendrix hier im Solo gleich 3 Spielarten der Gitarre zum Besten gibt, darunter ein Slide-Solo und eines mit Wah-Wah. Super gemacht. Die scheppernde Perkussion (Brian Jones) bringt eine weitere klangbestimmende Nuance in diesen Klassiker.
Doch der nächste Klassiker folgt auf den Fuss:
16.Voodoo Chile (Slight Return) (5:14),
einst zu Disko-Zeiten ein immer wieder beliebtes Stück des DJs, denn dann war die Tanzfläche voll, wenn man sich in voller Lautstärke der Wucht dieses Stückes hingeben konnte.
Allein diese Einleitung hat einen unwiderstehlichen Wiedererkennungswert, und wenn dann plötzlich die Gitarre mit aller Macht einsetzt, dann fliegen alle Sinne fort, dann setzt Entrücktheit ein.
Und Hendrix verschmilzt gesanglich mit seiner Gitarre, nie kam das mehr zum Eindruck als bei diesem Stück. Man bedenke, das Stück stammt aus 1968, einer Zeit, in der Rockmusik eigentlich noch anders aussah.
„Well, i stand up next to a mountain
And i chop it down with the edge of my hand”.
1970 erreichte diese Single gar Platz 1 der UK Single-Charts!
So, wir sind durch, wir haben ein Album voller Überraschungen, voller musikalischer Raffinesse und Abwechslung kennen gelernt.
Nicht jeder mag es so beurteilen, für einige mag es auch nicht das liebste Album von Hendrix sein, für mich ist es das aber.
Denn es treffen hier verschiedene Eigenschaften Hendrix’ , nämlich jene des Komponierens, des Arrangierens und des beherzten Spiels, in einer seltenen Gesamtheit positiv aufeinander.
Immerhin zeigt die Musik die Richtung auf, die Hendrix wahrscheinlich beschritten hätte, wäre ihm genügend Zeit geblieben.
Die weitere Zusammenarbeit mit Larry Young, dem Jazz-Organisten und die geplante mit dem großartigem Jazz-Komponisten und –Arrangeur Gil Evans zeugen davon.
Die Musik dieses Albums ist insofern eine Zusammenfassung ehemaliger Stile, damals aktueller Klänge und eines Blickes in die Zukunft.
Hier noch einmal alle Stücke zusammengefasst auf einen Blick, wenn nicht anders angegeben, komponiert von Hendrix:
1. ...And The Gods Made Love (1:21)
2. Have You Ever Been (To Electric Ladyland) (2:12)
3. Crosstown Traffic (2:25)
4. Voodoo Chile (15:05)
5. Little Miss Strange (Noel Redding) (2:50)
6. Long Hot Summer Night (3:30)
7. Come On (Part 1) (Earl King) (4:10)
8. Gypsy Eyes (3:46)
9. Burning Of The Midnight Lamp (3:44)
10. Rainy Day, Dream Away (3:43)
11. 1983... (A Merman I Should Turn To Be) (13:46)
12. Moon, Turn The Tides...Gently Gently Away (1:01)
13. Still Raining, Still Dreaming (4:24)
14. House Burning Down (4:35)
15. All Along The Watchtower (Bob Dylan) (4:01)
16. Voodoo Chile (Slight Return) (5:14)
Und- zur Abrundung hier noch die Auflistung aller beteiligten Musiker, wobei die Angaben aus dem Booklet stammen:
· Jimi Hendrix – electric guitar, bass guitar (on tracks 2, 6, 8, 11, 14 and 15), electric harpsichord (on track 9), percussion, lead vocals (on all non-instrumental tracks except 5 in which Mitch and Noel sing), background vocals, kazoo made of comb and paper (track 3), a slide used in "All Along the Watchtower" is actually a cigarette lighter
· Mitch Mitchell – drums (on all tracks except 10 and 13), percussion, background vocals, lead vocals (with Redding on track 5)
· Noel Redding – bass guitar (on tracks 3, 5, 7, 9, 11 and 16), background vocals, acoustic guitar (on track 5), lead vocals (with Mitchell on track 5)
· Jack Casady – bass (on track 4)
· Steve Winwood – organ (on track 4)
· Al Kooper – piano (on track 6)
· Cissy Houston and The Sweet Inspirations – background vocals (on track 9)
· Larry Faucette – congas (on tracks 10 and 13)
· Mike Finnigan – organ (on tracks 10 and 13)
· Freddie Smith – tenor saxophone (on tracks 10 and 13)
· Buddy Miles – drums (on tracks 10 and 13)
· Brian Jones- percussion [on track 15]
· Dave Mason – Acoustic 12-String guitar (on track 15), backing vocals (on track 3)
· Chris Wood – flute (on track 11)
Wolfgang
Ein Album, das mit Sicherheit bereits oft vorgestellt und besprochen wurde.
