Randy California - Kapt. Kopter and the (Fabulous) Twirly Birds
VÖ: 5. Januar 1972
Tracklist:
1.. Downer 5:36
2. Devil 4:13
3. I Dont Want Nobody (Stu Gardner) 4:28
4. Day Tripper (Lennon/McCartney) 2:59
5. Mother And Child Reunion (Paul Simon) 2:53
6. Things Yet To Come (V. Phillips/Lenny Lee Goldsmith) 8:13
7. Rain (Lennon/McCartney) 8:39
8. Rainbow 3:32
Gesamt: 40:33
Ich denke, so wie mir wird es dem/der einen oder anderen hier auch bereits irgendwann einmal ergangen sein. Man kauft eine Platte, wahrscheinlich durch Empfehlung aus dem Freundeskreis oder einen euphorischen Bericht einer Musikgazette, legt sie dann direkt zu Hause auf und denkt sich „was ist denn das?“. Im besten Fall hört man die Scheibe noch ganz durch und schiebt sie dann zurück in den Plattenschrank und vergisst sie, oder, so bei mir geschehen, quält sich durch die erste Seite und gibt dann bereits auf. Obwohl dieses Ereignis knapp 40 Jahre her ist, habe ich noch gute Erinnerungen daran. Warum, kann ich nicht erklären, handelt es sich hier doch keineswegs um ein „Must-Have-Album“.
Dies ist mir, nach meiner Erinnerung, allerdings lediglich einmal passiert und zwar mit der Platte die ich euch hier heute vorstelle. Es geht also um Randy California, einigen hier bestimmt bekannt durch sein Mitwirken bei Spirit. Diese Band habe ich erst spät hier durch den Zirkus entdeckt (ich glaube es war vor etwa 6-7 Jahren) und mir dann direkt ihre 5er-CD-Box bestellt wo alle wichtigen Alben enthalten sind.
Erst neulich nahm ich mir wieder einige CDs aus der Box vor. Somit tauchte dann auch erneut der Randy auf und ich erinnerte mich schwach, dass ich mir vor Urzeiten sein Soloalbum zugelegt hatte. Eine Erinnerung an die Musik hatte ich aber nicht mehr, ich war mir nur sicher, dass ich diese damals sehr merkwürdig fand. Den Kauf kann ich vorsichtig auf das Jahr 1982/83 schätzen, das war die Zeit wo ich den Führerschein gemacht hatte und Vater mir mein erstes Auto (einen roten Ford Escort 1,6l) sponsorte. Damit wurde dann öfters Köln, und hier insbesondere der für ein Landei so faszinierende Saturn (damals natürlich noch ein Familienunternehmen mit einer unglaublich riesigen Plattenabteilung) angefahren. Diese Platte wurde auf jeden Fall dort erworben, klebt doch immer noch das Preisschild mit dem damals Saturn-typischen Buchstaben (in diesem Fall ein K) als Preisauszeichnung auf der Rückseite.
Als ich diese dann jetzt im Plattenschrank wiederfand nahm ich all meinen Mut zusammen und führte sie meinem Thorens zu. Und ja, ich habe durchgehalten und beide Seiten komplett durchgehört. Danach konnte ich aber nachvollziehen warum mich die Musik als 18-/19jähriger nicht angesprochen hat. Auch jetzt habe ich mit einigen Stücken der Platte so meine Schwierigkeiten. Dabei ist der Einstieg absolut vielversprechend.
„Downer“ steht sehr unter dem Einfluss von Hendrix (was nicht verwundert, da bei den Aufnahmen auch Noel Redding mitwirkte und Randy und Jimi gut befreundet waren seit sie gemeinsam bei Jimmy James and the Blue Flames spielten) beginnt mit einem markanten Riff und wird dann von den Drums sehr treibend nach vorne gepuscht. Es wird nur sparsam gesungen und zwischendurch steuert Randy immer wieder interessante Riffs bei. Im Mittelteil wird es dann kurz psychedelisch, kurzum ein klasse, auf den Punkt gebrachter, Song.
„Devil“ beginnt verhalten, wieder ein memorables Riff, der Gesang scheint aus dem Off zu kommen, es werden verschiedene Effektgeräte ausprobiert was aber der Geschlossenheit des Songs nicht schadet. Auch hier: Daumen hoch!
„I don’t want nobody“ nimmt dann wieder an Fahrt auf, wieder erfreuen Hendrix-Riffs den Gitarren-Fan, allerdings ist der aufdringliche Background-Chor nur schwer zu ertragen und der Song kommt irgendwo nicht so recht vom Fleck. Dummerweise wird das Ganze auf 4:22 min gestreckt. Daher: Daumen wieder runter.
Das Beatles-Cover „Day tripper“ fällt gegenüber dem Original deutlich ab, Randy gelingt es nicht irgendwelche eigenständige Ideen zu entwickeln.
Gleiches lässt sich über das Paul Simon Stück „Mother and Child Reunion“ vermelden – dies wird natürlich im Gegensatz zum Paul heavy gespielt, reißt mich aber nicht vom Hocker.
