"Queen? Mag ich nicht! Aufgeblasene,bomböse,inhaltsleere Rockmusik der allerschlimmsten Sorte. Wird eigentlich nur noch von den 3 AC/DC Akkorden getoppt."
So lautete das Posting eines Forenmitgliedes zur Diskussionsrunde über die mittlerweile legendäre Rockgruppe QUEEN. Das darf nicht unbeantwortet stehenbleiben und schreit förmlich nach einer Gegendarstellung. Natürlich - der Musikgeschmack ist etwas ganz individuelles und so soll es auch bleiben. Jedoch "inhaltsleere Rockmusik der allerschlimmsten Sorte"? Hier habe ich mir speziell noch einmal das (vor)letzte Album der Band vorgenommen und - war wieder einmal begeistert. Also, was perlt in die Lauscher? Auf geht's mit
QUEEN - Innuendo | GB 1991 | Rock, Hardrock, Pop
Bevor ich mit der Rezension beginne, muss ich gestehen - ich bin kein QUEEN-Fan der ersten Stunde. Erst mit dem Tod von Freddie Mercury (Geburtsname: Farrokh Bulsara) änderte sich das. Wie einigen meiner Freunde ging es auch mir so vermisst zu haben, keines derer Konzerte erlebt zu haben, die Anfangszeit versäumt zu haben oder quasi mit QUEEN "groß geworden" zu sein.
Mit Freddie Mercury hat die Musikwelt wohl eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Rockmusik verloren. Seine Bühnenpräsenz, seine einmalige, voluminöse, über mehrer Oktaven reichende Stimme sowie sein Songwritingtalent haben wohl wesentlich zum nachhaltigen Erfolg der Band beigetragen.
"Innuendo" entstand zu einer Zeit, in der Mercury bereits schwer von seiner Krankheit gezeichnet war. Die Aufnahmen begannen im März 1989 und endeten im November 1990. Im Februar 1991 erschien das Album. Wie manchen Berichten der damaligen Zeit zu entnehmen war, konnte das Gesamtwerk wohl nur mit vielen Unterbrechungen aufgenommen werden. Zu schwach soll er gewesen sein, eine Session komplett durchzustehen. Um so erstaunlicher ist die Qualität dieses Albums - von Schwäche ist hier überhaupt nichts zu spüren. Ganz im Gegenteil, das Album strotzt nur so vor Kraft und Energie und den - im Vergleich zu einigen Vorgängeralben - wiederauferstandenen QUEEN. Nach Veröffentlichung des Albums, am 23. November 1991, gab Freddie Mercury öffentlich bekannt, dass er AIDS habe. Seiner Lungenentzündung, die ihn bereits lange schwächte, erlag er am Morgen des 24. November 1991.
Inhaltsleere Rockmusik? Hört euch nur den sagenhaften Opener Innuendo an. Was für eine Granate! Mercury singt kraftvoll wie in seinen besten Zeiten, May scheint wie von der Kette gelassen zu sein und pfeffert gekonnt seine Soli in den Song. Und dann dieser bombasitsche Mittelteil! Ein toller Flamenco-Einschub, operettenhafter Gesang und dann diese fette, mehrstimmige Gesangseinlage, die mich stark an Bohemian Rhapsody erinnert. Was für ein Wahnsinnssong, untermalt von einem phantastischen Videoclip. Rockmusik par excellence!
Mit Headlong geht, Hölle aber auch, so richtig die Post ab. Ursprünglich sollte der von May geschriebene Song auf dessen Soloalbum veröffentlicht werden. Wer aber kann diesem Rocker anders als Mercury seine Stimme verleihen? Also, ab damit auf "Innuendo" - die einzig richtige Entscheidung. Das rockt herrlich, Deacons' und Mays' Gitarren puschen den Track kräftig voran, Taylor maltretiert seine Drums und Freddie hat im zugehörigen Videoclip offensichtlich richtig Spaß an seiner Performance. Krank? - ich doch nicht, so scheint er demonstrieren zu wollen. Und wieder einmal glänzt May mit seinen Soloeinlagen. Neben Innuendo ein weiterer Höhepunkt der Scheibe.
Alle Songs dieses Albums sollen hier nicht weiter einzeln vorgestellt werden - "Innuendo" ist für mich letztendlich ein perfektes Gesamtwerk. Drei weitere Stücke jedoch möchte ich noch besonders hervorheben.
These Are The Days Of Our Lives, geschrieben von Roger Taylor, war Mercurys letzter Auftritt in einem Video. Hier war seine Krankheit kaum noch zu verbergen. Wissend darum kann der Videoclip für mich nur noch mit einer gewissen Melancholie angesehen werden. Der Song wirkt auf mich wie Freddies Abschiedssong, verstärkt durch seinen letzten Blick in die Augen der Zuschauer und begleitet von den Worten "I Still Love You". Das bereitet mir immer wieder eine dicke Pelle auf den Armen. Die ursprüngliche Farbaufnahme wurde für den Clip in schwarzweiß umgewandelt, wodurch ihm eine größere Ausstrahlungskraft verliehen wurde.
