Emerson, Lake and Palmer 1971 bis 1994

 
hmc
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Emerson, Lake and Palmer 1971 bis 1994

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Gepostet: 16.04.2008 - 14:11 Uhr  ·  #1
Emerson, Lake and Palmer 1971 bis 1994

Emerson, Lake and Palmer sind neben Genesis, Yes und Pink Floyd Superstars des Prog-Rocks in den 70ern gewesen. Immer bemüht um eine Synthese aus Klassik- und Rock-Elementen boten sie in den ersten Jahren musikalisch hochwertige Alben und auf der Bühne Bombast bester Qualität. Arg mißhandelte Hammond-Orgeln, eigens für Emerson gebaute Keyboards, die Feuer spucken - all das gab es live zu sehen.

Als sich ELP formierten hatte jeder der Musiker schon eine Bandvergangenheit (Emerson bei "The Nice", Lake bei "King Crimson" und Palmer bei "Atomic Rooster") hinter sich und praktisch vom ersten Album an zeigte sich die Gruppe in Hochform, eine Anlaufphase wie bei anderen Gruppen gab es nicht.

ELP lebte hauptsächlich vom genialen Keyboard- und Klavierspiel Keith Emersons und dem warmen, angenehmen Gesang Greg Lakes. E-Gitarren hingegen gab es bei ELP kaum zu hören, Greg Lake zupfte meist virtuos den Bass oder spielte bei den Balladen Akustikgitarre und Carl Palmer lieferte dazu die rhythmische Begleitung. Während Emerson dabei den Großteil der Musik schrieb, konzentrierte sich Lake (manchmal in Zusammenarbeit mit Pete Sinfield) auf die sehr poetischen Texte zu Emersons Musik und seine eigenen Balladen, die es bei jedem ELP-Album gab.

Alben:

Emerson, Lake and Palmer - (1971)

Schon das Debütalbum der Band hatte alle Ingredienzien, die ELP so populär machten. Schönen Gesang, sehr komplexe Arrangements und einen musikalisch dominierenden Keyboarder Keith Emerson, der seine Vorliebe für klassische Elemente gekonnt in die Musik einwob. Auch war er einer der ersten, der den damals revolutionären Moog-Synthesizer in die Rockmusik einbaute - zu hören auf dem Singlehit "Lucky Man".

Musikalisch zeigt sich das Album sehr abwechslungsreich, härtere Songs wie "Knife Edge" oder "The Barbarian" (ausnahmsweise mit E-Gitarre) werden vom wunderschön ruhigen und sinnlichen "Take a pebble" kontrastiert, klassische Elemente halten bei dem Instrumentalwerk "The three fates" Einzug und den Ausklang bildet die intelligente Ballade "Lucky Man". Das Debütalbum überzeugt voll und zeigte die Richtung der Gruppe für die nächsten Jahre an.

12/15 Punkte


Tarkus - (1971)

Das Konzeptalbum beschreibt im ersten Teil das Fabelwesen "Manticore" und kommt meist instrumental daher. Musikalisch kaum unterschiedlich im Vergleich zum Debüt zelebrieren ELP hier ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten.

Eher improvisatorische Instrumentalstücke werden von Lakes warmen Gesang und wunderbaren Melodien kontrastiert und "Tarkus" kann auf beiden Gebieten voll überzeugen. Die Stücke sind zwar - wie sehr oft bei ELP - durchgehend kurz gehalten, vibrieren aber vor Lebendigkeit und sprudeln vor Spielfreude über, wobei der Schwerpunkt zwischen den schönen Melodien und Emersons experimentierfreudiger Virtuosität an den Tasten hin und herspringt.

Mit "Jeremy Bender" gibt es dazu noch einen humoristischen Song, ein echtes Kneipenlied - ein Stück dieser Art war bei fast allen folgenden Alben dabei.

"The only way" bietet ein adaptiertes eindruckvolles Kirchenlied von Bach, Lakes Stimme klingt dazu glockenrein und angenehm wie immer. Während die Musik kirchliche Wege beschreitet zweifelt Lake im Text jedoch die Existenz Gottes an...

Den Abschluß bildet eine rockig, lustige Ode an Eddie Offord - dem Toningenieur aller frühen ELP-Alben (Offord war auch für den Sound der damaligen Yes-Alben verantwortlich).