Dennoch will ich es mir nicht nehmen, dieses wohl vielseitigste Album Hendrix“ noch einmal, auch aus meiner persönlichen Sicht, wieder in’s Gespräch zu bringen.
Die Aufnahmen zu der einstigen Doppel-LP, die im CD-Zeitalter bequem auf einen Silberling passt, fanden in den Record Plant Studios in New York zwischen Juli 1967 und August 1968 statt, einen für damalige Verhältnisse recht langen Zeitraum.
Veröffentlicht wurde das Album dann im Oktober 1968.
Ich halte die Platte aus dem Grund für die vielseitigste, weil Hendrix hier einen bunten Schirm voller Einflüsse und musikalischer Ausgestaltungen aufspannte, von Blues und Rock über Psychedelic und Jazz, und das mitunter in recht experimentellem Umfeld, das neueste technische „Spielzeug“ kam hier zum Einsatz.
Das klassische Trio der Experience, also JIMI HENDRIX/NOEL REDDING/MITCH MITCHELL ist um viele Studiomusiker erweitert worden, darunter solch namhafte wie Al Kooper, Steve Winwood, Jack Casady. Hierzu jedoch Näheres später.
Zu den einzelnen Titeln:
01....And The Gods Made Love (1:21)
dumpfe verhallte Paukenschläge mit verlangsamt-verfremdeten Stimmen(sind es welche?), die anzukündigen scheinen, dass hier etwas Ungewöhnliches bevorsteht. Sind das wirklich die liebenden Götter? Oder lediglich eine Einleitung zu
02.Have You Ever Been (To Electric Ladyland) (2:12) ?????????
Hier wartet der “magic carpet” auf uns und gemeinsam fliegen wir „right over the love filled sea“ und die Engel breiten ihre Flügel aus.
Ein für mich damals eher unscheinbares Stück, dass aber voller kleinem Zauber steckt, als wäre das die Fortsetzung von „Little Wing“. Wie jenes auch wieder viel zu kurz, für mich eine kleine Perle. Darüber hinaus meine ich, dass Jimi hier einen sehr guten Vokalbeitrag vorlegt.
Womit wir gleich zu einer Singleauskopplung kommen, 1969 in den Charts,
03.Crosstown Traffic (2:25)
Vorwärtstreibend, mit schneidender Gitarre, einen leichten Groove beinhaltend, ist das für mich eine gute anspruchsvolle Komposition, die in den Charts einen eher ungewöhnlichen Auftritt darstellte innerhalb der sonstige Mitwerber um die Plätze. Nun gut, so hoch stieg die Single dann ja auch nicht ein, bis Platz 37 soll es in Großbritannien gereicht haben.
Und nun der erste Gastbeitrag auf diesem düster-schleppenden Blues,
04.Voodoo Chile (15:05)
Jack Casady am Bass und Steve Winwood an der Orgel bringen hier frischen Wind in die Experience.
Ein im Vergleich zu den vorherigen Stücken richtig „erdiges“ Erlebnis, eine Geschichte dunkler Voodoo-Mächte, „The night I was born, I swear the moon turned a fire red.
Hendrix’ Spiel fasziniert mich hier in den ruhigen Momenten, die gleichwohl etwas „Schwelendes“ beinhalten, da kribbelt es wie vor einem Gewitter, als auch im dann später losbrechenden Gewitter, und Winwood füllt mit ihm zusammen dieses massive Klangbild, für mich ein immer wieder packendes Stück Musik! (wie wäre Blind Faith mit Hendrix gewesen?)
So oder so, ein Stück mit Jam-Charakter und explosivem Ausdruck.
05.Little Miss Strange (von Noel Redding) (2:50)
Möglicherweise ist es die Tatsache, dass dieses Stück Redding geschrieben hat, aber es ist nicht mein liebstes Stück der Platte, irgendwie klang mir das stets zu „unfertig“, ich habe da nie so den rechten Zugang gefunden, innerhalb des weiten Spektrums einerseits eine Abwechslung, andererseits für mich wie ein Fremdkörper, dabei ist es, objektiv betrachtet, gar nicht mal so schlecht.
Am wenigsten gefällt mir allerdings
06.Long Hot Summer Night (3:30)
Genau kann ich es vielleicht nicht ausdrücken, doch hat das Stück für mich etwas “Nervöses”, einen “zerrenden und unruhigen” Ausdruck, dem ich gefühlsmäßig so gar nicht folgen kann.