Dann kriegt Randy auf Seite 2 aber kurzzeitig wieder die Kurve. Zwei Longtracks (8 Minüter!) knüpfen an die ersten beiden Stücke an, wobei „Things yet to come“ (auch ein Cover) der wesentliche bessere Longtrack ist. Wieder setzt Drummer Ed Cassidy mit seinem treibenden Schlagwerk-Spiel tolle Akzente, wenig Solo- und passender (weiblicher) Background-Gesang setzen den Rahmen, die Gitarre hält sich auch im Hintergrund - im Kern geht das Lied aber als Instrumental durch und wird auf der Strecke alles andere als langweilig.
„Rain“ (ein weiteres Lennon/McCartney-Cover) beginnt als besoffen wirkender Country-Rocker, ab 1.30 min setzt verzerrter Gesang ein, später kommt dann eine verzerrte Gitarre und verschiedene Effekte hinzu, was aber nicht verhindert, dass der Song nur so vor sich hindümpelt, möglicherweise soll das der Acid-Rock sein der in verschiedenen Artikel in Verbindung mit dem Album gebracht wird. Es erfordert starke Nerven, um die 8:39 min zu überstehen.
Und was folgt nach „Rain“ – natürlich der „Rainbow“, Abschlußsong und noch mal ein recht akzeptabler Beitrag.
Aus heutiger Sicht gesehen kein Highlight der 70er, aber eine durchaus interessante Platte mit drei absolut starken Stücken (5 von 5 Punkten), kurioserweise sind zwei davon aus seiner Feder (von insgesamt nur drei auf dem ganzen Album) zwei eher mittelmäßigen (2,5 – 3 von Punkten) und leider drei ziemlichen Ausfällen (maximal 1 von 5 Punkten). Aber hier und da werde ich das Werk mit Sicherheit noch einmal auflegen, zumal die LP auch in einem tadellosen Zustand ist, was nicht verwundert, da sie ja nach fast 40 Jahren quasi jungfräulich war.
In verschiedenen Internetbeiträgen wird die Platte im Übrigen in den Bereich Acid-/Psychedelic Rock eingeordnet, kann ich so unterstreichen, einige Stücke führen tatsächlich zu einer Bewusstseinserweiterung.
Zum Album:
Kapt. Kopter and the (Fabulous) Twirly Birds wurde nach Randy Californias Ausstieg bei Spirit aufgenommen und veröffentlicht. Die vierte LP von Spirit, "Twelve Dreams of Dr. Sardonicus" erreichte zwar die Charts, brauchte aber aus Sicht der Musiker unangemessen lange, um Beachtung zu finden. Nach dem Weggang von Jay Ferguson und Mark Andes Anfang 1971 rekrutierte Spirit John Arliss (und später John Fine) am Bass und nahm im März 1971 die Live-Shows wieder auf. Randy California wurde jedoch immer unzufriedener und verließ die Band im Juli 1971, zusammen mit dem Bassisten John Fine.
Danach verbrachte Randy einen Großteil seiner Zeit mit Jamsessions mit verschiedenen Musikern in Topanga Canyon Clubs, insbesondere in einem Club namens The Corral. Einige der Musiker, die bei diesen Jamsessions auftraten, sowie Noel Redding (unter dem Pseudonym "Clit McTorius"), Leslie Sampson (der Schlagzeuger von Noels Band Road, unter dem Pseudonym "Henry Manchovitz") und Ed Cassidy (als "Cass Strange"), arbeiteten schließlich mit Randy zusammen, als dieser 1972 begann, Solomaterial aufzunehmen.
Parallel dazu gründete er eine Tourneeband unter dem Namen Kapt. Kopter and the (Fabulous) Twirly Birds. Die Gruppe, zu der Ed Cassidy am Schlagzeug und Larry Knight am Bass gehörten, unterstützte das Album durch Auftritte in der Umgebung von Los Angeles, darunter auch einige Auftritte für den Radiosender KPFK.
Die Meinungen der Kritiker zu diesem Album sind gemischt. William Ruhlmann, der das Album für AllMusic rezensierte, schrieb, dass die Coversongs "fast unerkennbare Rahmen für Randys Improvisationen wurden. Wenigstens waren die Covers echte Songs, was man von den Originalen nicht behaupten konnte", bevor er zu dem Schluss kam, dass Kapt. Kopter letztendlich bewiesen hätte, dass California nicht bereit war, von einem Gitarristen, der nur gelegentlich sang und schrieb, zu einer Gruppe aufzusteigen.
Gavin Martin von Classic Rock bemerkte in seiner positiven Rezension, dass das Album die starke spirituelle und musikalische Verbindung zu Jimi Hendrix widerspiegelt, obwohl California hier eine "individuelle, dicht geschichtete" Sensibilität zeigt, die ihn einige Lichtjahre vor der Meute stellt.
Beteiligte Musiker:
Randy California – Vocals, Guitar, Waterbass on "Rainbow", Producer
Charlie Bundy – Bass
Noel Redding (credited as 'Clit McTorius') - Bass on Tracks 1, 6, 7
Larry "Fuzzy" Knight – Bass on track 5
Tim McGovern - Drums
Leslie Sampson (credited as 'Henry Manchovitz') - Drums on tracks 1, 5, 7
Ed Cassidy (credited as 'Cass Strange') - Drums on Tracks 6 and 8
Janet Wolfe, Robin Wolfe - Background Vocals