Ok, ich gebe es zu: dieses Album ist als „Tipp des Monats“ für Januar 2023 eine leichte Mogelpackung, ist es doch schon Ende 2022 erschienen. Aber die aktuellen Releases kommen einfach nicht an das sechste Album von ELDER heran, das sich zudem in einem Kopf-an-Kopf-Rennen gegen die letzten Werke von DOOMOCRACY und CANDLEMASS durchgesetzt hat, die auch noch bei mir auf dem Stapel lagen.
Nun aber zur Sache: die Band um Nick DiSalvo, die ja eigentlich in Massachusetts ihre Ursprünge besitzt, ist inzwischen ja schon fast ein deutsche Band. Zum einen ist man schon längere Zeit in Berlin ansässig, hat ja dort auch mit KADAVER unter dem Projektnamen ELDOVAR eine ganz spezielle Kollaboration verwirklicht und zum anderen ist man beim Hamburger Label Stickman Records vor Anker gegangen und hat „Innate Passage“ auch in Hamburg eingespielt.
Mit dem Wechsel des Wohnorts ist mit der Zeit, Schritt für Schritt auch ein Wandel des Bandsounds mit einher gegangen. Kam man an der US-Ostküste einst mit, wenn auch ausladendem, Heavy Stoner um die Ecke, hat man das Spektrum mehr und mehr verbreitert und dockt nun in den Bereichen Progressive Rock, Psychedelic, Space Rock und auch Krautrock an.. Der Weg, der schon mit dem grandiosen Vorgänger „Omens“ eingeschlagen worden ist, wird hier zur vollen Reife gebracht: fünf epische Songlandschaften, zwischen acht und fünfzehn Minuten lang, die mit unterschiedlichen Stimmungen, Dynamiken und ineinander verschachtelten Melodien spielen und ebenso gefühlvoll wie spielfreudig auf den Hörer einwirken.
„Catastasis“ vereint schon kernige Gitarrensounds mit einer extra Portion Keyboards. Dazu hat man diesmal auch besonderen Wert auf die Gesangsarrangements gelegt, auch wenn ELDER über weite Strecken instrumental zu faszinieren wissen. Für zwei Stücke hat man sich Behrang Alavi von SAMAVAYO als vokale Ergänzung dazugeholt – man wohnt ja in derselben Stadt und Nick DiSalvo war ja auch Gast auf dem letzten SAMAVAYO-Album, eine Hand wäscht die andere.
Der zweite Titel „Endless Return“ vereint melodische Feinheit mit rockiger Aufgekratzheit, während „Coalescence“ mit komplexer Rhythmik bei treibenden Bass-Grooves eine nahezu hypnotische Sogwirkung ausstrahlt und nach ruhigen Phasen immer wieder Fahrt aufnimmt. „Merged In Dreams – Ne Plus Ultra“ ist eine Wolke aus progigen Gitarren, sphärischen Synthies und stoischen, bevor die typischen feisten Gitarrenwände von DiSalvo einbrechen.
Zum Abschluss knüpft „The Purpose“ wieder an die melodische Grundausrichtung vom „Catastasis“ an, womit sich der Kreis schließt und ein rundum eindrucksvolles Album ausklingt.
Audio Video Catastasis: https://www.youtube.com/watch?v=7U9b0qIHzKI
Audio Video Endless Return: https://www.youtube.com/watch?v=CAQEdH_OJbg
Audio-Video: The Purpose: https://www.youtube.com/watch?v=AE_2b1Jiotw
Audio-Video: Merged In Dreams – Ne Plus Ultra:
https://www.youtube.com/watch?v=WXR-mXEDRMc
Full Album: https://www.youtube.com/watch?v=2jhmxHLJ1XU
Elder
Innate Passage, Stickman Records, 2022
Nick DiSalvo Vocals, Keyboards & Guitar
Mike Risberg Guitar & Keyboards
Jack Donovan Bass
Georg Edert Drums
Gäste:
Behrang Alavi Additional Vocals (Tracks 1& 2)
Fabio Cuomo Additional Keyboards (Track 5)
Spieldauer:53:55 Minuten
01. Catastasis
02. Endless Return
03. Coalescence
04. Merged In Dreams – Ne Plus Ultra
05. The Purpose