Viel näher steht mir da
07.Come On (Part 1) (Earl King) (4:10)
Diese Coverversion des Stückes von Earl King erlebt hier eine richtig “coole” Bearbeitung mit einem rumpelnd-rollendem Ausdruck. Ich mag es, wenn Hendrix die Anfangszeile bringt, „People talkin' but they just don't know“ und dazu die Instrumente einen deftigen Untergrund dazupacken. Eine feine Blues-Rock-Atmosphäre mit einem Hauch rockend-rollender Musik aus New Orleans.
Ein weiterer „Hit“ folgt mit
08.Gypsy Eyes (3:46),
zwar erst 1971 als Single veröffentlicht, mit Platz 35 immerhin ein kleiner Hit. „Gypsy Eyes“ ist auch wieder so ein irgendwie besonderes Stück, wohl eine kleine Liebeserklärung an eine Lady, die ihn mit ihren Augen so wohltuend betört haben mag.
Rhythmuswechsel innerhalb des Stückes halten die Spannung aufrecht, Musik, die dadurch möglicherweise nicht ganz so zugänglich ist, erstaunlicher daher die Tatsache der Chartplazierung.
Irgendwie passte mir auch
09.Burning Of The Midnight Lamp (3:44)
nicht unbedingt in das Gesamtbild des Albums, weist es doch im Gegensatz zu den anderen Stücken noch Spuren des frühen Hendrix auf. So erschien dieser Titel auch bereits über ein Jahr vor dem Album als Single und belegte Platz 18 in den USA.
Warum das jetzt hier enthalten ist, entzieht sich meiner Kenntnis.
Gleichwohl ein nicht uninteressantes Stück, unterstützt von Cissy Houston(ja, genau Whitney’s Mutter) und den Sweet Inspirations, mit psychedelischem Anstrich. „Himmlische Chöre“ und der intensive „Wah-Wah-Einsatz“ sowie das von Hendrix elektrische Spinett (electric harpsichord) sorgen für eine ganz besondere Stimmung, ein Stück, das ich erst nach und nach lieb gewann, damals erschien es mir recht sperrig.
Cool und lasziv geht es weiter mit
10.Rainy Day, Dream Away (3:43),
offensichtlich einer Einleitung zu einem später noch auftauchenden Titel, mit Gästen, nämlich an den Congas - Larry Faucette , an den Drums - Buddy Miles, am Sax Freddie Smith und an der Orgel Mike Finnigan ,schleppt sich eigentlich so dahin, wie gesagt, ein sehr lasziv anmutendes Stück, dass keinen Anfang und kein Ende zu haben scheint.
11.1983... (A Merman I Should Turn To Be) (13:46), das ist Hendrix, wie er wieder überrascht und völlig aus dem Rahmen zu fallen scheint.
Geheimnisvoll ist es, und Hendrik beschreibt hier ein fiktives Szenario eines Krieges und die Aussichtslosigkeit, daraus zu entkommen(außer in’s Meer), insofern ein starkes politisches Statement, verpackt in starke psychedelische Elemente. Einer meiner Lieblingssongs des Musikers, der nahtlos übergeht in das sehr kurze
12.Moon, Turn The Tides...Gently Gently Away (1:01)
wo Jimi mit einer Frau in die Tiefen des Wassers entkommen ist, in Neptun’s Welt. (wir hören das Rauschen der Tiefe)
Fortsetzung folgt, siehe track 10:
13.Still Raining, Still Dreaming (4:24)
Ja, noch immer wird im Regen geträumt, gleiche Besetzung wie oben, gleiche Stimmung wie oben, weg mit den Sorgen, „Let it drain your worries away yeah, Lay back and groove on a rainy day hey”.
Weiter geht es dann mit einem brennenden Thema,
14.House Burning Down (4:35)
Ein recht inhaltsschwangerer Text wohl darüber, wie gleichgültig Menschen über das Schicksal anderer sein können und die Frage, warum sich Menschen gegenseitig Böses antun.
Und das alles verpackt in ein aufregend mitreißendes Arrangement mit Tangorhythmus, hervorragend und ungewöhnlich.
Und nun der vielleicht bekannteste Song des Musikers, ein wahrer HIT,
15.All Along The Watchtower (Bob Dylan) (4:01)
Dylan selbst soll dieses als beste Interpretation seines Liedes bezeichnet haben.
Und – ist es nicht so, verbindet man mit dem Songtitel nicht zuerst einmal Hendrix?
Dave Mason, den Hendrix hier arg gequält haben soll, bis sein Akustikgitarren-Part endlich „saß“, ist hier Gast und trägt maßgeblich zum Sound des Titels bei.
Mittlerweile kenne ich es bestimmt Note für Note und noch immer fasziniert mich, wenn Hendrix hier im Solo gleich 3 Spielarten der Gitarre zum Besten gibt, darunter ein Slide-Solo und eines mit Wah-Wah. Super gemacht. Die scheppernde Perkussion (Brian Jones) bringt eine weitere klangbestimmende Nuance in diesen Klassiker.
