Pink Floyd: Alben 1973 - 1994
Dark Side Of The Moon
(1973 - Gilmour, Mason, Waters, Wright)
Eigentlich muß das Album nicht vorgestellt werden. Es ist ein zeitloser Klassiker und immer noch eines der meistverkauften Alben. Pink Floyd hatten die Jahre zuvor mit psychedelischer Musik das Genre geprägt. Die Alben in dieser Phase waren jedoch manchmal etwas langweilig bzw. Pink Floyd hatten noch nicht den Stil gefunden, der sie mit "Dark Side Of The Moon" engültig in den Olymp der Supergruppen emporhob.
Pink Floyd sind zwar nicht gerade Vorreiter der progressiven Musik, wie es z.B. Yes und Genesis waren, und genaugenommen hatte die Band mit "Dark Side of The Moon" ihre innovative Phase abgeschlossen, aber völlig unabhängig davon ist das Album an sich ein Meisterwerk. Und mit David Gilmour spielt bei Pink Floyd ein Gitarrist, der neben Steve Hackett und Steve Howe im progressiven Genre wohl am meisten kopiert wird.
Zwar gibt es auch auf "Dark Side Of The Moon" ein paar nicht so gute Tracks - wie auf allen anderen Alben zuvor auch - doch Lieder wie "Time", "Money" und "Us And Them" bügeln die etwas schwächeren Lieder mühelos weg.
Falls jemand tatsächlich noch nicht das Album besitzen sollte, ist ein Kauf eigentlich Pflicht. Die für Pink Floyd sehr typische Melancholie und ein gewisser Pessimismus wird hier beinahe ideal vertont. Und gerade solche Texte wie zu "Time" haben - im Vergleich zu den doch teilweise sehr abgedrehten Texten von anderen Progbands - einen sehr konkreten Bezug zur Realität, der auch heute noch gilt. Roger Waters, David Gilmour, Nick Mason und Richard Wright haben mit "Dark Side Of The Moon" sich selbst ein Denkmal gesetzt, eines von mehreren. Das Album ist ein Muß für jeden Musikliebhaber.
14/15 Punkte
Wish You Were Here
(1975 - Gilmour, Mason, Waters, Wright)
Nach dem Megaerfolg von "Dark Side Of The Moon" einen würdigen Nachfolger zu finden fällt natürlich schwer. Aber Pink Floyd haben es mit "Wish You Were Here" damals durchaus geschafft. "Wish You Were Here" folgt dabei recht deutlich in der Machart "Dark Side Of The Moon". Pink Floyd hatten erstmal ihren Sound gefunden und die Formel nutzten sie ausgiebig.
Es gibt nur wenige Gruppen, die einen so charakteristischen Sound haben und der Vorbild für zahllose Bands der Neuzeit sein sollte. Die Gitarre von David Gilmour und Keyboards von Richard Wright tragen dabei den Hauptpart bei.
Mit "Shine On You Crazy Diamond" gibt es auf dem Album den Prototypen des Bombastsongs mit atmosphärischem Intro. Die Machart und der Stil dieses genialen Intros wurde mittlerweile so oft kopiert und nachgeahmt, daß man dem vielleicht heutzutage überdrüssig geworden ist. Aber "Shine On You Crazy Diamond" scheint immer noch so brillant wie ein Diamant. Syd Barrett, der Inspiration für den Text war, scheint dabei nicht mehr ganz so... Er ist mehr das besungene schwarze Loch am Himmel...
Für mich kann leider "Wish You Were Here" als Album jedoch nicht ganz immer das Niveau des Eingangsliedes halten. Stücke wie "Welcome To The Machine" oder auch "Have A Cigar" klingen zwar nett, begeistern mich aber nicht unbedingt. Mit "Wish You Were Here", das auch wieder Syd Barrett zum Thema hat, gibt es aber eine wunderschöne Ballade und der zweite Teil von "Shine On You Crazy Diamond", der den Abschluß des Albums bildet, ist wiederum herrlich atmosphärisch geraten, wenngleich es auch ein paar Längen aufweist.
Was bleibt als Fazit? Pink Floyd haben sich auf dem Album nicht weiterentwickelt, sie haben aber wieder einige zeitlose Klassiker geschaffen, allen voran "Shine On You Crazy Diamond", das beinahe die Hälfte des Albums ausmacht. Insgesamt gesehen fällt "Wish You Were Here" gegenüber dem Vorgänger aber ein wenig ab. Trotzdem sollte auch dieses Album natürlich in keiner Sammlung fehlen. Wer es wirklich noch nicht hat, sollte es sich zulegen.
13/15 Punkte
Animals
(1977 - Gilmour, Mason, Waters, Wright)
"Animals" war ein sehr ambitioniertes Werk. Das Album will anhand von Tieren die Charakteristika der Menschen bzw. die Gesellschaft beschreiben. Unvergessen ist sicherlich auch die Anekdote mit dem fliegenden Plastikschwein, das für die Photoaufnahmen zum Cover des Albums an einem Seil in der Luft schweben sollte - sich aber losriss und für einige Verwirrung im londoner Luftraum sorgte...
Doch zurück zur Musik. Auf "Animals" macht sich verstärkt ein Trend bemerkbar. Während auf den Vorgängeralben die Gruppenmitglieder von Pink Floyd wirklich als Gruppe agierten und es auch durchaus Kompositionen gab, die nicht von Roger Waters stammen, so hat er hier mit "Animals" beinahe ein Einzelprojekt aufgestellt. David Gilmour ist als Komponist lediglich an "Dogs" beteiligt, der Rest wird von Waters im Alleingang bewältigt. Desweiteren übernimmt Waters auch sehr viel mehr Gesangsteile - wobei Gilmour mit Sicherheit der bessere Sänger ist. Man muß hierbei Waters zu Gute halten, daß seine Stimme durchaus für hysterische bzw. zynische Untertöne im Gesang geeignet ist.
