Uriah Heep - Exklusiv Interview mit dem Musikzirkus

 
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Uriah Heep - Exklusiv Interview mit dem Musikzirkus

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Gepostet: 06.02.2007 - 10:00 Uhr  ·  #1
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Uriah Heep - Musikzirkus Interview 2006 (30.11.2006) in Bielefeld.

Dank an Andrea Kossin & Sanctuary Records GmbH

Der Musikzirkus bedankt sich auch bei unserem Mitglied "Wolf", ohne seine Vorarbeit wäre dieses Interview nicht möglich gewesen.

MZ:
Wir sind ein wachsendes Musikforum mit angeschlossener Online-Datenbank. Außerdem arbeitet Stephan an einem Magazin, dass sowohl Online wie auch als Print Magazin erscheinen wird.
In den letzten Wochen haben wir einige Interviews führen können. Um nur ein Beispiel zu nennen, Brian Auger wurde von unserem Mitglied “Return of Brian Jones” befragt und mittlerweile auch Online eingestellt.
Alle Fragen werden von unseren Mitgliedern erstellt, so natürlich auch für dieses Interview. Wir haben einige gefiltert und würden uns freuen wenn Du sie beantworten würdest.

Mick: Natürlich, ich habe kein Problem über alles offen zu sprechen.

MZ: Können wir einige Fragen bezüglich eurer Vergangenheit stellen?

Mick: Auch hier ein klares Ja!

MZ: Was war es für ein Gefühl als ihr David durch John Lawton ersetzt habt?

Mick: Das ist sehr schwer zu erklären, trotzdem versuche ich es einmal. Nehmen wir einmal den Mensch David Byron, er war “fast” wie ein Bruder für mich und wir verbrachten sehr viel Zeit miteinander, wir sind durch viele Clubs getingelt und haben auch sonst allerlei Blödsinn gemacht.
Aber der Bandalltag sieht nun einmal anders aus und da reichen Freundschaften nun einmal nicht aus, denn wenn da nicht konsequent an einem Strang gezogen wird, geht es zwangsläufig den berühmten Bach runter.

MZ: Man sagte ihm ja ein Verhalten einer Diva nach, kannst Du das bestätigen oder tun wir ihm damit unrecht, denn er wird das sicher anders gesehen haben?

Mick: Absolute Übereinstimmung.
David war eine Art “Soloartist” und eine Art Diva auf der Bühne, was anfänglich auch durchaus amüsant war, nur störte es das Gesamtgefüge und da mussten wir eine Entscheidung treffen. Eine Diva kann auf Dauer keine Bühne dieser Welt überstehen und zieht alles um sich herum mit nach unten.

MZ: Wie ging es dann weiter, es musste doch adäquater Ersatz her?

Mick: Uns war durchaus bewusst das es ein Spiel mit dem Feuer war und der Schuss hätte auch durchaus nach hinten losgehen können.
Es galt einen Künstler zu ersetzen, der zum einen eine unglaubliche Bühnenpräsenz hatte, dazu sehr charismatisch wirkte und natürlich über diese phantastische Stimme verfügte, mein Gott, es war hart für alle von uns. Wir mussten die Reißleine ziehen und nach Alternativen zu suchen.
John Lawton war eine dieser vielzitierten Alternativen. Referenzen waren ja vorhanden.
Durch die deutsche Formationen “Les Humphreys” und “Lucifers Friends”, hatte er sich bereits einen Namen “ersungen”. Also warum nicht, so dachten wir.
Er willigte ein und war fortan ein UH Mitglied und er öffnete uns einige wichtige Türen, denn er hatte sehr viele gute Verbindungen in Deutschland.
Wie auch immer, John konnte die Lücke doch einigermaßen schließen und eine neue Epoche UH hatte begonnen.

MZ: Gab es nach der Trennung noch private Kontakte?

