Die Band Tonton Macoute wurde 1971 von den vier verbliebenen Mitgliedern der in Deutschland und Belgien mäßig erfolgreichen englischen Pop-Rock-Band Windmill gegründet, nachdem deren Sänger und Gitarrist Dick Scott bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam.
Die LP Tonton Macoute sollte das einzige Album der Band bleiben, da das ambitionierte Prog-Label Neon Records, bei dem die Band unter Vertrag stand, bereits nach kurzer Zeit in finanzielle Schwierigkeiten geriet und zusammenbrach und der Sänger Paul French in der Folge die Band verließ.
Tonton Macoute bezeichnet eine mythische Figur, die nahezu universell verbreitet und vergleichbar mit unserem Butzemann ist. Der Tonton (Onkel) entführt Kinder und bestraft sie, indem er sie in einen Sack (Macoute) steckt und für immer verschwinden lässt. Tonton Macoute ist auch die umgangssprachliche Bezeichnung für die haitianische paramilitärische Terrortruppe, die 1959 vom Diktator François „Papa Doc“ Duvalier gegründet wurde. Die Tontons waren äußerst brutal und in der Bevölkerung gefürchtet.
Stellt sich die Frage, wie man auf die Idee kommt, sich den Namen solch unangenehmer Genossen zu geben?
Nun, auch wenn der Name Angst und Terror verheißt, die Musik dafür ist umso lockerer und angenehm. Für mich eine Platte ohne große erkennbare Schwächen, durchgängig schön. Wenn mein Regal nach Genres unterteilt wäre, käme sie in die Schublade „Jazz-inspirierter Prog-Rock“.
Das erste Stück Just Like Stone beginnt verhalten mit kurzen, leisen Harmonien, aufgepeppt durch Flöte und Piano, die zwischendurch auch schon mal kräftiger aufdrehen. Eine erste Kostprobe, dass auch der zum Teil mehrstimmige Gesang passt, gibt’s noch dazu. Ein gelungener Opener, der Lust auf die Fortsetzung macht.
Don’t Make Me Cry dürfte bereits eines der Highlights sein. Keyboards, Bass, aber vor allem das Saxophon eröffnen das Stück in schön jazziger Manier. Und diese drei, Saxophon, Keyboards und Bass jammen wunderbar um die Wette, bevor nach etwa 2 ½ Minuten der Gesang einsetzt, ein wenig mit Hall belegt und wie aus dem Off klingend, um langsam immer präsenter zu werden und schließlich zu explodieren. Etwas leiser wird es wieder, wenn der Bass hinzukommt, um Flöte und Piano den Rhythmus vorzugeben. Dieses Stück entwickelt sich geradezu dramatisch und bietet in den acht Minuten eine unglaubliche Abwechslung. Wirklich jedes Instrument kommt zum Zuge. Das könnte auch zu viel des Guten sein, aber hier fließen die Übergänge perfekt ineinander.
Flying South In Winter klingt zunächst, als stimme sich ein Orchester leise ein. Flöte und eine zarte Glocke erzeugen eine leicht orientalische Stimmung. Diese zarten Disharmonien steigern sich aber schnell zu einem klasse Instrumental. Wieder bekommt jedes Instrument seinen Raum, und trotzdem wirkt das Ganze wie aus einem Guss.
Dreams beginnt mit leisem Glockenspiel. Für eine leicht atmosphärische Stimmung sorgen das Vibraphon und die akustische Gitarre. Schnell setzt aber der wieder zum Teil mehrstimmige und mit leichtem Hall belegte Gesang ein und übernimmt die Führung. Bevor man sich aber voll in seinen Träumen verliert, holen einen nach 2 ½ Minuten die fetzenden Gitarren zurück auf die Erde. Dieses Stück unterscheidet sich von den ersten insofern, als dass es deutlich text-lastiger ist.
You Make Me Jelly Roll beginnt wunderschön be-swingt und erinnert mich ein wenig an das Pink Panther Intro. Der Fokus liegt hier anfänglich auf Gesang und Klavier, bis nach ca. 3 Minuten ein jazziger Instrumentalteil beginnt. Nun gibt der Bass die Linie vor, allerdings scheint das Saxophon seinen eigenen Weg gehen zu wollen und tönt immer wieder mit ordentlichen Disharmonien dazwischen. Das Piano scheint vermitteln zu wollen. Nach ca. sieben Minuten mischt sich wieder der Gesang ein und bringt das Ganze zu einem guten Abschluss. Sicherlich der eigenwilligste Song auf dieser Platte.