Dieses Stück hätte ich an das Ende der Scheibe gesetzt, aber...
...die richtige Entscheidung für den letzten Song war wohl doch The Show Must Go On, möglicherweise ein Freibrief für die Rest-QUEEN, nach seinem Tod die Band weiterzuführen. Was auch tatsächlich geschah. Hut ab für denjenigen, der sich in Freddies Fußstapfen wagte. Kein leichtes Unterfangen, und tatsächlich kann dies auch nicht vollumfänglich gelingen. Egal, zurück zum Song. The Show Must Go On ist eine phantastische Rockballade, die gleichsam eine gewisse Melancholie als auch Power und Spielfreude beinhaltet. Der Videoclip hierzu strotzt nur so vor Witz und Selbstironie. Zu sehen ist hier eine visuelle Rückschau auf vergangene Clips, Ausschnitte des legendären Liveauftritts bei Bob Geldorfs Live Aid-Konzert sowie direkt zum Song gehörende Aufnahmen.
"The Show Must Go On charakterisierte Freddie Mercurys Gefühlswelt kurz vor seinem Tod offenbar treffend, sonst hätte er diesen Song wohl kaum mit diesem Nachdruck und voller Inbrunst singen können.
Ähnlich sieht es Roger Taylor: „Mich fasziniert nach wie vor diese ungeheure Power, die The Show Must Go On hat. Er ist ein Klassiker, wirklich ein echt guter Song.“
Drummer Roger Taylor bewegt nach wie vor die Kraft, die dieser Song ausstrahlt. Für Brian May bleibt das Zusammenspiel der Vier, eine absolute Höchstleistung: „Es ist wirklich außerordentlich, wie wir Vier zusammen klingen. Klasse"
Zitiert aus: The Story Behind
Vielleicht ist einigen Mercurys Katzenliebe bekannt. So soll er tatsächlich bei Telefonaten verlangt haben, mit seiner Katze zu sprechen. Sei's drum - für ihn wohl selbstverständlich, seinem Lieblingstier einen Song zu widmen. So erklärt sich wohl auch, warum im Refrain dieses Liedes dieses "Miauen" zu hören ist. Also, der dritte und letzte einzeln erwähnte Song wäre Delilah, ein harmloses, humorvolles Lied über seine geliebte Katze. Ein Lied, welches Freddie wohl wichtig gewesen sein mag.
QUEEN - man mag sie oder nicht. Aber diese Band als aufgeblasen oder inhaltsleer zu bezeichnen dürfte nicht ganz treffend sein. Warum also sollte jemand, der mit QUEEN "nichts an der Mütze" hat und diese einleitenden Worte gelesen hat überhaupt in dieses vorgestellte Album hereinhören?
Ganz einfach - Weil es gut ist und weil es sich lohnt. Weil es nie falsch sein kann, gewohnte Hörpfade zu verlassen. Und weil es sein kann, eine richtige Perle zu entdecken - sofern vorurteilsfrei gelauscht wird.
[Die Band]
* Freddie Mercury: Leadgesang, Keyboards
* Brian May: Gitarren, Keyboards, Gesang
* Roger Taylor: Schlagzeug, Perkussion, Keyboards, Gesang
* John Deacon: Bassgitarre, Keyboards
[Gastmusiker]
* Mike Moran: Keyboards in All God’s People
* Steve Howe: Akustische Gitarre in Innuendo
[Die Songs]
* Innuendo [Mercury/Taylor] – 6:31
* I’m Going Slightly Mad [Mercury] – 4:22*
* Headlong [May] – 4:38
* I Can’t Live with You [May] – 4:33
* Don’t Try So Hard [Mercury] – 3:39
* Ride the Wild Wind [Taylor] – 4:42
* All God’s People [Mercury/Moran] – 4:21
* These Are the Days of Our Lives [Taylor] – 4:15
* Delilah [Mercury] – 3:35
* The Hitman [May/Mercury] – 4:56
* Bijou [May/Mercury] – 3:36
* The Show Must Go On [Deacon/May/Mercury/Taylor] – 4:35
[Schlussbemerkung:]
Posthum veröffentlichte QUEEN noch das Album "Made In Heaven", welches hier selbstverständlich ebenfalls vorhanden ist. Ein eigentlich trauriges Album, trotz einiger schnelleren Nummern. Teilweise wurde Mercuries Stimme aus einigen älteren seiner Gesangsstücke hinzugefügt und zu einem kompletten Song geschmiedet.
