Dieses 1967er Album von MM ist bestimmt der Begründer des Jazzrocks... frisch, treibend und wunderbar rockend; und das aus den frühen bis mittleren 60ern: 1963-1967.
Aus diversen frühen Alben wurden hier die jazzigen Stücke herausgewählt und mit diversen Skurrilitäten aus Manfred Manns R&B-Frühphase (!) vermischt.
Und los geht es mit einem wunderbar swingenden Blues von Mike Vickers, dem damaligen Gitarristen bei Manfred Mann: The Abminable Snow-Mann, wieder eines der zahlreichen Wortspiele mit dem Pseudonym von Herrn Lubowitz, dem südafrikanischen Keyboarder der Band. Hier spielt Herr Vickers neben ein paar cleanen Gitarrensoli auch Saxophon, zumindest beim Hauptthema, darunter legt Herr Hugg zu einer bluesigen Klavier/Basslinie einen excellenten Schlagzeuguntergrund und soliert virtuos auf dem Vibraphon. Im Untergrund röhrt und jault dazu Manns Orgel; er nutzte zu dieser Zeit die neu auf den Markt gekommene Vox Continental, leicht identifizierbar am gebogegen Ständer und der sehr hammondähnlichen Klangfärbung. Das Lied fand sich zum ersten Mal 1965 auf dem Studioalbum "Mann Made" (Wortspiel #2 ;D), worauf es (mit Lied n°3) ein Monolith unter einer Vielzahl an R&B-Nummern war.
Das nächste Lied ist eine rasante Jazzcoverversion vom Sonny&Cher-Klassiker I Got You Babe; hier fehlt aber der Schmalzfaktor, der wird durch eine feurige Bläsersektion ersetzt, die zu einem herausragenden Walking-Bass-Untergrund von Jack Bruce ab und an auch solieren darf. Das Lied war 1966 mit anderen Tracks auf der CD auf der EP "Instrumental Asylum" veröffentlicht worden. Hier sitzt, wie schon erwähnt, Jack Bruce an der Bassgitarre; Paul Jones war zu dieser Zeit wegen eines Unfalls abwesend, weswegen die Band ihre Jazzursprünge instrumental mit einer Bläsersektion aufleben ließ und auf einer heute sehr unbekannten EP herausbrachte.
Weiter geht es mit Mike Huggs swingendem Bare Hugg (ein weiteres Wortspiel), das schon sehr an Jethro Tulls "Serenade to a Cuckoo" erinnert. Auch dieser Song ist 1965 auf dem Studioalbum "Mann Made" zu hören gewesen und ist ein düster-ruhiges Stück mit Soli auf Vibraphon, Querflöte (von Mike Vickers) und der Orgel - hier ist es wie ich glaube eine andere, da die hier Percussion hat und die normale Vox Conti serienmäßig nicht; auf jeden Fall ein jazziger Leckerbissen, wieder mal mit gekonntem Schlagzeugspiel.
Spirit Feel, ein Milt-Jackson-Cover aus den Instrumentalsessions 1966, geht nun eher in Richtung Soul und Bigband; nach einem schnellen Bläseranfang und einen kurzen Basssolo rocken die Manfreds dann wieder schön swingend los. Noch ein sehr überzeugendes Stück.
Why Should We Not? war die erste Single von Manfred Mann - 1963 erschienen! - und ist eine sehr gute und frühreife Instrumental-R&B-Nummer mit marschierend-rollendem Rhythmus, eleganten Bluesharp-Saxophonsoli zu stakkatoartigen Orgeltönen. Das mit 2 Minuten doch etwas kurze Stück ist in der Stereo-Version, die bei der normalen 24-Bit-Remaster-CD an die Originalmonoplatte herangehängt wurde, beinahe eine Minute länger und hat zudem auch noch eine deutlich präsentere, "cheesy" Orgel und textlosen Gesang im Hintergrund
Der nächste Song ist mal ein gesungenes Stück, genannt LSD, ein 4minütiges Bluesrock-Stück von TomMcGuinness mit sehr guter Mundharmonika und schönem Gesang, auch wenn es eher typischer Mitt-60er-Stoff ist. Mit der Droge hat das Stück aber nichts tun, es ist lediglich eine damals moderne Version vom R&B-Klassiker "You Don't Love Me". Passt dennoch sehr schön auf die Platte.
