Unter Percussion versteht man Musik mit Instrumenten, auf die in irgendeiner Form geschlagen wird (von lat. percutere = „schlagen“). Das Spektrum der hierzu verwendeten Instrumente reicht vom menschlichen Körper (Händeklatschen) über Trommeln bis zu Marimbaphonen. In der modernen Musik werden mitunter auch Klaviere perkussiv eingesetzt.
Percussion – das ist die wohl ursprünglichste Form des Musizierens und dürfte unsere Wahrnehmung von Musik wesentlich geprägt haben. Will sagen: Ohne Rhythmus als zeitliche Strukturierung fällt es uns schwer, Schallereignisse überhaupt erst als Musik zu erkennen. Deshalb ist Percussion in den meisten Musikrichtungen ein unverzichtbarer Bestandteil, übernimmt normalerweise aber nicht die Hauptrolle.
Reine Percussion-Musik kann wegen der verschiedenartigen und teils ungewohnten Klänge eine spannende Angelegenheit sein – unter Umständen aber auch unglaublich nervtötend. Was diesen Punkt betrifft, kommt es nicht zuletzt auf das Können der beteiligten Musiker an.
Schauen wir mal, wie sich die vier Herren des Ensembles „Third Coast Percussion“ (ab jetzt TCP) aus Chicago in dieser Hinsicht schlagen. Das 2004 gegründete TCP hat schon über fünfzehn Alben veröffentlicht, wovon eines mit einem Grammy ausgezeichnet wurde. Es hat den Status „Ensemble-in-Residence“ an der Universität von Notre Dame (Indiana).
Auf ihrem 2022 erschienenen Album „Perspectives“ sind folgende Stücke enthalten:
1. Danny Elfman - Percussion Quartet
Mit diesem Programm möchte das TCP vor allem „the myriad ways that classical music is being created today“ erkunden.
Das „Percussion Quartet“ von Danny Elfman ist im Hinblick auf seine Entstehung das konventionellste Stück des Albums – es wurde im Auftrag des TCP komponiert. Der Komponist Danny Elfman (geb. 1953) ist ein wahrer musikalischer Tausendsassa. Einen Namen gemacht hat er sich vor allem mit einer Reihe von Filmmusiken (z. B. Batman Returns, Beetlejuice, Good Will Hunting, The Simpsons). Vor seiner Karriere als Filmmusik-Komponist, in den 1970er und 80er-Jahren, war er in Bands wie „Oingo Boingo“ (New Wave / Alternative) aktiv. Zuletzt brachte er Solo-Alben wie „Big Mess“ (2021) oder „Bigger. Messier.“ (2022) heraus, mit denen er zu seinen rockigen Wurzeln zurückkehrte (Beispiel: Dance With The Lemurs).
Sein Percussion Quartet ist dagegen für den Konzertsaal bestimmt. Die vier nicht bezeichneten Sätze sind eine Wundertüte verschiedener Klänge und Stimmungen – ein vielversprechender Auftakt.
Philip Glass ist einer der bekanntesten Vertreter der sogenannten „Minimal Music“, einer Musikrichtung, die ab den 1960er-Jahren von Komponisten wie Steve Reich, Michael Nyman, Terry Riley und eben Philip Glass entwickelt wurde. Kennzeichnend für Minimal Music sind ein ausgeprägt repetitiver Charakter und eine einfache Harmonik. (Weiter ins Detail gehen möchte ich hier nicht, aber noch erwähnen, dass die Minimal Music auch in progressiveren Winkeln der U-Musik Spuren hinterlassen hat.)
Philip Glass hat Metamorphosis No. 1 im Jahr 1988 ursprünglich für Klavier geschrieben. Dieses Stück hat sich das TCP für Percussion (und Melodica!) arrangiert. Als Vorlage diente dabei nicht nur das eigentliche Klavierstück, sondern auch eine Bearbeitung desselben durch die Gruppe Uakti auf dem Album „Aguas da Amazonia“ (Metamorphosis I).