Doch der nächste Klassiker folgt auf den Fuss:
16.Voodoo Chile (Slight Return) (5:14),
einst zu Disko-Zeiten ein immer wieder beliebtes Stück des DJs, denn dann war die Tanzfläche voll, wenn man sich in voller Lautstärke der Wucht dieses Stückes hingeben konnte.
Allein diese Einleitung hat einen unwiderstehlichen Wiedererkennungswert, und wenn dann plötzlich die Gitarre mit aller Macht einsetzt, dann fliegen alle Sinne fort, dann setzt Entrücktheit ein.
Und Hendrix verschmilzt gesanglich mit seiner Gitarre, nie kam das mehr zum Eindruck als bei diesem Stück. Man bedenke, das Stück stammt aus 1968, einer Zeit, in der Rockmusik eigentlich noch anders aussah.
„Well, i stand up next to a mountain
And i chop it down with the edge of my hand”.
1970 erreichte diese Single gar Platz 1 der UK Single-Charts!
So, wir sind durch, wir haben ein Album voller Überraschungen, voller musikalischer Raffinesse und Abwechslung kennen gelernt.
Nicht jeder mag es so beurteilen, für einige mag es auch nicht das liebste Album von Hendrix sein, für mich ist es das aber.
Denn es treffen hier verschiedene Eigenschaften Hendrix’ , nämlich jene des Komponierens, des Arrangierens und des beherzten Spiels, in einer seltenen Gesamtheit positiv aufeinander.
Immerhin zeigt die Musik die Richtung auf, die Hendrix wahrscheinlich beschritten hätte, wäre ihm genügend Zeit geblieben.
Die weitere Zusammenarbeit mit Larry Young, dem Jazz-Organisten und die geplante mit dem großartigem Jazz-Komponisten und –Arrangeur Gil Evans zeugen davon.
Die Musik dieses Albums ist insofern eine Zusammenfassung ehemaliger Stile, damals aktueller Klänge und eines Blickes in die Zukunft.
Hier noch einmal alle Stücke zusammengefasst auf einen Blick, wenn nicht anders angegeben, komponiert von Hendrix:
1. ...And The Gods Made Love (1:21)
2. Have You Ever Been (To Electric Ladyland) (2:12)
3. Crosstown Traffic (2:25)
4. Voodoo Chile (15:05)
5. Little Miss Strange (Noel Redding) (2:50)
6. Long Hot Summer Night (3:30)
7. Come On (Part 1) (Earl King) (4:10)
8. Gypsy Eyes (3:46)
9. Burning Of The Midnight Lamp (3:44)
10. Rainy Day, Dream Away (3:43)
11. 1983... (A Merman I Should Turn To Be) (13:46)
12. Moon, Turn The Tides...Gently Gently Away (1:01)
13. Still Raining, Still Dreaming (4:24)
14. House Burning Down (4:35)
15. All Along The Watchtower (Bob Dylan) (4:01)
16. Voodoo Chile (Slight Return) (5:14)
Und- zur Abrundung hier noch die Auflistung aller beteiligten Musiker, wobei die Angaben aus dem Booklet stammen:
· Jimi Hendrix – electric guitar, bass guitar (on tracks 2, 6, 8, 11, 14 and 15), electric harpsichord (on track 9), percussion, lead vocals (on all non-instrumental tracks except 5 in which Mitch and Noel sing), background vocals, kazoo made of comb and paper (track 3), a slide used in "All Along the Watchtower" is actually a cigarette lighter
· Mitch Mitchell – drums (on all tracks except 10 and 13), percussion, background vocals, lead vocals (with Redding on track 5)
· Noel Redding – bass guitar (on tracks 3, 5, 7, 9, 11 and 16), background vocals, acoustic guitar (on track 5), lead vocals (with Mitchell on track 5)
· Jack Casady – bass (on track 4)
· Steve Winwood – organ (on track 4)
· Al Kooper – piano (on track 6)
· Cissy Houston and The Sweet Inspirations – background vocals (on track 9)
· Larry Faucette – congas (on tracks 10 and 13)
· Mike Finnigan – organ (on tracks 10 and 13)
· Freddie Smith – tenor saxophone (on tracks 10 and 13)
· Buddy Miles – drums (on tracks 10 and 13)
· Brian Jones- percussion [on track 15]
· Dave Mason – Acoustic 12-String guitar (on track 15), backing vocals (on track 3)
· Chris Wood – flute (on track 11)
Wolfgang
Aus Rücksicht auf die jüngeren Forummitglieder.