Januar 2023 | Sinéad O'Connor - Universal Mother | Irland 1994

 
badMoon
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Januar 2023 | Sinéad O'Connor - Universal Mother | Irland 1994

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Gepostet: 30.12.2022 - 21:01 Uhr  ·  #1
Wer den Mut hat, sich auf einem Debutalbum so aggressiv, fast hässlich abbilden zu lassen, muss absolut von sich überzeugt sein und ebenso durch gute Musik überzeugen. So mein Gedanke, entsprechend nahm ich 1987 erstmals Kontakt mit Sinead O'Connor und ihrem Album "The Lion and the Cobra" auf. Es war keine Enttäuschung und sollte nicht das letzte O'Connor-Album im Regal sein. Ihr wütender Erfolgshit Mandinka war nicht allein verantwortlich dafür, vielmehr überzeugte mich das Album in Gänze.

Der auf ihrem zweiten Werk "I Do Not Want What I Haven’t Got" enthaltene Song Nothing Compares 2 U verschaffte der Künstlerin 1990 den internationalen Durchbruch. Es wäre fatal, O'Connor nun auf diesen Hit zu reduzieren, enthält das Album doch eine Reihe weiterer hervorragender Stücke.

Nach einem weiteren Album trat O'Connor 1992 auf Bob Dylans All-Star-Konzert anlässlich seines 30. Bühnenjubiläums im New Yorker Madison Square Garden auf. Vielmehr - sie versuchte, aufzutreten. Für mich war unfassbar, wie und warum sie dermaßen ausgepfiffen und ausgebuht wurde, dass sie letztendlich ohne ihren Part von der Bühne musste. Vorher konnte sie noch kurz von Kris Kristofferson getröstet werden (was ich ihm sehr hoch anrechne) und einen Protest (sie zitierte Bob Marleys "War") in das Publikum schreien, bevor sie gebrochen und in den Armen Kristoffersons von der Bühne verschwand. Dieser Moment, der Protest des Publikums, O'Connors wütend ausgespeites Zitat und der Moment, in dem sie weinend von Kris Kristofferson von der Bühne geführt wird, wird wahrscheinlich als "das Ereignis" dieses Events im kollektiven Gedächtnis bleiben.


O'Connor verlässt die Bühne


Später, 2009, veröffentlichte Kristofferson mit den Song "My Sister Sinéad" eine kleine Hommage an die Künstlerin. Der Text kann in Anlehnung an den Vorfall 1992 gedeutet werden:


"My Sister Sinéad" von Kris Kristofferson


Was aber war überhaupt geschehen, dass die Masse so unfassbar wütend über O'Connor herfiel? Ich recherchierte ein wenig und fand schnell des Rätsels Lösung: Am 3. Oktober 1992, also kurz vor dem Dylan All-Star-Konzert, trat sie in der "Saturday Night Live"-Show auf und performt Bob Marleys Protestsong "War". Am Ende hält sie ein Foto von Papst Johannes Paul II. groß ins Bild – und zerreißt es vor Millionen von Zuschauern: "Fight the real enemy.", sagt sie laut und geht von der Bühne. DAS kann von dem prüden, gläubigen, scheinheiligen US-Publikum natürlich nicht toleriert werden! So überfuhren beispielsweise religiöse Fanatiker in New York City O'Connors Platten mit einer Dampfwalze, der größte öffentliche Protest gegen diese Aktion jedoch fand auf dem erwähnten Musikfestival statt.


O'Connor zerreiĂźt das Papstbild


Heute, so möchte ich wetten, würde sie angesichts der sich häufenden kirchlichen Missbrauchsskandale für ihre Aktion viel Beifall erhalten. Was aber hat sie überhaupt dazu gebracht, dieses Papstbild öffentlich zu zerreißen?