Der Schlusssong "Untitled" mit einer Länge von 22:34 wirkt auf mich mit seinen streckenweise fast floydschen Klängen wie ein in den Himmel geschickter Nachruf auf Freddie Mercury. Neben "Mother Love" und "Made In Heaven" mein Lieblingsstück auf diesem Album, bei dem ich mir ab und an ein Tränchen verdrücken muss. Ein Album, welches der Band und vor allem wohl Freddie Mercurie noch einmal Tribut zollt. Großartig!
Achso - Faktencheck: Woher stammt diese Ausgangsaussage? Wer suchet, wird fündig: ---> wir diskutieren über QUEEN. Der Thread muss allerdings durchgearbeitet werden
So lautete das Posting eines Forenmitgliedes zur Diskussionsrunde über die mittlerweile legendäre Rockgruppe QUEEN. Das darf nicht unbeantwortet stehenbleiben und schreit förmlich nach einer Gegendarstellung. Natürlich - der Musikgeschmack ist etwas ganz individuelles und so soll es auch bleiben. Jedoch "inhaltsleere Rockmusik der allerschlimmsten Sorte"? Hier habe ich mir speziell noch einmal das (vor)letzte Album der Band vorgenommen und - war wieder einmal begeistert. Also, was perlt in die Lauscher? Auf geht's mit
QUEEN - Innuendo | GB 1991 | Rock, Hardrock, Pop
Bevor ich mit der Rezension beginne, muss ich gestehen - ich bin kein QUEEN-Fan der ersten Stunde. Erst mit dem Tod von Freddie Mercury (Geburtsname: Farrokh Bulsara) änderte sich das. Wie einigen meiner Freunde ging es auch mir so vermisst zu haben, keines derer Konzerte erlebt zu haben, die Anfangszeit versäumt zu haben oder quasi mit QUEEN "groß geworden" zu sein.
Mit Freddie Mercury hat die Musikwelt wohl eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Rockmusik verloren. Seine Bühnenpräsenz, seine einmalige, voluminöse, über mehrer Oktaven reichende Stimme sowie sein Songwritingtalent haben wohl wesentlich zum nachhaltigen Erfolg der Band beigetragen.
![](https://m.media-amazon.com/images/I/71qOs18a2EL._SL300_.jpg)
Inhaltsleere Rockmusik? Hört euch nur den sagenhaften Opener Innuendo an. Was für eine Granate! Mercury singt kraftvoll wie in seinen besten Zeiten, May scheint wie von der Kette gelassen zu sein und pfeffert gekonnt seine Soli in den Song. Und dann dieser bombasitsche Mittelteil! Ein toller Flamenco-Einschub, operettenhafter Gesang und dann diese fette, mehrstimmige Gesangseinlage, die mich stark an Bohemian Rhapsody erinnert. Was für ein Wahnsinnssong, untermalt von einem phantastischen Videoclip. Rockmusik par excellence!
Mit Headlong geht, Hölle aber auch, so richtig die Post ab. Ursprünglich sollte der von May geschriebene Song auf dessen Soloalbum veröffentlicht werden. Wer aber kann diesem Rocker anders als Mercury seine Stimme verleihen? Also, ab damit auf "Innuendo" - die einzig richtige Entscheidung. Das rockt herrlich, Deacons' und Mays' Gitarren puschen den Track kräftig voran, Taylor maltretiert seine Drums und Freddie hat im zugehörigen Videoclip offensichtlich richtig Spaß an seiner Performance. Krank? - ich doch nicht, so scheint er demonstrieren zu wollen. Und wieder einmal glänzt May mit seinen Soloeinlagen. Neben Innuendo ein weiterer Höhepunkt der Scheibe.
Alle Songs dieses Albums sollen hier nicht weiter einzeln vorgestellt werden - "Innuendo" ist für mich letztendlich ein perfektes Gesamtwerk. Drei weitere Stücke jedoch möchte ich noch besonders hervorheben.
These Are The Days Of Our Lives, geschrieben von Roger Taylor, war Mercurys letzter Auftritt in einem Video. Hier war seine Krankheit kaum noch zu verbergen. Wissend darum kann der Videoclip für mich nur noch mit einer gewissen Melancholie angesehen werden. Der Song wirkt auf mich wie Freddies Abschiedssong, verstärkt durch seinen letzten Blick in die Augen der Zuschauer und begleitet von den Worten "I Still Love You". Das bereitet mir immer wieder eine dicke Pelle auf den Armen. Die ursprüngliche Farbaufnahme wurde für den Clip in schwarzweiß umgewandelt, wodurch ihm eine größere Ausstrahlungskraft verliehen wurde.
