Zur Erinnerung: das war der Einstandsthread von XHOL am 30.6.2006 So, da will ich meinen Thread mal mit einer musikalischen Biographie ergänzen:
Ich bin Jahrgang 1949, verheiratet und habe einen 20-jährigen Sohn, lebe heute in Mainz und konnte dadurch, dass ich in den 60ern/70ern Gymnasiast und dann Student war, die ganze herrliche Zeit der deutschen, aber auch der internationalen Musikszene von 1965 bis etwa 1975 sehr bewusst und intensiv mitverfolgen/erleben.
Was war für mich der Auslöser für diese Art von Musik?
Auslöser war eigentlich der Rock & Roll - schon aus Protest, denn diese Musik mochten die „Alten“ ja nun gar nicht - und dann der Beat. Hier eben die Bands der ersten Stunde aus England (Beatles, Gerry & The Pacemakers, Dave Clark Five, Kinks, Stones), die Beach Boys aus den USA und dann die ersten deutschen Bands (Rattles, German Bonds und leider auch diese furchtbaren Lords).
Man muss sich ja mal vorstellen, wie das damals war - so war es bei mir:
1963/64: Sonntag-Nachmittag: die Eltern besuchen irgendwelche Onkels und Tanten und man selbst sitzt im elterlichen Wohnzimmer vor dem mit einem röhrenden Hirsch auf Häkeldeckchen geschmückten Nordmende Weltsuper-Röhrenradio und hat Pubertäts-Probleme. Man dreht am Senderknopf und sucht verzweifelt nach Auswegen aus dem damaligen Schlagersumpf – und wo landet man: bei Radio RTL auf Kurzwelle oder – die Erleuchtung – bei AFN! Wolfman Jack, der sich schon mit der Verbreitung des Rock & Roll unsterblich gemacht hat, präsentiert eine neue, revolutionäre Musik-Richtung aus England: den Beat! Man kauft sich die ersten Singles, muss aber auf den im Musikschrank eingebauten Plattenspieler der Eltern zurückgreifen und kann deshalb diese „Neger-Musik“ nur hören, wenn die Eltern nicht im Wohnzimmer sind.
1965: Als Weihnachtsgeschenk der erste Plattenspieler mit eingebautem Verstärker (2 Watt) und Lautsprecher und dann in den nächsten Monaten die ersten LPs der oben genannten Bands (mehr als eine war pro Monat nicht drin – limitiertes Taschengeld....)
Vom verstorbenen Onkel eine Grundig-Bandmaschine geerbt, damit wird natürlich alles, was nur einigermaßen englisch/amerikanisch klingt, aufgenommen und somit Onkels kostbare Aufzeichnungen von Wagner-Opern mit Tenor Wolfgang Windgassen überspielt...
1966/67: die Amis kontern mit Soul (Otis Redding, Wilson Pickett) – da muß man natürlich mitmachen und gerät in einige zwielichtige Etablissements der amerikanischen Garnison im Heimatort.
1968/69: Underground-Bands aus England und den USA, das Ende des Beats und der Anfang der wirklichen Rock-Musik! Erste deutsche Rock-Bands, die sich vom Beat losgelöst haben -> der Krautrock ist da.
Dass ich ein besonderer Bewunderer der Xhol (Caravan) war und bin, habt Ihr ja nun schon bemerkt, dazu muss ich hier nichts mehr erzählen. Ich habe 69 - 71 öfters mit den Jungs gejamt. Zu den noch lebenden Band-Mitgliedern (Hansi Fischer, Klaus Briest und Gilbert „Skip“ van Wyck) habe ich auch heute noch engen Kontakt. Natürlich höre ich aber gerne auch andere Bands dieser Zeit. So unter anderem A**n D**l II, Missus Beastly, Eiliff, Out Of Focus und Embryo als Vertreter der deutschen Fraktion. Meine internationalen Lieblings-Bands aus dieser Zeit waren und sind heute noch: Grateful Dead, Canned Heat, Quicksilver Messenger Service, Pink Floyd, Colosseum, Wishbone Ash, Zappa & The Mothers, King Crimson.
Nach 1975 war mir das mit der deutschen Musikszene dann aber doch zu substanzlos geworden (Ausnahme eigentlich nur Grobschnitt) und von den oben erwähnten amerikanischen und englischen Bands kam auch nichts Besonderes mehr, deshalb habe ich mich nach anderen Musikrichtungen umgesehen. Dabei ist mir die Liebe zu Jazzrock geblieben, so waren in den folgenden Jahren Gruppen/Musiker wie Billy Cobham, Stanley Clarke, Chick Corea, Lenny White, Mahavishnu Orchestra meine Favoriten. Da sich auch diese Musikrichtung langsam totlief - es ging ja nur noch darum, wer am schnellsten frickelte oder drumte, kam ich auf den Southern Rock. Von den Bands Allman Brothers Band, Lynyrd Skynyrd, Molly Hatchet, Doc Holiday, Outlaws, Blackfoot hatte ich damals alle LPs und habe ich heute fast alle CDs.
Aber auch der damals aufkommende Alpen-Rock (ich war und bin begeisterter Bergsteiger und -wanderer, bevorzugt in den Nördlichen Kalkalpen, meine besondere Liebe gehört dem Toten Gebirge östlich von Salzburg) hat mir sehr gefallen. Die ersten Alben von Wolfgang Ambros, Georg Danzer, Ostbahn Kurti & die Chefpartie fand und finde ich heute noch sehr gut.
Anfang der 80er habe ich mich auch der klassischen Musik zugewandt, Initialzündung war die 4. Symphonie von Anton Bruckner (die sogenannte Romatische - absolut hörenswert!). Von nun ab galt und gilt auch heute noch für mich hinsichtlich der klassischen Musik: wenn Symphonie, dann Anton Bruckner, wenn Oper, dann Richard Wagner.
Ja, und Mitte der 90er erschienen dann endlich auch wieder CDs aus der deutschen Musikszene von Mitte der 60er bis Mitte der 70er, also vom sogenannten Krautrock - die ich begeistert gesucht und gesammelt habe. Damit schließt sich dann der Kreis, jetzt bin ich musikalisch zum größten Teil wieder dort angelangt, wo ich vor fast 40 Jahren angefangen habe.
Ach ja, aktiver Musiker war ich auch: natürlich e-Bass (manchmal spielte ich Bass, manchmal „Bässer“). Heute ruht mein Fender-Bass mit Laney-Amp aber meist in einer Ecke vor sich hin.
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If I want sax, I listen to Xhol (Caravan):
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