Jean-Michel Jarre: Téo & Téa

Beschreibung der CD

 
CathedralDreamer
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Jean-Michel Jarre: Téo & Téa

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Gepostet: 30.04.2007 - 04:23 Uhr  ·  #1
Das gerade erschienene Album Téo & Téa von Jean-Michel Jarre klingt kraftvoll und voller Rhythmus – gut geeignet für die jüngere Generation zum Tanz in einer Disco oder zum Joggen. Mir persönlich fiel der Zugang zu dieser CD sehr schwer und ich habe mir das Album viele Male angehört, in der Hoffnung, dass sich mir das spirituelle Potential von Jarre’s neuer Komposition dadurch besser eröffnet – leider überwiegend vergeblich.
Immerhin kann man sagen, dass dieses Album endlich mal wieder neue Tracks beinhaltet und nicht nur ein Sammelsurium von alten, recoverten Titeln, mit denen er in der letzten Zeit sonst so aufwartete. Es scheint, als ob der alte Jean-Michel Jarre nun Vergangenheit ist und der neue Jarre sich am Mainstream des Kommerzes und der Disco-Jugend orientiert. Einkommenstechnisch vielleicht verständlich, denn er hat sich möglicherweise große Teile seiner Fangemeinde durch öde Sampler alter Songs vergrault. Wer immer brav die CDs von Jarre gekauft hat, wunderte sich dann doch oft darüber, dass kaum noch was Neues kam und dass Geld für neue Titelanordnungen statt für neue Titel bezahlt werden sollte, kann sicher nicht jeder nachvollziehen.

[01] Fresh News: Flotter Rhythmus, knackige Drums, ein paar Effekte. Nette Musik für einen Film-Abspann oder zur Not auch als Handy-Klingelton für abgedrehte (oder moderne) Jugendliche. Dennoch kann man sagen, dass es auch einen erfrischenden Aspekt hat und die eine oder andere Augenbraue doch gelegentlich zum Takt mitzuzucken bereit ist.

[02] Téo & Téa: Das Titelstück des Albums beginnt chaotisch, fetter Bass, der von einem hektischen Sprecher begleitet wird, der von irgendeinem öden Experiment erzählt, in dem zwei Probanden zum Thema Sexualität beobachtet werden sollen. Ansonsten geht dieser Titel im Stil des vorherigen Tracks weiter, findet aber seinen Platz mehr und mehr in der Disco-Techno Szene und erste Verdachtsmomente der Mainstream-Banalität kreisen majestätisch über dem Haupt des verwirrten Zuhörers.

[03] Beautiful Agony: Hier könnte es passieren, dass Verwunderung aufkommt, denn das dritte Stück unterscheidet sich so kaum von den vorherigen Stücken. Nicht nur, dass allen Stücken gemein ist, dass so etwas wie ein Thema nur mit gutem Willen erahnbar ist, auch der Effekt-Hintergrund ist sehr ähnlich. Es klingt so, als ob ein und derselbe Song mit leichten Variationen gespielt wird. Immerhin würzt Jarre diesen Song folgerichtig mit dezentem Lustgestöhne einer Dame und man darf darüber spekulieren, ob sie dies tut, weil sie gerade fachgerecht begattet wird, oder weil sie Zahnschmerzen hat. Vermutet man ersteres, so kann man sich den Song immerhin noch schön denken. Der Vergleich mit „French Kiss“ von „Honesty 69“ ist aber dennoch unzulässig, weil die Stimme der Dame nicht gar so dominant ist und die Musik immerhin ein wenig abwechslungsreicher gestaltet wurde.

[04] Touch To Remember: Es beginnt für ein paar Sekunden ruhig und besinnlich mit EINEM Ton, der sich dann aber in einem rhythmischen, aber insgesamt etwas ruhigerem Stück ergießt. Dankenswerterweise ist der vierte Track nun doch ein wenig anders als die vorherigen, was nicht bedeutet soll, dass nicht die eine oder andere Sequenz daran erinnert, dass es von derselben CD stammt.

[05] OK, Do It Fast: Viele Effekte, schneller Rhythmus, fette Drums. Kann man sich anhören, zumindest wenn man auf Dance-Music steht.

[06] Partners in Crime 1: Nett als Hintergrundmusik. Erscheint zwar nicht Jarre-typisch, aber kann tatsächlich als leiser Background hinreichen. Ansonsten unspektakulär.

[07] Partners in Crime 2: Etwas nerviger, als der erste Teil, kaum noch Überraschungen, da es überwiegend als Wiederholung bzw. Fortsetzung des ersten Teils erscheint. Meiner Meinung nach hätte er beide Teile weglassen können.

[08] Chatterbox: Leider ist dies auch nur eine weitere öde Variante der ersten drei Stücke, die zwar kraftvoll und dynamisch interpretiert wird, jedoch hätte der Zuhörer besseres verdient, als nur eine Wiederholung von altem Käse. Besondere Highlights oder individuelle Noten konnte ich nicht entdecken. Die Synthesizer-Effekte quiekten nicht hinreichend originell und es stellt sich die Frage, warum man sich diesen Quark denn noch mal anhören soll.

[09] In The Mood For You: Gute Musik, um sich die Kante zu geben oder um sie im Hintergrund zu hören, während man etwas Sinnliches treibt. Es stört nicht sonderlich – regt aber auch nicht bemerkenswert an. Immerhin kann man Jarre diesen Track noch verzeihen und ihn als Übergang zu etwas Interessantem gelten lassen, wenn’ denn dann gekommen wäre ….

[10] Gossip: Naja, die Übersetzung heißt ja so was wie „Plauderei“. Damit wird in diesem Stück nicht gespart. Irgendwer flüstert unverständliches im Hintergrund, was als gnädiges Rauschen verstanden werden kann, denn auch dieser Track erinnert an „Téo & Téa“, was man nun doch hinreichend oft zu hören bekam.