Abgesehen von der zunehmenden Machtkonzentration auf Roger Waters ist das Album als solches auch ein wenig in Vergessenheit geraten. Es ist bei weitem nicht der zeitlose Klassiker wie es die beiden Alben zuvor sind.
Das mag daran liegen, daß die Thematik des Albums ein wenig moralinsauer daherkommt. Menschen werden in Hunde (die stets auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind), Schweine (die sozusagen die Macht innehaben) und Schafe (das gewöhnliche Volk, das mit Hilfe der Hunde von den Schweinen ausgebeutet wird) aufgeteilt. Das ist gewiß stark vereinfacht und die Sozialkritik von Waters wirkt deshalb manchmal auf mich etwas unbeholfen.
Doch abgesehen davon bietet "Animals" durchaus gute Musik. Es wird zwar nicht mehr die Klasse der beiden letzten Alben erreicht, aber Lieder wie "Sheep" sind für mich sehr gelungen. "Dogs", das knapp 17 Minuten dauert (das einzige Lied auch, auf dem Gilmour ein wenig singen darf), hat dagegen leider ein paar Längen. Die Arbeit an der E-Gitarre von Gilmour ist immer noch großartig, aber die Melodielinie wirkt zu eintönig auf die Dauer.
"Pigs" ist sehr bissig geraten und der Baß von Waters klingt sehr knackig. Die "grunzende" E-Gitarre von Gilmour ist mittlerweile auch schon beinahe ein Klischee - aber nur, weil es seitdem oft kopiert bzw. imitiert wurde.
Dazu gibt es dann noch zwei besinnliche Balladen auf der Akustikgitarre von Waters. Sie rahmen das Werk ein und bieten so etwas wie Trost und Geborgenheit in der ansonsten sehr kalten und rauhen Welt, die Roger Waters auf dem Album skizziert.
Mit "Animals" ist Pink Floyd nicht der große Wurf gelungen, aber es gibt genug gute Momente, die das Album deutlich über den Durchschnitt heben. Eines wird auf dem Album auch noch deutlich - der zunehmende Egotrip von Roger Waters als Alleinherrscher in der Band.
12/15 Punkte
The Wall
(1979 - Gilmour, Mason, Waters, Wright)
Nach dem etwas verunglückten "Animals"-Album haben Pink Floyd mit "The Wall" sicherlich den Meilenstein ihrer Karriere errichtet.
Doch halt... eigentlich hat Roger Waters seinen Meilenstein errichtet. "The Wall" war Roger Waters' Projekt, an dem die anderen Musiker von Pink Floyd allenfalls als Statisten beteiligt waren. Zwar hat David Gilmour noch an ein paar Tracks mitgeschrieben, darunter an so einem Klassiker wie "Comfortably Numb", aber das kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß das gesamte Konzept und beinahe die komplette Musik von Roger Waters ersonnen wurden. Die Band hatte damals lediglich die Wahl zwischen zwei Konzepten, die Waters präsentierte. Die nicht gewählte Idee verarbeitete er in den 80ern zu seinem ersten Soloalbum "The Pros And Cons Of Hitchhiking".
Die Querelen in der Band erreichten mit "The Wall" einen traurigen Höhepunkt. Zum einen fühlten sich die anderen Bandmitglieder von Waters' Alleinanspruch in die Ecke gedrängt und zum anderen war Waters seinerseits derart unzufrieden mit Rick Wright, der damals auch Drogenprobleme hatte, daß er ihn kurzerhand aus der Band warf. Deshalb wurden viele Keyboardparts auf dem Album nicht mehr von Wright eingespielt.
Auf der pompösen und verlustreichen "The Wall"-Tournee wurde Wright als Sessionspieler engagiert - und machte deshalb als einziger der Band (auch wenn er offiziell nicht mehr dazugehörte) tatsächlich Gewinn mit der Tour.
Ich muß sagen, daß ich teilweise Probleme mit "The Wall" habe. Zwar ist mit "Another Brick In The Wall" vielleicht der Klassiker der Band schlechthin dabei, der damals als Hymne für eine ganze Generation von Schülern diente - und nicht zuletzt für die Unterdrückten in Südafrika, wo das Lied einfach verboten wurde - aber sowohl die Geschichte, die erzählt wird, als auch so manches Stück auf dem Album können mich nicht wirklich begeistern.
Roger Waters' Erzählung vom zugedröhnten und von der Welt entrückten Rockstar Pink, der sich im Wahn Allmachtsphantasien hingibt, seine Schulzeit mit Horror rekapituliert, einen Mutterkomplex hat, seinem im Krieg gefallenen Vater nie wirklich kennengelernt hat, eine gescheiterte Ehe bewältigen muß und sich dann schließlich seinem inneren Gericht stellt, kommt mir manchmal voller Selbstmitleid erzählt vor. Und erstaunlich: obwohl "The Wall" auch Kritik am bombastischen Stadionrock sein sollte, führte gerade dieses Album zu wahnwitzig bombastischen und teuren Konzerten.
Doch abgesehen von der textlichen Thematik ist auch die Musik auf "The Wall" von sehr schwankender Qualität. Nun ist das Ganze natürlich ein Konzeptalbum und man darf den Gesamtblick nicht verlieren, aber dennoch sind manche Lieder langweilig bis peinlich geraten. Songs wie "Mother" oder auch "Don't Leave Me Now" zählen für mich z.B.dazu.
