Paul und Anton
Immer, wenn Paul mit Emma zur Schule ging, kamen sie an einem kleinen Häuschen vorbei und manchmal öffnete sich die kleine Tür und eine alte Frau schaute heraus, schon ein wenig gebückt. Sie schaute nach, ob die Zeitung schon im Briefkasten steckte, ob es regnete oder die Sonne schien. Die Kinder grüßten immer ganz höflich und meistens sagte auch die Frau Guten Morgen. An einigen Tagen war sie aber so abwesend, dass sie die Kinder gar nicht bemerkte.
Ab und zu kam auch ein kleiner Junge hinter der Frau aus dem Haus gelaufen, etwa 3 Jahre alt. Später sah man ihn dann im Garten spielen oder mit der Frau beim Einkaufen.
Im Sommer dann war der kleine Junge täglich bei der alten Frau und sie hörten, wie er zu der Frau Oma sagte.
Jeden Tag wurde Anton, so hieß der Junge, von seiner Oma in den Kindergarten gebracht, der gleich neben der Schule lag und mittags wieder abgeholt.
Paul und Emma gingen jetzt häufig mit der Frau und Anton zusammen, da sie den gleichen Weg hatten und es machte ihnen Spaß, Anton in seinen Gruppenraum zu bringen und noch ein paar Minuten den Kleinen beim Spielen zuzusehen. Heimlich wünschten sie sich noch einen kleinen Bruder oder eine Schwester, aber zugegeben hätten sie das nie.
Nach und nach erfuhren sie auch die traurige Geschichte, dass die Eltern von Anton bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren und er deshalb bei der Oma wohnte. Die beiden, Oma und Anton, liebten sich sehr und verbrachten viel Zeit miteinander.
Bei den anderen Kindern war Anton sehr beliebt, denn er zankte sich nie und war immer fröhlich. Wenn er mal an seine Eltern dachte und ein wenig weinen musste, zog er sich die Kuschelecke zurück und die anderen Kinder ließen ihn in Ruhe, bis er von selbst wieder hervorkam und mit ihnen spielte.
Mit Paul und Emma hatte er sich angefreundet, sie besuchten ihn oft und dann spielten alle zusammen in dem Garten oder gingen in den nahen Park.
Da die Oma auch den Hund sehr gerne hatte, durfte Luna meistens mit dabei sein.
Auch die Eltern von Paul und Emma lernten die alte Frau und Anton kennen und waren gerne damit einverstanden, dass ihre Kinder soviel Zeit dort verbrachten.
So vergingen einige Wochen und Emma ging jetzt mehrmals in der Woche zum Ballettunterricht, so dass sie den kleinen Anton seltener besuchte. Paul aber verbrachte nach wie vor viel Zeit dort und hatte Spaß daran, dem Kleinen etwas beizubringen und mit ihm zu spielen.
Ja, so einen Bruder hätte er schon haben wollen.
Manchmal wirkte die Frau abwesend und wenn sie gemeinsam den Weg zum Kindergarten und zur Schule gingen, war sie so langsam, dass Paul und Emma laufen mussten, damit sie noch rechtzeitig in die Klasse kamen.
An diesen Tagen konnten sie Anton auch nicht bis in seinen Kindergarten begleiten.
Wenn sie, was nicht sehr oft vorkam, mal sehr früh Schulschluss hatten, holten sie Anton aber vom Kindergarten ab und warteten gemeinsam im Vorraum auf die Oma.
Inzwischen war es Herbst geworden und der alten Frau fiel es immer schwerer, den Weg zum Kindergarten viermal täglich zu gehen, aber sie ließ sich nichts anmerken.
So kam es, dass Paul und Emma oftmals wieder alleine gingen, um nicht zur spät zur Schule zu kommen.
An den wenigen Tagen, da sie sich morgens begegneten, freuten sie sich sehr, aber ihre Besuche am Nachmittag, mehrmals die Woche, ließen sie sich nicht nehmen.
Im Dezember fing es dann an, zu schneien.
Ab und zu blieb jetzt Anton zu Hause, denn seiner Oma ging es nicht gut und sie konnte den Weg nicht jeden Tag machen.