12 Punkte


Pictures At An Exhibition - (1972)

Hier fusionieren ELP Klassik und Rock in Reinsynthese und begeistern mit ihrer Adaption des ansonsten recht schwergängigen Materials vom russischen Komponisten Modest Mussorgskij aus dem 19. Jahrhundert. Man muss natürlich schon ein wenig klassische Musik mögen, um das Album genießen zu können. ELPs Version kommt dabei aber rockig und teilweise experimentell daher, vor allem, wenn Emerson den Moog einsetzt.

Lake steuert mit "The Sage" eine wundervolle Ballade bei und Emersons "Blues Variations" geht richtig ins Blut über, getragen vom Moog und später dann von der Hammond-Orgel, die typisch für ELPs Sound ist. Das Album bildet ein Meisterwerk von ELP - wer Progrock mit klassischem Einschlag mag wird seine Freude haben.

13 Punkte


Trilogy - (1972)

Das Album zeigt ELP in gewohnter Qualität und Manier. Es gibt virtuose und mitreißende Musik mit wunderschönem Gesang von Lake, der auch mit einer seiner typischen Balladen dabei ist. Daneben ist mit "The Sheriff" auch wieder ein augenzwinkerndes Lied im Stile von "Jeremy Bender" bei Tarkus vertreten.

Beim Titelstück "Trilogy" wechseln sich die Emotionen sehr stark ab - nach Lakes einfühlsamen Einstieg in das Lied mit zarten (moogsimulierten) Geigentönen setzt ein Keyboardsolo von Emerson ein, das eine wahre Tour de Force darstellt und die Stille zu Beginn des Liedes orkanartig wegfegt.

Klassische Elemente halten mit dem Eigenkomponierten "Abaddon's Bolero" und dem adaptierten amerikanischen Klassiker "Hoedown" von Aaron Copland Einzug.

Großes Meisterwerk auf dem Album ist aber das dreigeteilte "The Endless Enigma", das mit leisem Herzklopfen und mysteriösen Tönen aus dem Moog-Synthesizer beginnt, es folgt eine rasante instrumentale Einleitung auf der Hammond-Orgel und der einsetzende Gesangsteil schwankt zwischen leisen Tönen und dramatischem Anklang gekonnt hin und her. Der zweite Teil ist eine auf dem Klavier gespielte Fuge in klassischer Manier Der dritte Teil liefert schließlich die Auflösung der Trilogie und kommt sehr bombastisch daher. "The Endless Enigma" bietet sozusagen die Essenz von ELP im komprimierten Format und zählt für mich zu den besten Stücken der Gruppe überhaupt.

Trilogy bietet jederzeit ELP-Musik in schönster Qualität. Für mich persönlich das bis zu diesem Zeitpunkt beste Album der Gruppe.

14 Punkte


Brain Salad Surgery - (1973)

Um es vorweg zu nehmen: Meines Erachtens liegt mit diesem Album das große Meisterwerk von ELP vor. Allein das knapp 30-minütige "Karn Evil 9" bietet Progrock-Musik à la ELP in unübertroffener Güte an.

Auch der Rest des Albums überzeugt voll. Eingestimmt wird das ganze von einer Neuinterpretation des englischen Kirchenliedes "Jerusalem", das Lake wunderbar in die Gehörgänge transportiert, die darauffolgende Adaption "Toccata" zeigt Emersons Vorlieben - sehr experimentell gehalten erinnert es ein wenig an den Instrumentalteil bei "Trilogy" und weht über einen mit aller Macht hinweg.

"Still... you turn me on" bietet eine wundervolle Ballade von Lake und mit "Benny the bouncer" ist auch wieder ein kleiner Augenzwinker vertreten - doch den Hauptteil des Albums bestreitet das schon erwähnte "Karn Evil 9". Der Text ist manchmal schwer fassbar, ruft aber interessante Assoziationen hervor. Musikalisch wird hier die volle Bandbreite ELPs abgedeckt und sie zeigen erneut, dass sie komplexe und herausragend innovative Musik schreiben können. So manche heutige Progrock-Band kann Emersons (nicht nur) hier gezeigtes Keyboardspiel als Inspiration aufweisen.

Anzumerken ist noch, daß das Cover zum Album vom Alien-Erfinder H.R. Giger stammt.

