Manchmal schlägt die Zeit gnadenlos zu. Diese LP von Vangelis hatte ich schon seit längerem auf dem Plan, da aber die Vormonate schon belegt waren, war sie für diesen Monat vorgesehen. Nun wird diese "Wiederhören-Review" leider zu einem Nachruf auf einen Musiker, der zumindest in den 70ern grandiose Alben herausbrachte.
Vangelis - Earth
1. Come on 2:09'
2. We were all uprooted 6:48'
3. Sunny earth 6:38'
4. He-o 4:09'
5. Ritual 2:45'
6. Let it happen 4:20'
7. The city 1:17'
8. My face in the rain 4:19'
9. Watch out 2:59'
10. A song 3:32'
Vangelis Papathanassiou: keyboards, percussion, tablas, flute, background vocals
Anargyros Koulouris: guitars, flute, lute, backing vocals
Robert Fitoussi: bass, vocals
Warren Shapovitch: narration on"We were all uprooted" & "A Song"
Ich kann es sehr kurz machen, auf den BBS schrieb ich damals: "Für mich eine der besten Vangelisplatten überhaupt."
Daran hat sich nichts geändert, eher im Gegenteil, sie ist in meiner Rangliste immer weiter nach oben geklettert, dies ist eine meiner Inselplatten geworden. Ich kenne kaum eine LP/CD, die einen für mich so perfekten Flow hat. Selbst jetzt, wo ich hier schreibe und die Aufnahme "nebenbei" läuft, möchte ich am Liebsten sofort damit aufhören, mir den Kopfhörer überstülpen und lauschen.
Ich war 16 als ich die LP zum ersten Mal hörte. Zu der Zeit war ich schon völlig von Keyboards, Synthies und Tasten fasziniert. Ich kann mich noch an die Anzeige im Musik Express erinnern, wo ALBEDO 0.39 von ihm angepriesen wurde. Ein Grieche und Keyboardmagier? Das war für mich damals völlig exotisch, kamen doch die beiden einzigen Keyboardmagier aus UK. Aber das Cover und der Name.....Ein Titel aus der Astronomie und Keyboards, das war sicher was für mich. Also den großen Bruder beschwatzt (er hatte mehr Geld) und diesen überzeugt, sich ALBEDO 0.39, und eben EARTH zu kaufen, was in einer Kleinstadt nicht so einfach war (bestellen und warten, warten, warten).
EARTH ist die erste "richtige" Soloplatte von ihm. 1970 erschien zwar der Soundtrack "Sex Power", aber das war halt nur ein Soundtrack. Diese LP entstand 1973 nach dem Ende von Aphrodites Child. Immerhin war mit Anargyros Koulouris ein weiterer EX-AC-dabei.
Musikalisch wandelt Vangelis noch in den traditionelleren Rockbereichen. Es gibt es keine reinen Synthieorgien, sondern "klassische" Rockmusik mit sehr vielen folkloristischen Elementen. Das er auch damals schon sehr melodisch-soundtrackmäßige Songs schreiben konnte, zeigt er ebenfalls.
Come on schon der Opener ist ein schmissiger Stampfer. Er lebt eigentlich nur von Koulouris Rockgitarre, der Rhythmus ist stampfend-monoton und das gesungene "Come on" nur Zierde. Das Ganze endet dann auch abrupt mit einem Donnerschlag, der
We Were All Uprooted einleitet. Es regnet und ein eher ruhiger, fließender Bass und Percussion verbreiten eine für mich herbstliche Stimmung. Dazu kommt die sonore Stimme Shapovitchs; er rezitiert ein kurzes Gedicht. Danach wird es instrumental fließend. sanfte Keyboardflächen, Klänge einer Laute und dezente Percussion begleiten den Herbstschauer. Ein weiterer Höhepunkt der LP.
Sunny Earth ist ein Titel, der nicht von Vangelis, sondern vom Gitarristen stammt. Hier erklingt Stammesgesang zu Pauken, bevor wieder die Laute einsetzt und das Ganze in Richtung griechische Folklore zu driften scheint. Mittendrin wandelt sich der Song aber, während nach und nach alles verstummt brilliert eine weitere Lautenspur mit einem längeren Solo, im Hintergrund schwebt leise das Mellotron ein und Tablas setzen die Akzente und schwupps geht es immer flotter voran, wie ein Tanz im Frühling, der sich zum Ende in ein himmlisches Finale emporschwingt. um mit
He-O wieder Richtung Folk-Rock zu wechseln. Hier zeigt Vangelis sparsame, aber schöne E-Pianoeinlagen. Damit wäre die ursprüngliche erste LP-Seite beendet.
