Michael(Mike) Bloomfield

 
firebyrd
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Michael(Mike) Bloomfield

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Gepostet: 03.07.2006 - 09:14 Uhr  ·  #1
Bloomfield zählt zu den ersten großen weißen Bluesgitarristen der USA, der sich durch seine äußerst sensible Spielweise, ähnlich der Peter Greens(wie ich meine) hinsichtlich des intensiven Gefühls, hervorgetan hat.
Michael Bernard Bloomfield wurde als Sohn einer jüdischen Familie am 28.7.1943 in Chicago geboren. Schon als Kind fiel er durch seine scheue Art und als Einzelgänger auf. Durch Anhören von Radiostationen aus dem Süden wurde er früh auf verschiedene Musikrichtungen wie Blues, Rockabilly und Rhythm ’n’ Blues aufmerksam, und hier insbesondere auf den „neuen Sound“ von Elvis und Scotty Moore, dessen Gitarristen. Darüber hinaus lagen die Quellen des Chicago-Blues direkt vor der Haustür. Im Alter von 13 erhielt er seine erste Gitarre und mit 14 besuchte er schon die Bluesclubs in Chicago’s South Side. Seine „Helden“ hießen damals Muddy Waters, Otis Spann, Howlin’ Wolf, Magic Sam. Oft genug sprang er einfach bei Auftritten auf die Bühne und spielte spontan mit.
Seinen Eltern gefiel dieses nun gar nicht, so dass er im Jahre 1958 erst einmal eine Privatschule an der Ostküste besuchen musste, bis er dann an einer Sonderschule für schwierige Jugendliche in Chicago seinen Abschluß erhielt.
In der dortigen Musikszene traf er einige Gleichgesinnte wie Paul Butterfield, Nick Gravenites, Charlie Musselwhite und Elvin Bishop. Bei seinen musikalischen Interessen kam es ihm sicher zugute, dass er eine Anstellung als Manager in einem Folkclub in Chicago, dem „Fickle Pickle“ bekam. Er buchte für die Veranstaltungen viele Bluesleute, die akustischen Blues spielten, wie Sleepy John Estes, Yank Rachell, Little Brother Montgomery, Big Joe Williams. Selbst betätigte er sich als Sessionmusiker in diversen Clubs. Hier lernte er auch den legendären John Hammond sr. , den Talentscout von CBS, kennen, der ihm einen Vertrag mit CBS verschaffte.
Aus marktstrategischen Gründen konnte sich die Firma 1964 jedoch nicht entschließen, vorliegende Aufnahmen zu veröffentlichen.
Bis dann Paul Rothschild , der später die Alben für Butterfield auf Elektra produzierte, ihn überredete, bei der Paul Butterfield Blues Band einzusteigen.(Später veröffentlicht als „The Lost Elektra Sessions“)
1965 wurde dann das erste offizielle Album der Band mit Elvin Bishop als weiterem Gitarristen veröffentlicht. Unter anderem durch dieses Album wurde der Blues einem größerem weißen Publikum nähergebracht. Bloomfield’s damaliger Stil wurde von Kritikern als die perfekte logische Brücke zwischen dem Chicago-Blues und der aufkommenden zeitgemäßen populären Rockmusik angesehen. Wichtig für Bloomfield war im gleichen Jahr die Berufung in die Band von Bob Dylan, der begann, seinen akustischen Folk zu „elektrifizieren“. So hört man Bloomfield auf Dylan’s Klassiker „Highway 61 Revisited“ und auch dann auf dem berühmten Auftritt Dylans auf dem Newport Folk Festival 1965. Anschließend widmete sich Bloomfield wieder der Arbeit mit der Butterfield Blues Band, bei der Aufnahme zum zweiten Album „East West“. Hier spiegelt sich dann auch das aufkommende Interesse Bloomfields an östlicher Musik wider, insbesondere im langen Titelstück, einer Mixtur aus Blues, Jazz, Weltmusik und Psychedelic. 1967 verließ Bloomfield die Band, um zu neuen Ufern aufzubrechen, hier mit der Gründung der Band ELECTRIC FLAG, zu der unter anderem Nick Gravenites und Buddy Miles gehörten. Die Gruppe erweiterte das Grundgerüst durch intensiven Einsatz von Bläsern und schaffte hierdurch Raum für den Einsatz vieler Soulelemente in der Musik, die zudem neben Blues auch einige experimentelle, psychedelische Elemente enthielt. 