Mick: Selbstverständlich, wir haben auf einigen Alben zusammen mitgewirkt. Nur war es ihm nicht erlaubt mich mit aufzuführen, schon eine verrückte Welt.
Wir haben, nachdem er inzwischen ausgestiegen war, versucht ihn umzustimmen und wollten ihn wieder an die Band binden. Das scheiterte aber am Management, nein nicht an unserem, er hatte sich bereits vertraglich „so stark“ gebunden, dass eine Rückkehr unmöglich war. Ich glaube er hatte mindestens drei Manager. Das ist absolut nicht meine Welt.

MZ: Noch einmal eine Frage zu den ausgestiegenen Musikern.
Habt nach dem Ausstieg von Ken Hensley, jemals daran gedacht Uriah Heep aufzulösen?


Mick: Nicht wirklich, aber es war ein Bruch. Was uns letztlich aufgebaut hat, war eine Flut von Post oder Zuspruch auf andere Weisen. Die zum Teil entsetzten Fans baten die Band inständig, ja zum Teil fast massiv um eine Fortsetzung.
Wir wären ja nun einmal ein wichtiger Teil ihres Lebens und das stimmt schon nachdenklich.
Wir hatten mit Ken einen wunderbaren Menschen und einen sehr wichtigen Musiker verloren.
Eine Mick Box Band kam nicht in Frage und so haben wir uns für den Fortbestand von UH entschieden. Eine gute Entscheidung wie wir finden.




b]MZ:
Erzähle uns mal wie alles begann. Die offiziellen Infos von Island und David Bron kennen wir alle, aber erzähle es bitte aus Deiner Sicht![/b]

Mick: Es hat in der Tat so begonnen wie es überall nachzulesen ist, „Spice“ war der Start.
Eines Tages kam Produzent David Bron und offerierte uns die Chance bei einem großen Label einzusteigen.
Er hatte an David Byron und mir wohl großen Gefallen gefunden und hat sich beim Label sehr stark eingesetzt. Nach anfänglichen Coversongs ging es dann in Richtung UH.

MZ: Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Roger Dean als Covergestalter?

Mick: Roger studierte an der Universität Kunst, seine Art Dinge zu illustrieren hat uns auf Anhieb gefallen. So reifte relativ schnell der Gedanke ihn zu bitte ein erstes Cover für uns zu entwerfen. „Demons and Wizards“ oder „The Magician’s Birthday waren eines seiner umwerfenden Arbeiten für uns und bestätigte beide Seiten die Zusammenarbeit fortzuführen.

MZ: Habt Ihr da Einfluss gehabt? Die Cover waren ja immer sehr beeindruckend.

Mick: Nein, es wurde eigentlich nie darüber nachgedacht, wir lieferten die Musik und Roger fing an zu malen, so einfach war das.

MZ: Warum habt Ihr es vermieden den „Pilgram“ live zu spielen? Immerhin einer Eurer stärksten Songs?

Mick: Das Stück mag inzwischen populär sein, viele mögen es, aber populär im eigentlichen Sinne sind „Easy livin’“ oder „Lady in black“, dort möchte ich den Song nicht eingestuft sehen.
Übrigens, Ihr werdet die Nummer heute hören. Das Stück wird in der Akustikversion gespielt und er was sehr stressig es umzuarrangieren. Wir haben das Stück erstmals vor einiger Zeit live eingespielt und ist auf den letzen DVDs zu hören. Aber heute gibt es eine „Special Version“ für euch.

MZ: Werden noch weitere DVDs mit Aufzeichnungen aus der Zeit mit David und Ken erscheinen?

Mick: Merkwürdigerweise gibt es die ja schon. Einige Versionen konnte ich in Deutschland finden. Das es die Bänder von uns gibt ist witzig und unglaublich zugleich und ich weiß nicht einmal ob ich mich freuen oder ärgern sollte.
Unbelievable – auf den DVDs sind alte Fernsehauftritte und eine Menge anderes Zeugs zu sehen, über die Qualität dieser Aufnahmen möchte ich mich allerdings nicht weiter äußern.



