EMERSON LAKE & PALMER - Works Vol. 2

 
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EMERSON LAKE & PALMER - Works Vol. 2

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Gepostet: 17.07.2006 - 15:08 Uhr  ·  #1
Und nun meine Rezension des „Unaussprechlichen Albums“ für jeden „ernsten“ Proggie. Wie bei Works 1 mach ich es auch hier Track-by-track.

Tiger in a spotlight – witzige Rock’n Roll und Boogie Nummer mit Quietschkeyboards, welche allerdings wunderbar zum Feeling des Songs passen. Dieses Stück spielten sie übrigens damals in der ZDF Sendung „Rock-Pop“ Ende der 70er und brachten einen angeleinten Tiger mit auf die Bühne. Herrlicher Größenwahn à la ELP. So ist auch das Stück. Note: 11

When the apple blossoms... - klingt wie der Jam-Mittelteil eines langen Stückes, gefällt mir sofort wegen der verwendeten Keyboardsounds. Je länger das Stück dauert, desto mehr wünsche ich mir, das würde noch lange so weitergehen. Mäandert entspannt im Jam-Stil dahin und ist mir nur zu kurz. Eine Art Grateful Dead in ELP Version. Klasse Note: 12

Bullfrog – Sehr schöne Percussion-Arrangements von Palmer in diesem Jazzrock Stück hier. Um Längen besser als vergleichbares auf Works 1. Hier gibt es eine ganze Menge an interessantem Sound zu hören. Auch die Wendungen, die das Stück nimmt, gefallen sehr gut. Note: 12

Brain Salad Surgery – das damals für eine Beilagen-Flexi-Disc des Musikmagazins „New Musical Express“ zusammengeschusterte Stück finde ich seltsam. Hier gibt’s für mich mal unpassende Keyboardsounds, dazu Lake, der versucht, richtig rauh, rockig zu singen. Nicht Fisch, nicht Fleisch und tatsächlich für mich a bisserl nervig. Note: 2

Barrelhouse Shake-Down – Emersons Boogie Woogie Nr. 1 auf dem Album hier. Bis auf „Benny the bouncer“ vom Brain Salad Album, das mich wegen des Gesangs nervt, mag ich alle diese netten kleinen Auflockerungen der ELP-Alben. Wer meinte gleich nochmal, ELP haben keinen Humor? Emerson hat ihn auf alle Fälle. Schönes Bläserarrangement und Klarinettensolo. Note: 8

Watching over you – ein anrührendes Schlaflied, das Lake für seine (damals) kleine Tochter Natasha geschrieben hat, damit Daddy für sie da ist, wenn er wieder mal die halbe Welt umtourt. Für sowas hab ich natürlich immer ein Herz. Gefällt mir aber in den Liveversionen besser, da dort die melancholisch gedachte, aber für mich unpassende Mundharmonika-Einlage nicht vorhanden ist. Note: 7

So far to fall - ...and nowhere to go? Eine Big-Band-Bläser-Nummer, die nie so richtig vom Fleck kommt. Da weiß ich nicht recht, wo sie denn damit hinwollten. Manchmal fällts in einen dezenten Boogierhythmus, dann taucht nach hinten gemischt die Orgel auf, dann wird’s wieder zu der Big Band Nummer, zündet aber einfach nie. Note: 3

Maple Leaf Rag – Boogie Woogie Nr. 2 hier, mit Orchester. Gefällt mir, erinnert mich an alte Stummfilme, ist witzig und kurz. Note: 5

I believe in Father Christmas – Ja, ich liebe Weihnachten sehr, und das ist eines der wenigen Weihnachtslieder, das mir seit dem ersten Hören (die Originalsingle mit dem Orchester aus den 70ern) sehr gut gefällt. Die Melodie der Troika von Prokofiev verströmt das richtige Weihnachtsgefühl, und der kritische Text über die Überkommerzialisierung von Weihnachten ist leider aktueller denn je. Mit Orchester finde ich die Nummer allerdings noch schöner, drum hier „nur“ eine 12