Daneben gibt es aber auch wirklich großartige Momente wie "Another Brick In The Wall", "Hey You", "Comfortably Numb" - insgesamt gibt es deutlich mehr gute musikalische Momente als schlechte. Aber die musikalische Schönheit früherer Alben wird meiner Meinung nach nicht erreicht. Auf sich gestellt kann leider kaum ein Lied wirklich überzeugen, die Wirkung entfaltet sich erst im Kontext. Die Wirkung des Albums als Ganzes ist hingegen sehr intensiv. "The Wall" ist mit seiner Paranoia und Einsamkeit sehr erdrückend. Man kann sich dem Werk als solches kaum entziehen.
Nun ist "The Wall" aber auch weit mehr als nur ein Stück Musik, es ist mittlerweile ein Stück Geschichte, das meistverkaufte Doppelalbum aller Zeiten auch - aber aus der Distanz betrachtet, unbeachtet der historischen Umstände, ein ambivalentes Album.
Roger Waters lebt auf dem Album anscheinend seine eigenen Psychosen aus, läßt die Welt daran teilhaben, wobei das Werk phasenweise sehr bemüht klingt.
Der Sound der letzten drei Alben hat sich auf "The Wall" drastisch geändert. Vorbei sind die großflächigen, manchmal pastoralen Sounds - lediglich "Comfortably Numb" bietet auch ein schönes Solo von David Gilmour - statt dessen gibt es kurze und kompakte Lieder, die meist von Waters besungen werden, wobei er definitiv kein guter Sänger ist. Aber sein Stil paßt hier durchaus zur Geschichte.
Was bleibt übrig? Wenn man das Drumherum wegläßt ist "The Wall" ein überaus ambitioniertes und intensives Album, das allerdings eine für mich nicht übermäßig interessante Geschichte erzählt und musikalisch nicht immer überzeugen kann. Es lebt hauptsächlich von der erzeugten Wirkung, nicht unbedingt von grandiosen Melodien.
Natürlich ist "The Wall" aber auch ein Album, das man wohl haben muß - zumindest sollte man es gehört haben. Es war der letzte große Coup von Pink Floyd unter Führung von Roger Waters. Ein Kind der damaligen Zeit - niemand würde heute mehr "We don't need no education" singen. Doch damals war es eine gezielte Provokation und eine Abrechnung mit dem teilweise menschenverachtenden Schulsystem, das in England lange Zeit herrschte. "The Wall" ist also ein Klassiker - aber nicht das definitive geniale Meisterwerk.
12/15 Punkte
The Final Cut
(1984 - Gilmour, Mason, Waters)
Roger Waters hat es geschafft. Nach dem überaus erfolgreichen "The Wall"-Album hat er endgültig alle Macht in der Band an sich gerissen. Genaugenommen existierten Pink Floyd als Gruppe zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr. Auf dem Cover prangt der Spruch "A requiem for the post war dream by Roger Waters - performed by Pink Floyd". Waters' Bandkollegen waren nunmehr vollends zu Statisten degradiert ohne jeglichen Einfluß auf Komposition oder Produktion.
"The Final Cut" behandelt ein Thema, das auch schon auf "The Wall" Erwähnung fand - den Krieg, sei es der 2. Weltkrieg und der Verlust vom Vater oder der damals noch aktuelle Falklandkrieg.
Um es kurz zu machen: Roger Waters Allmacht hat ein durch und durch langweiliges und überflüssiges Album hervorgebracht. Sein jammernder Sprechgesang trieft vor Betroffenheit und Selbstmitleid. Die eingestreuten Ausschnitte aus alten Filmen scheinen direkt noch von "The Wall" zu stammen und auch ansonsten wirkt es so, als hätte Waters für "The Final Cut" die Sachen genommen, die damals bei "The Wall" vom Schneidetisch gefallen sind. Es ist schlicht nicht zu ertragen. Roger Waters kann nicht singen. Roger Waters' Songideen für dieses Album klingen ausgelutscht, langweilig und schon bei "The Wall" gehört.
Roger Waters machte dann auch nach diesem Album Schluß mit Pink Floyd. Er wollte die Band zum Ende bringen und verkündete einseitig die Auflösung.
Jedoch waren Waters' in die Bedeutungslosigkeit gedrängten Bandkollegen David Gilmour und Nick Mason nicht bereit, Pink Floyd zu beenden. Sie machten einfach weiter - ohne Waters.
"The Final Cut" ist jedenfalls das jämmerliche Ende der Roger Waters Ära bei Pink Floyd. Nur die allerhärtesten Pink Floyd Puristen und eingefleischte Roger Waters Fans werden sich vielleicht dieses Album kaufen wollen.
Alle anderen sollten es da lassen wo es ist - im CD-Laden. Es ist vor allem den Preis nicht wert, der immer noch für die CDs aus dem Backkatalog von Pink Floyd gefordert wird.
1/15 Punkt
A Momentary Lapse Of Reason
(1987 - Gilmour, Mason)
Roger Waters hatte nach "The Final Cut" die Absicht gehabt, Pink Floyd aufzulösen, doch seine Mitstreiter waren anderer Meinung. Was folgte waren lange Gerichtsprozesse und eine innige Feindschaft zwischen Waters und dem Rest der Band. Das Gericht sprach Gilmour und Co. die Namensrechte zu, im Gegenzug wurde z.B. "The Wall" komplett Roger Waters überlassen.
