Wiederentdeckt. So kann es genannt werden, wenngleich meine Erstentdeckung mangels Interesse sehr schnell an mir vorbeihuschte. Ich weiß gar nicht mehr, wie lange es her ist, dass ich im Internet nach einigen Punkbands wie CLASH, JAM, SEX PISTOLS und Konsorten suchte. Während dieser Suche hat auch eine Band namens THIRD WORLD WAR meine Ergebnisse gekreuzt - und wurde schnell wieder vergessen.
Vor gar nicht so langer Zeit blätterte ich in einem Musikmagazin und stolperte über ein mir im Gedächtnis gebliebenes Plattencover. Vorgestellt wurden "die 15 größten Alben, die du garantiert nie gehört hast". Darunter eben auch, und das machte mich wieder neugierig, das Cover des gleichnamigen Albums der THIRD WORLD WAR. So kam ich also zu meiner Wiederentdeckung.
THIRD WORLD WAR - Same | GB | 1971 | Punk, Rock
THIRD WORLD WAR war eine britische Punk-/Rockband, die in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren aktiv war. Dem Vernehmen nach entstand sie aus den Wünschen eines einzigen Mannes, nämlich des Managers und Produzenten John Fenton.
Fenton war kein Mitglied dieser Formation, aber zitiert wurde sein Ausspruch : „Ich will eine Arbeiterklasse-Band ohne Blödsinn … Ich habe genug von diesem ganzen Pseudo-Friedensmist.“
So wurde die Band also 1968 von Terry Stamp (Gesang, Gitarre) und Jim Avery (Bass) gegründet. Später stießen noch Mick Ware (Gitarre) und Mick Liber (Schlagzeug) hinzu. An der Entstehung dieses Albums wirkte noch ein weiterer Gastmusiker mit, sodass die Band sich also zusammensetzte aus den Mitgliedern:
[Die Band]
* Terry Stamp | Rhythmusgitarre, Gesang
* Jim Avery | Bass
* Mick Lieber | Leadgitarre
* Fred Smith | Schlagzeug
* Jim Price | Trompete, Posaune
Wie bereits erwähnt, kann die Truppe auf das Gründungsjahr 1970 zurückblicken. Mit deren 71er Debütalbum haben sie meiner Meinung nach damit die Punkära eingeleitet. Schließlich hatten die heute oft als Vorreiter genannten THE SEX PISTOLS noch fünf und THE CLASH gar noch sechs Jahre Zeit, sich die hohe Kunst des Punk bei den THIRD WORLD WAR abzuschauen. Nun ja, sofern die US-Amerikaner MC5 oder THE STOOGES als Punk- und nicht als Rockband bezeichnet werden, waren dies eben die Vorreiter des Punk. Auch in Ordnung.
THIRD WORLD WAR verstand sich also als eine Band der "Arbeiterklasse". Entsprechend wütend hört sich daher oft der Sound, politisch reichlich links der Text, der sich mit Themen wie Krieg, sozialer Ungerechtigkeit oder Rassismus auseinandersetzt, an.
Gleich der dreckige Opener, ---> Ascension Day, stimmlich voller Wut, gibt die Richtung des Albums vor. Harter Sound, wütender, zerrissener Gesang und linksgerichtete, politische Texte. So heißt es hier im Refrain des auch als Single ausgekoppelten Songs:
Jetzt, wenn wir aufstehen / Macht dem Volk / Wenn wir aufstehen / Macht den Armen / Wenn wir aufstehen / Macht den Arbeitern / Wenn wir aufstehen / Macht uns allen
Keine Ahnung, was uns der Titel des folgenden ---> M.I.5's Alive sagen soll. Da dürfte der britische Geheimdienst gemeint sein, schaut man auf den Text des Stückes. Das aber ist auch völlig egal - ein langer, treibender Song, klasse Arbeit an der oft verzerrt gespielten Gitarre, viel Mundharmonika (ich liebe diesen Sound) und natürlich dieser wütend-dreckige Gesang. Klasse, mein Favorit auf diesem Album.