15 Punkte


Works - Volume 1 - (1977)

Nach "Brain Salad Surgery" und einer ausgiebigen Tournee mit darauffolgendem Livealbum legten ELP eine längere Pause ein, um sich einige Jahre später mit "Works - Volume 1" zurückzumelden. Auf diesem Doppelalbum werden auf drei Seiten (zumindest in der LP-Version) die jeweiligen Soloprojekte der einzelnen Bandmitglieder präsentiert, nur auf der letzten Seite bzw. zweiten Hälfte der zweiten CD gibt es echte Gruppenarbeiten.

Im ersten Teil spielt Emerson ein von ihm komponiertes klassisches Klavierkonzert, das mir sehr gut gefällt, natürlich ist daran nichts "progressiv" sondern es zeigt seine Vorliebe für Klassik. Danach folgt Lakes Part mit wunderschönen lyrischen und gefühlvollen Balladen, unter anderem mit solchen Perlen wie "C'est la vie", "Lend your love to me tonight" oder "Closer to believing". Natürlich auch kein Progrock, aber einfach wunderbar anzuhören, wenn man Balladen über die Liebe mag. Carl Palmers Teil ist nicht nur rein perkussionistisch ausgefallen, er arbeitet mit Orchester oder Bläsern - mir persönlich aber gefällt es nicht immer. Schlagzeugstücke gefallen mir live ganz gut, auf einem Studioalbum klingen sie aber ein wenig deplaziert, auch wenn Palmer beweist, dass er ein erstklassiger Drummer ist.

Der vierte und letzte Teil präsentiert zwei Stücke in Gruppenarbeit. "Fanfare for the common man" ist eine Adaption des Aaron Copland Stückes und zeigt sich anfangs sehr eingängig, bis dann die Improvisationen Emersons einsetzen, die hier aber manchmal für mich nervig klingen (so ziehe ich die kurze Version auf dem "Best of" Album der Langfassung vor). "Pirates" ist abschließend ein schönes und gelungenes Progrock-Lied, das aber trotzdem nicht mehr ganz so überzeugen kann wie frühere Stücke.

Generell kann man sagen, dass sich bei ELP erste Abnutzungserscheinungen zeigen. Das Konzept, Klassik und Rock zu verbinden war ihnen in der Vergangenheit gelungen, neue Pfade beschreiten sie nicht mehr.

12 Punkte


Works - Volume 2 - (1977)

Im gleichen Jahr wie das sehr ambitionierte Vorgängeralbum veröffentlicht, wollte ELP kompakter und eingängiger zeigen. Ende der 70er ein Phänomen, das fast alle Progrock-Gruppen zeigten, so u.a. auch Genesis und Yes.

Doch wie bei den Kollegen der anderen Gruppen gelingt es ELP nicht wirklich, einen anderen Sound überzeugend anzunehmen. Der Versuch, rockiger, eingängiger und weniger bombastisch zu klingen, wirkt einfach nur konfus und das ganze Album hat den Charakter eines Flickenteppichs, der mehr schlecht als recht zusammengehalten wird.

Rockige Stücke wie "Tiger in a spotlight", perkussionistisch angehauchte Stücke wie "Bullfrog", Ragtime-Lieder wie "Maple Leaf Rag" und Balladen wie "I believe in Father Christmas" wollen einfach nicht zusammenpassen. Und so scheint es hier, als wären einzelne Individuen am Werk, nicht aber eine Gruppe von Musikern. War es auf "Works 1" noch Programm, so klingt es hier einfach nicht mehr harmonisch.

Zwar ist "I believe in Father Christmas" ein schönes Weihnachtslied, auch klingt hier und da noch Emersons Klasse auf, progressiv aber ist "Works 2" nicht mehr. Es langweilt und verwirrt mehr als das es unterhält. Das (vorläufige) Ende einer großen Gruppe zeichnete sich immer deutlicher ab.

7 Punkte


Love Beach - (1978)

Das Werk klingt einfach nur noch uninspiriert und lieblos abgespult - in der Tat wurde es nur aufgenommen, um den Vertrag mit der Plattenfirma zu erfüllen. Der große Tiefpunkt der Band bedeutete gleichzeitig auch das jahrelange Ende einer Gruppe, die es bis in die Mitte der 70er Jahre geschafft hatte, wundervolle Alben hervorzubringen - gegen Ende aber abgenutzt und ohne frische Ideen wirkte. Auch gab es personelle Differenzen, da Greg Lake nicht mehr bereit war, Emersons Sachen zu produzieren. Logischer Schluss: die Auflösung von ELP.

