Ronnie Earl And The Broadcasters - Maxwell Street

...wie man sich auf technisch hervorragende und gleichzeitig hochemotionale und sehr gefühlvolle Weise zwischen Blues, Soul und Jazz bewegen kann.

 
firebyrd
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Ronnie Earl And The Broadcasters - Maxwell Street

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Gepostet: 23.10.2023 - 17:08 Uhr  ·  #1
Ronnie Earl And The Broadcasters - Maxwell Street (2016)

Ronnie Earl, geboren am 10.März 1953 in New York City als Ronald Horvath) ist ein US-amerikanischer Blues-Gitarrist.
Seinen Künstlernamen Earl soll er angeblich angenommen haben zu Ehren eines seiner Vorbilder, Earl Hooker. Nun, der in Boston an der Universität ausgebildete und später in Massachusetts als Musiker tätige Gitarrist absorbierte im Laufe der Zeit viele weitere Spielarten, auch über den Tellerrand des Blues hinaus.

Erste Plattenaufnahmen erfolgten 1977 mit Guitar Johnny & the Rhythm Rockers, folgend zählte er zu den Gründungsmitgliedern von Sugar Ray & the Bluetones mit Sugar Ray Norcia, und 1979 fiel mir Earl erstmalig auf, als er zur Band Roomful Of Blues stieß, dort war er etwa acht Jahre lang tätig und hinterließ einen nachhaltigen Eindruck. Nach Gründung einer eigenen Band kam es zudem im Jahre 1983 zur Veröffentlichung eines ersten Soloalbums, “Smokin‘“, ein grandioser Einstieg in die Solokarriere. Im Laufe der Zeit formierte sich die Begleitband, The Broadcasters, einige Male um. Auch gab es einige Auszeiten nach bestehenden Drogen- und Alkoholproblemen und durch eine psychische Erkrankung. Dem folgte der komplette Neuanfang im Jahre 2000 mit der Platte “Healing Time“. Seitdem gibt es regelmäßige Veröffentlichungen, die sich weitestgehend stilistisch ähneln.

Da Earl selbst nicht singt, auch hier eine Parallele zu Earl Hooker, gab es stets Platten mit Gastsängern, und darüber hinaus einige reine instrumentale Platten. Seit einigen Jahren ist nun Diane Blue dabei, die mit ihrer sehr ausdrucksstarken Stimme für prickelnde Momente auf den Platten sorgt. So auch auf der neuen Veröffentlichung wieder, zählen doch die Songs mit ihrer Beteiligung für mich zu den Höhepunkten, allen voran das unglaublich tiefgehende und emotional bewegende “Double Trouble“ von Otis Rush, dass Earl übrigens vor einigen Jahren schon einmal aufgenommen hatte mit Kim Wilson als Sänger und Mundharmonikaspieler. Seinerzeit bereits ein langes und sehr gedehntes Stück, erscheint es dieses Mal noch einen Tick stärker in dieser Richtung orientiert. Der Rhythmus scheint mitunter stillzustehen und die Gitarre wird an einigen Stellen so zurückhaltend und ruhig, aber enorm intensiv gespielt, dass es zur Gänsehaut führen kann.

"This album is dedicated to my big brother David Maxwell". Dem ehemaligen Wegbegleiter, dem Pianisten der Broadcasters, im letzten Jahr verstorben, ist dieses Album gewidmet. Darüber hinaus soll der Titel eine Anspielung auf die Maxwell Street in Chicago sein, wo Blues-Musiker sich vor dem Sonntagsmarkt versammelten und vor oft großem Publikum musizierten. Hierzu empfehle ich auch als Dokumentation dieser Szene eine Platte von Robert Nighthawk, die an jenem historischem Ort live aufgenommen wurde: “Live On Maxwell Street – 1964“.

Die neue Veröffentlichung untermauert erneut sehr eindrucksvoll den Stellenwert von Ronnie Earl als einen der wichtigsten Gitarristen der heutigen Blues-Szene, legt er erneut den Beweis vor, wie man sich auf technisch hervorragende und gleichzeitig hochemotionale und sehr gefühlvolle Weise zwischen Blues, Soul und Jazz bewegen kann.
So beginnt die CD mit einem Instrumentalsong, der Raum lässt, um Gedanken fliegen zu lassen, wie ein Soundtrack zu einem Naturfilm, “In Memory Of T-Bone“ erinnert detailgetreu an den großartigen T-Bone Walker, bis mit “Kismet“ erstmals Diane Blue auftaucht und dem Gefühl soulvollen Gesang einhaucht. Neben Earl ist es auch hier Dave Limina, der mit einem feinen Solo wichtige Akzente setzt. “You Don't Know Me“, auf dem der Schlagzeuger die Besen einsetzt, ist stark geprägt von Jazzfeeling, und nach dem shuffelnden “Brojoe“ gibt es einen bewegenden Abschied mit der Version des Klassikers “As The Years Go Passing By“.

Ronnie Earl - gtr, Lorne Entress - drums, Dave Limina - pno, Hammond B3, Jim Mouradian - bass, Diane Blue - voc. Guest: Nicholas Tabarias - gtr.

1 Mother Angel [Earl](5:37)
2 Elegy For A Bluesman [Limina] (5:40)
3 In Memory Of T-Bone [Earl](6:00)
4 Kismet [Blue/Earl](6:18)
5 Double Trouble [Rush] (11:42)
6 (I’ve Got To Use My) Imagination [Goffin/Goldberg](4:19)
7 Blues For David Maxwell [Earl](8:24)
8 You Don't Know Me [Arnold/Walker] (8:05)
9 Brojoe [Earl](4:56)
10 As The Years Go Passing By [Malone](7:06)

freaksound
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Re: Ronnie Earl And The Broadcasters - Maxwell Street

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Gepostet: 25.10.2023 - 11:55 Uhr  ·  #2
Danke für die Vorstellung.

Ich hatte mal das Album "The Duke Meets the Earl" -mit Duke Robillard. Das hat mich jetzt nicht so berührt.

Andererseits deutet deine Beschreibung: "auf technisch hervorragende und gleichzeitig hochemotionale und sehr gefühlvolle Weise zwischen Blues, Soul und Jazz bewegen kann" durchaus darauf hin, das ich mal reinhören sollte.
freaksound
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Re: Ronnie Earl And The Broadcasters - Maxwell Street

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Gepostet: 25.10.2023 - 13:16 Uhr  ·  #3
Die Mittagspause und youtube haben es möglich gemacht...

Das mit dem "technisch hervorragend und gleichzeitig hochemotional und sehr gefühlvoll " kann ich unterschreiben.
Ebenso : " Diane Blue ... die mit ihrer sehr ausdrucksstarken Stimme für prickelnde Momente sorgt"

Leider ist es für MICH alles zu zurückhaltend und zuwenig der "prickelnden Momente".

aber egal, es gibt für jeden Topf einen Deckel und dieses Album wird sicher seine Liebhaber finden.
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