Van der Graaf Generator - TRISECTOR

neue CD in Trioformat

 
Trurl
Konstrukteur & Frikadellenbändiger
Avatar
Geschlecht:
Beiträge: 12743
Dabei seit: 05 / 2006
Betreff:

Van der Graaf Generator - TRISECTOR

 · 
Gepostet: 15.03.2008 - 21:14 Uhr  ·  #1
Liebe Leute,

hier wieder was zum Lesen:

Van der Graaf Generator - Trisector (2008/Virgin)

1. The Hurlyburly 4:39'
2. Interference Patterns 3:53'
3. The Final Reel 5:49'
4. Lifetime 4:47'
5. Drop Dead 4:53'
6. Only in a Whisper 6:44'
7. All That Before 6:29'
8. Over the Hill 12:30'
9. (We Are) Not Here 4:05'

Peter Hammill: guitars, vocals, pianos,
Hugh Banton: organ, bass guitar
Guy Evans: drums, percussions

Selten war ich neugieriger und zugleich auch ängstlicher in der Erwartung einer neuen CD als bei dieser CD. Neugierig, weil ich VdGG als eine meiner absoluten Lieblinge betrachte, ängstlicher, weil VdGG für mich immer hießen: Hammill, Banton, Evans und David Jackson. Aus in Fankreisen heftig diskutieren Gründen ist letzterer nicht mehr dabei, somit fehlt ein integraler Bestandteil des alten Gruppensounds bei diesen Aufnahmen.

Schon das Cover hebt sich deutlich von früheren ab, es erinnert mich eher an New Wave Platten der frühen 80er und mit entsprechenden Maschinenklängen wird das Album die erste Minute auch dezent eröffnet, die Band spielt sich ein und Hammill übernimmt mit seiner Gitarre rockend die Führung. Ungewohnt gradlinig und für VdGG ist "The Hurlyburly" ein furioser instrumentaler Auftakt, schnell, treibend und mit exzellentem Orgel- bzw. Percussionspiel.

"Interference Patterns" ist proggig in bester VdGG-Manie und zugleich modern. Es gibt selbst für VdGG sehr schräge Passagen, stakkatohafte Drums und Keyboards rasen förmlich durch den Song, als ob der Teufel hinter ihnen her wäre und Hammill singt opernhaft teilweise mit sich selbst. Bis hierhin wird dem Hörer keinerlei Ruhepause gegönnt, Jackson wird vermisst, fehlt aber nicht wirklich. Für mich ist dieser Song quasi das "Sound chaser" von VdGG.

Erstmalig an den "alten" Klang erinnert das Trio in "The final reel", was nicht zuletzt daran liegt, das zu Beginn neben dem Klavier elektronische Flötensounds erklingen. Hier vermisse ich persönlich den abwesenden D.J..Das ändert aber nichts daran, dass der Song sehr melodisch daherkommt, die Melodieführung übernimmt die Orgel, dazu kommen ein paar Einsprengsel von Gitarre. Heraus kommt eine wunderschöne "Ballade" á la Hammill.

Lifetime lebt vom Kontrast Schlagzeug - Melodie. Dieser Song wurde auf der vorangegangenen Tour schon live gespielt. Evans unterlegt die eher getragene Melodie Hammills, die langezogenen Orgelakkorde mit einem schnellen durchgehenden Beat auf den Becken, wie ein Zug rast er durch den Titel, leise aber treibend.

"Drop dead" ist ein straighter Rocker, wie ich ihn so von VdGG noch nicht gehört habe. Erinnert mich in seiner Art an Songs von Hammills Solowerk "The noise", allerdings mit deutlich mehr Qualität. Hammill rifft sich mit verzerrter Gitarre sich durch die Gegend, und Banton spielt dazu ne Orgel, als ob er sich bei Deep Purple bewerben möchte. Und Guy trommelt dazu auf allem was das Set hergibt.

Im Gegensatz dazu ist "Only in a whisper" fast jazzig-elegisch mit perlenden Pianotönen. Langsam wir hier die Melodie- und Gesangslinie entwickelt, der Song bleibt leise und verspielt, aber eindringlich in der Atmosphäre.

