Dictators - Go Girl Crazy! (Epic 1975)
'Ich muß das hier nicht machen. Muß nicht hier oben stehen. Könnte In Florida sein.
In der Sonne liegen. Das hier ist nur'n Hobby, hört Ihr, nur'n Hobby, sonst nix!'
knurrt Handsome Dick Manitoba ins Mikro und damit beginnt das Debut der Band aus der
Bronx, die viele als mögliche Nachfolger der New York Dolls sahen.
Weit gefehlt!
Die Dolls, jene erste wirkliche Punk Band von allen, pfiffen schon aus dem letzten Loch und
es wurde händeringend nach Ersatz gesucht. Aus New York mußte sie natürlich sein, sonst
hätte es nicht gepaßt, sonst hätte man nicht diese schnoddrig und aus der Kurve brechende
Form des Rock'n'Roll erwarten dürfen.
Der Meldoy Maker war voller Lob und das abgebildete Cover von 'Girl Crazy' schien genau in
die richtige Richtung zu gehen. Wie üblich kam John Peel zu Hilfe und spielte ein paar Stücke.
Man versuchte dabei unbedingt, jenen schlacksig dahingerotzten sub-Rolling Stones-Stil
herauszuhören... nur, den gab es so nicht.
Was man dagegen hörte war geradliniger Rock mit einigen Balladen (!) und sogar zwei
Pop-Covers (!), z.B. 'I Got You Babe' (Sonny & Cher).
Die sechs Dictatoren hatten Sinn für Humor, nahmen sich selbst nicht bierernst und es
fehlten ihnen Allüren. Wie auch die Ramones kamen sie gerne etwas 'dumb' daher,
aber das war nur ein Spiel, nur eine Fassade.
Handsome Dick Manitoba als Sänger und Frontmann kontrollierte die Massen, während
Adny Shernoff (Adny = Andy) Bass oder Keyboards malträtierte und Top Ten Kempner und Ross The Boss
die Gitarren quälten. Stu Boy King war der erste Drummer, Mark Mendoza der reguläre Bassist.
Schon diese Bühnennamen verdeutlichen, wie wenig überkandidelt man war und gleich der Opener mit dem
satirischen Titel 'The Next Big Thing' belegte das. Eine Heavy Rock Ballade mit jeder Menge Gitarrensoli;
musikalisch etwa aufgebaut, wie bei den frühen Blue Oyster Cult (die ja auch aus der Bronx und somit Kollegen waren).
Das Sonny & Cher-Stück 'I Got You Babe' wird stark verrockt und mit einem vernünftigen Rhythmus klingt
es plötzlich sehr annehmbar.
'Back To Africa', dahin wollen sie wieder zurückkehren (warum? New York ist doch ganz nett...) und
natürlich gibts Stammesgetrommel hinter den Gitarren und einen gelegentlichen Affen kann man auch
hören.
'Master Race Rock'; nun, man kann es sich denken, wer hier sein Fett abkriegt und obendrein ists ein
voll abgehender Rocker den auch die MC5 gerne im Repertoire gehabt hätten.
Auch 'Teengenerate' braucht kaum eine Erklärung, führt uns aber mit einer Kino-Orgel zunächst in die
Irre. Danach ein Midtempo-Rocker mit Harmoniegesangmund musikalisch doch etwas in N.Y. Dolls-Nähe.
Aber viel bedächtiger und untermalt durch Adny's Pianozwischenspiel.
Textlich sind die Dictators hier bei den in ewigem Liebskummer schmachtenden Teenies. Und das meinen sie,
ganz bestimmt, sehr ernst.
Was fehlt noch an Klischees? Nun ein heavy dargebrachtes Surf-Cover des alten Hits 'California Sun';
mindestens genau so durchgehend tanzbar, wie das Original.
Jetzt nochmal zurück zu Handome Dick, der vor den außer Kontrolle schliddernden Gitarren auf sein
Recht auf ZWEI Badewannen verweist: "Two Tub Man". Da rockt das Badewasser mit.
