STEELY DAN - THE ROYAL SCAM (1976)
Trackliste:
01 - Kid Charlemagne 4:38
02 - The Caves Of Altamira 3:33
03 - Don't Take Me Alive 4:18
04 - Sign In Stranger 4:22
05 - The Fez 3:59
06 - Green Earrings 4:05
07 - Haitian Divorce 5:30
08 - Everything You Did 3:54
09 - The Royal Scam 6:31
Wenn ich mich nicht sehr irre, war es Radiomoderator Frank Lauffenberg von SWF 3 der mir in den 80ern STEELY DAN nähergebracht hat. Soweit ich mich erinnere war er ein großer Fan des Duos Donald Fagen und Walter Becker und somit liefen die Alben aus den 70ern oft in seinen Sendungen. Dort kam ich dann auch zum ersten Mal in Berührung des für mich ungewöhnlichen Sounds, den man nie in eine Kategorie richtig einordnen konnte, bedienten sich die beiden doch munter im Rock, Jazz, Soul und anspruchsvollem Pop.
Einmal von dem Sound infiziert, sammelte ich so ab etwa Mitte der 80er alle ihre Alben auf den Plattenbörsen in unserer Gegend ein. Bis auf „Gaucho“ aus 1980 (nur als CD vorhanden) bin ich komplett. Zusätzlich erwarb ich später die Zusammenstellung „Citizen 1972-1980“. Hier befinden sich alle sieben Studioalben chronologisch geordnet auf 4CDs. Natürlich stehen hier auch die 2 Alben nach der Reunion. Kurzum: das Duo hat einen (musikalischen) Stein im Brett bei mir.
Erstaunlich ist daher, dass erst jetzt, nach vielen Jahren, wieder mal eine LP den Weg auf den Plattenteller fand. Dabei handelt es sich um das eher unterschätze 76er Werk „Royal Scam“. Ihre fünfte Platte enthielt mit „Kid Charlemagne“ zwar einen veritablen Hit, wird aber bei der Nennung der SD-Highlights (hier steht für die meisten „Aja“ an erster Stelle) nur selten erwähnt.
Kid Charlemagne
Dass dies ein Fehler ist, stellte ich aber nun bei meiner Wiederentdeckung fest. Die Platte ist für mich ein Knaller. Nachdem sie drei Jahre zuvor auf ihre ursprüngliche Besetzung verzichtet hatten, stellten Fagen und Becker einen Talentpool zusammen, der sich hauptsächlich aus Jazzspezialisten zusammensetzte, die zeigten, dass sie gleichzeitig rocken und swingen konnten, wenn sie dazu inspiriert wurden. Schlagzeuger Bernard "Pretty" Purdie treibt die aufgewühlten Grooves auf den meisten der neun Tracks an und etabliert damit das unruhige Gefühl des Albums, und Larry Carltons atemberaubende Gitarrenarbeit verfeinert die kompositorisch feine Kost.
Man merkt, dass es die Absicht von Fagen und Becker war mit diesem Werk einen ersten Schritt hin zu einem anspruchsvolleren, jazz-orientierten Sound zu finden, den man dann auf „Aja“ und dem letzten Studioalbum vor dem Split „Gaucho“ findet. Aber dieses Album bietet auch einige rasante Rockgitarren bei "Don't Take Me Alive" und etwas Prä-Disco-Funk bei "The Fez". Die Texte sind clever und nicht so typisch stumpfsinnig wie die meisten von Becker/Fagens früheren Arbeiten. Mit dem charmant-bizarren "Haitian Divorce" (mit leichtem Reggae-Rhythmus) versuchen sie sich sogar an einem "Story Song". Aber der absolute Übersong, das Titelstück, kommt ganz zum Schluss. Wahnsinn wie lässig groovend die Band hier zu Werke geht. Unten ist das nachzuhören.
Für mich sind daher ab sofort musikalisch „The Royal Scam“ und „Aja“ die beiden besten Werke der Band. Somit hat diese Wiederentdeckung dann auch für mich eine neue Erkenntnis gebracht.
Ach und, wie bei Steely Dan Standard, ist auch diese Scheibe aufnahme- und klangtechnisch erste Sahne. Auch hier auf der Original-Ausgabe auf ABC Records von 1976.
2 weitere Hörproben:
The Fez
The Royal Scam
The Royal Scam wurde in dieser Besetzung eingespielt:
• Backing Vocals – Clydie King, Michael McDonald, Sherlie Matthews, Tim Schmit, Venetta Fields
• Bass – Chuck Rainey
• Drums – Bernard Purdie, Rick Marotta
• Guitar – Dean Parks, Dennis Dias, Elliot Randall, Larry Carlton
• Guitar, Bass – Walter Becker
• Horns – Bob Findley, Jim Horn, John Klemmer, Plas Johnson, Slyde Hyde
• Keyboards – Don Grolnick, Paul Griffin, Victor Feldman
• Keyboards, Lead Vocals, Backing Vocals – Donald Fagen
• Percussion – Gary Coleman, Victor Feldman
• Producer – Gary Katz
Diskografie:
Can’t buy a thrill (1972)
Countdown to ecstasy (1973)
Pretzel Logic (1974)
Katy Lied (1975)
The Royal Scam (1976)
Aja (1977)
Gaucho (1980)
Alive in America (1995)
Two against nature (2000)
Everything must go (2003)