Nun kommen wir aber mal zu einem echten Höhepunkt der CD: Satisfaction, auch 1966 während der "Instrumental Asylum"-Sessions aufgenommen. Hier versuchen sich MM am damals aktuellen Stones-Song "Satisfaction", und das Resultat ist auch heute noch originell und genial: das Stück wird rundum eingejazzt sowie mit diversen Rhythmus- und Tonartwechseln versehen; ab und zu rockt die Gitarre mit dem Hauptthema dazu, dann wird wie verrückt auf dem Schlagzeug herumgehauen, irgendein Chor brüllt "that's what I say" dazu. Krank, aber genial. :M8
Mit God Rest Ye Merry Gentlemen wird es wieder ruhiger: mit zitherartigem Klavier, Vibraphon, Bass, Querflöte und dezentem Schlagzeug wird dieses sehr schöne Weihnachtslied in einer Art kontrapunktierendem Kanon sehr sanft und ruhig vorgetragen. Sehr gut; vor allem dieses Stück profitiert sehr von der Stereoversion. Da auf der LP noch Platz war, wurde dieses Stück 1967 extra dafür aufgenommen - sonst findet es sich bei Manfred Mann nirgends.
Nun werden wieder Rocksongs verunstaltet, diesmal My Generation von The Who, wobei hier die Strophen von der verzerrten Orgel und dem Vibraphon und der Refrain von Orgel und Bläsern gespielt werden. Mike Hugg experimentiert am Schlagzeug mit immer wechselndem triolisch-swingendem und straight rockendem Rhythmus, während Jack Bruce wahrlich virtuose Walkingbass-Linien daruntermalt. Wieder excellent.
Mr. Anello ist ein Track vom 1964er Debütalbum, "The Five Faces of Manfred Mann", ein groovendes Instrumental mit krummen Akkorden und Bluesschema; Manfred Mann sitzt hier am Klavier; im Mittelteil gibt es sehr schöne Boogiewoogieimprovisationen darauf zu hören.
Nun werden die Yardbirds mit Still I'm Sad gecovert; die Aufnahme datiert wiederum aus 1966. Hier kann man das Original am deutlichsten heraushören, dennoch eine sehr schöne, wenn auch weniger jazzige Coverversion. Hier wird die Melodie besonders von Saxophon und Posaune gespielt, die Rhythmussektion (aus Klavier, Bass und Schlagzeug bestehend) sorgt dabei für einen soliden und metrisch krummen Untergrund.
Mit Tengo Tango wird auch der Bereich des Tango/Rhumba abgedeckt, wobei es sich wieder um eine 1966er Aufnahme, diesmal aber eines Cannonball Adderley Songs handelt, wobei auch hier wieder der feurige Rhythmusuntergrund hervorzuheben ist, wobei sich auch das flinke Orgelsolo und das hervorragende Trompetensolo hören lassen.
Es folgt die 1963er Aufnahme Brother Jack, eine recht interessante Version von "Bruder Jakob" mit Saxophon-Mundharmonika-Echos und einem Beat/Twist-Rhythmus, wohl auf einer Heimorgel gespielt. ???
Der formell letzte Song ist dann das treibende Sack O'Woe, wieder ein R&B-Adderley-Cover, das auch wieder vom 1964er Debütalbum stammt und durch sehr gute Vibraphonsoli bereichert wird.
Wie es nun weitergeht ist bei jeder Version des Albums unterschiedlich: die Original-LP ist nun vorbei, das 24-Bit-Master (das mir vorliegt) präsentiert noch die Stereoversion des Albums, die wegen der teilweise anderen Versionen und des differenzierteren Sounds vielfach besser als die Monoedition ist, während eine andere Edition statt der Stereoversion noch rund 15 Lieder der Manfred-Mann-Frühphase hinzufügt, die aber soweit ich es beurteilen kann überflüssig sind.
Wegen des vorzüglichen Sounds empfehle ich aber daher die Version mit dem Album in Mono und Stereo.
Die Musik selber ist sehr gut und originell, besonders wenn man den Entstehungszeitraum (1963-1967) betrachtet. Jedem Jazzfan, der auch keine Allergie gegen den 60s Sound hat, kann ich diese sehr vielseitige Scheibe daher ans Herz legen. MM-Fans brauchen sie ohnehin.
Auch auf der Collection "Ascent of Mann" gibt es neben einer Vielzahl an sehr guten PsychedelicPop/Artpop-Songs weitere Jazzsachen zu hören, die auf den Studioalbum und der sehr ähnlichen, aber art-igeren 1967er EP "Instrumental Assassination" zu hören waren.