'Weekend' ist noch eine weitere schwer abrollende Ballade in der Dick Manitoba die Freiheit für
seine geplanten Aktivitäten einfordert, wie häufig mit druckvoller Rhythmusgruppe und dichten
Gitarrenläufen.
Noch einmal zurück nach California und zum vielleicht bekanntesten Titel der LP: '(I Live For) Cars And Girls'
im Beach Boys-Surf-Hot-Rod-Stil; natürlich mit typischem Beach Boys-Harmoniegesang, aber sehr
viel donnernder abgeliefert. Sie machen sich über den American Dream lustig (das macht sie erneut
sympathisch) in dem für die Jungs außer 'Cars und Girls' nicht zählt.
Und dennoch können die Dictators eine gewisse Affinität mit diesem California nicht völlig in
Abrede stellen... sie würden es auch mögen, wenn es nicht die Szenerie so vieler Blödel wäre.
Das war also trotz gewisser Erinnerungsmomente an die Dolls und frühe Blue Oyster Cult kein Punk
im urspünglichen Sinne, aber doch Punk im Sinne des sich lustig machens und sich selbst nicht
überbewertenden.
Nun, die nächste Dictators-Lp ließ zwei Jahre auf sich warten und war etwas härter, auch mit der
dritten ging es eher in Richtung Heavy Rock, nicht mehr ganz so satirisch, aber ohne dabei an
Qualität zu verlieren.
Hier werden diese Scheiben keinen Deut weniger geschätzt.
Sie machten noch viele Jahre lang weiter; 2005 gab es noch eine 'Live in New York' und vor 2, 3 Jahren
waren sie zuzletzt in Europa, damals aber mit stark veränderter Besetzung.
Noch eins:
Mädels sind 'beautiful'; Männer aber nicht;
Männer (und auch 'Geldsümmchen'(!)) sind HANDSOME!
Für welchen Körperteil 'Dick' steht..., na, das dürfte bekannt sein.
(I Live For) Cars And Girls
https://www.youtube.com/watch?v=7H5rqaEzYcY
'Ich muß das hier nicht machen. Muß nicht hier oben stehen. Könnte In Florida sein.
In der Sonne liegen. Das hier ist nur'n Hobby, hört Ihr, nur'n Hobby, sonst nix!'
knurrt Handsome Dick Manitoba ins Mikro und damit beginnt das Debut der Band aus der
Bronx, die viele als mögliche Nachfolger der New York Dolls sahen.
Weit gefehlt!
Die Dolls, jene erste wirkliche Punk Band von allen, pfiffen schon aus dem letzten Loch und
es wurde händeringend nach Ersatz gesucht. Aus New York mußte sie natürlich sein, sonst
hätte es nicht gepaßt, sonst hätte man nicht diese schnoddrig und aus der Kurve brechende
Form des Rock'n'Roll erwarten dürfen.
Der Meldoy Maker war voller Lob und das abgebildete Cover von 'Girl Crazy' schien genau in
die richtige Richtung zu gehen. Wie üblich kam John Peel zu Hilfe und spielte ein paar Stücke.
Man versuchte dabei unbedingt, jenen schlacksig dahingerotzten sub-Rolling Stones-Stil
herauszuhören... nur, den gab es so nicht.
Was man dagegen hörte war geradliniger Rock mit einigen Balladen (!) und sogar zwei
Pop-Covers (!), z.B. 'I Got You Babe' (Sonny & Cher).
Die sechs Dictatoren hatten Sinn für Humor, nahmen sich selbst nicht bierernst und es
fehlten ihnen Allüren. Wie auch die Ramones kamen sie gerne etwas 'dumb' daher,
aber das war nur ein Spiel, nur eine Fassade.
Handsome Dick Manitoba als Sänger und Frontmann kontrollierte die Massen, während
Adny Shernoff (Adny = Andy) Bass oder Keyboards malträtierte und Top Ten Kempner und Ross The Boss
die Gitarren quälten. Stu Boy King war der erste Drummer, Mark Mendoza der reguläre Bassist.