Nun denn, Pink Floyd firmieren auf dem 87er Album eigentlich mehr als Name denn als Band. Sozusagen wurde Roger Waters' Alleinherrschaft durch die David Gilmours ersetzt. Nick Mason spielt die Drums, aber nicht mal die komplett, da selbst am Schlagzeug Gastmusiker wirken. Die Liste der Sessionmusiker ist länger als die Anzahl der Lieder, immerhin spielt darunter auch Richard Wright wieder mit.
Gilmour - was vielleicht Waters ärgert - ist aber sicherlich ein großes Markenzeichen von Pink Floyd. Sein Gitarrensound und seine Stimme haben Pink Floyd über Jahre hinweg geprägt. Seine Kompositionen sind zumeist breitwandig, und teilweise bombastisch. David Gilmour nutzt auf "A Momentary Lapse..." sehr gerne seine E-Gitarre und liefert dabei herrliche Soli ab.
"A Momentary Lapse..." hat einige sehr schöne Momente. Das epische "Sorrow" mit genialem Solo von Gilmour und die Halbballade "On The Turning Away" sind sehr starke Lieder. Doch es gibt auch teilweise haarsträubendes wie das nervig laute "The Dogs Of War", leicht uninspiriert klingendes wie "Signs Of Life" und eine Mainstream-Single wie "Learning To Fly".
Pink Floyd bzw. David Gilmour geht bei "A Momentary Lapse..." gewiß nicht sonderlich innovativ zu Werke. Teilweise kopiert man sich auch dreist selbst. Wie beim Intro zu "One Slip", das einfach ungeniert beim Intro von "Time" abkupfert, aber nichtsdestotrotz ist ein Großteil der Songs gelungen. Sie klingen zwar teilweise ein wenig steril, wie es in den 80er Jahren leider oft die Norm war, aber das gefühlvolle Spiel von Gilmour setzt genug I-Tüpfelchen.
Das Album, wenn auch kein Meisterwerk, kann Pink Floyd Fans auf jeden Fall freuen. Immerhin klingt die Band hier mehr nach Pink Floyd als auf "The Final Cut" oder auch phasenweise bei "The Wall". Natürlich kann man aufgrund der mangelnden Innovation oder auch mancher kopierten Idee (immerhin klaut David Gilmour bei sich selbst und muß sich nicht bei anderen bedienen) die Nase rümpfen.
Auch ist wie weiter oben schon erwähnt nicht alles gelungen. Neben dem mißlungenen "Dogs Of War" gibt es auch das uninspiriert klingende Instrumental "Terminal Frost" zu hören. Aber "Sorrow", "One Slip", "On The Turning Away" und "Yet Another Movie" überzeugen voll bzw. es ist mit "Sorrow" auch ein wirklich grandioses Lied dabei.
"A Momentary Lapse Of Reason" mag manche Pink Floyd Fans aufstöhnen lassen. Aber ich denke, es ist für die damalige Zeit und unter den Umständen der Produktion durchaus lohnenswert. Nicht genial, auch nicht großartig, aber durchaus sympathisch und es bietet an manchen Stellen gute bis sehr gute Musik.
10/15 Punkte
The Division Bell
(1994 - Gilmour, Mason, Wright)
1994 kehrten Pink Floyd zurück. Und im Gegensatz zum 1987er Album diesmal als echte Band. Rick Wright ist wieder als vollständiges Bandmitglied dabei und er hat sich auch als Komponist an einigen Liedern des Albums beteiligt. Pink Floyd agierten wieder als funktionierende Gruppe.
Die Band erscheint dabei zwar nicht innovativ, dafür aber gekonnt. Der "typische" Pink Floyd Sound wird eingefangen. Dazu gibt es einige sehr schöne Stücke wie "Poles Apart", "Marooned" und "High Hopes". Generell ist das Niveau der Lieder im Gegensatz zu "A Momentary Lapse..." fast durchgehend gut, es gibt kein wirklich schlechtes Lied.
Bemerkenswert ist auch, daß nach 1973 das erste Mal wieder auch Rick Wright ein Lied singt. "Wearing The Inside Out" ist zwar nicht spektakulär, klingt aber sehr entspannt und ruhig. Mir gefällt es.
Pink Floyd sind sicherlich zu diesem Zeitpunkt viel mehr schon eine Institution als eine Band, die neue Grenzen auftut. Wagemut oder wirklich Neues findet man auf "The Division Bell" nicht. Doch Pink Floyd haben - so es das letzte Album gewesen sein sollte - einen durchaus gelungenen Abschluß ihrer Karriere hingelegt. Das Album kann an einigen Stellen den Zauber vorangegangener Großtaten einfangen und man kann das Album als Ganzes gut genießen.
Gilmours Gitarrenspiel ist gut wie immer - allerdings, und das als spürbares Defizit bei "The Division Bell", macht er manchmal zu oft von der selben Formel Gebrauch. Jedes Gitarrensolo für sich ist gelungen, aber über das komplette Album gesehen macht sich nach einigen Durchläufen eine gewisse Ähnlichkeit breit.
Sind Pink Floyd überhaupt noch Pink Floyd ohne Roger Waters? Ich denke ja. Die beiden letzten Alben unter Waters und hier am meisten "The Final Cut" waren mehr Soloergüsse des Ex-Bassisten. "The Division Bell" hingegen knüpft durchaus gelungen an den Stil von "Dark Side Of The Moon" und mehr noch "Wish You Were Here" an. Das ist ganz klar nicht originell - aber immer noch gut.
Wer das Album noch nicht gehört hat, sollte es auf jeden Fall eine Chance geben.
12/15 Punkte
Die Frühphase folgt..