MZ: Da es sich ja offensichtlich um inoffizielle Bänder, bzw. DVDs handelt, gibt es für Euch natürlich keine Einnahmen. Was sagst Du hierzu?

Mick: Einnahmen definitiv nicht. Eine Zeit lang haben wir massiv um Beteiligungen an den regelmäßigen Veröffentlichungen unserer Plattenfirma gekämpft.
Es hat diverse Verhandlungen gegeben, allerdings mit nur mäßigem Erfolg, was aber diese „Schwarzpressungen“ anbelangt, da habe ich kein Verständnis. Aber das ist das Geschäft und jeder muss oder sollte damit leben.

MZ: Soviel wir wissen, war einmal ein Konzeptalbum geplant.
Warum wurde nichts daraus? Ich habe gelesen, dass das von der Plattenfirma geblockt wurde.


Mick: Wir hatten tatsächlich die Idee eines Konzeptalbums und die Plattenfirma hätte das auch nicht unterbunden.
Aber man muss verdammt vorsichtig sein, wenn so ein Projekt angegangen wird.
Ein Konzeptalbum kann in meinen Augen nur funktionieren, bzw. gut sein, wenn es eine Menge guter Songs gibt, die dann thematisch eingegliedert werden könnten.
Es gibt einfach zu viele „Füller“, ich meine damit, dass mittelmäßige Stücke die Spanne zwischen den wirklich guten Songs überbrücken.
Viele so genannte Konzeptalben haben für uns keine klare Linie und um die geht es doch letztlich.

MZ: Salisbury ist ja eine Kombination aus Rock und Klassik, gab es Pläne das zu wiederholen? „Demons and Wizards“ bot sich doch kompositorisch an.

Mick: Ja, ein gutes Album. Wir haben sehr intensiv über eine Fortsetzung diskutiert, mussten aber auch an die Kosten denken.
Es kostet ein kleines Vermögung so etwas zu finanzieren und was ebenso wichtig ist, die Zeit.
Alles zusammen zu bringen war unglaublich schwer, die Künstler und wir hatten kaum Gelegenheit etwas gemeinsam zu proben und eventuell neu zu arrangieren.
Heute ist das alles leichter, in diesen Zeiten technischer Hilfsmittel kann viel mehr erreicht werden und das mit weniger zeitlichem Aufwand.
Bei unseren aktuellen DVDs hat das Gott sei Dank keine Rolle gespielt. Früher war das anders.

MZ: Mit „Ollie Olsson, Keith Baker, Ian Clarke oder Marc Clark hat es ja einige Umbesetzung innerhalb der Band gegeben, welche Musiker haben dich musikalisch wie auch menschlich am stärksten beeindruckt?

Mick: Alle auf ihre spezielle Art, aber vorrangig war die Qualität des Musikers.
Erst in den letzten zehn Jahren wurde weniger gewechselt.
Alle Künstler vorher waren innerhalb der Band mehr oder weniger erfolgreich oder wurden als feste Größe von UH anerkannt, bzw. akzeptiert.
Unter dem Strich waren oder sind es noch Top Musiker, die auf hohem Niveau spielen,
Einige haben in der Zwischenzeit dem Geschäft den Rücken gekehrt, andere sind immer noch aktiv und erfreuen uns mit ihrer Musik

MZ: In Europa hat Uriah Heep eine große Fangemeinde, warum hat es nie zum ganz großen Durchbruch in den USA gereicht?

Mick: Das ist irgendwie lustig, wir haben das einmal analysiert und fanden die Erklärung.
Man muss einfach viele Singles veröffentlichen, ich dachte immer es sollte Qualität sein.
Ich persönlich halte UH für eine Band die Alben statt Single raus bringen sollte.
Nehmen wir das Beispiel Deep Purple, die Erklärung für ihren USA Erfolg kann man mit der Vielzahl ihrer Singles festmachen. Qualitativ liegen wir ja nicht weit auseinander. Wir haben nie viel Zeit in die Produktion von Singles investiert.
Neben Deep Purple hat auch Jethro Tull hat mehr Singles als Alben eingespielt, das ist der Unterschied zu uns und die Erklärung, warum wir da „etwas“ hintendran sind. Ich kann heute durchaus eingestehen, dass wir die Möglichkeit mit Singles bekannter zu werden, übersehen haben.

MZ: Seit einigen Jahren kommt es so rüber als wärt ihr wieder eine Art Familie, ehemalige Bandmitglieder treten gemeinsam mit euch auf, wie kam es zu dem Sinneswandel?

Mick: Ja, wir haben das in London gemacht, es war anlässlich der “Magician’s Birthday Tour”.
Das war auch als Dank an unsere treuen Fans gedacht, Ken hat bei einem Konzert mitgewirkt, mehr war leider nicht drin. Wir haben sehr wohl auf eine Rückkehr zur Band gehofft, aber vieles hat sich verändert. Sein Leben scheint mit dem das wir führen nicht mehr kompatibel zu sein und das respektieren wir natürlich.
Wer ihn also öfter mit UH sehen möchte, der sollte sich ja die DVD ansehen. Das ist unser „Final Statement“.

MZ: Ritchie Blackmore hat in einem Interview etwas über klasse Gitarristen geäußert und er nannte den Namen Mick Box, was sagst Du zu diesem Kompliment?

Mick: Wir haben sehr viel Zeit miteinander verbracht, Purple – Heep, Heep – Purple und das über die ganze Welt verteilt. Das Kompliment nehme ich mit, danke.

MZ: Kannst Du etwas mit der Musik von Ritchie anfangen?

Mick: Merkwürdigerweise ja.
Ich habe einige Shows gesehen und die waren nicht schlecht, allerdings weicht es „etwas“ von meinen musikalischen Interessen ab.

MZ: Einmal abgesehen von eurer Musik, was beeindruckt dich und die Band heute, könnt ihr mit Gruppen wir Porcupine Tree oder Spocks Beard etwas anfangen?

Mick: Sehr unterschiedlich und in der Kürze der Zeit nicht zu beantworten. Zu den gerade genannten Bands möchte ich mich nicht weiter äußern, ich liebe doch eher die „alten“ Sachen. Es gibt allerdings Bands wir zum Beispiel Tea Party aus Kanada, die ist eine die ich sehr mag.
Was mich stört ist, dass viele der heutigen Bands einen Mix aus Rock, Jazz oder auch World Music uns als Prog &Co verkaufen, es hat oftmals keine Struktur und was schlimmer ist, kaum Substanz.
Das Geschäft, speziell die Plattenfirmen investieren nur noch temporär in den „Künstler“, es scheint als sehe man nur das Geschäft. In der 70er Jahren war das anders, von Ausnahmen einmal abgesehen, es wuchs das Label mit der Band und umgekehrt. Es war eine Art „Relationship“ und das vermisse ich heute.
Wir sehen das so: Es besteht kein wirkliches Interesse am Künstler und das könnte den Untergang der wahren Musik bedeuten.

MZ: Welche Band ist bei Dir angesagt?

Mick: Kate Bush, sie hat die Kraft die ich liebe, trotz aller Melancholie wirkt sie sehr stark.
Sie ist ein Beispiel wie man es machen kann.

MZ: Es gibt heute Band-Castings und viele Coverbands. Was denkst Du darüber, haben diese Musiker keine eigenen Ideen?

Mick: Gegen Coverbands habe ich überhaupt nichts, in Deutschland gibt es neben “Circle Hands” sehr gute Bands die unsere Nummern wunderbar interpretieren, nur sollte es niemals zu perfekt werden.
Ich könnte es auch etwas ironischer formulieren, schließt die Augen bei einer guten Coverband der Beatles und bildet Euch ein, ihr hättet sie gesehen.
Grundsätzlich aber hält es doch die Musik so wie wir sie spielen am Leben.