Hier hilft es zu wissen, dass O'Connors Leben von Schicksalsschlägen gezeichnet war und ist. Bereits während ihrer Kindheit wurde sie ihren Angaben und verschiedenen Berichterstattungen zufolge von ihrer Mutter missbraucht und misshandelt. Später lebte sie bei ihrem Vater, zu dem sie offensichtlich ein gutes Verhältnis hatte. Als Jugendliche wurde O'Connor der Schule verwiesen und wegen Ladendiebstahls für mehrere Monate in eine Magdalenen Institution eingewiesen. Es folgte der Besuch des Internats der "Sisters of Our Lady of Charity". Nach 1990 wurde öffentlich, dass diese Institution in Skandale wegen Gewalt und Kindesmissbrauchs verwickelt war. O'Connor verließ das Internat im Alter von 16 Jahren. Nach eigenen Angaben wurde auch sie dort von einem Geistlichen missbraucht. Nachdem sie das Sorgerecht für ihre 1997 geborene Tochter verlor, versuchte sie, sich das Leben zu nehmen, was glücklicherweise scheiterte.

Gewalt, Krieg, die Diskriminierung und Entrechtung der Frauen und vor allem die an ihr verübten Missbräuche und Misshandlungen waren immer wieder Themen in ihren Liedern. All dies mag helfen, die Persönlichkeit Sinéad O'Connor, ihre Aktionen, Proteste und Songs besser zu verstehen. So trägt dieses Wissen vielleicht auch dazu bei, ihr hier besprochenes Album mit anderen Ohren zu hören und sie mit anderen Augen zu sehen.

Sinéad O'Connor - Universal Mother | Irland 1994

Sinéad O'Connor, geboren am 8. Dezember 1966 in Glenageary, Irland, nahm 1985 ein Studium am Dublin College of Music auf. Ihr Geld verdiente sie sich teilweise als singende Telegrammbotin oder durch Auftritte in Dubliner Pubs, in denen sie unter anderem Songs von Bob Dylan vortrug. Mit ihrem entrückten Gesang, ihrer eigenwilligen Performance, ihrer ausdrucksstarken und variantenreichen Stimme fiel sie irgendwann Bono Vox (U2) auf, der sie dem Label Ensign Records empfahl. Unter diesem Label erfolgte auch die Veröffentlichung ihres ersten Albums „The Lion And The Cobra“.

Sind ihre beiden zuerst veröffentlichten Alben, „The Lion And The Cobra“ und „I do Not Want What I Have Not Got“ bereits sehr gute Werke, darf ihr „Universal Mother“ ohne Zweifel als ein Klassiker bezeichnet werden. Geschrieben und produziert wurde es von ihr gemeinsam mit John Reynolds und dem englischen Musiker, Komponisten und Plattenproduzenten Tim Simenon. Neben den seltener vorkommenden schnelleren Songs machen vor allem die wunderschönen Melodien und nicht zuletzt die zutiefst persönlichen Texte das Album zu einem zeitlosen Werk. Wer O'Connor bislang ablehnt, wer dieses Album nicht kennt, sollte sich vorbehaltlos die Stunde Zeit nehmen, die es zum Anhören benötigt. Es lohnt sich, diesem Werk, den Melodien und Texten, seine Aufmerksamkeit zu schenken.

Das Album startet mit einem kurzen, gesprochenen Statement der australischen Feministin Germaine Greer. Nach 40 Sekunden geht es fast nahtlos über in den kraftvollen Song Fire On Babylon. Der Grundrhythmus, dieser bedrohliche Bassteppich, der Sound der Synthies und der Percussions könnte aus der Feder des Peter Gabriel stammen. O'Connors fesselnde Stimme, kraftvoll, wütend, singt und schreit sich durch das Stück. Begleitend zum Text wurde vom französischen Regisseur Michel Gondry ein Musikvideo geschaffen, welches gespickt ist mit Andeutungen auf O'Connors Kindheit. In seiner Intimität wird der Titel wohl nur noch durch ein früheres Lied der Künstlerin, dem Song Troy aus ihrem Debutalbum übertroffen.