TO
Dark Side Of The Moon
(1973 - Gilmour, Mason, Waters, Wright)
Eigentlich muß das Album nicht vorgestellt werden. Es ist ein zeitloser Klassiker und immer noch eines der meistverkauften Alben. Pink Floyd hatten die Jahre zuvor mit psychedelischer Musik das Genre geprägt. Die Alben in dieser Phase waren jedoch manchmal etwas langweilig bzw. Pink Floyd hatten noch nicht den Stil gefunden, der sie mit "Dark Side Of The Moon" engültig in den Olymp der Supergruppen emporhob.
Pink Floyd sind zwar nicht gerade Vorreiter der progressiven Musik, wie es z.B. Yes und Genesis waren, und genaugenommen hatte die Band mit "Dark Side of The Moon" ihre innovative Phase abgeschlossen, aber völlig unabhängig davon ist das Album an sich ein Meisterwerk. Und mit David Gilmour spielt bei Pink Floyd ein Gitarrist, der neben Steve Hackett und Steve Howe im progressiven Genre wohl am meisten kopiert wird.
Zwar gibt es auch auf "Dark Side Of The Moon" ein paar nicht so gute Tracks - wie auf allen anderen Alben zuvor auch - doch Lieder wie "Time", "Money" und "Us And Them" bügeln die etwas schwächeren Lieder mühelos weg.
Falls jemand tatsächlich noch nicht das Album besitzen sollte, ist ein Kauf eigentlich Pflicht. Die für Pink Floyd sehr typische Melancholie und ein gewisser Pessimismus wird hier beinahe ideal vertont. Und gerade solche Texte wie zu "Time" haben - im Vergleich zu den doch teilweise sehr abgedrehten Texten von anderen Progbands - einen sehr konkreten Bezug zur Realität, der auch heute noch gilt. Roger Waters, David Gilmour, Nick Mason und Richard Wright haben mit "Dark Side Of The Moon" sich selbst ein Denkmal gesetzt, eines von mehreren. Das Album ist ein Muß für jeden Musikliebhaber.
14/15 Punkte
Wish You Were Here
(1975 - Gilmour, Mason, Waters, Wright)
Nach dem Megaerfolg von "Dark Side Of The Moon" einen würdigen Nachfolger zu finden fällt natürlich schwer. Aber Pink Floyd haben es mit "Wish You Were Here" damals durchaus geschafft. "Wish You Were Here" folgt dabei recht deutlich in der Machart "Dark Side Of The Moon". Pink Floyd hatten erstmal ihren Sound gefunden und die Formel nutzten sie ausgiebig.
Es gibt nur wenige Gruppen, die einen so charakteristischen Sound haben und der Vorbild für zahllose Bands der Neuzeit sein sollte. Die Gitarre von David Gilmour und Keyboards von Richard Wright tragen dabei den Hauptpart bei.
Mit "Shine On You Crazy Diamond" gibt es auf dem Album den Prototypen des Bombastsongs mit atmosphärischem Intro. Die Machart und der Stil dieses genialen Intros wurde mittlerweile so oft kopiert und nachgeahmt, daß man dem vielleicht heutzutage überdrüssig geworden ist. Aber "Shine On You Crazy Diamond" scheint immer noch so brillant wie ein Diamant. Syd Barrett, der Inspiration für den Text war, scheint dabei nicht mehr ganz so... Er ist mehr das besungene schwarze Loch am Himmel...
Für mich kann leider "Wish You Were Here" als Album jedoch nicht ganz immer das Niveau des Eingangsliedes halten. Stücke wie "Welcome To The Machine" oder auch "Have A Cigar" klingen zwar nett, begeistern mich aber nicht unbedingt. Mit "Wish You Were Here", das auch wieder Syd Barrett zum Thema hat, gibt es aber eine wunderschöne Ballade und der zweite Teil von "Shine On You Crazy Diamond", der den Abschluß des Albums bildet, ist wiederum herrlich atmosphärisch geraten, wenngleich es auch ein paar Längen aufweist.
Was bleibt als Fazit? Pink Floyd haben sich auf dem Album nicht weiterentwickelt, sie haben aber wieder einige zeitlose Klassiker geschaffen, allen voran "Shine On You Crazy Diamond", das beinahe die Hälfte des Albums ausmacht. Insgesamt gesehen fällt "Wish You Were Here" gegenüber dem Vorgänger aber ein wenig ab. Trotzdem sollte auch dieses Album natürlich in keiner Sammlung fehlen. Wer es wirklich noch nicht hat, sollte es sich zulegen.
13/15 Punkte
Animals
(1977 - Gilmour, Mason, Waters, Wright)
"Animals" war ein sehr ambitioniertes Werk. Das Album will anhand von Tieren die Charakteristika der Menschen bzw. die Gesellschaft beschreiben. Unvergessen ist sicherlich auch die Anekdote mit dem fliegenden Plastikschwein, das für die Photoaufnahmen zum Cover des Albums an einem Seil in der Luft schweben sollte - sich aber losriss und für einige Verwirrung im londoner Luftraum sorgte...
Doch zurück zur Musik. Auf "Animals" macht sich verstärkt ein Trend bemerkbar. Während auf den Vorgängeralben die Gruppenmitglieder von Pink Floyd wirklich als Gruppe agierten und es auch durchaus Kompositionen gab, die nicht von Roger Waters stammen, so hat er hier mit "Animals" beinahe ein Einzelprojekt aufgestellt. David Gilmour ist als Komponist lediglich an "Dogs" beteiligt, der Rest wird von Waters im Alleingang bewältigt. Desweiteren übernimmt Waters auch sehr viel mehr Gesangsteile - wobei Gilmour mit Sicherheit der bessere Sänger ist. Man muß hierbei Waters zu Gute halten, daß seine Stimme durchaus für hysterische bzw. zynische Untertöne im Gesang geeignet ist.