MZ: Wie sieht die Zukunft von Uriah Heep aus, gibt es konkrete Planungen oder Projekte?

Mick: Nach dieser Tour gibt es erst einmal eine kurze Pause, anschließend werden wir in’ s Studio gehen um eine neue Studioplatte einzuspielen.

MZ: Wunderbar, eure letzte Studioarbeit liegt ja auch schon einige Jahre zurück, 1998 bis 2006 ist eine lange Zeit. Es gab ausschließlich Live Alben von UH.

Mick: Ich gestehe, es ist zu lange her, wir wollen das ändern.

[b]MZ: Trauerst Du der „guten alten Zeit“ nach oder geht der Blick ausschließlich nach vorn?


Mick: Nein, die Zeit ist vorbei und wir sehen immer nach vorn.
Das Leben ist zu kurz, um vergangenen Dingen nach zu trauern, also denken wir positiv und leben getreu dem Motto: Enjoy your life. Das entscheidende ist doch Musik zu machen.
Ich persönlich könnte so nicht leben, ständige Blicke nach hinten, warum das ganze? Es geht nach vorn.

MZ: Letzte Frage, was ist dein persönlich bestes Album von Uriah Heep?

Mick: Very simple, the next one. Aber einmal im Ernst, es ist unmöglich das zu beantworten.
Demons and Wizards war weltweit unheimlich erfolgreich, muss es dann automatisch mein Favorit sein?
Es waren so viele Highlights in unserer Karriere, wo soll ich da anfangen, bzw. aufhören.
Jedes Album hat seine Berechtigung in die engere Wahl zu kommen, aber ein Topalbum kann und möchte ich nicht nennen.
Der Fan sollte die Entscheidung treffen, nicht Mick Box.

MZ: Vielen Dank, es war sehr bewegend für Stephan und mich so nahe bei unseren Jugendhelden sein zu dürfen. Der Musikzirkus bedankt sich bei Uriah Heep.

Mick: Das war doch wunderbar, ich hoffe das die Show ebenso gut abläuft. Habt Spaß an der Show, wir sehen uns nach dem Gig!



Geführt mit Mick Box von Horst Coels am 30.11.2006.
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Concert - Splitter
The Nits und Uriah Heep
Live in Bielefeld, Oetkerhalle, 30.11.2006
Dank an Andrea Kossin & Sanctuary Records GmbH
Livebilder: Stephan Schelle
Dank an unser Mitglied Wolf, der das Interview ermöglicht hat

Am 30. November 2006 gastierten Uriah Heep mit ihrer Acoustically Driven Tour in Bielefeld. Dies bot unseren Mitgliedern Horst Coels (HMC) und Stephan Schelle (Steven) die Möglichkeit zu einem ausführlichen Interview mit Mick Box, bei dem wir uns an dieser Stelle nochmals ausdrücklich bedanken.

Konzertbericht: Uriah Heep – live in der Rudolf Oetker Halle in Bielefeld, 30.11.2006

Im Rahmen ihrer 25 Auftritte umfassenden Acoustically Driven-Tour gastierte das britische Urgestein Uriah Heep am 30.11.2006 in der Rudolf Oetcker Halle in Bielefeld. Die bestuhlte und 1200 Besucher fassende Halle, im Zentrum der Stadt, war leider nur zu gut einem Viertel besetzt, was der sehr guten Veranstaltung nicht gerecht wurde. Das konnte die gute Stimmung des Abends aber in keinster Weise trüben.

Das Niederländische Trio The Nits war als Supportact für Teile der Acustically Drive-Tour unter Vertrag genommen worden. Rob Kloet (Schlagzeug), Robert Jan Stips (Keyboard) und Henk Hofstede (Gitarren und Gesang) zauberten eine klangliche Atmosphäre, die im Gegensatz zu den progressiven Hardrocknummern von Uriah Heep stand.