Refrain: Befreien wir die Arbeiterklasse / Wir haben es satt, der Regierung den Arsch zu lecken / Befreien wir die Arbeiterklasse / Wir haben es satt, der Monarchie in den Arsch zu küssen / Das könnte Ihnen auch gefallen ... M.I.5 lebt - M.I.5 lebt - M.I.5 lebt -
Weiter geht es mit einem Stück, welches mich an ein Lullaby des Ian Dury (die Einleitung von "Sweet Gene Vincent" aus dem Album "New Boots And Panties") erinnert. Es dudelt so schön vor sich hin, macht keine Zahnschmerzen und könnte gar dem Nachwuchs als Einschlafsong vorgespielt werden. Hier der Clip, allein, um die Bandmitglieder einmal sichtbar zu machen:
Teddy Teeth Goes Sailing
Mit dem folgenden ---> Working Class Man nimmt das Album wieder die gewohnte Fahrt auf - auch hier wieder ein kleines, feines Gitarrensolo und natürlich der passend wütende Gesang. In dem Song wird beschrieben, wie ein Mann der Arbeiterklasse versucht, seinen Arbeitsplatz zu erreichen. Er wird durch eine Polizeistreife angehalten, kommt dadurch zu spät zu seinem Job und verliert ihn dadurch. Dabei ist er doch nur ein Mann der Arbeiterklasse, der versucht, durch seine Arbeit seine Familie durchzubringen.
In diesem Sinne - Songs voller Wut, voller Anklagen gegen das Establishment, Beschreibungen des schweren Lebens eines Arbeiters, geht es auf dem Album weiter. Ein für mich weiteres Highlight ist mit den Titeln Stardom Road [Part I] und Stardom Road [Part II] vorhanden. Während Part I, untermalt von einem Streicherquartett, wunderschön melancholisch, fast als Klagelied daherkommt, schließt sich Part II (ca. ab Minute 5:30) wieder voller Aggressivität und Wut an. Widersprüchlich, startend wie ein Surfsong, wandelt er sich plötzlich wieder voller Wut, einzig mit der sich wiederholenden Textzeile "You ain't got no highway code / You ain't got no highway code / You ain't got no highway code / Up stardom road", gepfeffert mit treibender E-Gitarre, pumpendem Basslauf und dieser geschrieenen Textzeile. Bingo, grandios!
Part I und Part II werden meist als ein Stück zusammengefügt zu finden sein. So also auch hier der gesamte Song:
Nach Veröffenlichung des Albums tourte die Truppe noch intensiv durch Großbritannien und Europa und trat auch auf einigen großen Festivals auf, so auf dem Isle of Wight Festival 1970 und dem Glastonbury Festival 1971. Durch ihre energiegelandenen Auftritte erreichten sie eine größere Aufmerksamkeit, was jedoch nicht zu deren Bestand beitragen konnte. Dennoch hatten THIRD WORLD WAR einen gewissen Einfluss auf die spätere Punk- und Post-Punk-Szene und wird von einigen als Vorläufer des politischen Punk angesehen. Deren Texte dürften heute noch so relevant und zeitlos sein wie zur Zeit ihrer Entstehung.
Obwohl THIRD WORLD WAR sowohl bei den Kritikern als auch bei den Musikfans hohe Anerkennung fand, blieb ein durchschlagender Erfolg aus. Interne Differenzen mit dem Management, welches eine mehr kommerzielle Ausrichtung forderte sowie permanent knappe Kassen führten schließlich zur Auflösung der Band. Terry Stamp und Jim Avery gründeten später die Band STAMPEDE. THIRD WORLD WAR erreichten zwar nicht den kommerziellen Erfolg, den sie sich erhofft hatten, erlangten aber dennoch einen gewissen Kultstatus und werden von einigen Musikliebhabern als eine der unterschätzten Bands ihrer Zeit angesehen.
Warum dieses Album seinerzeit mehr oder weniger unbemerkt an mir vorbeirauschte, ist mir heute unverständlich. Sagen wir einfach, ich war damals 17 Jahre alt und mir fehlte die sittliche Reife. Stimmt zwar nicht, aber so könnte es gewesen sein . Dieses Debüt ist ein kraftvolles, energiegeladenes Album, roh, rebellisch und ungeschliffen. Musikalisch mag es zwar nicht sehr hohen Ansprüchen genügen, aber - es ist authentisch und wert, entdeckt zu werden. Das wütende Protestalbum 1971.