Abgesehen von der zunehmenden Machtkonzentration auf Roger Waters ist das Album als solches auch ein wenig in Vergessenheit geraten. Es ist bei weitem nicht der zeitlose Klassiker wie es die beiden Alben zuvor sind.
Das mag daran liegen, daß die Thematik des Albums ein wenig moralinsauer daherkommt. Menschen werden in Hunde (die stets auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind), Schweine (die sozusagen die Macht innehaben) und Schafe (das gewöhnliche Volk, das mit Hilfe der Hunde von den Schweinen ausgebeutet wird) aufgeteilt. Das ist gewiß stark vereinfacht und die Sozialkritik von Waters wirkt deshalb manchmal auf mich etwas unbeholfen.
Doch abgesehen davon bietet "Animals" durchaus gute Musik. Es wird zwar nicht mehr die Klasse der beiden letzten Alben erreicht, aber Lieder wie "Sheep" sind für mich sehr gelungen. "Dogs", das knapp 17 Minuten dauert (das einzige Lied auch, auf dem Gilmour ein wenig singen darf), hat dagegen leider ein paar Längen. Die Arbeit an der E-Gitarre von Gilmour ist immer noch großartig, aber die Melodielinie wirkt zu eintönig auf die Dauer.
"Pigs" ist sehr bissig geraten und der Baß von Waters klingt sehr knackig. Die "grunzende" E-Gitarre von Gilmour ist mittlerweile auch schon beinahe ein Klischee - aber nur, weil es seitdem oft kopiert bzw. imitiert wurde.
Dazu gibt es dann noch zwei besinnliche Balladen auf der Akustikgitarre von Waters. Sie rahmen das Werk ein und bieten so etwas wie Trost und Geborgenheit in der ansonsten sehr kalten und rauhen Welt, die Roger Waters auf dem Album skizziert.
Mit "Animals" ist Pink Floyd nicht der große Wurf gelungen, aber es gibt genug gute Momente, die das Album deutlich über den Durchschnitt heben. Eines wird auf dem Album auch noch deutlich - der zunehmende Egotrip von Roger Waters als Alleinherrscher in der Band.
12/15 Punkte
The Wall
(1979 - Gilmour, Mason, Waters, Wright)
Nach dem etwas verunglückten "Animals"-Album haben Pink Floyd mit "The Wall" sicherlich den Meilenstein ihrer Karriere errichtet.
Doch halt... eigentlich hat Roger Waters seinen Meilenstein errichtet. "The Wall" war Roger Waters' Projekt, an dem die anderen Musiker von Pink Floyd allenfalls als Statisten beteiligt waren. Zwar hat David Gilmour noch an ein paar Tracks mitgeschrieben, darunter an so einem Klassiker wie "Comfortably Numb", aber das kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß das gesamte Konzept und beinahe die komplette Musik von Roger Waters ersonnen wurden. Die Band hatte damals lediglich die Wahl zwischen zwei Konzepten, die Waters präsentierte. Die nicht gewählte Idee verarbeitete er in den 80ern zu seinem ersten Soloalbum "The Pros And Cons Of Hitchhiking".
Die Querelen in der Band erreichten mit "The Wall" einen traurigen Höhepunkt. Zum einen fühlten sich die anderen Bandmitglieder von Waters' Alleinanspruch in die Ecke gedrängt und zum anderen war Waters seinerseits derart unzufrieden mit Rick Wright, der damals auch Drogenprobleme hatte, daß er ihn kurzerhand aus der Band warf. Deshalb wurden viele Keyboardparts auf dem Album nicht mehr von Wright eingespielt.
Auf der pompösen und verlustreichen "The Wall"-Tournee wurde Wright als Sessionspieler engagiert - und machte deshalb als einziger der Band (auch wenn er offiziell nicht mehr dazugehörte) tatsächlich Gewinn mit der Tour.
Ich muß sagen, daß ich teilweise Probleme mit "The Wall" habe. Zwar ist mit "Another Brick In The Wall" vielleicht der Klassiker der Band schlechthin dabei, der damals als Hymne für eine ganze Generation von Schülern diente - und nicht zuletzt für die Unterdrückten in Südafrika, wo das Lied einfach verboten wurde - aber sowohl die Geschichte, die erzählt wird, als auch so manches Stück auf dem Album können mich nicht wirklich begeistern.
Roger Waters' Erzählung vom zugedröhnten und von der Welt entrückten Rockstar Pink, der sich im Wahn Allmachtsphantasien hingibt, seine Schulzeit mit Horror rekapituliert, einen Mutterkomplex hat, seinem im Krieg gefallenen Vater nie wirklich kennengelernt hat, eine gescheiterte Ehe bewältigen muß und sich dann schließlich seinem inneren Gericht stellt, kommt mir manchmal voller Selbstmitleid erzählt vor. Und erstaunlich: obwohl "The Wall" auch Kritik am bombastischen Stadionrock sein sollte, führte gerade dieses Album zu wahnwitzig bombastischen und teuren Konzerten.
Doch abgesehen von der textlichen Thematik ist auch die Musik auf "The Wall" von sehr schwankender Qualität. Nun ist das Ganze natürlich ein Konzeptalbum und man darf den Gesamtblick nicht verlieren, aber dennoch sind manche Lieder langweilig bis peinlich geraten. Songs wie "Mother" oder auch "Don't Leave Me Now" zählen für mich z.B.dazu.
