Heinz Reber - Mnaomai, Mnomai (ECM New Series)
Was mag uns erwarten, wenn folgende Musiker auf der Besetzungsliste stehen:(?)
Tschin Zang, voice
Ellen Horn, voice
Thomas Demenga, violincello, viola
Terje Rypdal, guitar
Jon Christensen, drums
Steve Lake läßt sich in den "liner notes" zur CD bereits über die möglichen Absichten des Komponisten
Reber aus, zitiert hier Literatur von Beckett, Worte des Zen-Buddhismus, ich lasse diese Betrachtungen
außer Acht und konzentriere mich auf den subjektiven Höreindruck und lasse ihn wirken und die Worte
hoffentlich fließen...
Die Komposition besteht aus 4 Teilen,
Part I (17:37)
Part II ( 6:55)
Part III ( 4:08)
Part IV (11:37)
Das Werk, aus 1990, scheint vornehmlich für Demenga und seine Streichinstrumente konzipiert worden zu sein,
durchziehen diese Klänge, gezupft, gestrichen doch alle vier Einheiten.
Tschin Zhang, unterstützt von Ellen Horn, trägt eines ihrer Gedichte vor, für uns eher nicht verständlich,
da, wie ich vermute, wohl in chinesisch vorgetragen.
In dieses Geschehen ist es gerade Rypdal, der hier "wie die Faust auf's Auge" paßt!
Geschult an seiner eigenen E-Musik-geschulten Vergangenheit und Gegenwart, bringt er für ein solches
Projekt einerseits Verständnis auf und weiß, bei einem wie diesem doch sehr komplex strukturierten Werk
wichtige Akzente zu setzen, er grummelt, er röhrt, er "verschwindet und taucht wieder auf", typische Rypdal-
Klänge eben. Zusammen mit Demenga schafft er so ein unglaublich dichtes Umfeld flächiger Strukturen, denn
"Themen", die wiedererkennbar wären, gibt es hier nicht. Alles fließt, für den einen mag das nerven, für den
anderen ist das Faszination pur. Selbst nach mehrmaligem Hören erschließen sich stets neue Klangmuster,
ständig entwickeln sich neue Bilder vor dem geistigen Auge.
Einen der wichtigen skandinavischen Perkussionisten und Schlagzeuger hat man den beiden Instrumentalisten
mit dem für den Jazz im allgemeinen und für ECM im besonderen verdienten Jon Christensen zur Seite gestellt.
Mag man seinen Einsatz ab und an spontan als verfehlt ansehen, so gewinnt dieser jedoch bei genauerem
Betrachten an immenser Bedeutung, gerade dann, wenn er sich im ersten Stück mit Demenga ein "Duell" liefert,
das es in sich hat. Beide gehen aufeinander zu, beide fordern sich und Christensen zeigt hier einmal mehr,
daß er auch außerhalb des jazzigen Umfelds zu gestalten vermag.
Gerade auch im zweiten Part , das sehr ruhig und fließend gehalten ist, stark von verträumten und abgehobenen
Celloklängen bestimmt, weiß er zu akzentuieren mit filigranem Einsatz.Und gerade dieser Part II ist es, der die
Musik von ihrer absolut "schönen" Seite zeigt, das ist moderne Kammermusik auf ihrem Höhepunkt. Erstklassig,
wunderschön und verzückend und zum Schluß des Stückes hin entwickelt sich ein relativ jazziger Part, bevor
es in den wiederum abstrakteren Part III überleitet.
Im letzten Teil dann wieder "voices" und ein rockender Christensen!
Kurzum, eine Komposition mit Musik, die teilweise extrem fordert , aber, wenn man sich echt darauf einläßt,
wunderbare Klanglandschaften offenbart, die allerdings für den "Normalhörer" auch schon einiges abverlangt.
Wie so oft, muß man auch hier von gewohnten Hörgewohnheiten ablassen und sich "dem Schicksal ergeben"!
Es ist wie in der Kunst, entweder erfreue ich mich an einem gegenständlichen Rembrandt oder ich tauche tief
in eine surrealistische Gedanken- und Ausdruckswelt ein. Und das hier ist Surrealismus!
Nicht nur für mich als Rypdal-Fan ein Muß, sondern auch , weil ich hier, im Gegensatz zu anderen, nur von
reinen E-musikalischen angetriebenen Kompositionen anderer großer Neutöner, einen Zugang finde, den mir
wahrscheinlich gerade Rypdal und Christensen geöffnet haben.
wILLKOMMEN iN eINER aNDEREN wELT1
woLFGANG
Was mag uns erwarten, wenn folgende Musiker auf der Besetzungsliste stehen:(?)