Die ersten Textzeilen des Openers, die direkten Hinweise auf ihre Mutter sind kaum zu überhören, lauten:

Sie hat meinen Vater aus meinem Leben genommen, oh | Nahm meine Schwester und BrĂĽder oh | Ich sah zu, wie sie mein Kind folterte | Schwach war ich damals, aber jetzt bin ich erwachsen




Nach diesem emotionalen Opener geht es auf dem Album meist verhaltener, manchmal fast nur mit Klavierbegleitung weiter. So folgt mit dem wunderschönen --> John I love You ein sanftes Liebeslied, welches ihrem Ex-Mann John Reynolds gewidmet ist. Der Song endet mit den Worten "Child I love you" und leitet damit geschickt über in --> My Darling Child, wobei die nahtlose Überleitung ebenso geschickt durch die ineinanderfließende Melodie des Pianos erfolgt.

Nach einer kurzen, durch eine Kinderstimme vorgetragenen Textpassage ("Am I A Human") folgt mit --> Red Football ein hervorragender Song, mit dem O'Connor das Recht der Frau auf ihren eigenen Körper zum Thema macht. Der Song beginnt, ganz entgegen dem Text, sehr sanft, um dann wütend und schreiend zu enden. „My skin is not a football for you, My head is not a football for you, My body's not a football for you, My womb is not a football for you, My heart is not a football for you“, so ein Auszug aus dem Song.

Mit dem NIRVANA-Cover --> All Apologies macht O'Connor ziemlich klar, dass sie nicht vorhat, sich für ihre Songs oder Aktionen zu entschuldigen. Der Song wird sehr verhalten, nur durch leicht angestrichene Gitarrensaiten begleitet, vorgetragen. Es folgen zwei weitere, bedächtig und verhalten vorgetragene Lieder, wovon das nur vom Piano begleitete --> Scorn Not His Simplicity einer besonderen Erwähnung bedarf. Dieser wunderschöne, von Phil Coulter komponierte Song erhält durch O'Connors Stimme eine ganz andere, viel innigere Intensität als bspw. die von den DUBLINERS dargebotene --> Liveversion.

Einer der schönsten Songs des Albums folgt mit dem Acapella --> In This Heart. Nachdem O'Connor den ersten Vers alleine vorsingt, gesellen sich in jedem der weiteren vier Verse weitere Stimmen hinzu, ebenso steigert sich ganz allmählich die Lautstärke dieses Liedes. Ein Lied, welches mir bei jedem Hören Dank der wunderschönen Harmonien und des hoffnungsvollen Textes eine leichte Gänsehaut beschert.

Nach Femine, einem kurzen Rapper, endet das Album mit Thank You For Hearing Me, meinem persönlichen Highlight. Zwar hat das Lied eine recht einfache Melodie, jedoch nimmt es von Strophe zu Strophe an Fahrt auf. Bass- und Drumfundament sorgen trotz der anfangs zurückhaltenden Stimme für einen gewissen Groove, der Synthie webt einen schönen Klangteppich. Kurz vor Ende des Liedes hält O'Connor kurz inne, singt dann zur Zeile "Thanks For Silence With Me" ganz leise weiter, um mit "Thank You For Holding Me" ihre Lautstärke wieder anzuheben. Ein, wie ich finde, ergreifender und würdiger Abschluss eines hervorragenden Albums.

Wikipedia hat dem Stück --> hier einen eigenen Eintrag gewidmet. Dort heißt es unter anderem ""Thank You For Hearing Me" ist ein Lied der irischen Sängerin Sinéad O'Connor, das 1994 als erste Single ihres vierten Albums Universal Mother (1994) veröffentlicht wurde. Von ihr gemeinsam mit John Reynolds geschrieben und basierend auf ihrer kürzlichen Trennung vom englischen Art-Pop-Sänger Peter Gabriel..." Ebenso sind dort zahlreiche, überschwänglich positive Kommentare zu dem Song zu finden.