Schon diese Bühnennamen verdeutlichen, wie wenig überkandidelt man war und gleich der Opener mit dem
satirischen Titel 'The Next Big Thing' belegte das. Eine Heavy Rock Ballade mit jeder Menge Gitarrensoli;
musikalisch etwa aufgebaut, wie bei den frühen Blue Oyster Cult (die ja auch aus der Bronx und somit Kollegen waren).
Das Sonny & Cher-Stück 'I Got You Babe' wird stark verrockt und mit einem vernünftigen Rhythmus klingt
es plötzlich sehr annehmbar.
'Back To Africa', dahin wollen sie wieder zurückkehren (warum? New York ist doch ganz nett...) und
natürlich gibts Stammesgetrommel hinter den Gitarren und einen gelegentlichen Affen kann man auch
hören.
'Master Race Rock'; nun, man kann es sich denken, wer hier sein Fett abkriegt und obendrein ists ein
voll abgehender Rocker den auch die MC5 gerne im Repertoire gehabt hätten.
Auch 'Teengenerate' braucht kaum eine Erklärung, führt uns aber mit einer Kino-Orgel zunächst in die
Irre. Danach ein Midtempo-Rocker mit Harmoniegesangmund musikalisch doch etwas in N.Y. Dolls-Nähe.
Aber viel bedächtiger und untermalt durch Adny's Pianozwischenspiel.
Textlich sind die Dictators hier bei den in ewigem Liebskummer schmachtenden Teenies. Und das meinen sie,
ganz bestimmt, sehr ernst.
Was fehlt noch an Klischees? Nun ein heavy dargebrachtes Surf-Cover des alten Hits 'California Sun';
mindestens genau so durchgehend tanzbar, wie das Original.
Jetzt nochmal zurück zu Handome Dick, der vor den außer Kontrolle schliddernden Gitarren auf sein
Recht auf ZWEI Badewannen verweist: "Two Tub Man". Da rockt das Badewasser mit.
'Weekend' ist noch eine weitere schwer abrollende Ballade in der Dick Manitoba die Freiheit für
seine geplanten Aktivitäten einfordert, wie häufig mit druckvoller Rhythmusgruppe und dichten
Gitarrenläufen.
Noch einmal zurück nach California und zum vielleicht bekanntesten Titel der LP: '(I Live For) Cars And Girls'
im Beach Boys-Surf-Hot-Rod-Stil; natürlich mit typischem Beach Boys-Harmoniegesang, aber sehr
viel donnernder abgeliefert. Sie machen sich über den American Dream lustig (das macht sie erneut
sympathisch) in dem für die Jungs außer 'Cars und Girls' nicht zählt.
Und dennoch können die Dictators eine gewisse Affinität mit diesem California nicht völlig in
Abrede stellen... sie würden es auch mögen, wenn es nicht die Szenerie so vieler Blödel wäre.
Das war also trotz gewisser Erinnerungsmomente an die Dolls und frühe Blue Oyster Cult kein Punk
im urspünglichen Sinne, aber doch Punk im Sinne des sich lustig machens und sich selbst nicht
überbewertenden.
Nun, die nächste Dictators-Lp ließ zwei Jahre auf sich warten und war etwas härter, auch mit der
dritten ging es eher in Richtung Heavy Rock, nicht mehr ganz so satirisch, aber ohne dabei an
Qualität zu verlieren.
Hier werden diese Scheiben keinen Deut weniger geschätzt.
Sie machten noch viele Jahre lang weiter; 2005 gab es noch eine 'Live in New York' und vor 2, 3 Jahren
waren sie zuzletzt in Europa, damals aber mit stark veränderter Besetzung.
Noch eins:
Mädels sind 'beautiful'; Männer aber nicht;
Männer (und auch 'Geldsümmchen'(!)) sind HANDSOME!
Für welchen Körperteil 'Dick' steht..., na, das dürfte bekannt sein.
(I Live For) Cars And Girls
https://www.youtube.com/watch?v=7H5rqaEzYcY