Das Album, das ich in diesem Monatstipp empfehlen möchte, hat mir, seitdem ich im Radio darauf aufmerksam wurde und es per Download in meine Diskothek aufgenommen hatte, viel Freude beim Hören bereitet.
Das Album dürfte in der Regel unter „Klassik“ zu finden sein. Es enthält laut Booklet „Tarantellen, Folien, Kantaten, Arien und canzone napoletane“ aus dem 16. – 20. Jahrhundert, wobei der Schwerpunkt im 17. Jahrhundert liegt. Gemeinsam ist allen Stücken der Bezug zu Neapel. Daher also der Titel „Alla Napoletana“.
Wie die obigen Genre-Bezeichnungen erahnen lassen, enthält das Album Stücke von sehr unterschiedlichem Charakter. Tarantellen – mit einer solchen, nämlich „A la fiera de Mast‘ Andrè“ wird das Album eröffnet – und Folien (Mehrzahl von „Folia“) sind traditionelle Tänze, wo es mitunter auch ein wenig wilder zugehen kann. [Die Bezeichnung „Tarantella“ erfand angeblich jemand, der sah, wie ein anderer zu solcher Musik wild, „wie von der Tarantel gestochen“, herumtanzte, während bei einer Folia die Verrücktheit – italienisch follia – im Namen mitschwingt.] Dazwischen finden sich auch langsame, getragene Lieder, wie etwa „Dormite o pupille“:
1. Traditional song 18th century – A la fiera de Mast’Andrè (Tarantella)
2. Andrea Falconieri 1585/6–1656 – O vezzosetta (Aria sopra la Ciaccona) – L’Eroica
3. Pietro Andrea Ziani 1616–1684 – Dormite o pupille
4. Francesco Provenzale 1632–1704 – Cuccopinto de st’arma
5. Traditional 18th century – Lo Guarracino (Tarantella)
6. Rodolfo Falvo 1873–1937 (text: Enzo Fusco 1899–1951) – Dicitencello vuje!
7. Antonio Farina fl.1675 – Se dormi, ben mio from Serenata: Cinzia dolente
8. Cristoforo Caresana c.1640–1709 – La Tarantella from La Tarantella 1675
9. Traditional song 18th century – Raziella
10. Pietro Antonio Giramo fl.1619–c.1630 – Chi vidde più lieto
11. Giovanni Legrenzi 1626–1690 – Con cent’occhi from Totila 1677
12. Andrea Falconieri – Il Spiritillo Brando
13. Pietro Antonio Giramo – La Pazza
14. Cristoforo Caresana – La Veglia: Una dama, la più fortunata – Ballo detto la Barrera – Non è vero
15. Cristoforo Caresana – La Veglia: Basti, sospenda il ballo
16. Cristoforo Caresana – La Veglia: Dormi o ninno
17. Cristoforo Caresana – La Veglia: Silenzio o voci
18. Cristoforo Caresana – La Veglia: Gioca al ombre il mio bel sole
19. Sigismondo d’India c.1582–1629 – Sfere fermate
20. Cristoforo Caresana – La Pastorale from Serenata 1673
21. Luigi Rossi c.1597–1653 – Che più far degg’io
22. Pietro Andrea Ziani – Aure voi che sussurrate
23. Pietro Antonio Giramo – Il Pazzo
24. Traditional 18th century – Fenesta che lucive (Lamento funebre)
Das Booklet informiert uns, dass in Neapel als einer „Hauptstadt der Musik“ im 17. Jahrhundert, die „Grenzen zwischen Kunstmusik und Volksmusik, zwischen profaner und geistlicher Musik, zwischen Kirche, Palast und Straße […] so fließend und durchlässig wie sonst nirgendwo“ waren. Entsprechend ist das Programm keine dröge Kost, dazu bestimmt, ein paar spezialisierte Musikwissenschaftler in Verzückung zu versetzen. Stattdessen steht hier die Freude an der Musik im Vordergrund, die Lieder sind oft mitreißend und eingängig, und bei vielen der Stücke kann man sich vorstellen, dass sie in irgendeiner Form auch in Neapels Straßen zu hören waren – wenn auch vermutlich nicht ganz so virtuos dargeboten wie hier.