3 Punkte


Emerson, Lake and Powell - (1986)

Gegen Mitte der 80er Jahre gab es wiederholt Reunion-Bemühungen von Lake und Emerson, die jedoch immer an Carl Palmer scheiterten, der für "Asia" Schlagzeug spielte und für eine Wiederauferstehung von ELP keine Zeit hatte. Dann aber gab es doch ein neues ELP-Album, wenn auch mit Cozy Powell anstelle von Palmer.

Ob Powell nur aufgrund seines Nachnamens ausgesucht wurde, mag dahingestellt bleiben, er spielt so oder so hervorragend Schlagzeug - und auf jeden Fall präsentiert sich hier die Gruppe in sehr guter Form. Das überlange Eröffnungsstück "The Score" ist ein wunderbares ELP-Lied, das sich zeitgemäß im damals modernen Sound präsentiert, anstelle von Hammond-Orgel (die auch natürlich noch vertreten ist) und Moog-Synthesizer haben die damals aktuellen Keyboards und Synthies verstärkt Einzug in die Musik von ELP gehalten.

Wie singt Lake bei "The Score": "It's been so long to welcome back my friends, to the show that never ends..." Eine Anleihe bei "Karn Evil 9", in gewisser Weise jedoch auch die einzige Reminiszenz an die 70er. Der Rest des Albums zeigt sich geradliniger als die früheren Lieder und zollt dem damaligen Musikgeschmack Tribut, wobei ELP aber immer noch nach ELP klingen, bloß halt ELP in den 80ern im Rock/Pop Gewand. Die Wurzeln sind dabei aber eindeutig zu erkennen, im Unterschied zu Gruppen wie Yes z.B., so daß das Album auch alten Fans gut gefallen kann, wenn man es akzeptiert, daß die Zeit nicht spurlos am Sound der Gruppe vorübergegangen ist.

Besonders herausragend ist für mich noch die Version von Gustav Holsts "Mars, the bringer of war", entnommen aus "Die Planeten". Bei dem großartigen Stück, das eine intensive Spannung aufbaut und verbreitet, kann man nebenbei wunderbar erkennen, woher heutzutage die Filmmusikkomponisten ihre Inspirationen herhaben. So ist es kein Zufall, dass "Mars, the bringer of war" an so manchen berühmten Science Fiction Film erinnert.

Als Prog-Album kann "Emerson, Lake and Powell" nicht durchgehen, als durchaus gelungenes Rockalbum mit leichten bis starken progressiven Einflüssen (The Score z.B.) aber auf jeden Fall.

10 Punkte


Black Moon - (1992)

Nach dem recht kurzlebigen Projekt "Emerson, Lake and Powell" dauerte es sechs Jahre, bis sich endgültig Palmer, der bei "Asia" ausgestiegen war, wieder zum Rest der Gruppe gesellte. Nach knapp 14 Jahren war somit die Reunion von ELP perfekt.

Musikalisch nicht mehr so innovativ wie in den 70ern präsentiert sich ELP wie schon beim Vorgängeralbum aus den 80er Jahren gestrafft, aber durchaus in guter Form. Der Opener "Black Moon" kommt sehr melodisch, kraftvoll und dynamisch daher und zeigt gegen Ende auch gleich, daß Keith Emerson immer noch ein Fan der Hammond-Orgel ist, was neben all den modernen Keyboard-Sounds ein Gefühl der Vertrautheit vermittelt. "Paper Blood", das sehr schmissig klingt, wird von eben dieser Hammond-Orgel eröffnet, danach geht es dann rockig weiter. So wie das ganze Album mehr ein Rock- denn ein Progrockalbum ist. Es gibt einige Balladen von Lake, die sehr schön klingen, aber nicht ganz seine Lieder aus den 70er Jahren erreichen. Auch ist seine Stimme um einiges tiefer geworden, der glockenhelle Gesang der 70er ist mehr einem dunklen und rauchigen Timbre gewichen. Auf dem Album klingt Lakes Gesang gut, live aber war (zumindest damals auf dem Konzert in Hamburg, das ich sah) deutlich zu merken, dass die gesanglichen Fähigkeiten von Lake ein wenig nachgelassen haben.