„Footwork“ ist eine Stilrichtung der elektronischen Musik, die in den späten 1990er-Jahren in Chicago entstand (und zwar aus „ghetto house“, falls das jemandem etwas sagt). Der Name ist auf den zugehörigen Tanz zurückzuführen, der durch schnelle Fußbewegungen charakterisiert ist. Diesem Stil ist das 7-sätzige Stück „Perspective“ zuzurechnen, das die Electronic-Künstlerin Jlin beigesteuert hat. Ursprünglich auf digitalem Audio-Equipment produziert, hat Jlin die akustische Version auf Perspectives gemeinsam mit den Musikern des TCP erarbeitet. Die elektronischen Klänge der Ausgangsfassung (Beispiel von ihrem Album Embryo: Embryo) wurden dabei auf über 30 Instrumente übertragen, darunter mit Wasser gefüllte Metallschüsseln und Autoteile.
Das letzte Stück des Albums, „Rubix“, ist das Ergebnis der Zusammenarbeit des TCP mit dem Flötenduo Flutronix. Flutronix ist (laut Wall Street Journal) bekannt für ihr „unique blend of classical music, hip-hop, electronic programming, and soulful vocals reminiscent of neo-R&B stars like Erykah Badu“ (Beispiel: Sweet Dreams (Eurythmics cover)). Die drei Sätze von Rubix (benannt nach Rubik’s Würfel) werden durch ihre Titel treffend charakterisiert: „Go“ ist rhythmisch vorantreibend, wobei die Flöten durch ausgeprägtes Stakkato-Spiel schon fast selbst perkussiven Charakter bekommen. „Play“ ist verspielt, mit fernöstlichen Anklängen. „Still“ ist – wer hätte das gedacht? – ausgesprochen ruhig, wirkt beinahe meditativ.
„Perspectives“ war für mich eines der interessantesten Alben der letzten Monate, nicht zuletzt wegen des Genre-sprengenden Konzepts. Für den schnellen Konsum ist es weniger geeignet, hier braucht man schon etwas Ruhe und Muße, um näher hinzuhören. Wer dies tut, wird mit anregenden bis faszinierenden Klängen belohnt, die dank perfekter Aufnahmetechnik optimal in den Hörraum transportiert werden.
Percussion – das ist die wohl ursprünglichste Form des Musizierens und dürfte unsere Wahrnehmung von Musik wesentlich geprägt haben. Will sagen: Ohne Rhythmus als zeitliche Strukturierung fällt es uns schwer, Schallereignisse überhaupt erst als Musik zu erkennen. Deshalb ist Percussion in den meisten Musikrichtungen ein unverzichtbarer Bestandteil, übernimmt normalerweise aber nicht die Hauptrolle.
Reine Percussion-Musik kann wegen der verschiedenartigen und teils ungewohnten Klänge eine spannende Angelegenheit sein – unter Umständen aber auch unglaublich nervtötend. Was diesen Punkt betrifft, kommt es nicht zuletzt auf das Können der beteiligten Musiker an.
Schauen wir mal, wie sich die vier Herren des Ensembles „Third Coast Percussion“ (ab jetzt TCP) aus Chicago in dieser Hinsicht schlagen. Das 2004 gegründete TCP hat schon über fünfzehn Alben veröffentlicht, wovon eines mit einem Grammy ausgezeichnet wurde. Es hat den Status „Ensemble-in-Residence“ an der Universität von Notre Dame (Indiana).
Auf ihrem 2022 erschienenen Album „Perspectives“ sind folgende Stücke enthalten:
1. Danny Elfman - Percussion Quartet
- Danny Elfman - Percussion Quartet
- Philip Glass - Metamorphosis No. 1
- Jlin - Percpective for percussion quartet
- Flutronix - Rubix for 2 flutes & percussion quartet
- Go
- Play
- Still
- Go
Mit diesem Programm möchte das TCP vor allem „the myriad ways that classical music is being created today“ erkunden.