Nun aber - Thank You For Hearing Me




[Die Tracks]

01. Germaine
02. Fire On Babylon
03. John I Love You
04. My Darling Child
05. Am I A Human
06. Red Football
07. All Apologies
08. A Perfect Indian
09. Scorn Not His Simplicity
10. All Babies
11. In This Heart
12. Tiny Grief Song
13. Famine
14. Thank You For Hearing Me


[Credits]
  • SinĂ©ad O'Connor – vocals, piano
  • John Reynolds – drums, programming
  • Dave Clayton – keyboards, programming
  • Marco Pirroni, Ivan Gilliland – guitar
  • Tim Simenon – programming
  • Nicky Scott, Matthew Seligman, Clare Kenny – bass
  • Phil Coulter – piano, keyboards, backing vocals
  • John O'Cane – cello
  • Voice Squad – backing vocals
  • Irish Chamber Orchestra – strings


[Was lohnt noch?]

Im Jahr 2002 gab O'Connor ein vielbeachtetes Konzert in Dublin. Dargeboten werden auch einige Songs des hier vorgestellten Albums (John I Love You, Thank You For Hearing Me, Fire On Babylon). Das Konzert beginnt mit der BegrĂĽĂźung ihres Vaters, der im Publikum sitzt und dankt ihm fĂĽr sein Kommen. AnschlieĂźend folgt eine herzzerreiĂźende Version des Traditionals "Molly Malone"




Kris Kristofferson äußert sich sehr bewegend über die Situation, in der O'Connor im oben erwähnten Konzert von der Bühne gebuht wurde. Anschließend singt er gemeinsam mit O'Connor den Song "Help Me Make It Through The Night"




Help Me Make It Through The Night


[Interessante Beiträge im Web]



Im Januar 2022 erlitt Sinéad O'Connor einen weiteren Schicksalsschlag. Sie erhielt die Nachricht, dass ihr Sohn Shane O’Connor aus dem Krankenhaus, in dem er wegen psychischer Probleme unter Beobachtung lag, verschwunden war. Zwei Tage später fand man seine Leiche - er hatte sich das Leben genommen.

Was fĂĽr ein tragisches Leben.
Trurl
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Re: Januar 2023 | Sinéad O'Connor - Universal Mother | Irland 1994

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Gepostet: 30.12.2022 - 21:44 Uhr  ·  #2
Zu FrĂĽh, ist doch noch Dezember. :D

Aber wie gewohnt eine sehr schöne, informative Rezi. Das ich die frühen Alben von ihr sehr mag, dürfte bekannt sein. Ich sollte mir für morgen mal das Dublinkonzert raussuchen und anschauen.

Und, ja sie ist wirklich eine tragische Person, was sie alles erleiden muĂźte.

trurl
Triskell
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Re: Januar 2023 | Sinéad O'Connor - Universal Mother | Irland 1994

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Gepostet: 30.12.2022 - 21:59 Uhr  ·  #3
Schnittmenge ist hier fehl am Platz. Weder mit der Solistin noch mit deren Musik konnte ich jemals etwas anfangen.
Sorry! ^_^
Tom Cody
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Re: Januar 2023 | Sinéad O'Connor - Universal Mother | Irland 1994

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Gepostet: 30.12.2022 - 22:17 Uhr  ·  #4
Mir geht es hier wie Triskell ! Weder zu dieser Musik, noch zur Sängerin, habe ich einen Bezug aufbauen können.