Emerson adaptiert auch auf diesem Album ein Klassikstück, "Romeo and Juliet" von Prokofiev, das sehr gut klingt. "Changing states" als weiteres Instrumentalstück läßt ein wenig die Musik der alten Tage aufblitzen und zeigt, dass Emerson nichts verlernt hat. Bei "Close to home" offenbart er seine romantische Seite - das wundervolle Klavierstück klingt wie eine zarte und allmählich leidenschaftlich werdende Träumerei.

Lediglich das von Produzent Mark Mancina komponierte "Burning Bridges" gefällt mir nicht sonderlich, es kingt halt völlig ELP untypisch. Der Gesamteindruck des Albums aber ist gut, ELP zelebrieren zwar nicht immer ihren Stil aus den frühen 70ern, liefern aber ein aus der Masse der allzu seichten Veröffentlichungen der 90er Jahre deutlich herausragendes Rock-Album mit einigen leichten progressiven Einflüssen ab.

12 Punkte


In The Hot Seat - (1994)

Dieses Album ist schlicht und ergreifend von Produzent Keith Olsen kaputtproduziert worden. Es klingt so, als würden Produzent und Gruppe in zwei verschiedene Richtungen laufen wollen - nur dass Olsen dabei immer die Oberhand behält. Auf knapp der Hälfte der Lieder ist er auch als Co-Komponist verzeichnet.

Zwischenzeitlich hatte es bei Keith Emerson nach all den wilden Jahren exzessiven und manchmal auch übertriebenen Tastenspiels starke Probleme mit dem Ellenbogen gegeben. So starke, dass er sich einer Operation unterziehen musste, da er nicht mehr in der Lage war, zu spielen. Es war danach völlig ungewiß, ob er jemals wieder Keyboard spielen könnte.

Sicherlich sehr tragisch, wenn es dazu gekommen wäre. Zum Glück konnte Emerson weiterspielen. Und so gesehen ist der Opener des Albums "Hand of truth" eine Kampfansage an das eigene gerade überstandene Leiden.

Emerson zeigt, dass er durchaus wieder sehr gut spielen kann. Musikalisch ist "Hand of truth" noch eines der besten Stücke auf dem Album, bleibt aber insgesamt doch hinter "Black Moon" vom Vorgängeralbum zurück, wenn es auch ähnlich strukturiert ist.

"Daddy" ist ein sehr eindringliches Lied von Lake über einen Vater, dessen kleine Tochter das Opfer eines Sexualverbrechens wurde. Das war es aber schon fast.

Hier und da klingen dann bei einigen Liedern kurze Anleihen an den alten ELP Sound auf, insgesamt betrachtet klingt es aber uninspiriert und gelinde gesagt langweilig. Auf "Thin Line" z.B. wird gar Backgroundgesang eingesetzt, etwas, das ELP nie getan haben und es klingt nach allem möglichen - bloß nicht mehr nach ELP.

Emerson zufolge achtete Olsen darauf, dass nicht mal ansatzweise so etwas wie "Konzept" auftaucht, er hätte gerne ein längeres Stück, inspiriert von Bob Dylans "Man in the long black coat", geschrieben - jedoch wollte Olsen nicht. So gibt es nur eine kurze Coverversion des Dylansongs, die recht bieder klingt leider.

Großer Bonus bei "In the Hot Seat" ist eine Dolby Surround-Version des ELP-Klassikers "Pictures at an exhibition". Hier allein klingt wirklich alte Klasse und Brillanz auf. Neues wird natürlich nicht geboten, wenn auch der Sound hier um Längen besser als bei dem damals live aufgenommenen Original ist. Da ich leider keinen Surround-Verstärker besitze kann ich nicht sagen, ob der Surround-Klang gelungen ist, aber auch so klingt es sehr gut, wenn auch stellenweise die allzu modernen Keyboardsounds stören. Interessant ist diese Version auf jeden Fall. Ob es aber auch den Kauf des Albums lohnt möchte ich fast verneinen, da der Klassiker musikalisch gesehen schon exzellent ist und hier lediglich mit moderner Technik neu interpretiert wird. Bemerkenswert ist vielleicht noch ein Vergleich bei "The Sage" - hier merkt man sehr gut, wie Lakes Stimme sich doch gewandelt hat.