Aus diversen frühen Alben wurden hier die jazzigen Stücke herausgewählt und mit diversen Skurrilitäten aus Manfred Manns R&B-Frühphase (!) vermischt.
Und los geht es mit einem wunderbar swingenden Blues von Mike Vickers, dem damaligen Gitarristen bei Manfred Mann: The Abminable Snow-Mann, wieder eines der zahlreichen Wortspiele mit dem Pseudonym von Herrn Lubowitz, dem südafrikanischen Keyboarder der Band. Hier spielt Herr Vickers neben ein paar cleanen Gitarrensoli auch Saxophon, zumindest beim Hauptthema, darunter legt Herr Hugg zu einer bluesigen Klavier/Basslinie einen excellenten Schlagzeuguntergrund und soliert virtuos auf dem Vibraphon. Im Untergrund röhrt und jault dazu Manns Orgel; er nutzte zu dieser Zeit die neu auf den Markt gekommene Vox Continental, leicht identifizierbar am gebogegen Ständer und der sehr hammondähnlichen Klangfärbung. Das Lied fand sich zum ersten Mal 1965 auf dem Studioalbum "Mann Made" (Wortspiel #2 ;D), worauf es (mit Lied n°3) ein Monolith unter einer Vielzahl an R&B-Nummern war.
Das nächste Lied ist eine rasante Jazzcoverversion vom Sonny&Cher-Klassiker I Got You Babe; hier fehlt aber der Schmalzfaktor, der wird durch eine feurige Bläsersektion ersetzt, die zu einem herausragenden Walking-Bass-Untergrund von Jack Bruce ab und an auch solieren darf. Das Lied war 1966 mit anderen Tracks auf der CD auf der EP "Instrumental Asylum" veröffentlicht worden. Hier sitzt, wie schon erwähnt, Jack Bruce an der Bassgitarre; Paul Jones war zu dieser Zeit wegen eines Unfalls abwesend, weswegen die Band ihre Jazzursprünge instrumental mit einer Bläsersektion aufleben ließ und auf einer heute sehr unbekannten EP herausbrachte.
Weiter geht es mit Mike Huggs swingendem Bare Hugg (ein weiteres Wortspiel), das schon sehr an Jethro Tulls "Serenade to a Cuckoo" erinnert. Auch dieser Song ist 1965 auf dem Studioalbum "Mann Made" zu hören gewesen und ist ein düster-ruhiges Stück mit Soli auf Vibraphon, Querflöte (von Mike Vickers) und der Orgel - hier ist es wie ich glaube eine andere, da die hier Percussion hat und die normale Vox Conti serienmäßig nicht; auf jeden Fall ein jazziger Leckerbissen, wieder mal mit gekonntem Schlagzeugspiel.
Spirit Feel, ein Milt-Jackson-Cover aus den Instrumentalsessions 1966, geht nun eher in Richtung Soul und Bigband; nach einem schnellen Bläseranfang und einen kurzen Basssolo rocken die Manfreds dann wieder schön swingend los. Noch ein sehr überzeugendes Stück.
Why Should We Not? war die erste Single von Manfred Mann - 1963 erschienen! - und ist eine sehr gute und frühreife Instrumental-R&B-Nummer mit marschierend-rollendem Rhythmus, eleganten Bluesharp-Saxophonsoli zu stakkatoartigen Orgeltönen. Das mit 2 Minuten doch etwas kurze Stück ist in der Stereo-Version, die bei der normalen 24-Bit-Remaster-CD an die Originalmonoplatte herangehängt wurde, beinahe eine Minute länger und hat zudem auch noch eine deutlich präsentere, "cheesy" Orgel und textlosen Gesang im Hintergrund
Der nächste Song ist mal ein gesungenes Stück, genannt LSD, ein 4minütiges Bluesrock-Stück von TomMcGuinness mit sehr guter Mundharmonika und schönem Gesang, auch wenn es eher typischer Mitt-60er-Stoff ist. Mit der Droge hat das Stück aber nichts tun, es ist lediglich eine damals moderne Version vom R&B-Klassiker "You Don't Love Me". Passt dennoch sehr schön auf die Platte.