Daneben gibt es aber auch wirklich großartige Momente wie "Another Brick In The Wall", "Hey You", "Comfortably Numb" - insgesamt gibt es deutlich mehr gute musikalische Momente als schlechte. Aber die musikalische Schönheit früherer Alben wird meiner Meinung nach nicht erreicht. Auf sich gestellt kann leider kaum ein Lied wirklich überzeugen, die Wirkung entfaltet sich erst im Kontext. Die Wirkung des Albums als Ganzes ist hingegen sehr intensiv. "The Wall" ist mit seiner Paranoia und Einsamkeit sehr erdrückend. Man kann sich dem Werk als solches kaum entziehen.
Nun ist "The Wall" aber auch weit mehr als nur ein Stück Musik, es ist mittlerweile ein Stück Geschichte, das meistverkaufte Doppelalbum aller Zeiten auch - aber aus der Distanz betrachtet, unbeachtet der historischen Umstände, ein ambivalentes Album.
Roger Waters lebt auf dem Album anscheinend seine eigenen Psychosen aus, läßt die Welt daran teilhaben, wobei das Werk phasenweise sehr bemüht klingt.
Der Sound der letzten drei Alben hat sich auf "The Wall" drastisch geändert. Vorbei sind die großflächigen, manchmal pastoralen Sounds - lediglich "Comfortably Numb" bietet auch ein schönes Solo von David Gilmour - statt dessen gibt es kurze und kompakte Lieder, die meist von Waters besungen werden, wobei er definitiv kein guter Sänger ist. Aber sein Stil paßt hier durchaus zur Geschichte.
Was bleibt übrig? Wenn man das Drumherum wegläßt ist "The Wall" ein überaus ambitioniertes und intensives Album, das allerdings eine für mich nicht übermäßig interessante Geschichte erzählt und musikalisch nicht immer überzeugen kann. Es lebt hauptsächlich von der erzeugten Wirkung, nicht unbedingt von grandiosen Melodien.
Natürlich ist "The Wall" aber auch ein Album, das man wohl haben muß - zumindest sollte man es gehört haben. Es war der letzte große Coup von Pink Floyd unter Führung von Roger Waters. Ein Kind der damaligen Zeit - niemand würde heute mehr "We don't need no education" singen. Doch damals war es eine gezielte Provokation und eine Abrechnung mit dem teilweise menschenverachtenden Schulsystem, das in England lange Zeit herrschte. "The Wall" ist also ein Klassiker - aber nicht das definitive geniale Meisterwerk.
12/15 Punkte
The Final Cut
(1984 - Gilmour, Mason, Waters)
Roger Waters hat es geschafft. Nach dem überaus erfolgreichen "The Wall"-Album hat er endgültig alle Macht in der Band an sich gerissen. Genaugenommen existierten Pink Floyd als Gruppe zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr. Auf dem Cover prangt der Spruch "A requiem for the post war dream by Roger Waters - performed by Pink Floyd". Waters' Bandkollegen waren nunmehr vollends zu Statisten degradiert ohne jeglichen Einfluß auf Komposition oder Produktion.
"The Final Cut" behandelt ein Thema, das auch schon auf "The Wall" Erwähnung fand - den Krieg, sei es der 2. Weltkrieg und der Verlust vom Vater oder der damals noch aktuelle Falklandkrieg.
Um es kurz zu machen: Roger Waters Allmacht hat ein durch und durch langweiliges und überflüssiges Album hervorgebracht. Sein jammernder Sprechgesang trieft vor Betroffenheit und Selbstmitleid. Die eingestreuten Ausschnitte aus alten Filmen scheinen direkt noch von "The Wall" zu stammen und auch ansonsten wirkt es so, als hätte Waters für "The Final Cut" die Sachen genommen, die damals bei "The Wall" vom Schneidetisch gefallen sind. Es ist schlicht nicht zu ertragen. Roger Waters kann nicht singen. Roger Waters' Songideen für dieses Album klingen ausgelutscht, langweilig und schon bei "The Wall" gehört.
Roger Waters machte dann auch nach diesem Album Schluß mit Pink Floyd. Er wollte die Band zum Ende bringen und verkündete einseitig die Auflösung.
Jedoch waren Waters' in die Bedeutungslosigkeit gedrängten Bandkollegen David Gilmour und Nick Mason nicht bereit, Pink Floyd zu beenden. Sie machten einfach weiter - ohne Waters.
"The Final Cut" ist jedenfalls das jämmerliche Ende der Roger Waters Ära bei Pink Floyd. Nur die allerhärtesten Pink Floyd Puristen und eingefleischte Roger Waters Fans werden sich vielleicht dieses Album kaufen wollen.
Alle anderen sollten es da lassen wo es ist - im CD-Laden. Es ist vor allem den Preis nicht wert, der immer noch für die CDs aus dem Backkatalog von Pink Floyd gefordert wird.
1/15 Punkt
A Momentary Lapse Of Reason
(1987 - Gilmour, Mason)
Roger Waters hatte nach "The Final Cut" die Absicht gehabt, Pink Floyd aufzulösen, doch seine Mitstreiter waren anderer Meinung. Was folgte waren lange Gerichtsprozesse und eine innige Feindschaft zwischen Waters und dem Rest der Band. Das Gericht sprach Gilmour und Co. die Namensrechte zu, im Gegenzug wurde z.B. "The Wall" komplett Roger Waters überlassen.