Dennoch, wie immer, hast du eine schöne Rezi verfaßt. :-D Danke, Wolfgang !
Leslie
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Re: Januar 2023 | Sinéad O'Connor - Universal Mother | Irland 1994

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Gepostet: 31.12.2022 - 09:52 Uhr  ·  #5
Vorab = toller Bericht!

zur Frau Sinéad O'Connor hab ich auch keine Verbindung - aber der von Prince geschriebene Song Nothing Compares 2 U hab ich als Datei auf der Festplatte - auf meiner LP vom Dylan Konzert 1992 ist Frau O'Connor nicht aufgeführt - aber auf der Remaster erscheint sie als Bonus Track - das war ja ein Konzert mit versammelter Prominenz angeführt vom Primus Inter Pares Clapton - war dewegen eben erstaunt als ich deinen Beitrag mit dem Vorfall gelesen habe

in 1999 beim Concert for Linda - Tribute Linda McCartney - war Sinead mit einem tollen Song von Dylan dabei

Sinead O'Connor - I Believe In You (Live Royal Albert Hall 1999)
YETI
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Re: Januar 2023 | Sinéad O'Connor - Universal Mother | Irland 1994

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Gepostet: 04.01.2023 - 23:08 Uhr  ·  #6
Interessantes Review!
Mit Sinéad O'Connor bin ich nie warm geworden.
Das lag zum einen an ihrem Gesang zum anderen an dem todgenudelten "Nothing Compares 2 U".
Naja, ihr bockiges Verhalten ist mir auch nicht verborgen geblieben z.B. bei Roger Waters The Wall in Berlin.
Subjektiver Weise kam/kommt sie mir ziemlich unsympathisch rĂĽber.
HeiĂźt jetzt aber nicht, dass ich mir nicht mal das dargebotene Album Universal Mother zu GemĂĽte fĂĽhren werde.
White Bird
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Re: Januar 2023 | Sinéad O'Connor - Universal Mother | Irland 1994

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Gepostet: 05.01.2023 - 11:29 Uhr  ·  #7
Welch eine wunderbare Rezi, die in diesem Fall mit dem biografischen Background der Musikerin vieles ans Tageslicht rĂĽckt, was mir so zuvor nicht bekannt war.

Aus meiner Sicht ist es unfassbar, was das Mädel so alles in ihrem Leben durchleiden musste. Andere Menschen wären in diesem Zusammenhang bereits nach einem erheblichen Tiefschlag möglicherweise zerbrochen. Gerade deine Recherchearbeit hierzu ist beeindruckend.

Von der Musikerin steht hier lediglich ihr Erfolgsalbum "I Do Not Want What I Haven' t Got" aus dem Jahre 1990, was mir auch heute noch sehr zusagt. Insofern habe ich mit der Einspielung "Universal Mother" Neuland betreten. Deine beiden Songbeispiele fĂĽgen sich in das bisher von Frau O'Connor gewonnene musikalische Bild bestens ein und sagen mir ausgesprochen gut zu.

Danke
xanadu
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Re: Januar 2023 | Sinéad O'Connor - Universal Mother | Irland 1994

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Gepostet: 05.01.2023 - 16:56 Uhr  ·  #8
Sinned O Connor ist eine Persönlichkeit die spaltet.

Ich persönlich hab mit ihr auch ein Problem bzw das liegt aber eher im privaten Bereich, da gerade "Nothing Compares to you" Erinnerungen erweckt die nicht so dolle waren.
by the Way
Ihre Stimme ist keine Frage speziell und voller Hingabe und Emotionen und was Sie erlebt hat, gerade beim Bob Dylan Konzert,
wo ĂĽbrigens gleich danach Neil Young die Meute mit aggressiver krachender Gitarre wieder beruhigte, muss nicht jeder haben.
firebyrd
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Re: Januar 2023 | Sinéad O'Connor - Universal Mother | Irland 1994

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Gepostet: 05.01.2023 - 17:22 Uhr  ·  #9
nun, die frühen Sachen der Dame haben mich auch nicht sonderlich berühren können....