Dieses Stück hätte ich an das Ende der Scheibe gesetzt, aber...
...die richtige Entscheidung für den letzten Song war wohl doch The Show Must Go On, möglicherweise ein Freibrief für die Rest-QUEEN, nach seinem Tod die Band weiterzuführen. Was auch tatsächlich geschah. Hut ab für denjenigen, der sich in Freddies Fußstapfen wagte. Kein leichtes Unterfangen, und tatsächlich kann dies auch nicht vollumfänglich gelingen. Egal, zurück zum Song. The Show Must Go On ist eine phantastische Rockballade, die gleichsam eine gewisse Melancholie als auch Power und Spielfreude beinhaltet. Der Videoclip hierzu strotzt nur so vor Witz und Selbstironie. Zu sehen ist hier eine visuelle Rückschau auf vergangene Clips, Ausschnitte des legendären Liveauftritts bei Bob Geldorfs Live Aid-Konzert sowie direkt zum Song gehörende Aufnahmen.
"The Show Must Go On charakterisierte Freddie Mercurys Gefühlswelt kurz vor seinem Tod offenbar treffend, sonst hätte er diesen Song wohl kaum mit diesem Nachdruck und voller Inbrunst singen können.
Ähnlich sieht es Roger Taylor: „Mich fasziniert nach wie vor diese ungeheure Power, die The Show Must Go On hat. Er ist ein Klassiker, wirklich ein echt guter Song.“
Drummer Roger Taylor bewegt nach wie vor die Kraft, die dieser Song ausstrahlt. Für Brian May bleibt das Zusammenspiel der Vier, eine absolute Höchstleistung: „Es ist wirklich außerordentlich, wie wir Vier zusammen klingen. Klasse"
Zitiert aus: The Story Behind
Vielleicht ist einigen Mercurys Katzenliebe bekannt. So soll er tatsächlich bei Telefonaten verlangt haben, mit seiner Katze zu sprechen. Sei's drum - für ihn wohl selbstverständlich, seinem Lieblingstier einen Song zu widmen. So erklärt sich wohl auch, warum im Refrain dieses Liedes dieses "Miauen" zu hören ist. Also, der dritte und letzte einzeln erwähnte Song wäre Delilah, ein harmloses, humorvolles Lied über seine geliebte Katze. Ein Lied, welches Freddie wohl wichtig gewesen sein mag.
QUEEN - man mag sie oder nicht. Aber diese Band als aufgeblasen oder inhaltsleer zu bezeichnen dürfte nicht ganz treffend sein. Warum also sollte jemand, der mit QUEEN "nichts an der Mütze" hat und diese einleitenden Worte gelesen hat überhaupt in dieses vorgestellte Album hereinhören?
Ganz einfach - Weil es gut ist und weil es sich lohnt. Weil es nie falsch sein kann, gewohnte Hörpfade zu verlassen. Und weil es sein kann, eine richtige Perle zu entdecken - sofern vorurteilsfrei gelauscht wird.
[Die Band]
* Freddie Mercury: Leadgesang, Keyboards
* Brian May: Gitarren, Keyboards, Gesang
* Roger Taylor: Schlagzeug, Perkussion, Keyboards, Gesang
* John Deacon: Bassgitarre, Keyboards
[Gastmusiker]
* Mike Moran: Keyboards in All God’s People
* Steve Howe: Akustische Gitarre in Innuendo
[Die Songs]
* Innuendo [Mercury/Taylor] – 6:31
* I’m Going Slightly Mad [Mercury] – 4:22*
* Headlong [May] – 4:38
* I Can’t Live with You [May] – 4:33
* Don’t Try So Hard [Mercury] – 3:39
* Ride the Wild Wind [Taylor] – 4:42
* All God’s People [Mercury/Moran] – 4:21
* These Are the Days of Our Lives [Taylor] – 4:15
* Delilah [Mercury] – 3:35
* The Hitman [May/Mercury] – 4:56
* Bijou [May/Mercury] – 3:36
* The Show Must Go On [Deacon/May/Mercury/Taylor] – 4:35
[Schlussbemerkung:]
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Der Schlusssong "Untitled" mit einer Länge von 22:34 wirkt auf mich mit seinen streckenweise fast floydschen Klängen wie ein in den Himmel geschickter Nachruf auf Freddie Mercury. Neben "Mother Love" und "Made In Heaven" mein Lieblingsstück auf diesem Album, bei dem ich mir ab und an ein Tränchen verdrücken muss. Ein Album, welches der Band und vor allem wohl Freddie Mercurie noch einmal Tribut zollt. Großartig!
Achso - Faktencheck: Woher stammt diese Ausgangsaussage? Wer suchet, wird fündig: ---> wir diskutieren über QUEEN. Der Thread muss allerdings durchgearbeitet werden
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