Tschin Zang, voice
Ellen Horn, voice
Thomas Demenga, violincello, viola
Terje Rypdal, guitar
Jon Christensen, drums
Steve Lake läßt sich in den "liner notes" zur CD bereits über die möglichen Absichten des Komponisten
Reber aus, zitiert hier Literatur von Beckett, Worte des Zen-Buddhismus, ich lasse diese Betrachtungen
außer Acht und konzentriere mich auf den subjektiven Höreindruck und lasse ihn wirken und die Worte
hoffentlich fließen...
Die Komposition besteht aus 4 Teilen,
Part I (17:37)
Part II ( 6:55)
Part III ( 4:08)
Part IV (11:37)
Das Werk, aus 1990, scheint vornehmlich für Demenga und seine Streichinstrumente konzipiert worden zu sein,
durchziehen diese Klänge, gezupft, gestrichen doch alle vier Einheiten.
Tschin Zhang, unterstützt von Ellen Horn, trägt eines ihrer Gedichte vor, für uns eher nicht verständlich,
da, wie ich vermute, wohl in chinesisch vorgetragen.
In dieses Geschehen ist es gerade Rypdal, der hier "wie die Faust auf's Auge" paßt!
Geschult an seiner eigenen E-Musik-geschulten Vergangenheit und Gegenwart, bringt er für ein solches
Projekt einerseits Verständnis auf und weiß, bei einem wie diesem doch sehr komplex strukturierten Werk
wichtige Akzente zu setzen, er grummelt, er röhrt, er "verschwindet und taucht wieder auf", typische Rypdal-
Klänge eben. Zusammen mit Demenga schafft er so ein unglaublich dichtes Umfeld flächiger Strukturen, denn
"Themen", die wiedererkennbar wären, gibt es hier nicht. Alles fließt, für den einen mag das nerven, für den
anderen ist das Faszination pur. Selbst nach mehrmaligem Hören erschließen sich stets neue Klangmuster,
ständig entwickeln sich neue Bilder vor dem geistigen Auge.
Einen der wichtigen skandinavischen Perkussionisten und Schlagzeuger hat man den beiden Instrumentalisten
mit dem für den Jazz im allgemeinen und für ECM im besonderen verdienten Jon Christensen zur Seite gestellt.
Mag man seinen Einsatz ab und an spontan als verfehlt ansehen, so gewinnt dieser jedoch bei genauerem
Betrachten an immenser Bedeutung, gerade dann, wenn er sich im ersten Stück mit Demenga ein "Duell" liefert,
das es in sich hat. Beide gehen aufeinander zu, beide fordern sich und Christensen zeigt hier einmal mehr,
daß er auch außerhalb des jazzigen Umfelds zu gestalten vermag.
Gerade auch im zweiten Part , das sehr ruhig und fließend gehalten ist, stark von verträumten und abgehobenen
Celloklängen bestimmt, weiß er zu akzentuieren mit filigranem Einsatz.Und gerade dieser Part II ist es, der die
Musik von ihrer absolut "schönen" Seite zeigt, das ist moderne Kammermusik auf ihrem Höhepunkt. Erstklassig,
wunderschön und verzückend und zum Schluß des Stückes hin entwickelt sich ein relativ jazziger Part, bevor
es in den wiederum abstrakteren Part III überleitet.
Im letzten Teil dann wieder "voices" und ein rockender Christensen!
Kurzum, eine Komposition mit Musik, die teilweise extrem fordert , aber, wenn man sich echt darauf einläßt,
wunderbare Klanglandschaften offenbart, die allerdings für den "Normalhörer" auch schon einiges abverlangt.
Wie so oft, muß man auch hier von gewohnten Hörgewohnheiten ablassen und sich "dem Schicksal ergeben"!
Es ist wie in der Kunst, entweder erfreue ich mich an einem gegenständlichen Rembrandt oder ich tauche tief
in eine surrealistische Gedanken- und Ausdruckswelt ein. Und das hier ist Surrealismus!
Nicht nur für mich als Rypdal-Fan ein Muß, sondern auch , weil ich hier, im Gegensatz zu anderen, nur von
reinen E-musikalischen angetriebenen Kompositionen anderer großer Neutöner, einen Zugang finde, den mir
wahrscheinlich gerade Rypdal und Christensen geöffnet haben.
wILLKOMMEN iN eINER aNDEREN wELT1
woLFGANG