Close but not touching – Brass-Rock. Rockt für ELP-Verhältnisse richtig, sogar mit nem E-Gitarrensolo. Erinnert mich etwas an Bands wie If, Blood Sweat & Tears, frühe Chicago usw. Definitiv zu kurz das Stück. Wieder um Längen besser als die ähnlichen Stücke auf Works 1. Note: 13

Honky Tonk Train Blues – und Boogie Woogie Nr.3. Fetzt auch wieder mit Bläserbegleitung los. Der beste, der fetzigste der drei Boogie Woogie-Titel hier. Wer Emersons Boogie Woogie-Nummern albern findet, hat vielleicht etwas zu wenig Humor, denn das hier ist perfekt arrangierte Unterhaltungsmusik. Das ist Spaß-Musik und auch als solche gedacht. Ruft das Flair der 20er Jahre a la Chicago hervor. Große Klasse. Note: 13

Show me the way to go home - Barjazz-Song und ein netter Rausschmeißer aus dem Konzert (auf der Tour 1977/78). Auch das hier ist wieder absolut augenzwinkernd, gegenüber all den bombastischen Großtaten wie Karn Evil 9, Pictures, Pirates, Tarkus usw. Note: 6

Das macht eine Gesamtnote von 8,66 also eine 9.

Auf der Remastered-Version folgen noch drei Liveaufnahmen. „Tiger“ (4.16 Minuten) und „Watching“ (4.31) am 30. November 1977 in Newhaven aufgenommen, „Show me the way“ (5.34) am 24.01.1978 in Indiana aufgenommen. Leider sind auch diese drei Nummern wieder in schlechtem Bootlegsound, wie schon auf Works 1. Was sich die Plattenfirma hierbei dachte, ist mir etwas schleierhaft. Keine Wertung dafür.

Fazit: Einen etwas breiteren Musikgeschmack sollte man hier schon haben, und auch amerikanische Unterhaltungsmusik aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts muß man mögen. Prog ist nämlich da nirgendwo, aber das macht ja auch nichts. Ich höre ein Album ja nicht auf der Suche nach dem Prog-Gehalt, sondern schau mal, ob es Spaß macht. Da ich an Alben ohne feste Erwartung rangehe, muß ich sagen das hier gefällt mir überwiegend gut bis sehr gut.

Homogen ist das Album natürlich nicht. Kann ja auch nicht, denn es ist zum Großteil eine Ansammlung von bereits vorher veröffentlichten Singlestücken (Father Christmas, Honky tonk, Watching), mit Resten von Brain Salad Surgery (Tiger, Apple, Brain Salad), einer Single B-Seite (Barrelhouse), ein paar Resten von Works 1 (Bullfrog, Close) und den neuen Stücken. Nun ist Homogenität ja sowieso nicht automatisch ein Garant für Spaß. Den jedoch verströmt das Album absolut, wenn der eigene Musikgeschmack breit ist und – ja – wenn es auch Humor sein darf und man Musik nicht immer nur proggie-ernst nimmt.

In diesem Sinne also ist es ein gutes, unterhaltsames Album geworden. Kein typisches ELP-Album, kein Album für den ELP-Anfänger, auch kein Muß-Album, aber eine schöne Ergänzung der Sammlung.

Jerry
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Re: EMERSON LAKE & PALMER - Works Vol. 2

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Gepostet: 18.07.2006 - 08:01 Uhr  ·  #2
Sorry, aber bei diesem Album geht mir der Hut hoch. Das ist ja sowas von überflüssig. Ein scheussliches Machwerk. Grausam und unerträglich! Aber wenn es Dir gefällt, viel Spaß!
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Re: EMERSON LAKE & PALMER - Works Vol. 2

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Gepostet: 18.07.2006 - 09:40 Uhr  ·  #3
Ich sach ja, das "Unaussprechliche" für jeden Proggie. Habs mir auch lange nicht gekauft, weil ich Schrecklichstes erwartete. Dabei ists richtig gute Unterhaltungsmusik. Halt nicht das was man von ELP gewohnt war, von daher kann ich die Ablehnungen schon verstehen.

Jerry
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