[Die Songs]
01 - Ascension day
02 - M.I.5's alive
03 - Teddy teeth goes sailing
04 - Working class man
05 - Shepherds bush cowboy
06 - Stardom road [Part I]
07 - Stardom road [Part II]
08 - Get out of bed you dirty red
09 - Preching violence
10 - Ascension day (Single Version)
11 - A little day (Single Version)
Vor gar nicht so langer Zeit blätterte ich in einem Musikmagazin und stolperte über ein mir im Gedächtnis gebliebenes Plattencover. Vorgestellt wurden "die 15 größten Alben, die du garantiert nie gehört hast". Darunter eben auch, und das machte mich wieder neugierig, das Cover des gleichnamigen Albums der THIRD WORLD WAR. So kam ich also zu meiner Wiederentdeckung.
THIRD WORLD WAR - Same | GB | 1971 | Punk, Rock
THIRD WORLD WAR war eine britische Punk-/Rockband, die in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren aktiv war. Dem Vernehmen nach entstand sie aus den Wünschen eines einzigen Mannes, nämlich des Managers und Produzenten John Fenton.
Fenton war kein Mitglied dieser Formation, aber zitiert wurde sein Ausspruch : „Ich will eine Arbeiterklasse-Band ohne Blödsinn … Ich habe genug von diesem ganzen Pseudo-Friedensmist.“
So wurde die Band also 1968 von Terry Stamp (Gesang, Gitarre) und Jim Avery (Bass) gegründet. Später stießen noch Mick Ware (Gitarre) und Mick Liber (Schlagzeug) hinzu. An der Entstehung dieses Albums wirkte noch ein weiterer Gastmusiker mit, sodass die Band sich also zusammensetzte aus den Mitgliedern:
[Die Band]
* Terry Stamp | Rhythmusgitarre, Gesang
* Jim Avery | Bass
* Mick Lieber | Leadgitarre
* Fred Smith | Schlagzeug
* Jim Price | Trompete, Posaune
Wie bereits erwähnt, kann die Truppe auf das Gründungsjahr 1970 zurückblicken. Mit deren 71er Debütalbum haben sie meiner Meinung nach damit die Punkära eingeleitet. Schließlich hatten die heute oft als Vorreiter genannten THE SEX PISTOLS noch fünf und THE CLASH gar noch sechs Jahre Zeit, sich die hohe Kunst des Punk bei den THIRD WORLD WAR abzuschauen. Nun ja, sofern die US-Amerikaner MC5 oder THE STOOGES als Punk- und nicht als Rockband bezeichnet werden, waren dies eben die Vorreiter des Punk. Auch in Ordnung.
THIRD WORLD WAR verstand sich also als eine Band der "Arbeiterklasse". Entsprechend wütend hört sich daher oft der Sound, politisch reichlich links der Text, der sich mit Themen wie Krieg, sozialer Ungerechtigkeit oder Rassismus auseinandersetzt, an.
Gleich der dreckige Opener, ---> Ascension Day, stimmlich voller Wut, gibt die Richtung des Albums vor. Harter Sound, wütender, zerrissener Gesang und linksgerichtete, politische Texte. So heißt es hier im Refrain des auch als Single ausgekoppelten Songs:
Jetzt, wenn wir aufstehen / Macht dem Volk / Wenn wir aufstehen / Macht den Armen / Wenn wir aufstehen / Macht den Arbeitern / Wenn wir aufstehen / Macht uns allen
Keine Ahnung, was uns der Titel des folgenden ---> M.I.5's Alive sagen soll. Da dürfte der britische Geheimdienst gemeint sein, schaut man auf den Text des Stückes. Das aber ist auch völlig egal - ein langer, treibender Song, klasse Arbeit an der oft verzerrt gespielten Gitarre, viel Mundharmonika (ich liebe diesen Sound) und natürlich dieser wütend-dreckige Gesang. Klasse, mein Favorit auf diesem Album.
Refrain: Befreien wir die Arbeiterklasse / Wir haben es satt, der Regierung den Arsch zu lecken / Befreien wir die Arbeiterklasse / Wir haben es satt, der Monarchie in den Arsch zu küssen / Das könnte Ihnen auch gefallen ... M.I.5 lebt - M.I.5 lebt - M.I.5 lebt -
Weiter geht es mit einem Stück, welches mich an ein Lullaby des Ian Dury (die Einleitung von "Sweet Gene Vincent" aus dem Album "New Boots And Panties") erinnert. Es dudelt so schön vor sich hin, macht keine Zahnschmerzen und könnte gar dem Nachwuchs als Einschlafsong vorgespielt werden. Hier der Clip, allein, um die Bandmitglieder einmal sichtbar zu machen:
Teddy Teeth Goes Sailing
Mit dem folgenden ---> Working Class Man nimmt das Album wieder die gewohnte Fahrt auf - auch hier wieder ein kleines, feines Gitarrensolo und natürlich der passend wütende Gesang. In dem Song wird beschrieben, wie ein Mann der Arbeiterklasse versucht, seinen Arbeitsplatz zu erreichen. Er wird durch eine Polizeistreife angehalten, kommt dadurch zu spät zu seinem Job und verliert ihn dadurch. Dabei ist er doch nur ein Mann der Arbeiterklasse, der versucht, durch seine Arbeit seine Familie durchzubringen.
In diesem Sinne - Songs voller Wut, voller Anklagen gegen das Establishment, Beschreibungen des schweren Lebens eines Arbeiters, geht es auf dem Album weiter. Ein für mich weiteres Highlight ist mit den Titeln Stardom Road [Part I] und Stardom Road [Part II] vorhanden. Während Part I, untermalt von einem Streicherquartett, wunderschön melancholisch, fast als Klagelied daherkommt, schließt sich Part II (ca. ab Minute 5:30) wieder voller Aggressivität und Wut an. Widersprüchlich, startend wie ein Surfsong, wandelt er sich plötzlich wieder voller Wut, einzig mit der sich wiederholenden Textzeile "You ain't got no highway code / You ain't got no highway code / You ain't got no highway code / Up stardom road", gepfeffert mit treibender E-Gitarre, pumpendem Basslauf und dieser geschrieenen Textzeile. Bingo, grandios!
Part I und Part II werden meist als ein Stück zusammengefügt zu finden sein. So also auch hier der gesamte Song:
Nach Veröffenlichung des Albums tourte die Truppe noch intensiv durch Großbritannien und Europa und trat auch auf einigen großen Festivals auf, so auf dem Isle of Wight Festival 1970 und dem Glastonbury Festival 1971. Durch ihre energiegelandenen Auftritte erreichten sie eine größere Aufmerksamkeit, was jedoch nicht zu deren Bestand beitragen konnte. Dennoch hatten THIRD WORLD WAR einen gewissen Einfluss auf die spätere Punk- und Post-Punk-Szene und wird von einigen als Vorläufer des politischen Punk angesehen. Deren Texte dürften heute noch so relevant und zeitlos sein wie zur Zeit ihrer Entstehung.
Obwohl THIRD WORLD WAR sowohl bei den Kritikern als auch bei den Musikfans hohe Anerkennung fand, blieb ein durchschlagender Erfolg aus. Interne Differenzen mit dem Management, welches eine mehr kommerzielle Ausrichtung forderte sowie permanent knappe Kassen führten schließlich zur Auflösung der Band. Terry Stamp und Jim Avery gründeten später die Band STAMPEDE. THIRD WORLD WAR erreichten zwar nicht den kommerziellen Erfolg, den sie sich erhofft hatten, erlangten aber dennoch einen gewissen Kultstatus und werden von einigen Musikliebhabern als eine der unterschätzten Bands ihrer Zeit angesehen.
Warum dieses Album seinerzeit mehr oder weniger unbemerkt an mir vorbeirauschte, ist mir heute unverständlich. Sagen wir einfach, ich war damals 17 Jahre alt und mir fehlte die sittliche Reife. Stimmt zwar nicht, aber so könnte es gewesen sein . Dieses Debüt ist ein kraftvolles, energiegeladenes Album, roh, rebellisch und ungeschliffen. Musikalisch mag es zwar nicht sehr hohen Ansprüchen genügen, aber - es ist authentisch und wert, entdeckt zu werden. Das wütende Protestalbum 1971.
[Die Songs]
01 - Ascension day
02 - M.I.5's alive
03 - Teddy teeth goes sailing
04 - Working class man
05 - Shepherds bush cowboy
06 - Stardom road [Part I]
07 - Stardom road [Part II]
08 - Get out of bed you dirty red
09 - Preching violence
10 - Ascension day (Single Version)
11 - A little day (Single Version)