Verantwortlich für das Konzept des Albums ist die österreichische Lautenistin Christina Pluhar. [Das Ganze erinnert übrigens ein wenig an Projekte von Gregorio Paniagua (etwa „La Folia de la Spagna“ oder „Tarentule-Tarentelle“).] Viele der Stücke der oft kaum bekannten Komponisten – schon mal was von Antonio Farina oder Cristofaro (Cristoforo?) Caresana gehört? – hat sie selbst in neapolitanischen Manuskripten ausgegraben, die meisten hat sie für ihr Ensemble auch arrangiert. Das Album wurde unter Pluhars Leitung 2021 unter Corona-Bedingungen eingespielt, und zwar mit dem Alte-Musik-Ensemble L’Arpeggiata sowie acht Sängern / Sängerinnen:
• Céline Scheen – Sopran
• Bruno de Sá – Sopran (männl.)
• Luciana Mancini – Mezzo-Sopran
• Vincenzo Capezzuto – Alt (männl.)
• Valer Sabadus – Countertenor
• Alessandro Giangrande – Tenor
• Zachary Wilder – Tenor
• João Fernandes – Bass
Hervorzuheben ist das liebevoll gestaltete und sehr umfangreiche Booklet (das PDF-Dokument hat 61 Seiten), das auch die Texte der Lieder enthält – und zwar im Original sowie auf Deutsch, Englisch und Französisch. So kann man die teils (aber-) witzigen Texte verstehen, ohne Italienisch-Profi zu sein. Last but not least ist das Album auch in klangtechnischer Hinsicht ein Genuss.
Bene. Zeit für ein paar Hörbeispiele, die glücklicherweise auf Youtube verfügbar sind. Bei Interesse findet ihr dort mehr, ich beschränke mich auf zwei (ist ohnehin schon ein bisschen lang geworden).
Als erstes habe ich eines der Highlights des Albums ausgewählt, und zwar
über einen Fisch auf Brautschau, der sich an eine Sardine ranmacht und damit eine Massenkeilerei unter verschiedensten Meeresbewohnern auslöst.
Zum Abschluss, nach der ganzen Aufregung, noch ein Wiegenlied:
Das Album dürfte in der Regel unter „Klassik“ zu finden sein. Es enthält laut Booklet „Tarantellen, Folien, Kantaten, Arien und canzone napoletane“ aus dem 16. – 20. Jahrhundert, wobei der Schwerpunkt im 17. Jahrhundert liegt. Gemeinsam ist allen Stücken der Bezug zu Neapel. Daher also der Titel „Alla Napoletana“.
Wie die obigen Genre-Bezeichnungen erahnen lassen, enthält das Album Stücke von sehr unterschiedlichem Charakter. Tarantellen – mit einer solchen, nämlich „A la fiera de Mast‘ Andrè“ wird das Album eröffnet – und Folien (Mehrzahl von „Folia“) sind traditionelle Tänze, wo es mitunter auch ein wenig wilder zugehen kann. [Die Bezeichnung „Tarantella“ erfand angeblich jemand, der sah, wie ein anderer zu solcher Musik wild, „wie von der Tarantel gestochen“, herumtanzte, während bei einer Folia die Verrücktheit – italienisch follia – im Namen mitschwingt.] Dazwischen finden sich auch langsame, getragene Lieder, wie etwa „Dormite o pupille“:
1. Traditional song 18th century – A la fiera de Mast’Andrè (Tarantella)
2. Andrea Falconieri 1585/6–1656 – O vezzosetta (Aria sopra la Ciaccona) – L’Eroica
3. Pietro Andrea Ziani 1616–1684 – Dormite o pupille
4. Francesco Provenzale 1632–1704 – Cuccopinto de st’arma
5. Traditional 18th century – Lo Guarracino (Tarantella)
6. Rodolfo Falvo 1873–1937 (text: Enzo Fusco 1899–1951) – Dicitencello vuje!
7. Antonio Farina fl.1675 – Se dormi, ben mio from Serenata: Cinzia dolente
8. Cristoforo Caresana c.1640–1709 – La Tarantella from La Tarantella 1675
9. Traditional song 18th century – Raziella
10. Pietro Antonio Giramo fl.1619–c.1630 – Chi vidde più lieto
11. Giovanni Legrenzi 1626–1690 – Con cent’occhi from Totila 1677
12. Andrea Falconieri – Il Spiritillo Brando
13. Pietro Antonio Giramo – La Pazza
14. Cristoforo Caresana – La Veglia: Una dama, la più fortunata – Ballo detto la Barrera – Non è vero
15. Cristoforo Caresana – La Veglia: Basti, sospenda il ballo
16. Cristoforo Caresana – La Veglia: Dormi o ninno
17. Cristoforo Caresana – La Veglia: Silenzio o voci
18. Cristoforo Caresana – La Veglia: Gioca al ombre il mio bel sole
19. Sigismondo d’India c.1582–1629 – Sfere fermate
20. Cristoforo Caresana – La Pastorale from Serenata 1673
21. Luigi Rossi c.1597–1653 – Che più far degg’io
22. Pietro Andrea Ziani – Aure voi che sussurrate
23. Pietro Antonio Giramo – Il Pazzo
24. Traditional 18th century – Fenesta che lucive (Lamento funebre)
Das Booklet informiert uns, dass in Neapel als einer „Hauptstadt der Musik“ im 17. Jahrhundert, die „Grenzen zwischen Kunstmusik und Volksmusik, zwischen profaner und geistlicher Musik, zwischen Kirche, Palast und Straße […] so fließend und durchlässig wie sonst nirgendwo“ waren. Entsprechend ist das Programm keine dröge Kost, dazu bestimmt, ein paar spezialisierte Musikwissenschaftler in Verzückung zu versetzen. Stattdessen steht hier die Freude an der Musik im Vordergrund, die Lieder sind oft mitreißend und eingängig, und bei vielen der Stücke kann man sich vorstellen, dass sie in irgendeiner Form auch in Neapels Straßen zu hören waren – wenn auch vermutlich nicht ganz so virtuos dargeboten wie hier.
Verantwortlich für das Konzept des Albums ist die österreichische Lautenistin Christina Pluhar. [Das Ganze erinnert übrigens ein wenig an Projekte von Gregorio Paniagua (etwa „La Folia de la Spagna“ oder „Tarentule-Tarentelle“).] Viele der Stücke der oft kaum bekannten Komponisten – schon mal was von Antonio Farina oder Cristofaro (Cristoforo?) Caresana gehört? – hat sie selbst in neapolitanischen Manuskripten ausgegraben, die meisten hat sie für ihr Ensemble auch arrangiert. Das Album wurde unter Pluhars Leitung 2021 unter Corona-Bedingungen eingespielt, und zwar mit dem Alte-Musik-Ensemble L’Arpeggiata sowie acht Sängern / Sängerinnen:
• Céline Scheen – Sopran
• Bruno de Sá – Sopran (männl.)
• Luciana Mancini – Mezzo-Sopran
• Vincenzo Capezzuto – Alt (männl.)
• Valer Sabadus – Countertenor
• Alessandro Giangrande – Tenor
• Zachary Wilder – Tenor
• João Fernandes – Bass
Hervorzuheben ist das liebevoll gestaltete und sehr umfangreiche Booklet (das PDF-Dokument hat 61 Seiten), das auch die Texte der Lieder enthält – und zwar im Original sowie auf Deutsch, Englisch und Französisch. So kann man die teils (aber-) witzigen Texte verstehen, ohne Italienisch-Profi zu sein. Last but not least ist das Album auch in klangtechnischer Hinsicht ein Genuss.
Bene. Zeit für ein paar Hörbeispiele, die glücklicherweise auf Youtube verfügbar sind. Bei Interesse findet ihr dort mehr, ich beschränke mich auf zwei (ist ohnehin schon ein bisschen lang geworden).
Als erstes habe ich eines der Highlights des Albums ausgewählt, und zwar
„Lo Guarracino“ („Das Schwalbenschwänzchen“)
über einen Fisch auf Brautschau, der sich an eine Sardine ranmacht und damit eine Massenkeilerei unter verschiedensten Meeresbewohnern auslöst.
Zum Abschluss, nach der ganzen Aufregung, noch ein Wiegenlied: