Rufus Harley, Jazz und Dudelsack

eine schillernde Figur

 
firebyrd
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Rufus Harley, Jazz und Dudelsack

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Gepostet: 05.02.2007 - 08:36 Uhr  ·  #1
Rufus Harley, Jazz und Dudelsack

Geht das denn? Jazz und Dudelsack?
Nach Auffassung des am 20.5.1936 geborenen und am 1.8.2006 (einigen Quellen zufolge auch am 31.7.)verstorbenen Harley sicher kein Problem.
Denn er zeigte hier keine Berührungsängste.
So wurde er zu einer der schillernden Figuren der Jazzszene.
Waren es Musiker wie Albert Ayler, die lediglich mit dem Instrument experimentierten(„New Grass“, „Music is the healing force of the universe“), widmete Harley sein Schaffen dem Instrument völlig.

Das Instrument, eher dem schottischen Bereich zugeordnet, als Kriegs- und Folkinstrument, gab es die Verwendung allerdings bereits im Bereich des mittleren Ostens um 1000 vor Christi.
Haben es da andere Instrumente wie die Oboe (Yusef Lateef) schon eher vollbracht, den Zugang zum Jazz zu schaffen, blieb es den bagpipes dann doch eher verwehrt.

Harley hatte afrikanische und indianische(Cherokee) Vorfahren, wuchs in Pennsylvania auf und begann mit 12 Saxophon und Trompete zu spielen.

Im Alter von 22 vertiefte er seine Kenntnis, indem er die Instrumente Saxophon, Oboe, Flöte und Klarinette im Rahmen eines Studiums näher kennen lernte.

Nach dem Eindruck des Auftritts einer Dudelsackgruppe anlässlich der Trauerfeierlichkeiten zum Tode John F. Kennedys, 1963, soll er die Liebe zu dem neuen Instrument entdeckt haben.

1964 dann der offizielle musikalische Einstand mit den pipes und noch bevor Ayler zuschlagen konnte, stand Harley’s erstes Album in den Regalen, 1965 mit „Bagpipe Blues“, auf ATLANTIC Records veröffentlicht. Weitere Platten erschienen, siehe Diskografie.

Das Problem beim Spiel des Dudelsacks besteht unter anderem darin, daß es einen begrenzten Tonumfang hat. Harley tat sein Bestes und versuchte, diese Grenzen zu sprengen, was dann mitunter recht schräg klang.
Für viele Ohren ist das Instrument grundsätlich bereits gewöhnungsbedürftig, und wenn dann noch jemand damit Jazz spielt, eine auch nicht unbedingt so populäre Musikart, dann kommen zwei Dinge zusammen, die dem Erfolg nicht unbedingt dienlich sind.

So verwundert es nicht, daß Harley nie zu einem erfolgreichen und anerkannten Musiker wurde.
Jazzkollegen zogen ihn zwar immer gern wieder zu einigen Stücken als Gastmusiker hinzu, aber auch das konnte diesem eigenwilligen Künstler nicht zu einem internationalen Durchbruch verhelfen.
Sicher führte das auch wohl dazu, daß er oft als Scharlatan angesehen wurde, wie andere seiner Kollegen auch, die anders waren, seien es Rahsaan Roland Kirk oder Sun Ra.

Bei allem sollte man jedoch nicht außer acht lassen, daß er mindestens solides Handwerk ablieferte und unter seinen Platten durchaus hochwertiges und ernstzunehmendes Material zu finden ist.

Von anfänglichen Hard Bop-Klängen entwickelte Harley dann eine Art Soul-Spiritual-Psychedelic mit gelegentlichem Pop-Anklängen(Eight miles high, Windy, Moon river, Love is blue) und auch fern-/nahöstlichem Einschlag, oder auch feinem Funk auf „Re-Creation of the Gods“.
Auf einigen Alben spielte er neben den pipes auch Saxofon und Flöte.

Neben seiner musikalischen Tätigkeit verstand sich Harley auch als Botschafter der amerikanischen Unabhängigkeit, indem er auf Tourneen stets Miniaturen der Freiheitsglocke, Flaggen etc. mitführte, als selbsternannter „Botschafter des Friedens“.

Hier die Diskografie

a) Soloveröffentlichungen:

· 1966 - Bagpipe Blues
· 1967 - Scotch & Soul
· 1968 - A Tribute to Courage
· 1970 - King/Queens
· 1972 - Re-Creation of the Gods (aufgenommen 1967)
· 1998 - Brotherly Love ·
. 2000 - The Pied Piper of Jazz (compilation of Atlantic tracks, 1965-70)

· 2006 - Courage: The Atlantic Recordings (Rhino Handmade - Limited edition of 3,000 copies)

b) als Gastmusiker:
Herbie Mann
· 1967 - The Wailing Dervishes (on "Flute Bag")
Sonny Stitt
· 1967 - Deuces Wild (tenor saxophone and bagpipes)
·
Sonny Rollins
· 1974 - The Cutting Edge (on "Swing Low, Sweet Chariot")

Laurie Anderson
· 1982 - Big Science (bagpipe on "Sweaters")

The Roots
· 1995 - Do You Want More?!!!??!

Wolfgang
Guestuser
 
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Betreff:

Re: Rufus Harley, Jazz und Dudelsack

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Gepostet: 05.02.2007 - 09:21 Uhr  ·  #2
Dudelsack hör ich ja gerne, die Hürde hat er bei mir nicht zu überspringen. Mal schauen ob ich irgendwo was zum reinhören finde, ist ja ne interessante Sache was der Mann da macht.

Jerry
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