Als die Kinder mal wieder früher Schluss hatten, beschlossen sie, Anton vom Kindergarten abzuholen.
An diesem Tag war er auch da und die drei warteten gemeinsam im Vorraum auf die Oma.
Aber die Zeit verging, alle Kinder wurden abgeholt, nur Anton nicht.
Die Erzieherinnen hatten schon versucht, die Oma anzurufen, aber niemanden erreicht. Sie waren der Meinung, dass sie sich wohl schon auf den Weg gemacht hätte und da sie Paul und Emma als zuverlässige Kinder kennen gelernt hatten, erlaubten sie ihnen, der Oma entgegen zu gehen. Als sie bis zu dem Häuschen gekommen waren und die alte Frau nicht aufgetaucht war, beschlich sie doch ein mulmiges Gefühl.
Es schneite immer stärker und sie beschlossen, Anton mit nach Hause zu nehmen und die Eltern um Rat zu fragen.
Die Mutter war zu Hause, sie beschloss mit Paul und dem Hund noch einmal zu dem Häuschen zu gehen, während Emma auf Anton aufpasste.
Je näher sie dem Garten kamen, umso unruhiger und aufgeregter wurde Luna, der Hund. Er zog an der Leine und rannte zielstrebig zu dem alten Schuppen.
Als er an der Tür kratzte und bellte, hörte man von drinnen leises Rufen. Die Mutter drückte die Klinke herunter und sie sahen im dämmerigen Innern des Schuppens die alte Frau am Boden liegen. Schnell rief die Mutter einen Notarzt, dann legte sie ihren Mantel unter den Kopf der Oma und so warteten sie gemeinsam, bis nach wenigen Minuten der Krankenwagen kam.
Während Paul mit dem Hund wieder nach Haus ging, fuhr die Mutter mit ins Krankenhaus, um der alten Frau beizustehen, die überhaupt nicht wusste, was alles passiert war.
Als sie gut versorgt in ihrem Krankenbett lag, fuhr die Mutter erst mal wieder nach Hause, wo sie den Kindern Bericht erstattete.
Abends, als auch der Vater wieder zu Hause war, setzten sich alle fünf zusammen, um erst mal zu überlegen, wie es weitergehen sollte.
Für Anton wurde ein Bett in Pauls Zimmer fertig gemacht und am nächsten Tag nahmen ihn die beiden Großen mit zum Kindergarten.
Dort holte ihn die Mutter mittags ab und fuhr mit ihm ins Krankenhaus, wo die Oma auf sie wartete.
Der alten Frau war auch nach und nach eingefallen, was alles passiert war. Sie hatte Holz holen wollen, dann hatte sie einen Schwindelanfall, war gestolpert und hatte sich das Bein verstaucht. Sie konnte nicht mehr aufstehen und musste hilflos dort liegen bleiben, bis sie irgend Jemand finden würde.
Es standen ihr noch einige Untersuchungen bevor, weil die Ärzte abklären wollten, woher ihre Schwäche und die häufigen Schwindelanfälle kämen.
Die Mutter sagte ihr, sie könne ganz beruhigt sein, Anton könne so lange bei ihnen bleiben.
Als sie nach einer Woche das Krankenhaus verlassen konnte, war sie zwar kräftiger, als vorher, aber das Bein schmerzte noch sehr, so dass täglich eine Frau zu ihr kam, um ihr einige Arbeit abzunehmen. Anton aber wurde jetzt jeden Tag von Paul und Emma zum Kindergarten gebracht und manchmal auch abgeholt. Wenn das nicht möglich war, kam auch mal die Mutter oder die Frau, die die Oma betreute.
Über all dem wurde es Weihnachten und die Erwachsenen und die Kinder beschlossen, dieses Jahr zusammen zu feiern, wie eine richtige, große Familie.
So hatten Paul und Emma noch eine Oma bekommen, denn so durften sie sie inzwischen nennen, außerdem den kleinen Bruder, den sie sich schon lange gewünscht hatten.
Und Sylvester hat es, glaube ich, kaum eine glücklichere Familie gegeben, als diese sechs Menschen und natürlich auch der Hund.
Immer, wenn Paul mit Emma zur Schule ging, kamen sie an einem kleinen Häuschen vorbei und manchmal öffnete sich die kleine Tür und eine alte Frau schaute heraus, schon ein wenig gebückt. Sie schaute nach, ob die Zeitung schon im Briefkasten steckte, ob es regnete oder die Sonne schien. Die Kinder grüßten immer ganz höflich und meistens sagte auch die Frau Guten Morgen. An einigen Tagen war sie aber so abwesend, dass sie die Kinder gar nicht bemerkte.
Ab und zu kam auch ein kleiner Junge hinter der Frau aus dem Haus gelaufen, etwa 3 Jahre alt. Später sah man ihn dann im Garten spielen oder mit der Frau beim Einkaufen.
Im Sommer dann war der kleine Junge täglich bei der alten Frau und sie hörten, wie er zu der Frau Oma sagte.
Jeden Tag wurde Anton, so hieß der Junge, von seiner Oma in den Kindergarten gebracht, der gleich neben der Schule lag und mittags wieder abgeholt.
Paul und Emma gingen jetzt häufig mit der Frau und Anton zusammen, da sie den gleichen Weg hatten und es machte ihnen Spaß, Anton in seinen Gruppenraum zu bringen und noch ein paar Minuten den Kleinen beim Spielen zuzusehen. Heimlich wünschten sie sich noch einen kleinen Bruder oder eine Schwester, aber zugegeben hätten sie das nie.
Nach und nach erfuhren sie auch die traurige Geschichte, dass die Eltern von Anton bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren und er deshalb bei der Oma wohnte. Die beiden, Oma und Anton, liebten sich sehr und verbrachten viel Zeit miteinander.
Bei den anderen Kindern war Anton sehr beliebt, denn er zankte sich nie und war immer fröhlich. Wenn er mal an seine Eltern dachte und ein wenig weinen musste, zog er sich die Kuschelecke zurück und die anderen Kinder ließen ihn in Ruhe, bis er von selbst wieder hervorkam und mit ihnen spielte.
Mit Paul und Emma hatte er sich angefreundet, sie besuchten ihn oft und dann spielten alle zusammen in dem Garten oder gingen in den nahen Park.
Da die Oma auch den Hund sehr gerne hatte, durfte Luna meistens mit dabei sein.
Auch die Eltern von Paul und Emma lernten die alte Frau und Anton kennen und waren gerne damit einverstanden, dass ihre Kinder soviel Zeit dort verbrachten.
So vergingen einige Wochen und Emma ging jetzt mehrmals in der Woche zum Ballettunterricht, so dass sie den kleinen Anton seltener besuchte. Paul aber verbrachte nach wie vor viel Zeit dort und hatte Spaß daran, dem Kleinen etwas beizubringen und mit ihm zu spielen.
Ja, so einen Bruder hätte er schon haben wollen.
Manchmal wirkte die Frau abwesend und wenn sie gemeinsam den Weg zum Kindergarten und zur Schule gingen, war sie so langsam, dass Paul und Emma laufen mussten, damit sie noch rechtzeitig in die Klasse kamen.
An diesen Tagen konnten sie Anton auch nicht bis in seinen Kindergarten begleiten.
Wenn sie, was nicht sehr oft vorkam, mal sehr früh Schulschluss hatten, holten sie Anton aber vom Kindergarten ab und warteten gemeinsam im Vorraum auf die Oma.
Inzwischen war es Herbst geworden und der alten Frau fiel es immer schwerer, den Weg zum Kindergarten viermal täglich zu gehen, aber sie ließ sich nichts anmerken.
So kam es, dass Paul und Emma oftmals wieder alleine gingen, um nicht zur spät zur Schule zu kommen.
An den wenigen Tagen, da sie sich morgens begegneten, freuten sie sich sehr, aber ihre Besuche am Nachmittag, mehrmals die Woche, ließen sie sich nicht nehmen.
Im Dezember fing es dann an, zu schneien.
Ab und zu blieb jetzt Anton zu Hause, denn seiner Oma ging es nicht gut und sie konnte den Weg nicht jeden Tag machen.
Als die Kinder mal wieder früher Schluss hatten, beschlossen sie, Anton vom Kindergarten abzuholen.
An diesem Tag war er auch da und die drei warteten gemeinsam im Vorraum auf die Oma.
Aber die Zeit verging, alle Kinder wurden abgeholt, nur Anton nicht.
Die Erzieherinnen hatten schon versucht, die Oma anzurufen, aber niemanden erreicht. Sie waren der Meinung, dass sie sich wohl schon auf den Weg gemacht hätte und da sie Paul und Emma als zuverlässige Kinder kennen gelernt hatten, erlaubten sie ihnen, der Oma entgegen zu gehen. Als sie bis zu dem Häuschen gekommen waren und die alte Frau nicht aufgetaucht war, beschlich sie doch ein mulmiges Gefühl.
Es schneite immer stärker und sie beschlossen, Anton mit nach Hause zu nehmen und die Eltern um Rat zu fragen.
Die Mutter war zu Hause, sie beschloss mit Paul und dem Hund noch einmal zu dem Häuschen zu gehen, während Emma auf Anton aufpasste.
Je näher sie dem Garten kamen, umso unruhiger und aufgeregter wurde Luna, der Hund. Er zog an der Leine und rannte zielstrebig zu dem alten Schuppen.
Als er an der Tür kratzte und bellte, hörte man von drinnen leises Rufen. Die Mutter drückte die Klinke herunter und sie sahen im dämmerigen Innern des Schuppens die alte Frau am Boden liegen. Schnell rief die Mutter einen Notarzt, dann legte sie ihren Mantel unter den Kopf der Oma und so warteten sie gemeinsam, bis nach wenigen Minuten der Krankenwagen kam.
Während Paul mit dem Hund wieder nach Haus ging, fuhr die Mutter mit ins Krankenhaus, um der alten Frau beizustehen, die überhaupt nicht wusste, was alles passiert war.
Als sie gut versorgt in ihrem Krankenbett lag, fuhr die Mutter erst mal wieder nach Hause, wo sie den Kindern Bericht erstattete.
Abends, als auch der Vater wieder zu Hause war, setzten sich alle fünf zusammen, um erst mal zu überlegen, wie es weitergehen sollte.
Für Anton wurde ein Bett in Pauls Zimmer fertig gemacht und am nächsten Tag nahmen ihn die beiden Großen mit zum Kindergarten.
Dort holte ihn die Mutter mittags ab und fuhr mit ihm ins Krankenhaus, wo die Oma auf sie wartete.
Der alten Frau war auch nach und nach eingefallen, was alles passiert war. Sie hatte Holz holen wollen, dann hatte sie einen Schwindelanfall, war gestolpert und hatte sich das Bein verstaucht. Sie konnte nicht mehr aufstehen und musste hilflos dort liegen bleiben, bis sie irgend Jemand finden würde.
Es standen ihr noch einige Untersuchungen bevor, weil die Ärzte abklären wollten, woher ihre Schwäche und die häufigen Schwindelanfälle kämen.
Die Mutter sagte ihr, sie könne ganz beruhigt sein, Anton könne so lange bei ihnen bleiben.
Als sie nach einer Woche das Krankenhaus verlassen konnte, war sie zwar kräftiger, als vorher, aber das Bein schmerzte noch sehr, so dass täglich eine Frau zu ihr kam, um ihr einige Arbeit abzunehmen. Anton aber wurde jetzt jeden Tag von Paul und Emma zum Kindergarten gebracht und manchmal auch abgeholt. Wenn das nicht möglich war, kam auch mal die Mutter oder die Frau, die die Oma betreute.
Über all dem wurde es Weihnachten und die Erwachsenen und die Kinder beschlossen, dieses Jahr zusammen zu feiern, wie eine richtige, große Familie.
So hatten Paul und Emma noch eine Oma bekommen, denn so durften sie sie inzwischen nennen, außerdem den kleinen Bruder, den sie sich schon lange gewünscht hatten.
Und Sylvester hat es, glaube ich, kaum eine glücklichere Familie gegeben, als diese sechs Menschen und natürlich auch der Hund.