[11] Vintage: Disco-Music, klasse zum Tanzen. Grandios zum Einsatz als Handy-Klingelton, wenn man denn hinreichend unerschrocken ist. Der Kopf wippt unwillkürlich mit, aber das liegt an den Drums, die sich als Strohalm anbieten und der thematischen Banalität dieses Titels wenigstens eine spartanische Orientierung liefern.

[12] Melancholic Rodeo: Hat was, ruhiger majestätischer Rhythmus und etwas, was wie eine E-Gitarre klingt erinnern an alte Zeiten und stimmt den Zuhörer fast hoffnungsvoll und milde, nach all den Entbehrungen der vorangegangenen Tracks. Mein persönlicher Favorit dieser CD (Man nimmt halt, was man kriegt).

[13] Téo & Téa 04:00 am: Zum Schluss noch einmal das Thema, welches in den ersten drei Stücken Gelegenheit hatte, hinreichend zu nerven, nur diesmal extra lang. Ich habe es mir, der Empfehlung des Titels entsprechend um 4:00 am angehört, was es allerdings auch nicht besser machte und mich nur in dem Entschluss bekräftigte, dann ins Bett zu gehen und den Ärger über die Fehlinvestition in diese CD zu verdrängen.

Mein Fazit: Diese CD ist nur etwas für Freunde der Disco/Trance Szene (wenn ich da diesem Klientel nicht Unrecht tue) und weniger für Anhänger der klassischen Jarre-Musik. Für mich als Jarre-Fan der ersten Stunde ist die CD kein großer Wurf, mehr noch, ich habe den Eindruck, dass Jarre sich schämen sollte, so einen Schrott zu erzeugen. Das kann (oder konnte) er eigentlich viel besser. Bleibt nur die Hoffnung, dass er sich in Zukunft eines Besseren besinnt und zu seiner Kernkompetenz zurückfindet, denn er hat es, meiner Ansicht nach, einst richtig gut verstanden, Musik zu machen.

P.S.: Ich bitte zu beachten, dass es sich bei diesem Statement nur um meine persönliche Meinung handelt und dass sich diese aus meinem persönlichen Musikgeschmack und meinen Empfindungen zusammensetzt. Natürlich können andere Hörer zu anderen Ergebnissen und Bewertungen kommen.
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firebyrd
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Re: Jean-Michel Jarre: Téo & Téa

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Gepostet: 30.04.2007 - 08:38 Uhr  ·  #2
Auch ich habe einmal hineingelauscht - und bin ebenfalls sehr enttäuscht.

Hätte ich nicht gewußt, daß das Jarre ist.....

OK, sei's ihm gegönnt, hiermit ein bestimmtes Publikum erfolgreich zu erreichen, ich mag dieses Gebräu nicht anhören...

Wolfgang :x
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Re: Jean-Michel Jarre: Téo & Téa

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Gepostet: 30.04.2007 - 11:58 Uhr  ·  #3
Ich hab auch nur schlechtes über das Album gelesen und deine interessante Rezi hier verlockt mich nun erst recht nicht dazu.

Ich hab ein paar Livealben von JMJarre, da gefällt er mir am besten. Da sind auch die sonst etwas zu poppigen Titel besser.

Jerry
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Re: Jean-Michel Jarre: Téo & Téa

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Gepostet: 30.04.2007 - 15:02 Uhr  ·  #4
Jerry Garcia, wie ich sehe, hast Du meinen, lieblos reingewursteten, Link zum Bild fachgerecht modifiziert. vielen Dank.
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Re: Jean-Michel Jarre: Téo & Téa

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Gepostet: 30.04.2007 - 15:32 Uhr  ·  #5
Nix zu danken gern geschehen, sieht so besser aus fand ich.

Jerry
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Re: Jean-Michel Jarre: Téo & Téa

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Gepostet: 30.04.2007 - 22:39 Uhr  ·  #6
Ich denke mal J.M. Jarre kommt am besten rüber, wenn man ihn live anschaut (auf DVD). Die Shows sind schon beeindruckend.
Ich hatte mal alle Platten von ihm, aber bis auf einige wenige alle abgestoßen.
Die Aero von 2004(?) incl. DVD hab ich noch hier liegen, aber ob ich mir jemals die CD noch einmal anhöre? Dann lieber die DVD im 5.1 Surround Sound in den DVD Player legen und zurücklehnen.
Die neue CD will ich mir garnicht anhören.Meine Meinung
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Re: Jean-Michel Jarre: Téo & Téa

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Gepostet: 01.05.2007 - 12:57 Uhr  ·  #7
Auf die beiden Live DVDs (China und Polen) hab ich auch schon ein Auge geworfen. Sind leider immer so teuer, da da auch jeweils ne CD dabei ist. Denke aber auch, dass er wenn man ihn live sieht am besten kommt.

Allerdings hör ich meine bisherigen Live-CDs auch gern von ihm.

Jerry
Max...
 
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Re: Jean-Michel Jarre: Téo & Téa

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Gepostet: 23.03.2008 - 20:01 Uhr  ·  #8
... die "Oxygene" gefällt mir zumindest sehr gut. :D
pur
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Re: Jean-Michel Jarre: Téo & Téa

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Gepostet: 23.03.2008 - 21:47 Uhr  ·  #9
Zitat geschrieben von Max...
... die "Oxygene" gefällt mir zumindest sehr gut. :D


Mir gefällt auch nur die, es kann auch sein das ich viele verpasst habe, da ich nach ein par schlechte Erfahrungen Jean-Michel Jarre nicht mehr verfolgt habe.
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