Die 2. Seite wurde mit Ritual eröffnet. Ein weiterer Ethnosong: Männer- und Frauenstimmen huldigen im Tempel, dazu die Trommel bis die Oberpriesterin eintritt. Das Ganze garniert mit E-Pianotönen. Abrupt endet das Ritual und Let it happen startet mit Zimbeln. Dies ist ein eingängiges Stück, das auch gut von der Vorgängerband stammen könnte. Auch hier brilliert Vangelis im längeren Instrumentalteil am E-Piano.
The City ist ein kurzes Instrumental, das schon die typischen Eigenschaften seines späterten Schaffens zeigt, sanft fließende Sounds schweben im Hintergrund, die Melodie ist auch eher getragen und dezent. Viele seiner Soundtrackarbeiten beruhen auf diesem Schema.
My face in the rain ist wieder ganz in der Tradition von Aphrodites Child. Eine ruhige Ballade, die ab der Mitte wieder zu einem dezent dahinschwebenden Klangteppich mutiert.
Watch out greift die erste Seite auf und bringt wieder die Laute in den Vordergrund. Motivisch gibt es Ähnlichkeiten zu SUNNY EARTH
A song bildet den Abschluss der LP. Textlose Männerstimme auf Orgel- / Mellotronklängen gelegt bis ab der Mitte Herr Shapovitch wieder ein Gedicht vorträgt. Vom Text her wohl noch von der Hippiebewegung beeinflußt. Hier nimmt Vangelis schon "So Long, ago so clear" vom Album "Heaven & Hell" vorweg.
Fazit: Die erste Seite ist für mich perfekt, die zweite gut bis sehr gut. Laut WIKI-Eintrag zu dieser Aufnahme gab es 1974 eine Single mit zwei weiteren Stücken aus den Aufnahmesessions. Diese wurden unter dem Gruppennamen ODYSSEY veröffentlicht. Die A-Seite "WHO" stammt vom Sänger, die B-Seite "Sad face" von Vangelis. Ersterer ist ein gefälliger Popsong, der andere eine Cheesy Instrumentalnummer. Beide passen überhaupt nicht zu den anderen Songs der LP. Also Schwamm drüber
Eigentlich müsste ich ALBEDO 0.39 auch gleich mit besprechen, aber dann würde es hier zu lang. Aber diese 2 Platten sind für mich die ultimaten Aufnahmen von ihm. Vangelis wäre was für eine Besprechung in unserem Thread Pflicht-/Qualitäts- oder Fehlkauf. Wer mag?
Und ich gönne mir noch eine zweite Runde unter dem Kopfhörer
trurl
Vangelis - Earth
1. Come on 2:09'
2. We were all uprooted 6:48'
3. Sunny earth 6:38'
4. He-o 4:09'
5. Ritual 2:45'
6. Let it happen 4:20'
7. The city 1:17'
8. My face in the rain 4:19'
9. Watch out 2:59'
10. A song 3:32'
Vangelis Papathanassiou: keyboards, percussion, tablas, flute, background vocals
Anargyros Koulouris: guitars, flute, lute, backing vocals
Robert Fitoussi: bass, vocals
Warren Shapovitch: narration on"We were all uprooted" & "A Song"
Ich kann es sehr kurz machen, auf den BBS schrieb ich damals: "Für mich eine der besten Vangelisplatten überhaupt."
Daran hat sich nichts geändert, eher im Gegenteil, sie ist in meiner Rangliste immer weiter nach oben geklettert, dies ist eine meiner Inselplatten geworden. Ich kenne kaum eine LP/CD, die einen für mich so perfekten Flow hat. Selbst jetzt, wo ich hier schreibe und die Aufnahme "nebenbei" läuft, möchte ich am Liebsten sofort damit aufhören, mir den Kopfhörer überstülpen und lauschen.
Ich war 16 als ich die LP zum ersten Mal hörte. Zu der Zeit war ich schon völlig von Keyboards, Synthies und Tasten fasziniert. Ich kann mich noch an die Anzeige im Musik Express erinnern, wo ALBEDO 0.39 von ihm angepriesen wurde. Ein Grieche und Keyboardmagier? Das war für mich damals völlig exotisch, kamen doch die beiden einzigen Keyboardmagier aus UK. Aber das Cover und der Name.....Ein Titel aus der Astronomie und Keyboards, das war sicher was für mich. Also den großen Bruder beschwatzt (er hatte mehr Geld) und diesen überzeugt, sich ALBEDO 0.39, und eben EARTH zu kaufen, was in einer Kleinstadt nicht so einfach war (bestellen und warten, warten, warten).