Das „Percussion Quartet“ von Danny Elfman ist im Hinblick auf seine Entstehung das konventionellste Stück des Albums – es wurde im Auftrag des TCP komponiert. Der Komponist Danny Elfman (geb. 1953) ist ein wahrer musikalischer Tausendsassa. Einen Namen gemacht hat er sich vor allem mit einer Reihe von Filmmusiken (z. B. Batman Returns, Beetlejuice, Good Will Hunting, The Simpsons). Vor seiner Karriere als Filmmusik-Komponist, in den 1970er und 80er-Jahren, war er in Bands wie „Oingo Boingo“ (New Wave / Alternative) aktiv. Zuletzt brachte er Solo-Alben wie „Big Mess“ (2021) oder „Bigger. Messier.“ (2022) heraus, mit denen er zu seinen rockigen Wurzeln zurückkehrte (Beispiel: Dance With The Lemurs).
Sein Percussion Quartet ist dagegen für den Konzertsaal bestimmt. Die vier nicht bezeichneten Sätze sind eine Wundertüte verschiedener Klänge und Stimmungen – ein vielversprechender Auftakt.
Philip Glass ist einer der bekanntesten Vertreter der sogenannten „Minimal Music“, einer Musikrichtung, die ab den 1960er-Jahren von Komponisten wie Steve Reich, Michael Nyman, Terry Riley und eben Philip Glass entwickelt wurde. Kennzeichnend für Minimal Music sind ein ausgeprägt repetitiver Charakter und eine einfache Harmonik. (Weiter ins Detail gehen möchte ich hier nicht, aber noch erwähnen, dass die Minimal Music auch in progressiveren Winkeln der U-Musik Spuren hinterlassen hat.)
Philip Glass hat Metamorphosis No. 1 im Jahr 1988 ursprünglich für Klavier geschrieben. Dieses Stück hat sich das TCP für Percussion (und Melodica!) arrangiert. Als Vorlage diente dabei nicht nur das eigentliche Klavierstück, sondern auch eine Bearbeitung desselben durch die Gruppe Uakti auf dem Album „Aguas da Amazonia“ (Metamorphosis I).
„Footwork“ ist eine Stilrichtung der elektronischen Musik, die in den späten 1990er-Jahren in Chicago entstand (und zwar aus „ghetto house“, falls das jemandem etwas sagt). Der Name ist auf den zugehörigen Tanz zurückzuführen, der durch schnelle Fußbewegungen charakterisiert ist. Diesem Stil ist das 7-sätzige Stück „Perspective“ zuzurechnen, das die Electronic-Künstlerin Jlin beigesteuert hat. Ursprünglich auf digitalem Audio-Equipment produziert, hat Jlin die akustische Version auf Perspectives gemeinsam mit den Musikern des TCP erarbeitet. Die elektronischen Klänge der Ausgangsfassung (Beispiel von ihrem Album Embryo: Embryo) wurden dabei auf über 30 Instrumente übertragen, darunter mit Wasser gefüllte Metallschüsseln und Autoteile.
Das letzte Stück des Albums, „Rubix“, ist das Ergebnis der Zusammenarbeit des TCP mit dem Flötenduo Flutronix. Flutronix ist (laut Wall Street Journal) bekannt für ihr „unique blend of classical music, hip-hop, electronic programming, and soulful vocals reminiscent of neo-R&B stars like Erykah Badu“ (Beispiel: Sweet Dreams (Eurythmics cover)). Die drei Sätze von Rubix (benannt nach Rubik’s Würfel) werden durch ihre Titel treffend charakterisiert: „Go“ ist rhythmisch vorantreibend, wobei die Flöten durch ausgeprägtes Stakkato-Spiel schon fast selbst perkussiven Charakter bekommen. „Play“ ist verspielt, mit fernöstlichen Anklängen. „Still“ ist – wer hätte das gedacht? – ausgesprochen ruhig, wirkt beinahe meditativ.
„Perspectives“ war für mich eines der interessantesten Alben der letzten Monate, nicht zuletzt wegen des Genre-sprengenden Konzepts. Für den schnellen Konsum ist es weniger geeignet, hier braucht man schon etwas Ruhe und Muße, um näher hinzuhören. Wer dies tut, wird mit anregenden bis faszinierenden Klängen belohnt, die dank perfekter Aufnahmetechnik optimal in den Hörraum transportiert werden.