Clifton Chenier

 
firebyrd
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Clifton Chenier

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Gepostet: 04.07.2006 - 11:44 Uhr  ·  #1
Hier ein Musiker, der nicht unbedingt ein Bluesmusiker ist, denn schließlich galt CLIFTON CHENIER als „King of Zydeco“!

Zydeco? Nun gut, bevor ich zur Biographie komme - ein kurzer Ausflug in die Geschichte.
Die „Arcadians“, ein französischstämmiger Volksstamm von Auswanderern in Kanada hatte sich nach Louisiana begeben, wo sie dann alsbald mit der Kurzform „Cajuns“ bezeichnet wurden. Dort, im südlichen Schmelztiegel, trafen sie mit den Kreolen zusammen, einem aus Farbigen und teils geringen weißem Einfluß versehenen Volksstamm. In der Mitte des 20. Jahrhunderts teilte sich die musikalische Entwicklung der Cajuns und der Creoles entscheidend. Die Cajuns wurden mehr und mehr von Country & Western - Einflüssen bestimmt und so wurde in der Musik auch die Fiddle das Hauptinstrument. Nashville übte hier einen großen Einfluß aus. Die kreolischen und überhaupt farbigen Musiker wandten sich verstärkt dem Blues und R & B zu, was dazu führte, daß auch Blasinstrumente Einzug hielten.

Der Zydeco war geboren, mit Einflüssen aus Cajunmusik plus Blues/R&B und gilt bis heute als die modernste Form kreolischer Musik aus dem Süden Louisianas. Während zu Beginn noch die härteren Blueselemente überwogen, trat Mitte der 60er Jahre wieder mehr die traditionelle Spielweise in den Vordergrund, mit Walzern und Two-Steps. Heute, in den modernen Spielarten haben sogar Einflüsse aus Soul, Disco, Rap, Reggae Einzug gefunden.
Hauptsächlich basierte die Musik auf dem Akkordeon, oft verbunden mit dem rhythmischen Akzent des Rubboards(dem blechernen Waschbrett, um den Hals gehängt).

Chenier selbst beschrieb seine Musik wie folgt:

„“Well, Zydeco is rock and French mixed together, you know, like French music and rock with a beat to it. It’s the same thing as rock and roll but it’s different because I’m singing in French. But some of the music is sometimes identical, so that’s why I say, a lot of people say they can’t dance Zydeco. If you can’t dance Zydeco, you can’t dance, period.“ (JETZT WISSEN WIR ES!)
Clifton Chenier gilt als Mitbegründer und Botschafter des Zydeco und wurde am 25.Juni 1925 in Opelousas, Louisiana geboren. Sein Vater, Joseph spielte Akkordeon und brachte es Clifton schon in jungen Jahren bei. Zusammen mit dem anderen Sohn, Cleveland(am Rubboard) spielten die Drei auf privaten Parties.

Chenier’s erste Einflüsse waren Muddy Waters, Peetie Wheatstraw, Lightnin’ Hopkins, Fats Domino, Professor Longhair, Joe & Jimmy Liggins und Clarence „Bon Ton“ Garlow. In den 40er Jahren zog Clifton von zu Hause fort, um in den Feldern Zuckerrohr zu ernten, bis er sich mit seinem Bruder nach Port Arthur, Texas, weiterzog, um dort bei GULF, der Ölraffinerie zu arbeiten. Neben der Arbeit gründeten die Zwei die Hot Sizzling Band und traten an der Golfküste von Texas und Louisiana auf.

Im Jahre 1954 kam es dann zur Unterzeichnung des ersten Plattenvertrages mit ELKO und der Single „Cliston’s Blues“ und „Louisiana Stomp“. Anschließende Plattenveröffentlichungen gab es - mit mehr oder wenig mäßigem Erfolg - auf IMPERIAL, SPECIALITY, CHESS, ARGO, CHECKER, ZYNN. Ab 1956 widmete sich Chenier nur noch seiner Musik. Zur damaligen Band(The Zodico Ramblers) zählten solche Bluesgrößen wie Philip Walker, Lonnie Brooks, Lonesome Sundown.
Einen Wendepunkt im Leben Chenier’s stellte dann die Bekanntschaft von Chris Strachwitz dar, der ihn 1964 für sein ARHOOLIE-Label verpflichtete.

Gleich die erste LP-Veröffentlichung „Louisiana Blues & Zydeco“(je eine Seite mit Blues/R & B und eine Seite mit Two-Steps und Walzern) wurde ein Erfolg. Strachwitz konnte ihn überreden, den Schwerpunkt mehr auf traditionelle Formen zu legen, was aber letztlich Blues und R & B nicht eliminierte. Eine Zydeco-Welle überschwemmte das Land und durch intensive Touren, auch durch Europa wurde das Interesse an dieser Musik weltweit geweckt. Einen seiner größten Erfolge brachte das Jahr 1976 mit der Veröffentlichung von „Bogalusa Boogie“ und der Gründung der neuen Band , der „Red Hot Louisiana Band“. Den Höhepunkt seiner Karriere erlebte Chenier dann in den 80ern, als er 1983 einen Grammy für das Album „I’m here“(1982), dem Debut auf ALLIGATOR, erhielt.

Seit den 70er Jahren litt Chenier bereits an einer Nierenentzündung, die sich aber immer wieder besserte, bis schließlich eine Verschlimmerung eintrat, eine Diabetes-Erkrankung mit Teilamputation eines Fußes hinzutrat und er sich laufend einer Dialyse-Behandlung unterziehen mußte.

Plattenaufnahmen und Touren wurden ärztlich untersagt, so daß diese nur noch selten gelegentlichen Auftritte stattfanden.

Als Folge seiner schweren Erkrankung starb der „King des Zydeco“ dann am 12.Dezember 1987.

Für mich ist Chenier mit seiner Musik immer Ausdruck von Spaß, guter Laune und Fröhlichkeit gewesen. Auch unter diesem Aspekt (bringt Schwung in fast jede Party!) sollte man seine Musik einmal betrachten!

Zahlreiche Plattenveröffentlichungen hat Chenier hinterlassen.
Als Einstieg empfehle ich daher erst einmal - sofern noch erhältlich, die auf RHINO erschiedene Doppel-CD „The Clifton Chenier Anthology“, die die gesamte Zeit seines Schaffens und die verschiedenen Stile auf 40 Stücken perfekt abdeckt.

Wolfgang

Quellen:
www.amazon.de
www.allmusic.com
www.alligator.com
http://museum.lamarpa.edu
www.lft.k12.la.us/chs/la_studies/
www.cajunculture.com
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