EARTH ist die erste "richtige" Soloplatte von ihm. 1970 erschien zwar der Soundtrack "Sex Power", aber das war halt nur ein Soundtrack. Diese LP entstand 1973 nach dem Ende von Aphrodites Child. Immerhin war mit Anargyros Koulouris ein weiterer EX-AC-dabei.
Musikalisch wandelt Vangelis noch in den traditionelleren Rockbereichen. Es gibt es keine reinen Synthieorgien, sondern "klassische" Rockmusik mit sehr vielen folkloristischen Elementen. Das er auch damals schon sehr melodisch-soundtrackmäßige Songs schreiben konnte, zeigt er ebenfalls.
Come on schon der Opener ist ein schmissiger Stampfer. Er lebt eigentlich nur von Koulouris Rockgitarre, der Rhythmus ist stampfend-monoton und das gesungene "Come on" nur Zierde. Das Ganze endet dann auch abrupt mit einem Donnerschlag, der
We Were All Uprooted einleitet. Es regnet und ein eher ruhiger, fließender Bass und Percussion verbreiten eine für mich herbstliche Stimmung. Dazu kommt die sonore Stimme Shapovitchs; er rezitiert ein kurzes Gedicht. Danach wird es instrumental fließend. sanfte Keyboardflächen, Klänge einer Laute und dezente Percussion begleiten den Herbstschauer. Ein weiterer Höhepunkt der LP.
Sunny Earth ist ein Titel, der nicht von Vangelis, sondern vom Gitarristen stammt. Hier erklingt Stammesgesang zu Pauken, bevor wieder die Laute einsetzt und das Ganze in Richtung griechische Folklore zu driften scheint. Mittendrin wandelt sich der Song aber, während nach und nach alles verstummt brilliert eine weitere Lautenspur mit einem längeren Solo, im Hintergrund schwebt leise das Mellotron ein und Tablas setzen die Akzente und schwupps geht es immer flotter voran, wie ein Tanz im Frühling, der sich zum Ende in ein himmlisches Finale emporschwingt. um mit
He-O wieder Richtung Folk-Rock zu wechseln. Hier zeigt Vangelis sparsame, aber schöne E-Pianoeinlagen. Damit wäre die ursprüngliche erste LP-Seite beendet.
Die 2. Seite wurde mit Ritual eröffnet. Ein weiterer Ethnosong: Männer- und Frauenstimmen huldigen im Tempel, dazu die Trommel bis die Oberpriesterin eintritt. Das Ganze garniert mit E-Pianotönen. Abrupt endet das Ritual und Let it happen startet mit Zimbeln. Dies ist ein eingängiges Stück, das auch gut von der Vorgängerband stammen könnte. Auch hier brilliert Vangelis im längeren Instrumentalteil am E-Piano.
The City ist ein kurzes Instrumental, das schon die typischen Eigenschaften seines späterten Schaffens zeigt, sanft fließende Sounds schweben im Hintergrund, die Melodie ist auch eher getragen und dezent. Viele seiner Soundtrackarbeiten beruhen auf diesem Schema.
My face in the rain ist wieder ganz in der Tradition von Aphrodites Child. Eine ruhige Ballade, die ab der Mitte wieder zu einem dezent dahinschwebenden Klangteppich mutiert.
Watch out greift die erste Seite auf und bringt wieder die Laute in den Vordergrund. Motivisch gibt es Ähnlichkeiten zu SUNNY EARTH
A song bildet den Abschluss der LP. Textlose Männerstimme auf Orgel- / Mellotronklängen gelegt bis ab der Mitte Herr Shapovitch wieder ein Gedicht vorträgt. Vom Text her wohl noch von der Hippiebewegung beeinflußt. Hier nimmt Vangelis schon "So Long, ago so clear" vom Album "Heaven & Hell" vorweg.
Fazit: Die erste Seite ist für mich perfekt, die zweite gut bis sehr gut. Laut WIKI-Eintrag zu dieser Aufnahme gab es 1974 eine Single mit zwei weiteren Stücken aus den Aufnahmesessions. Diese wurden unter dem Gruppennamen ODYSSEY veröffentlicht. Die A-Seite "WHO" stammt vom Sänger, die B-Seite "Sad face" von Vangelis. Ersterer ist ein gefälliger Popsong, der andere eine Cheesy Instrumentalnummer. Beide passen überhaupt nicht zu den anderen Songs der LP. Also Schwamm drüber
Eigentlich müsste ich ALBEDO 0.39 auch gleich mit besprechen, aber dann würde es hier zu lang. Aber diese 2 Platten sind für mich die ultimaten Aufnahmen von ihm. Vangelis wäre was für eine Besprechung in unserem Thread Pflicht-/Qualitäts- oder Fehlkauf. Wer mag?
Und ich gönne mir noch eine zweite Runde unter dem Kopfhörer
trurl