da sie jedoch auch recht vielseitig ist, konnte ich mich mit diesen späteren Produktionen (2002 & 2005) doch noch anfreunden:

a) hier auf Irisch/Gälisch: Sean-Nós Nua

und das ganze Album:

https://www.youtube.com/watch?v=ORHc5Pi5QXo


b) im Reggae-Modus, mit den phänomenalen SLY & ROBBIE: Throw Down Your Arms

auch hier das ganze Album zum Hören:

https://www.youtube.com/watch?v=Qq9Ydinu3HU
badMoon
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Re: Januar 2023 | Sinéad O'Connor - Universal Mother | Irland 1994

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Gepostet: 06.01.2023 - 11:04 Uhr  ·  #10
Zunächst erst einmal - Danke für euer Feedback.

Dass mit O'Connor trotz der meist ruhigen, beruhigenden Musik die Diskussions-Komfortzone verlassen wird (...zumindest in diesem Forum), war schon ziemlich klar. Zu radikal sind ihre Statements und ihre persönlichen Wandlungen. Daher auch meine recht ausführliche Einleitung mit kurzen Infos zu ihren persönlichen Schicksalsschlägen, bis überhaupt die vorgestellte Platte besprochen wurde. Dies sollte die Person O'Connor ein wenig klarer werden lassen, um ein wenig Verständnis für sie geworben werden.

Dass eine so bekannte Persönlichkeit wie Kris Kristofferson die Courage hatte, sich während des Auftrittes vor einem Millionenpublikum zu O'Connor zu stellen und sich zu ihr zu bekennen, fand ich sehr bewundernswert. Dies hatte er auch in seinem späteren Interview sowie mit dem Duett mit ihr noch einmal bekräftigt. Insofern war die Geste während des Konzertes nicht nur als eine spontane Hilfsreaktion zu sehen, offensichtlich fühlt er sich O'Connor wirklich verbunden. Das hätte Fans kosten können.

O'Connor spaltet, ja. Liegt die Ablehnung ihrer Musik tatsächlich an der Musik oder doch eher an der Person? Dass ihre Musik nicht unbedingt die Musik ist, die unsere Mitglieder hören, ist bekannt. Die überwiegend starke und deutliche Ablehnung hat mich dann doch ein wenig überrascht.
badMoon
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Re: Januar 2023 | Sinéad O'Connor - Universal Mother | Irland 1994

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Gepostet: 07.01.2023 - 14:00 Uhr  ·  #11
Zitat geschrieben von firebyrd

nun, die frühen Sachen der Dame haben mich auch nicht sonderlich berühren können....

da sie jedoch auch recht vielseitig ist, konnte ich mich mit diesen späteren Produktionen (2002 & 2005) doch noch anfreunden:

a) hier auf Irisch/Gälisch: Sean-Nós Nua

b) im Reggae-Modus, mit den phänomenalen SLY & ROBBIE: Throw Down Your Arms


"Sean-NĂłs Nua" ist auch hier vertreten. Bei Album b) muss ich passen - mit Reggae habe ich schon lange abgeschlossen.
kraut-brain
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Re: Januar 2023 | Sinéad O'Connor - Universal Mother | Irland 1994

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Gepostet: 10.01.2023 - 11:59 Uhr  ·  #12
Chapeau zu deiner äußerst gelungenen Rezi.

Das ist schon sehr beeindruckend, wie du die biografischen Aspekte der Künstlerin mit dieser Rezi verknüpfst hast. Ein derart leidgeprägtes Leben mag man sich nicht einmal vorstellen. Trotz dieser Umstände gelang es Sinead O'Conner immer wieder aufzustehen und weiterzumachen.

GroĂźartige musikalische Vergleiche zu ihrem kĂĽnstlerischen Schaffen kann ich allerdings nicht anstellen, weil ich nur ihr Erfolgsalbum aus dem Jahre 1990 kenne. Wie meine GG'in bereits anmerkte, zwischen beiden Alben sehe auch ich VerknĂĽpfungslinien und somit eine Fortsetzung ihres musikalischen Stils.