Proggig-brutal ist "All that before". Auch dieser Song wurde auf der letzten Tour schon gespielt. Hier gibt es Tempiwechseln, brutale Gitarrenriffs neben Orgel, mittendrin klingen VdGG wie ne Mischung aus ELP und Sex Pistols.

An die alten Epen aus den 70ern knüpft "Over the hill" an. Zwölfeinhalb Minuten gibt es Wechselbad an Stimmungen. Beginnt der Song getragen, langsam wie eine typische Hammillballade, mutieren sie mittendrin zum Freejazz. Tempiwechsel, Stakkatoeinlagen auf Orgel und Piano und dann heben sie ab zu einem der VdGG-typischen Melodiebögen, wie sie auch "The sleepwalker" oder "In a plague of lighthouse keepers" vorkommen.

Der letzte Song "(We are) not here" geht instrumental in seinem Fundament noch etwas weiter zurück in Richtung Debütalbum. Allerdings zieht die Band das Tempo deutlich an, Hammills Stimme wird durch diverse Effektgeräte verfremdet und Evans tobt sich wieder an allen möglichen Schlaginstrumenten an. Mit den Soundeinlagen des Anfangs endet das Album auch wieder.

Was bleibt als Zusammenfassung zu sagen. Es sind grandiose Songs. In einer Kritik zu einem Hammill-Soloalbum auf den BBS schrieb ich mal, Hammill sollte bei aller Qualität seinen Elfenbeiturm verlassen und sich adäquate Mitmusiker suchen. Er hat sie gefunden!! Was Banton und Evans
auf diesem Album leisten ist mehr als Begleitband. Nicht umsonst sind sie bis auf "Lifetime" alle drei als Komponisten genannt. Beide spielen auf hohem Niveau, und gerade Evans zeigt mir, wie sehr ich einen anständigen Schlagzeuger bei Hammills Solowerken vermisse. An manchen Stellen, gerade bei den ruhigeren Titeln, vermisse ich persönlich natürlich das Saxophon oder die Flöten von David Jackson, aber es wäre mehr als ungerecht, das dem Trio anzulasten. Sie strahlen eine Zusammengehörigkeit und Spielfreude aus, die ich nur wenigen zutraue. Diese CD ist grandios. VdGG sind im neuen Jahrtausend angekommen und wie...

9/10 (ein Pünktchen weniger, weil ich trotzdem D.J. vermisse, ich bin halt sentimental)

Trurl
dan
God's Monkey
Avatar
Geschlecht: keine Angabe
Beiträge: 4527
Dabei seit: 04 / 2006
Betreff:

Re: Van der Graaf Generator - TRISECTOR

 · 
Gepostet: 15.03.2008 - 21:16 Uhr  ·  #2
Würd mich ja sehr interessieren, wenn denn P. Hammill nicht singen würde!
Trurl
Konstrukteur & Frikadellenbändiger
Avatar
Geschlecht:
Beiträge: 12743
Dabei seit: 05 / 2006
Betreff:

Re: Van der Graaf Generator - TRISECTOR

 · 
Gepostet: 15.03.2008 - 21:28 Uhr  ·  #3
@Dan,

ich habe mich damals als 14jähriger auch bei P.H. gegruselt. Aber wenn Du in der BBS Hammill anschaust, siehst Du, was daraus geworden ist :-) Der Kerl ist phantastisch. Ich könnte mir gerade zu dieser CD keinen anderen vorstellen.

TRurl
Jersch
Toningenieur
Avatar
Geschlecht: keine Angabe
Beiträge: 7168
Dabei seit: 11 / 2007
Betreff:

Re: Van der Graaf Generator - TRISECTOR

 · 
Gepostet: 15.03.2008 - 21:39 Uhr  ·  #4
Vielen Dank für diese "Fan-Rezension" Trurl ,denn soviel Wärme wie da drin liegt,äussert sich schon allein in dem Wunsch,wie sehr Du Dich Peter Jackson sehnst,mal mehr mal weniger!Du weisst,ich bin kein "VdGG Lover",aber allein diese Beschreibung in aller Ausführlichkeit,macht mich unheimlich neugierig!Und dann werde ich mich wieder melden.Versprochen!
Guestuser
 
Avatar
 
Betreff:

Re: Van der Graaf Generator - TRISECTOR

 · 
Gepostet: 15.03.2008 - 22:33 Uhr  ·  #5
Danke Trurl, ich bin schon auch neugierig auf dieses Album, aber ich kenne die alten Alben noch nicht Mal alle. Ich werde mich wohl erst noch diesen widmen. Mit der Trisector werde ich dann wohl noch ein bißchen warten.
krautprog
 
Avatar
 
Betreff:

Re: Van der Graaf Generator - TRISECTOR

 · 
Gepostet: 15.03.2008 - 22:35 Uhr  ·  #6
sorry trurl, aber ich wollte meinen eindruck über Trisector auch kundtuen, machen wir halt eine doppelrezi, premiere im zirkus. :)
krautprog
 
Avatar
 
Betreff:

Re: Van der Graaf Generator - TRISECTOR

 · 
Gepostet: 15.03.2008 - 22:36 Uhr  ·  #7
Zitat geschrieben von michi1985
Danke Trurl, ich bin schon auch neugierig auf dieses Album, aber ich kenne die alten Alben noch nicht Mal alle. Ich werde mich wohl erst noch diesen widmen. Mit der Trisector werde ich dann wohl noch ein bißchen warten.


warte nicht, michi. trisector ist richtig retro, aber für mich halt anders!
Trurl
Konstrukteur & Frikadellenbändiger
Avatar
Geschlecht:
Beiträge: 12743
Dabei seit: 05 / 2006
Betreff:

Re: Van der Graaf Generator - TRISECTOR

 · 
Gepostet: 16.03.2008 - 00:17 Uhr  ·  #8
@krautprog: doppelt hält besser :-)

@michi: die ist wirklich klasse. Von den alten finde ich nur die ersten drei (The last we can do, H to He und Pawn hearts) und Godbluff besser, also Du kannst wirklich unbesorgt zuschlagen.

Was ich auch spannend fand, war die Tatsache, dass sich im Rückblick für mich schon einiges auf deren ReUnionplatte angedeutet hat. Ironischerweise gerade auch der Song, den Jackson dort allein komponierte "Boleas Panic" zeigt auf, wohin sie nun gehen.

Trurl
Guestuser
 
Avatar
 
Betreff:

Re: Van der Graaf Generator - TRISECTOR

 · 
Gepostet: 16.03.2008 - 00:28 Uhr  ·  #9
Habe geordert. Trisector und The Least We Can Do Is Wave To Each Other noch dazu!
Trurl
Konstrukteur & Frikadellenbändiger
Avatar
Geschlecht:
Beiträge: 12743
Dabei seit: 05 / 2006
Betreff:

Re: Van der Graaf Generator - TRISECTOR

 · 
Gepostet: 16.03.2008 - 01:00 Uhr  ·  #10
@michi: dann viel Spaß damit. Die "THE LAST.." ist gut, sehr hymnisch, elegisch, pastoral-düster mit Hammills typischen Texten. Wie eine dunkle Ausgabe von GENESIS.

Trurl
Guestuser
 
Avatar
 
Betreff:

Re: Van der Graaf Generator - TRISECTOR

 · 
Gepostet: 24.04.2008 - 18:47 Uhr  ·  #11
Steht seit heute endlich hier. Brauche eigentlich nichts mehr dazu sagen. Trurl bringt es genau auf den Punkt. Habe es gerade zweimal hintereiander gehört. Beim zweiten Hördurchgang in hat es dann richtig eingeschlagen, allerdings geht mir David Jackson an manchen Stellen auch sehr ab.
pur
Musiklexikon
Avatar
Geschlecht:
Herkunft: Bursa
Alter: 50
Beiträge: 1238
Dabei seit: 01 / 2007
Betreff:

Re: Van der Graaf Generator - TRISECTOR

 · 
Gepostet: 24.04.2008 - 19:49 Uhr  ·  #12
Da habe ich wieder mal etwas übersehen. Interessiert mich auch sehr. Schöner Rezi Trurl,
Gewählte Zitate für Mehrfachzitierung:   0

Registrierte in diesem Topic

Aktuell kein registrierter in diesem Bereich

Die Statistik zeigt, wer in den letzten 5 Minuten online war. Erneuerung alle 90 Sekunden.