Der am 29.10.1974 in Memphis, Tennessee geborene ERIC GALES hat in seinem Leben schon eine Menge Höhen und Tiefen durchlitten. Mit 16 Jahren als Wunderkind und neuer JIMI HENDRIX (der wievielte eigentlich?) gefeiert brachte er sein Debütalbum „The Eric Gales Band“ heraus. Gemeinsam mit dem Nachfolger „Picture Of A Thousand Faces“ steht dies auch beim Rezensenten, da dieser eine Vorliebe für kräftigen Black Rock im Sinne von LIVING COLOUR, MOTHER’S FINEST oder 24-7 SPYZ hat. Tatsächlich war das auch eher leicht bläulich gefärbter Hard Rock, den der junge GALES spielte, so im Sinne von ROBIN TROWER.
Mit der Zeit kam dann immer mehr der Blues in den Vordergrund, den GALES mit großer Hingabe und Leidenschaft interpretiert, was ihm große Reputation in der Gitarristenszene und Auftritte mit CARLOS SANTANA, ZAKK WYLDE oder ERIC JOHNSON bescherte. Gleichzeit war er sich durch seine Drogensucht immer selbst im Weg, so dass es nie zum ganz großen Durchbruch kam.
Der absolute Tiefpunkt seiner selbstzerstörerischen Seite war eine Haftstrafe im Jahre 2009 im Shelby County Correction Center wegen Drogen- und Waffenbesitzes. Trotzdem hat er es bis zum Jahr 2018 auf insgesamt 17 eigene Alben gebracht und hat auch bei mehreren anderen Projekten mitgewirkt.
Der endgültige Wendepunkt und der Startschuss für eine bessere, nüchterne Zukunft kam 2019 durch das Wiedersehen mit JOE BONAMASSA. Dieser war 25 Jahre zuvor als support für die ERIC GALES BAND auf der Bühne, danach hatte man sich aus den Augen verloren und die Karriere von BONA MASSA nahm bekanntlich einen etwas anderen Verlauf als die von GALES.
Die gemeinsamen Auftritte waren endgültig die Reset-Taste für GALES und münden schließlich in dem nun vorliegenden Album „Crown“.
Der Titel deutet es schon an: es ist die selbstbewusste Rückkehr eines Gitarristen, der endlich den ihm gebührenden Platz einnehmen möchte – zwar nicht an der Spitze, aber doch in der Riege der absoluten Genregrößen. Gleichzeitig ist es das persönlichste Album, mit der Aufarbeitung des Drogenmissbrauchs und dem Sieg der Nüchternheit („Death Of Me, Survivor), ebenso wie der Überwindung einer schweren Covid-Erkrankung, die GALES und seine Frau 2020 schwer zusetzte. Seitdem reagiert der Musiker auch ziemlich wütend, wenn jemand versucht, diese Krankheit herunterzuspielen
Stilistisch ist GALES hier so breit aufgestellt wie nie zuvor, es gibt Texas Blues im Sinne von STEVIE RAY VAUGHAN, natürlich Anklänge an JIMI HENDRIX aber auch Verwandtes zur Musik von KING’S X (GALES hatte ja auch ein Projekt mit DUG PINNICK am Start und teilt zudem den christlichen Glauben mit der texanischen Band). Dazu erklingt natürlich auch krachender Bluesrock, ebenso wie funkige (I Want My Crown – einschließlich Gitarrenduell mit BONAMASSA; man achte auf das Kennzeichen des Fahrzeugs im dazugehörigen Video; oder Let Me Start With This) oder soulige Klänge (Take Me Just As I Am mit seiner fantastischen besseren Hälfte LaDonna).
Vor allem auch ist „Crown“ ein politisches Album. Nicht nur gibt es mit Stand Up ein Statement gegen Rassismus und Diskriminierung, der Startschuss zu diesem Album fiel durch den Tod von George Floyd am 25.05.2020. Einen Tag nach den unseligen Ereignissen von Minneapolis begann der aufgewühlte GALES die ersten Songentwürfe für „Crown“ zu notieren.
Neben GALES und den Produzenten JOE BONAMASSA und JOSH SMITH finden sich auch Songs von TOM HAMBRIDGE, JAMES HOUSE oder KEB MO auf dem Album.
Gales äußert sich selbst wie folgt: „Diese Songs…handeln von meinem Leben und das, was gerade in der Welt passiert. Mit diesem Album teile ich meine privaten Kämpfe und Erfahrungen als schwarzer Mann mit meinen Hörern. Wenn ich spiele, ist der Kern immer der Blues, und auf diesem Album gehen wir durch einen Themenpark des Blues und erforschen alle Arten des Blues. Wir besuchen das Karussell, die Autoscooter, die Wasserbahnen, die Imbissbuden und kommen alle mit einem Lächeln heraus.“
Da JOE BONAMASSA nicht nur (mit-)produziert hat, sondern mit seiner Band auch als Musiker mitwirkt, ist der Sound des Albums entsprechend kraftvoll und voluminös. Dies passt, wie ich finde, perfekt zu diesem vitalen Lebenszeichen von ERIC GALES.
Video I Want My Crown: https://www.youtube.com/watch?v=PjtosbQC4_g
Video Stand Up: https://www.youtube.com/watch?v=DJHLkLOFEVA
Video: You Don’t Know The Blues: https://www.youtube.com/watch?v=2Y1Vh4zo88s
Audio-Video: Take Me Just The Way I Am: https://www.youtube.com/watch?v=0HMyY2aaws8
Audio-Video: Too Close To The Fire: https://www.youtube.com/watch?v=HLoA2zC3n8k
Eric Gales
Crown, Provogue Records/Mascot Labels Group, 2022
Eric Gales Vocals & Guitar
Joe Bonamassa Rhythm Guitar
Michael Rhodes Bass
Greg Morrow Drums
LeMar Carter Drums
J.D. Simo Rhythm Guitar
David Cohen Accordeon
Jade McCrae, Kim Fleming
DeVonne Fowlke, Xavier Rucker Backing Vocals
LaDonna Gales Vocals (on Take Me Just As I Am)
Spieldauer:64:45 Minuten
01. Death Of Me
02. The Storm
03. Had To Dip
04. I Want My Crown
05. Stand Up
06. Survivor
07. You Don’t Know The Blues
08. Rattlin‘ Change
09. Too Close To The Fire
10. Put That Back
11. Take Me Just As I Am
12. Cupcakin‘
13. Let Me Start With This
14. I Found Her
15. My Own Best Friend
16. I Gotta Go