Natural High ist ein zweiteiliges Stück. Hervorzuheben ist der stark klassisch inspirierte Beginn von Part 1. Man hört eine schöne Solo-Klaviermelodie, bevor Orgel, Klarinette und Schlagzeug dazukommen, um zu einer jazzigen Reise aufzubrechen und langsam Fahrt aufzunehmen. Ergänzt wird das Ganze durch kurze, eingängige Gesangeinlagen. Beendet wird Part 1 mit einem schnellen, barocken Klavierteil, das leider ziemlich abrupt und ein wenig uninspiriert ausgeblendet wird. Part 2 ist ein schnelles Stück, welches von Klarinette und Scat-Gesang dominiert wird. Auch hier ein relativ schnelles Ende.
Natural High stellt für mich ein weiteres Highlight dar, trotz einiger Kritik, die bei dem Stück anzubringen wäre. So erschließt sich mir beispielsweise nicht ganz, warum es Part 1 und Part 2 gibt. Ich höre zwei völlig eigenständige Stücke. Auch hätte ich mir jeweils spannendere Schlussakkorde gewünscht. Fast erscheint es mir, als wären schlussendlich die Ideen ausgegangen.
Hörproben :
A1 Just Like A Stone - 6:30
A2 Don't Make Me Cry - 8:48
A3 Flying South In Winter - 6:26
B1 Dreams - 3:57
B2 You Make My Jelly Roll - 7:58
B3 Natural High Part 1 - 6:55
B4 Natural High Part 2 - 3:53
Hinter Tonton Macoute verbergen sich folgende Musiker:
Paul French: Keyboard, Gesang
Chris Gavin: Bass-, Akustik- und E- Gitarre
Dave Knowles: Saxophon, Flöte, Klarinette, Gesang
Nigel Reveler: Schlagzeug, Percussion
Obwohl ich mit Jazz nicht allzu viel am Hut habe, gefiel und gefällt mir dieses Album sehr gut. Es zählt für mich zu den Meilensteinen der 70er, auch wenn die Band nicht zu den ganz Großen gezählt wird. Man hört bei Tonton Macoute lockere, leichte und entspannte Töne - selten etwas frickeliger, immer wieder aber auch recht melodisch. Die ganz Platte strahlt gute Laune aus. Die langen instrumentalen Passagen zeigen, dass die Musiker ihre Werkzeuge beherrschen. Die Gesangsfraktion gehört sicherlich nicht zu den allerersten ihres Faches. Aber die Stimmen passen hervorragend zur Instrumentierung und ins musikalische Gesamtbild.
Schade dass die Band so früh auseinanderging.
Bleibt noch zu erwähnen, dass die Original-LP heute für relativ viel Geld gehandelt wird, wie übrigens wohl alle 11 Veröffentlichungen des Neon Labels. In meinem Besitz findet sich „nur“ eine CD der vorgestellten Scheibe. Repertoire Records hat sich in den Folgejahren glücklicherweise immer mal wieder dieser Musik angenommen.
Die LP Tonton Macoute sollte das einzige Album der Band bleiben, da das ambitionierte Prog-Label Neon Records, bei dem die Band unter Vertrag stand, bereits nach kurzer Zeit in finanzielle Schwierigkeiten geriet und zusammenbrach und der Sänger Paul French in der Folge die Band verließ.
Tonton Macoute bezeichnet eine mythische Figur, die nahezu universell verbreitet und vergleichbar mit unserem Butzemann ist. Der Tonton (Onkel) entführt Kinder und bestraft sie, indem er sie in einen Sack (Macoute) steckt und für immer verschwinden lässt. Tonton Macoute ist auch die umgangssprachliche Bezeichnung für die haitianische paramilitärische Terrortruppe, die 1959 vom Diktator François „Papa Doc“ Duvalier gegründet wurde. Die Tontons waren äußerst brutal und in der Bevölkerung gefürchtet.
Stellt sich die Frage, wie man auf die Idee kommt, sich den Namen solch unangenehmer Genossen zu geben?
Nun, auch wenn der Name Angst und Terror verheißt, die Musik dafür ist umso lockerer und angenehm. Für mich eine Platte ohne große erkennbare Schwächen, durchgängig schön. Wenn mein Regal nach Genres unterteilt wäre, käme sie in die Schublade „Jazz-inspirierter Prog-Rock“.

Don’t Make Me Cry dürfte bereits eines der Highlights sein. Keyboards, Bass, aber vor allem das Saxophon eröffnen das Stück in schön jazziger Manier. Und diese drei, Saxophon, Keyboards und Bass jammen wunderbar um die Wette, bevor nach etwa 2 ½ Minuten der Gesang einsetzt, ein wenig mit Hall belegt und wie aus dem Off klingend, um langsam immer präsenter zu werden und schließlich zu explodieren. Etwas leiser wird es wieder, wenn der Bass hinzukommt, um Flöte und Piano den Rhythmus vorzugeben. Dieses Stück entwickelt sich geradezu dramatisch und bietet in den acht Minuten eine unglaubliche Abwechslung. Wirklich jedes Instrument kommt zum Zuge. Das könnte auch zu viel des Guten sein, aber hier fließen die Übergänge perfekt ineinander.