1967 gab es das Debut auf dem Monterey Pop Festival und1968 folgte die LP „A long time comin’“. Nach einer weiteren LP, schon ohne Bloomfield, kam es zur Auflösung, vorwiegend bedingt durch Einflüsse von Drogen, einem schlechten Management und dem Egoismus der einzelnen Bandmitglieder. Bloomfield wandte sich bereits, noch bevor die erste LP erschien, einem Projekt mit Al Kooper, den er noch aus „alten Dylan-Tagen“ kannte, zu. Hieraus resultierten dann die „Super Sessions“, sowohl im Studio, hier noch mit Stephen Stills (Crosby,Stills, Nash) als auch später die berühmte Doppel-LP live im Fillmore West , 1968 aufgenommen(„Gaststar“ Carlos Santana). (Später ist dann auch noch ein Zusammenschnitt aus dem gleichen Jahr aus dem Fillmore East erschienen – hier als Gast auf einem Stück Johnny Winter(!) -- man vergleiche hier die beiden verschiedenen Spielweisen der Gitarristen).
Nach dieser Veröffentlichung wurde Bloomfield müde des Kommerzes und enttäuscht von den Vermarktungsprinzipien des Geschäfts. Mit seinem schnellen Ruhm kam er auch nicht so gut zurecht, so dass er sich erst einmal zurückzog nach San Francisco. Bis zu seiner Studiorückkehr im Jahre 1973(das Album „Triumvirate“ mit John Hammond jr. und Dr. John) war er als Sessionmusiker oft unterwegs, u. a. mit Nick Gravenites und Mark Naftalin(dem Keyboarder aus Butterfield-Zeiten). 1974 versuchte Bloomfield dann ein Comeback mit ELECTRIC FLAG, leider recht unausgegoren und letztlich auch ein Flop.
Nach diesen Mißerfolgen folgte ein weiterer im Jahre 1976 mit der Band KGB(mit Barry Goldberg, Rick Grech, Carmine Appice), obwohl die Musik durchaus ansprechend war.
In den späten 70ern unterschrieb Bloomfield dann bei dem kleinen Label TAKOMA und veröffentlichte dort eine Reihe, unter anderem auch akustische, Bluesplatten von unterschiedlicher Qualität. Über das Guitar Player Magazine brachte er auch noch eine Gitarrenlehrplatte heraus, „If you love these Blues, play ‚em as you please“.
In diese Zeit fallen auch seine Probleme mit Alkohol und Heroin, die ihn immer wieder an öffentlichen Auftritten hinderten und die dazu führten, dass Freunde ihn verließen und seine Ehe scheiterte . Erst 1980 hatte er sich anscheinend wieder etwas erholt und begab sich auf eine Europatournee. Der letzte öffentliche Auftritt fand am 15.11.1980 zusammen mit Dylan in San Francisco statt, als er Dylan bei „Like a rolling stone“ begleitete.
Am 15.2.1981 fand man Bloomfield aber tot in seinem Auto, gestorben an einer Überdosis Drogen.
Zurück bleibt uns eine Auswahl von Platten, die einen expressiven, gefühlvollen, oft introvertierten Gitarristen zeigen, der durch flüssiges Solospiel und beherrschte Technik auffiel.
Hierbei sind als vermutliche Vorbilder B.B:King, T-Bone Walker und Muddy Waters auszumachen. Sein Spiel dürfte darüber hinaus viele andere Gitarristen beeinflusst haben.

Neben den im Text ggf. erwähnten Veröffentlichungen empfehle ich (sofern noch erhältlich):

“Between a hard place and the ground” (die TAKOMA-Veröffentlichung 1979, NICHT THUNDERBOLT!!!)
“Live at Bill Graham’s Fillmore West , 1969”
Nick Gravenites – My labours(1969)
Barry Goldberg – Two Jews Blues(1969)
Fathers and sons(1969)
Sonst empfiehlt sich als Einstieg der Griff zu einer Compilation, wie:
„Don’t say that I ain’t your man! Essential Blues 1964-1969” auf Sony/Legacy
“Bloomfield – A retrospective” 2 CD Sony
“Best of Mike Bloomfield” TAKOMA-Sampler 1987

Wolfgang

Quellen:
www.allmusic.com
www.mikebloomfield.com
www.mmguide.musicmatch.com
freaksound
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Re: Michael(Mike) Bloomfield

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Gepostet: 12.09.2008 - 13:53 Uhr  ·  #2
sehr schön geschrieben und wieder mal voll von tollen Infos.
(gerade mal 2,5 Jahre alt und schon gesehen :oops: )
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