Die drei begeisterten durch ihre Stücke, die eine gute Dramaturgie besaßen, sehr filigran und akzentuiert gespielt waren, und ein enormes Klangvolumen besaßen. Ihre Musik zu beschreiben ist gar nicht einfach, denn sie ist sehr facettenreich. Die CDs der Nits werden in der Rubrik Pop geführt, was sicherlich auf ihre beiden erfolgreichsten Stücke „J.O.S. Days“ und vor allem dem Chartstürmer „In The Dutch Mountains“ zurückzuführen ist. Aber dazwischen gibt es eine ziemliche Fülle an Melodien und Sounds zu entdecken, die eine Kategorisierung quasi unmöglich macht. Einflüsse aus Blues, Jazz, Chanson, Singer-Songwriter, Rock ‚N’ Roll, Folklore (z. B. durch spanische Gitarre in „Sketches Of Spain“) ja sogar Ambient sind in einzelnen Stücken auszumachen. Und zum Schluss hat man gar das Gefühl, als hätten sie Stimmungsmusik vom Oktoberfest in einen Song eingebaut.

Optisch wurde der etwas über einstündige Set von sehr ansprechenden Animationen und Filmsequenzen unterstützt, die auf eine breite Leinwand hinter den Musikern projiziert wurde. Dabei waren die Bilder sehr stark an die einzelnen Songinhalte angelehnt, was aus dem audiovisuellen Auftritt ein Gesamtkunstwerk machte, ohne jedoch verkopft zu wirken. Mir hat der Auftritt sehr gefallen.

Setlist:
Cars
Sketches Of Spain
A Touch Of Henry Moore
GND
Nescio
Keyshop
J. O. S. Days
Adieu Sweet Bahnhof
Walter & Connie
Nuits
Dream
Hole
In The Dutch Mountains

Zugabe
Red Dog

Uriah Heep betraten dann gegen ca. 21:30 Uhr die Bühne, um einen tollen Auftritt abzuliefern. Sie waren an diesem Tag klasse drauf, wovon wir uns am frühen Abend während eines Interviews mit Mick Box schon mal überzeugen konnten. Die Band, das sind Mick Box (Gitarren, Gesang), Lee Kerslake (Schlagzeug, Gesang), Trevor Bolder (Bass, Gesang), Phil Lanzon (Keyboards, Gesang) und Bernie Shaw (Gesang), wirkte sehr homogen, wie ein Freundeskreis. Und diese Stimmung, die sehr ehrlich und überzeugend wirkte, übertrug sich auch aufs Publikum. Da war nichts aufgesetzt oder gespielt.

Die Briten präsentierten einen Querschnitt ihrer mittlerweile mehr als 35jährigen Bandgeschichte. Mick Box ist das einzige Bandmitglied aus der Gründerzeit und Lee Kerslake, als Zweitdienstältester seit dem 72’er Album „Demons And Wizards“, das der Band damals den Durchbruch verschaffte, dabei. Die anderen traten erst viel später in die Band, doch in dieser Formation spielen sie immerhin auch schon seit 1986 und das merkte man deutlich.

Die fünf boten an diesem Abend einen Querschnitt aus ihrem Gesamtwerk. Die Setlist war zur 2004’er Acoustically Driven-Tour erheblich verändert worden. Vom 70’er Debütalbum „Very Eavy … Very Umble“ bis hin zum letzten Studioalbum „Sonic Origami“ aus dem Jahr 1998. Dabei ließen sie zwar sieben Alben wie zum Beispiel „Wonderland“, „Abominog“, Head First“ und „Raging Silence“ aus, hatten dafür aber mit dem Stück „Pilgrim“ vom 73’er Album „Sweet Freedom“ ein Stück in ihrem Repertoire, das sie bisher noch nie live gespielt haben. Wie Mick im Interview angab, hatte es sich bei den „elektrischen“ Konzerten auch nie angeboten, passt aber wunderbar in den akustischen Set. Und bei diesem Titel merkte man auch, dass die Briten eine Menge an Emotion in ihn hineinlegten, denn das Stück ging, wie viele andere auch, direkt unter die Haut.