Flying South In Winter klingt zunächst, als stimme sich ein Orchester leise ein. Flöte und eine zarte Glocke erzeugen eine leicht orientalische Stimmung. Diese zarten Disharmonien steigern sich aber schnell zu einem klasse Instrumental. Wieder bekommt jedes Instrument seinen Raum, und trotzdem wirkt das Ganze wie aus einem Guss.
Dreams beginnt mit leisem Glockenspiel. Für eine leicht atmosphärische Stimmung sorgen das Vibraphon und die akustische Gitarre. Schnell setzt aber der wieder zum Teil mehrstimmige und mit leichtem Hall belegte Gesang ein und übernimmt die Führung. Bevor man sich aber voll in seinen Träumen verliert, holen einen nach 2 ½ Minuten die fetzenden Gitarren zurück auf die Erde. Dieses Stück unterscheidet sich von den ersten insofern, als dass es deutlich text-lastiger ist.
You Make Me Jelly Roll beginnt wunderschön be-swingt und erinnert mich ein wenig an das Pink Panther Intro. Der Fokus liegt hier anfänglich auf Gesang und Klavier, bis nach ca. 3 Minuten ein jazziger Instrumentalteil beginnt. Nun gibt der Bass die Linie vor, allerdings scheint das Saxophon seinen eigenen Weg gehen zu wollen und tönt immer wieder mit ordentlichen Disharmonien dazwischen. Das Piano scheint vermitteln zu wollen. Nach ca. sieben Minuten mischt sich wieder der Gesang ein und bringt das Ganze zu einem guten Abschluss. Sicherlich der eigenwilligste Song auf dieser Platte.
Natural High ist ein zweiteiliges Stück. Hervorzuheben ist der stark klassisch inspirierte Beginn von Part 1. Man hört eine schöne Solo-Klaviermelodie, bevor Orgel, Klarinette und Schlagzeug dazukommen, um zu einer jazzigen Reise aufzubrechen und langsam Fahrt aufzunehmen. Ergänzt wird das Ganze durch kurze, eingängige Gesangeinlagen. Beendet wird Part 1 mit einem schnellen, barocken Klavierteil, das leider ziemlich abrupt und ein wenig uninspiriert ausgeblendet wird. Part 2 ist ein schnelles Stück, welches von Klarinette und Scat-Gesang dominiert wird. Auch hier ein relativ schnelles Ende.
Natural High stellt für mich ein weiteres Highlight dar, trotz einiger Kritik, die bei dem Stück anzubringen wäre. So erschließt sich mir beispielsweise nicht ganz, warum es Part 1 und Part 2 gibt. Ich höre zwei völlig eigenständige Stücke. Auch hätte ich mir jeweils spannendere Schlussakkorde gewünscht. Fast erscheint es mir, als wären schlussendlich die Ideen ausgegangen.
Hörproben :
A1 Just Like A Stone - 6:30
A2 Don't Make Me Cry - 8:48
A3 Flying South In Winter - 6:26
B1 Dreams - 3:57
B2 You Make My Jelly Roll - 7:58
B3 Natural High Part 1 - 6:55
B4 Natural High Part 2 - 3:53
Hinter Tonton Macoute verbergen sich folgende Musiker:
Paul French: Keyboard, Gesang
Chris Gavin: Bass-, Akustik- und E- Gitarre
Dave Knowles: Saxophon, Flöte, Klarinette, Gesang
Nigel Reveler: Schlagzeug, Percussion
Obwohl ich mit Jazz nicht allzu viel am Hut habe, gefiel und gefällt mir dieses Album sehr gut. Es zählt für mich zu den Meilensteinen der 70er, auch wenn die Band nicht zu den ganz Großen gezählt wird. Man hört bei Tonton Macoute lockere, leichte und entspannte Töne - selten etwas frickeliger, immer wieder aber auch recht melodisch. Die ganz Platte strahlt gute Laune aus. Die langen instrumentalen Passagen zeigen, dass die Musiker ihre Werkzeuge beherrschen. Die Gesangsfraktion gehört sicherlich nicht zu den allerersten ihres Faches. Aber die Stimmen passen hervorragend zur Instrumentierung und ins musikalische Gesamtbild.
Schade dass die Band so früh auseinanderging.
Bleibt noch zu erwähnen, dass die Original-LP heute für relativ viel Geld gehandelt wird, wie übrigens wohl alle 11 Veröffentlichungen des Neon Labels. In meinem Besitz findet sich „nur“ eine CD der vorgestellten Scheibe. Repertoire Records hat sich in den Folgejahren glücklicherweise immer mal wieder dieser Musik angenommen.