Nun denn, Pink Floyd firmieren auf dem 87er Album eigentlich mehr als Name denn als Band. Sozusagen wurde Roger Waters' Alleinherrschaft durch die David Gilmours ersetzt. Nick Mason spielt die Drums, aber nicht mal die komplett, da selbst am Schlagzeug Gastmusiker wirken. Die Liste der Sessionmusiker ist länger als die Anzahl der Lieder, immerhin spielt darunter auch Richard Wright wieder mit.
Gilmour - was vielleicht Waters ärgert - ist aber sicherlich ein großes Markenzeichen von Pink Floyd. Sein Gitarrensound und seine Stimme haben Pink Floyd über Jahre hinweg geprägt. Seine Kompositionen sind zumeist breitwandig, und teilweise bombastisch. David Gilmour nutzt auf "A Momentary Lapse..." sehr gerne seine E-Gitarre und liefert dabei herrliche Soli ab.
"A Momentary Lapse..." hat einige sehr schöne Momente. Das epische "Sorrow" mit genialem Solo von Gilmour und die Halbballade "On The Turning Away" sind sehr starke Lieder. Doch es gibt auch teilweise haarsträubendes wie das nervig laute "The Dogs Of War", leicht uninspiriert klingendes wie "Signs Of Life" und eine Mainstream-Single wie "Learning To Fly".
Pink Floyd bzw. David Gilmour geht bei "A Momentary Lapse..." gewiß nicht sonderlich innovativ zu Werke. Teilweise kopiert man sich auch dreist selbst. Wie beim Intro zu "One Slip", das einfach ungeniert beim Intro von "Time" abkupfert, aber nichtsdestotrotz ist ein Großteil der Songs gelungen. Sie klingen zwar teilweise ein wenig steril, wie es in den 80er Jahren leider oft die Norm war, aber das gefühlvolle Spiel von Gilmour setzt genug I-Tüpfelchen.
Das Album, wenn auch kein Meisterwerk, kann Pink Floyd Fans auf jeden Fall freuen. Immerhin klingt die Band hier mehr nach Pink Floyd als auf "The Final Cut" oder auch phasenweise bei "The Wall". Natürlich kann man aufgrund der mangelnden Innovation oder auch mancher kopierten Idee (immerhin klaut David Gilmour bei sich selbst und muß sich nicht bei anderen bedienen) die Nase rümpfen.
Auch ist wie weiter oben schon erwähnt nicht alles gelungen. Neben dem mißlungenen "Dogs Of War" gibt es auch das uninspiriert klingende Instrumental "Terminal Frost" zu hören. Aber "Sorrow", "One Slip", "On The Turning Away" und "Yet Another Movie" überzeugen voll bzw. es ist mit "Sorrow" auch ein wirklich grandioses Lied dabei.
"A Momentary Lapse Of Reason" mag manche Pink Floyd Fans aufstöhnen lassen. Aber ich denke, es ist für die damalige Zeit und unter den Umständen der Produktion durchaus lohnenswert. Nicht genial, auch nicht großartig, aber durchaus sympathisch und es bietet an manchen Stellen gute bis sehr gute Musik.
10/15 Punkte
The Division Bell
(1994 - Gilmour, Mason, Wright)
1994 kehrten Pink Floyd zurück. Und im Gegensatz zum 1987er Album diesmal als echte Band. Rick Wright ist wieder als vollständiges Bandmitglied dabei und er hat sich auch als Komponist an einigen Liedern des Albums beteiligt. Pink Floyd agierten wieder als funktionierende Gruppe.
Die Band erscheint dabei zwar nicht innovativ, dafür aber gekonnt. Der "typische" Pink Floyd Sound wird eingefangen. Dazu gibt es einige sehr schöne Stücke wie "Poles Apart", "Marooned" und "High Hopes". Generell ist das Niveau der Lieder im Gegensatz zu "A Momentary Lapse..." fast durchgehend gut, es gibt kein wirklich schlechtes Lied.
Bemerkenswert ist auch, daß nach 1973 das erste Mal wieder auch Rick Wright ein Lied singt. "Wearing The Inside Out" ist zwar nicht spektakulär, klingt aber sehr entspannt und ruhig. Mir gefällt es.
Pink Floyd sind sicherlich zu diesem Zeitpunkt viel mehr schon eine Institution als eine Band, die neue Grenzen auftut. Wagemut oder wirklich Neues findet man auf "The Division Bell" nicht. Doch Pink Floyd haben - so es das letzte Album gewesen sein sollte - einen durchaus gelungenen Abschluß ihrer Karriere hingelegt. Das Album kann an einigen Stellen den Zauber vorangegangener Großtaten einfangen und man kann das Album als Ganzes gut genießen.
Gilmours Gitarrenspiel ist gut wie immer - allerdings, und das als spürbares Defizit bei "The Division Bell", macht er manchmal zu oft von der selben Formel Gebrauch. Jedes Gitarrensolo für sich ist gelungen, aber über das komplette Album gesehen macht sich nach einigen Durchläufen eine gewisse Ähnlichkeit breit.
Sind Pink Floyd überhaupt noch Pink Floyd ohne Roger Waters? Ich denke ja. Die beiden letzten Alben unter Waters und hier am meisten "The Final Cut" waren mehr Soloergüsse des Ex-Bassisten. "The Division Bell" hingegen knüpft durchaus gelungen an den Stil von "Dark Side Of The Moon" und mehr noch "Wish You Were Here" an. Das ist ganz klar nicht originell - aber immer noch gut.
Wer das Album noch nicht gehört hat, sollte es auf jeden Fall eine Chance geben.
12/15 Punkte
Die Frühphase folgt..
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