Nun kommen wir aber mal zu einem echten Höhepunkt der CD: Satisfaction, auch 1966 während der "Instrumental Asylum"-Sessions aufgenommen. Hier versuchen sich MM am damals aktuellen Stones-Song "Satisfaction", und das Resultat ist auch heute noch originell und genial: das Stück wird rundum eingejazzt sowie mit diversen Rhythmus- und Tonartwechseln versehen; ab und zu rockt die Gitarre mit dem Hauptthema dazu, dann wird wie verrückt auf dem Schlagzeug herumgehauen, irgendein Chor brüllt "that's what I say" dazu. Krank, aber genial. :M8
Mit God Rest Ye Merry Gentlemen wird es wieder ruhiger: mit zitherartigem Klavier, Vibraphon, Bass, Querflöte und dezentem Schlagzeug wird dieses sehr schöne Weihnachtslied in einer Art kontrapunktierendem Kanon sehr sanft und ruhig vorgetragen. Sehr gut; vor allem dieses Stück profitiert sehr von der Stereoversion. Da auf der LP noch Platz war, wurde dieses Stück 1967 extra dafür aufgenommen - sonst findet es sich bei Manfred Mann nirgends.
Nun werden wieder Rocksongs verunstaltet, diesmal My Generation von The Who, wobei hier die Strophen von der verzerrten Orgel und dem Vibraphon und der Refrain von Orgel und Bläsern gespielt werden. Mike Hugg experimentiert am Schlagzeug mit immer wechselndem triolisch-swingendem und straight rockendem Rhythmus, während Jack Bruce wahrlich virtuose Walkingbass-Linien daruntermalt. Wieder excellent.
Mr. Anello ist ein Track vom 1964er Debütalbum, "The Five Faces of Manfred Mann", ein groovendes Instrumental mit krummen Akkorden und Bluesschema; Manfred Mann sitzt hier am Klavier; im Mittelteil gibt es sehr schöne Boogiewoogieimprovisationen darauf zu hören.
Nun werden die Yardbirds mit Still I'm Sad gecovert; die Aufnahme datiert wiederum aus 1966. Hier kann man das Original am deutlichsten heraushören, dennoch eine sehr schöne, wenn auch weniger jazzige Coverversion. Hier wird die Melodie besonders von Saxophon und Posaune gespielt, die Rhythmussektion (aus Klavier, Bass und Schlagzeug bestehend) sorgt dabei für einen soliden und metrisch krummen Untergrund.
Mit Tengo Tango wird auch der Bereich des Tango/Rhumba abgedeckt, wobei es sich wieder um eine 1966er Aufnahme, diesmal aber eines Cannonball Adderley Songs handelt, wobei auch hier wieder der feurige Rhythmusuntergrund hervorzuheben ist, wobei sich auch das flinke Orgelsolo und das hervorragende Trompetensolo hören lassen.
Es folgt die 1963er Aufnahme Brother Jack, eine recht interessante Version von "Bruder Jakob" mit Saxophon-Mundharmonika-Echos und einem Beat/Twist-Rhythmus, wohl auf einer Heimorgel gespielt. ???
Der formell letzte Song ist dann das treibende Sack O'Woe, wieder ein R&B-Adderley-Cover, das auch wieder vom 1964er Debütalbum stammt und durch sehr gute Vibraphonsoli bereichert wird.
Wie es nun weitergeht ist bei jeder Version des Albums unterschiedlich: die Original-LP ist nun vorbei, das 24-Bit-Master (das mir vorliegt) präsentiert noch die Stereoversion des Albums, die wegen der teilweise anderen Versionen und des differenzierteren Sounds vielfach besser als die Monoedition ist, während eine andere Edition statt der Stereoversion noch rund 15 Lieder der Manfred-Mann-Frühphase hinzufügt, die aber soweit ich es beurteilen kann überflüssig sind.
Wegen des vorzüglichen Sounds empfehle ich aber daher die Version mit dem Album in Mono und Stereo.
Die Musik selber ist sehr gut und originell, besonders wenn man den Entstehungszeitraum (1963-1967) betrachtet. Jedem Jazzfan, der auch keine Allergie gegen den 60s Sound hat, kann ich diese sehr vielseitige Scheibe daher ans Herz legen. MM-Fans brauchen sie ohnehin.
![;-)](./upload/smilies/wink.png)
Auch auf der Collection "Ascent of Mann" gibt es neben einer Vielzahl an sehr guten PsychedelicPop/Artpop-Songs weitere Jazzsachen zu hören, die auf den Studioalbum und der sehr ähnlichen, aber art-igeren 1967er EP "Instrumental Assassination" zu hören waren.