Es bleibt abzuwarten, ob ELP noch mal zu alter Klasse oder zumindest zu schönen Rockalben wie "Black Moon" zurückfinden können. In letzter Zeit haben sie getourt und es ist auch vor kurzem ein Livealbum erschienen. Vom Kauf des Livealbums "Live in the Royal Albert Hall" anlässlich der "Black Moon" Tour kann ich aber nur abraten. Musikalisch bietet es nichts neues und klanglich gesehen ist es eine reine Katastrophe. Das 1972 aufgenommene "Pictures at an exhibition" klingt hier sogar noch besser.

Kleiner Nachtrag: Im Dezember '98 hat Greg Lake die Gruppe verlassen (er war unzufrieden damit, dass er das kommende neue Album nicht produzieren sollte und er äußerte auch seinen Unmut darüber, dass die Gruppe auf den letzten Alben nicht mehr so innovativ wie in den 70ern war) und es sieht zur Zeit so aus, als wäre die Geschichte von ELP damit erst einmal zu Ende. Wenn man sich "In The Hot Seat" betrachtet ist die Entscheidung von Lake vielleicht verständlich. Schade ist es trotzdem.

5 Punkte

Thomas Otto ist Betreiber einer tollen Progseite, die er aber aus zeitlichen Gründen nicht mehr bearbeiten kann. Ich kenne ihn schon seit einigen Jahren. Er hat mir erlaubt für uns interessante Rezis einzubauen.

Vielen Dank an dieser Stelle.
wolf
 
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Re: Emerson, Lake and Palmer 1971 bis 1994

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Gepostet: 16.04.2008 - 14:23 Uhr  ·  #2
hmc, sehr schön.

von ELP hab ich alles , allerdings sind die ersten 5 Alben meine Lieblinge ! Die Love Beach gefällt mit mittlerweile aber auch. Ich hatte mir die Works damals am ersten Tag des Erscheinens gekauft und war sehr enttäuscht. Bis heute hat sich daran nichts geändert.
Hab mir neulich wieder den kompletten Auftritt beim California Jam 1974 angesehen ......Top !!
firebyrd
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Re: Emerson, Lake and Palmer 1971 bis 1994

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Gepostet: 16.04.2008 - 14:24 Uhr  ·  #3
In der Anfangszeit war ich dabei, als "Liebhaber" der Musik von NICE.

Spätestens bei "Works" verabschiedete ich mich gänzlich von der Band.

Die obigen Bewertungen sehen bei mir anders aus.

....ELP - 13/15

....Tarkus - 11/15, wegen der 2. Seite, die ich nie so richtig mochte, allein die Suite bringt für mich 14/15.

....Pictures... - 11/15

....Trilogy - 12/15

....Brain Salad Surgery - 13/15

....Works 1 - 11/15

....Works 2 - 7/15

Den Rest kenne ich nicht....

Wolfgang
Mr. Upduff
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Re: Emerson, Lake and Palmer 1971 bis 1994

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Gepostet: 16.04.2008 - 14:27 Uhr  ·  #4
Diesen Otto finde ich mittlerweise richtig gut! Eine Rezitationssalve jagt die nächste - und hier einen kompletter Überblick über das ELP-Oevre - KLASSE!

Ich möchte nur noch meine persönlichen Punktvergaben für zwei für mich herausragende Werke nachtragen:

Emerson, Lake and Palmer + Pictures At An Exhibition: glatte 15/15
nobbygard
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Re: Emerson, Lake and Palmer 1971 bis 1994

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Gepostet: 16.04.2008 - 14:39 Uhr  ·  #5
Es fehlen für mich:

Welcome back, my friends to the show that never ends (3LPs) - 1974
Emerson, Lake & Palmer In Concert - 1979

Was ist damit?

Ansonsten kann ich mich an viele Aussagen anschließen. Pictures ist für mich auch die stärkste Scheibe und "Take A Pebble" das schönste Stück.

Wer die von mir erwähnten Livescheiben nicht kennt - die sind auch klasse!

