Steve Howe - Beginnings

 
hmc
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Steve Howe - Beginnings

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Gepostet: 13.08.2024 - 16:35 Uhr  ·  #1
Steve Howe - Beginnings
(1975)

Als sich Yes nach dem Relayer-Album und der anschließenden Welttournee eine Auszeit genehmigten, nahmen die einzelnen Bandmitglieder die Gelegenheit wahr, Soloalben aufzunehmen.

Steve Howe gehört zu den Gitarristen, deren Stil für viele andere im Genre prägend war und von allen Solostücken, die es immer wieder mal auf den Yes-Alben gegeben hatte, haben mir persönlich die Werke von Howe am besten gefallen, so wie ich seine Spielweise bei Yes wirklich enorm gelungen finde.

Grund genug also anzunehmen, daß ein Soloalbum von Steve Howe vielleicht die Investition wert ist.
Doch um es kurz und schmerzlos zu machen: Beginnings ist leider alles andere als ein gelungenes Album geworden.
Nach eigenem Bekunden wollte Steve Howe auf seinem Soloalbum Musik spielen und Dinge machen, die niemand sonst im Rockgenre tat. Nun, dieses Ziel hat er vielleicht erreicht. Doch dabei hat Steve Howe eine seiner Stärken völlig vernachlässigt: seine gefühlvollen oder manchmal auch tempogeladenen akustischen Stücke fehlen auf Beginnings bis auf eine Ausnahme völlig. Statt dessen konzentriert sich Howe seltsamerweise auf eher belanglose Rockmusik oder gar amerikanische Countrymusik. Man erkennt zwar jederzeit die wundervolle Spielweise von Steve Howe, aber anstelle gelungener Soloexkursionen konzentriert sich die Musik meistens auf den Gesang.

Und Steve Howe begeht leider den einen großen Fehler: er singt selbst.
Im Harmoniegesang mit Chris Squire ist Steve Howe ein integraler Bestandteil von Yes, als Leadsänger hingegen ist er mit seiner dünnen und brüchig klingenden Stimme einfach fehlbesetzt. Warum Steve Howe der Meinung war, selbst singen zu können, ist mir rätselhaft.

Und so gerät das erste Soloalbum von Steve Howe leider zu einer sehr großen Enttäuschung. Auch die illustren Helfer Alan White, Bill Bruford und der damalige Yes-Keyboarder Patrick Moraz ändern daran nichts.

Es gibt eigentlich nur einen einzigen Grund, warum Beginnings nicht komplett auf dem Komposthaufen mißlungener Soloalben landet. Das absolut schöne instrumentale Titelstück. Auf 7 ½ Minuten bietet es orchestrale Kammermusik mit Moraz am Cembalo und den Keyboards und endlich spielt Howe eine sehr gefühlvolle akustische Gitarre. Auch seine sehr ruhig gespielte E-Gitarre erzeugt eine sehr getragene Stimmung. All das wird von einem von Patrick Moraz wunderbar durcharrangierten Orchester zusammengehalten. Freunde klassisch angehauchter Musik bekommen ein Kleinod geboten. Und ironischerweise muß ich sagen, daß das Zusammenspiel zwischen Howe und Orchester hier sehr viel besser ist, als auf dem Magnification-Album. Was wohl daran liegt, daß mit Moraz ein Keyboarder für das Arrangement verantwortlich war, der Howe und die Band kannte.

Lohnt sich also der Kauf?
Von den 9 Liedern auf der CD sind 6 mit Howes unerträglichem Gesang versehen. Man kann sich diese Lieder zwar anhören, aber die immer wieder guten eingestreuten instrumentalen Einlagen, die Erinnerungen an Yes wecken, werden vom sehr schlechten Gesang übertüncht. Selbst große Anhänger von Steve Howe dürften damit Probleme haben.

Ein Lied ist dafür um so besser gelungen: das Titelstück. Anhören kann man sich auch noch das recht flott gespielte Akustikstück "Ram" und das instrumentale "The Nature Of Sea".
Als Album ist Beginnings ein Sammelsurium an Melodien und Ideen, die Howe wohl als wohltuenden Kontrast zur bombastisch filigranen Musik bei Yes für sich gebraucht hat. Ohne Gesang bzw. mit anderem Gesang würde manches gefallen. So aber wünscht sich der Zuhörer, er hätte sein Geld besser investiert.