Bernie Shaw hat sicherlich immer noch ein großes Erbe zu verwalten, denn David Byron hatte in der Glanzzeit der Band mit seiner charismatischen Stimme die Songs von Uriah Heep besonders geprägt, ähnlich wie Ken Hensley mit dem Sound verbunden wurde, dass man ihn gar „Mr. Uriah Heep“ nannte. Aber, um auf Bernie zurück zu kommen, er hat es erstklassig gemeistert, Stücke wie „The Wizard“, „July Morning“, „Sunrise“ oder „Come Away Melinda“ zu interpretieren. Mittlerweile klingen die Stücke live so, als wären sie für ihn gemacht.

Neben den sehr humorvollen Ansagen von Mick Box, war es vor allem Bernie, der das Publikum in seiner Hand hielt. Bei „Free Me“ brachte er beispielsweise das Publikum dazu. aufzustehen und mitzuklatschen, und keiner blieb sitzen. Beim letzten Stück des Programms „Lady In Black“ wurden die Zuschauer erneut von ihm aufgefordert aufzustehen und den Refrain mitzusingen. Die Menge grölte den typischen, aus Vokalen bestehenden Refrain lauthals mit. Keiner konnte sich dieser Stimmung und Atmosphäre mehr entziehen.

Bis zum Ende der Zugaben, bestehend aus „The Dance“ und „Easy Livin’“, blieb auch niemand mehr auf seinem Sitzplatz. Neben der wirklich gelungenen Performance bot die Band eine sehr ansprechende Lightshow.

Etwa 15 Minuten nach dem Konzert erschien dann die Band vollzählig am Merchandisingstand und kam allen Autogrammwünschen und Fragen der Fans nach. Uriah Heep waren vor, während und nach dem Konzert eine Band zum anfassen. Ehrlich und authentisch, echte Rock ‚N’ Roller. Der Abend war ein absoluter Hochgenuss.

Setlist:
Question (Sonic Origami)
Wise Man (Firefly)
Circus (Sweet Freedom)
Heartless Land (Sonic Origami)
Come Back To Me (Fallen Angel)
Why Did You Go (Return To Fantasy)
Free Me (Innocent Victim)
Firefly (Firefly)
Logical Progression (Sea Of Light)
Pilgrim (Sweet Freedom)
July Morning (Look At Yourself)
The Wizard (Demons And Wizards)
Sunrise (The Magicians Birthday)
Come Away Melinda (Very Eavy … Very Umble)
Tales (The Magicians Birthday)
Sympathy (Firefly)
Lady In Black (Salisbury)

Zugaben:
The Dance (Innocent Victim)
Easy Livin’ (Demons And Wizards)


Stephan Schelle für www.musikzirkus.eu

Nichts von den Alben
Wonderworld
High And Mighty
Conquest
Abominog
Head First
Equator
Raging Silence


Weitere Fotos gibt es hier.

Interviews/

© Musikzirkus 2008
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Re: Uriah Heep - Exklusiv Interview mit dem Musikzirkus

 · 
Gepostet: 06.02.2007 - 10:10 Uhr  ·  #2
Ein Wunsch von mir an alle bzgl. Interviews: Wenn ihr die Fragen komplett FETT macht sind die Interviews leichter zu lesen.

Danke

Jerry
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Re: Uriah Heep - Exklusiv Interview mit dem Musikzirkus

 · 
Gepostet: 09.09.2014 - 11:52 Uhr  ·  #3
Oh, die Fotos sind weg.
sunny
 
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Re: Uriah Heep - Exklusiv Interview mit dem Musikzirkus

 · 
Gepostet: 16.09.2014 - 17:54 Uhr  ·  #4
stark, gerade erst gesehen bzw. gelesen.
dickes Dankeschön :D
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