Nobby
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Re: Emerson, Lake and Palmer 1971 bis 1994

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Gepostet: 16.04.2008 - 14:43 Uhr  ·  #6
Noch eine vergessen:

Emerson, Lake & Palmer - Live At The Royal Albert Hall -1993

Auch nicht schlecht!
nobbygard
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Re: Emerson, Lake and Palmer 1971 bis 1994

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Gepostet: 16.04.2008 - 14:47 Uhr  ·  #7
Unter dem Namen 3 gibt es noch etwas "Ominöses" Keith Emerson, Robert Berry & Carl Palmer. Der Titel ist "To The Power Of Three".

Habe sie lange nicht gehört!

Nobby

Sie bretzelt gerade - Bombast-Pop wäre ein Wort, das mir einfällt, jedenfalls nach den ersten beiden titeln, mal sehen was noch so kommt!

Die Verbindung zu Nice ist durch Suzy O'List (bg-voc) vorhanden!
Max...
 
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Re: Emerson, Lake and Palmer 1971 bis 1994

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Gepostet: 16.04.2008 - 14:56 Uhr  ·  #8
Tolle Rezis....
hier muss ich aber einhaken:

Zitat
Im gleichen Jahr wie das sehr ambitionierte Vorgängeralbum veröffentlicht, wollte ELP kompakter und eingängiger zeigen. Ende der 70er ein Phänomen, das fast alle Progrock-Gruppen zeigten, so u.a. auch Genesis und Yes. Doch wie bei den Kollegen der anderen Gruppen gelingt es ELP nicht wirklich, einen anderen Sound überzeugend anzunehmen.


Yes hatten 1977 keinen anderen überzeugenden Sound?
Für mich ist "Going" deren Meisterwerk. :shock:


Meine Bewertungen bis 1977:


ELP: 11/15
Tarkus: 13/15
Pictures 12.1970: 14/15
Pictures 03.1971: 12/15
Trilogy: 15/15
Brain: 12/15
Welcome Back: 14/15
Works 1: 11/15
Works 2: 7/15
Trurl
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Re: Emerson, Lake and Palmer 1971 bis 1994

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Gepostet: 16.04.2008 - 14:58 Uhr  ·  #9
schöne Rezis. Ich persönlich empfinde ELP aber oft entweder zu aufgeplustert oder aber zu süß (bei Lakes Balladen) und immer zu selbstverliebt. Den Zahn der Zeit haben nur TARKUS (die Suite), die 3er Live und PICTURES überlebt. Den Rest mag ich nur noch sehr selten hören.

Trurl

bin halt NICE-Fan
Max...
 
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Re: Emerson, Lake and Palmer 1971 bis 1994

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Gepostet: 16.04.2008 - 15:10 Uhr  ·  #10
Nice sind auch toll....
die "Swedish BBC Sessions" v.A. :8)
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Re: Emerson, Lake and Palmer 1971 bis 1994

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Gepostet: 16.04.2008 - 17:29 Uhr  ·  #11
Zitat geschrieben von Mr. Upduff
[i]
Ich möchte nur noch meine persönlichen Punktvergaben für zwei für mich herausragende Werke nachtragen:

Emerson, Lake and Palmer + Pictures At An Exhibition: glatte [color=#FF0000]15/15


Da bin ich ganz deiner Meinung! Ich mag ELP bis zur Brain Salad Surgery. Danach waren sie nicht mehr so mein Fall.
Trurl
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Re: Emerson, Lake and Palmer 1971 bis 1994

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Gepostet: 16.04.2008 - 18:56 Uhr  ·  #12
Zitat geschrieben von Max...
Nice sind auch toll....
die "Swedish BBC Sessions" v.A. :8)


yep, inzwischen meine Lieblingsscheibe von denen, da hier noch zu viert mit David O'List

Trurl
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Re: Emerson, Lake and Palmer 1971 bis 1994

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Gepostet: 16.04.2008 - 20:18 Uhr  ·  #13
Auch meine Lieblingsscheibe
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Re: Emerson, Lake and Palmer 1971 bis 1994

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Gepostet: 16.04.2008 - 20:30 Uhr  ·  #14
Nice mag ich auch sehr. Habe da aber nur "The Essential Collection" (Doppel CD).
Trurl
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Re: Emerson, Lake and Palmer 1971 bis 1994

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Gepostet: 16.04.2008 - 20:46 Uhr  ·  #15
@michi: da gibt es nei preiswerte Box der Immediate Years, ist alles dabei bis auf die Schwedene-CD

Trurl
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