Wer der Meinung ist, die drei gelungenen Instrumentals rechtfertigen die anderen Ausrutscher soll das Album kaufen. Ansonsten: Finger weg!
Schade bei einem so talentierten Musiker und den vorhandenen guten Ansätzen auf dem Album. Immerhin konnte er sein nächstes Album besser gestalten.
Floyd Pink
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Re: Steve Howe - Beginnings

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Gepostet: 13.08.2024 - 16:58 Uhr  ·  #2
Komischerweis konnte ich mit Steve Howe sowieso nie so richtig was anfangen, obwohl ich Yes (jedenfalls in ihrer klassischen Phase) ja durchaus sehr schätze. Hätte mir statt ihm immer lieber einen anderen, nicht so "klassisich sozialisierten" Gitarristen gewünscht, sowas wie Steve Hillage, Alan Holdsworth oder Alex Lifeson (wenn man sich mal was herspinnen dürfte)
Trurl
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Re: Steve Howe - Beginnings

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Gepostet: 13.08.2024 - 17:02 Uhr  ·  #3
Gaaanz so schlecht würde ich das Teil nicht beurteilen :-) Der Gesang ist gruselig, da kann man leider nichts ändern, aber ansonsten finde ich die Songs nicht so schlecht gerade im Vergleich zu vielen seiner späteren Sachen. Man merkt deutlich, das er von YES kommt, er unheimlich verliebt in seine vielen Gitarren ist (die er hier auch vorführt) und er zu der Zeit einiges an den YES-Kompositionen beigetragen hat. Von BEGINNINGS gibt es übrigens eine tolle Alternativversion, die es irgendwo als Zugabe gibt (wen ich richtig liege auf irgendeiner DVD, ich komme gerade nicht drauf). Mit der folgenden seine beste Solosache imho. Gab auf den BBS von mir ne solide 8, hätte wer anderes gesungen wäre es deutlich höher.

trurl
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Re: Steve Howe - Beginnings

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Gepostet: 13.08.2024 - 17:05 Uhr  ·  #4
Zitat geschrieben von Floyd Pink

Hätte mir statt ihm immer lieber einen anderen, nicht so "klassisich sozialisierten" Gitarristen gewünscht, sowas wie Steve Hillage, Alan Holdsworth oder Alex Lifeson (wenn man sich mal was herspinnen dürfte)


den hatten sie ja dann mit Trevor Rabin (leider, aus meiner Sicht :-)) Gerade diese klassisch ausgeprägte Vielfalt war ja eines der Stilmerkmale für diese YES-Besetzung.
hmc
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Re: Steve Howe - Beginnings

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Gepostet: 13.08.2024 - 17:24 Uhr  ·  #5
Ich erinnere ein Konzert im Bochum, dort hat YES die Magnification komplett gespielt.
Die klassische, somit Akustischen Parts von ihm waren grandios; aber immer wenn er eine Art E Gitarrensolo spielte, war es einfach nur hakelig.
Es kann sein, dass mein Verständnis da nicht ausreicht, denn falls er die Dissonanzen so gemeint hat, war er der Hammer.
8)
Trurl
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Re: Steve Howe - Beginnings

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Gepostet: 13.08.2024 - 17:32 Uhr  ·  #6
Zitat geschrieben von hmc

Die klassische, somit Akustischen Parts von ihm waren grandios; aber immer wenn er eine Art E Gitarrensolo spielte, war es einfach nur hakelig.
Es kann sein, dass mein Verständnis da nicht ausreicht, denn falls er die Dissonanzen so gemeint hat, war er der Hammer.
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flüssig hat er doch noch nie gespielt :-) Immer recht viele Noten auf einmal, auch wenn er in den letzten Jahren altersbedingt immer mehr weggelassen hat.

trurl
Tom Cody
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Re: Steve Howe - Beginnings

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Gepostet: 13.08.2024 - 17:46 Uhr  ·  #7
Steve Howe als Gitarristen finde ich ganz gut. Speziell in der Anfangsphase seiner Karriere, also Tomorrow und den frühen Yes (mit Tony Kaye an der Orgel). Seine späteren Projekte, bis auf Asia, kenne ich dann nicht mehr so. Danke für die Vorstellung !
Floyd Pink
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Re: Steve Howe - Beginnings

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Gepostet: 13.08.2024 - 18:29 Uhr  ·  #8
Zitat geschrieben von Trurl

Zitat geschrieben von Floyd Pink

Hätte mir statt ihm immer lieber einen anderen, nicht so "klassisich sozialisierten" Gitarristen gewünscht, sowas wie Steve Hillage, Alan Holdsworth oder Alex Lifeson (wenn man sich mal was herspinnen dürfte)


den hatten sie ja dann mit Trevor Rabin (leider, aus meiner Sicht :-)) Gerade diese klassisch ausgeprägte Vielfalt war ja eines der Stilmerkmale für diese YES-Besetzung.


Ja klar war das natürlich der spezielle Touch. Mir aber eben manchmal etwas zu viel. Und Trevor Rabin hat dann definitiv zu sehr den Sound dominiert.
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