Und im Gegensatz zu anderen Artisten sagt auch mir das von dir besprochene Album zu. Bemerkenswert ist auch ihre Stimme, die sie farbenfroh einsetzt.
caramel
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Re: Januar 2023 | Sinéad O'Connor - Universal Mother | Irland 1994

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Gepostet: 20.01.2023 - 19:37 Uhr  ·  #13
So heute war ich in der richtigen Stimmung für Sinéad O'Connor und habe ich mich durch die Rezi durchgearbeitet.

Ja, Sinéad O'Connor spaltet tatsächlich, und das in vielfacher Hinsicht.
Sie spaltet wahrscheinlich in 3 Lager. Die, die sie mögen, die, die sie nicht mögen und die, die von ihr hin- und hergerissen sind. Zu den letzteren gehöre ich.

Manchmal mag ich die Art des Gesangs, manchmal kann ich diese gehauchte Stimme nicht ausstehen. So gehört die vorgestellte CD leider auch nicht zu denen, die ich hören mag, eigentlich gefällt mir nur das Stück In This Heart.

Das Album Sean-Nós Nua dagegen kann ich durchgängig hören, macht mir teilweise sogar Gänsehaut. Sind eben alles traditionelle irische Lieder, und keine eigenen Komposition.

Als Person macht sie es einem auch nicht gerade leicht, selbst mit dem Wissen um ihre schreckliche Kindheit und dem Wissen darum, dass solche Traumata die menschliche Psyche zerstören können. Ich frage mich (und nicht nur bei ihr), ob man all diese privaten Dinge in der Öffentlichkeit breittreten muss. Ich glaube, sie tut sich damit keinen Gefallen und entzaubert sich zudem dadurch selbst.
caramel
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Re: Januar 2023 | Sinéad O'Connor - Universal Mother | Irland 1994

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Gepostet: 20.01.2023 - 19:49 Uhr  ·  #14
badger
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Re: Januar 2023 | Sinéad O'Connor - Universal Mother | Irland 1994

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Gepostet: 27.07.2023 - 15:51 Uhr  ·  #15
nun, wir empfangen hier immer schon das irische fernsehen RTE und da hat Sinead viele, viele sprĂĽche und
ansichten in diversen talkshows und ähnlichen programme abgelassen. das meiste davon war krass und
ultraschräg. dazu tonnenweise 'befindlichkeiten': 'ich' dieses und 'ich' jenes.

dabei widerspricht es aber völlig dem nationalcharakter, sich in befindlichkeiten und selbstbezügen zu ergehen.
das mag man ĂĽberhaupt nicht.
kommt hinzu, daß sie sich um jeden preis verhäßlichen mußte; auch dies etwas, das viele menschen
zurĂĽckgestoĂźen hat.

nee, sie kam völlig unirisch rüber und selbst Bono, der sich auch fast wöchentlich im tv mit seinen
ansichten zu fast allen möglichen themen verbreitete und deshalb oft angefeindet wurde, also selbst der
wurde im verhältnis als 'ertragbar' empfunden.

natĂĽrlich hatte sie auch ihre fans; es wird immer jemand geben, der etwas gut findet genau weil die
anderen es nicht mögen. aber die meisten wollten nix von Sinead wissen und wir hier haben uns dann
auch nicht mehr mit ihr befaĂźt.

natürlich wirds in den irischen medien nicht an nachrufen mangeln, die alle krassitäten zu entschuldigen
wissen. in einem kleinen land kann man es sich nicht leisten, abgelebte berĂĽhmtheiten nicht zu wĂĽrdigen.

Aber leider... wir haben sie nie gemocht.

andernteils wünsche ich niemandem den tod; nochmal 56 jahre hätte ich ihr gerne gegönnt.
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