Blackmail - Bliss,Please
Obwohl gebürtiger Baby-Boomer, also Jahrgang 1964, waren für mich die 90er und 2000er Jahre die musikalisch prägendste Zeit was Rockmusik anbelangt. In den für mich unter diesem Gesichtspunkt eher unbefriedigenden 80ern war ich, auch dank eines befreundeten Studienkollegen, überwiegend in Sachen Jazz unterwegs und erst mit der beruflichen Selbständigkeit und einem damit verbundenen Umzug kam ein Aufbruch zu neuen Ufern auch in meinem CD-Bestand. Der Grunge hatte seine Spuren hinterlassen und wenn da auch einiges in die falsche Richtung ging, hatte er auch meine Ohren dafür geöffnet, dass es auch lange nach den Siebzigern spannende rockmusikalische Gefilde zu entdecken gab, gerne auch mal im etwas härteren Bereich, ohne gleich metallisch zu werden. Es ist also nur konsequent, für meinen „Wiederentdeckt“-Beitrag etwas aus dieser Zeit zu wählen, wobei ich sehr schnell auf eine Scheibe stieß, die man auch heute noch mit Vergnügen anhören kann.
Praktischerweise trägt der Albumtitel „Bliss,Please“ auch gleich in sich, was einen hier erwartet – Glückseligkeit nämlich, aber dazu gleich mehr.
Ich meine mich zu erinnern, dass der Erstkontakt mit der Koblenzer Band Blackmail denn auch tatsächlich die Auskopplung „Same Sane“ aus diesem Album war, vermutlich über einen der damals noch ernstzunehmenden Musiksender (ja, da gab es in diesen Tagen tatsächlich gute Clips in spannenden Sendeformaten). „Same Sane“ also, ein schwungvoller Ohrwurm, dargeboten von der Truppe um den charismatischen, durchaus eigenwilligen Sänger Aydo Abay (der auch alle Texte beisteuerte) und den Gitarristen Kurt Ebelhäuser (ebenso Produzent und Soundtüftler), der auch zu einem ganz anständigen Clubhit wurde.
Same Sane
„Bliss, Please“ wurde aufgenommen in den Bluebox-Studios in Troisdorf, der soundttechnischen Herberge von Guido Lucas, damals so etwas wie der Pate des deutschen Alternative Rock (und ein sehr netter, bodenständiger Kerl, der später z.B. auch als Bassist mit der Band Genepool unterwegs was). Der Vorgänger „Science Fiction“ war auch dort entstanden, auf dem BlueNoise Label erschienen und ist immer noch ein Geheimtipp in der Alternative-Szene. „Bliss, Please“ ging aber einen deutlichen Schritt vorwärts ins Licht: Das Label Speicherstadt gehörte zur Warner und die Musik war mehr als nur Noise, sondern sehr vielseitig, sowohl in Sachen Songwriting als auch den Arrangements. Neben harten Kanten zeigte man Mut zum lupenreinen Pop, schwebendem Wohlklang, aber auch psychedelischen Effekten – manchmal alles gar in einem Stück („Amelia“)
Amelia
Aydo Abay ist mal der nachdenkliche. Leicht verloren wirkende Grübler („A Reptile For The Saint“, eine herrlich kitschfreie Ballade), dann wieder das hedonistische Energiebündel („Emetic“). Und Kurt Ebelhäuser zeigt, dass er nicht nur Gitarren kann:
Bläser und schräge Samples werden ebenso geschmackssicher eingebettet wie ein Vibraphon. Kurts Bruder Carlos liefert gemeinsam mit Drummer Mario Matthias das Fundament für die 16 schillernden Songperlen, unter denen es eigentlich keinen Ausfall gibt.
Herausheben möchte man dabei die längst zum Bandklassiker mutierte, sich auch ins Ohr festsetzende, fiebrige Drogenphantasie „Ken I Die“, das im strahlenden Pophimmel verankert „The Small Saving Tar Pit“, das schwebende, sommerlich träge Zufriedenheit ausstrahlende „Permanently Temporary“ und der instrumentale Rausschmeißer „The Day The Earth Stood Still“, der nach dem gleichnamigen Science-Fiction-Film von Robert Wise benannt wurde.
A Reptile For The Saint
Ken I Die
The Day The Earth Stood Still
Hier gibt es kein zielloses Geschraddel, wie öfter mal im Alternative Rock, sondern einfach nur traumhafte Melodien, knackige Hooks, beseelte Gesangspassagen und Harmonien, die das Herz einnehmen können, während gleichzeitig ordentlich Druck gemacht wird, der in die Magengegend fährt, damit man nicht in allzu seichten Gewässern strandet. Hier ist tatsächlich Glückseligkeit („Bliss“) vorprogrammiert, das Album ist nicht nur für praktisch jede Stimmung gut, sondern, wie schon erwähnt, auch nahezu zeitlos.
Und dazu eine gute Stunde lang. Nun, wie man Weiß war dies trotz durchweg positiver Kritiken kein Start zur Weltkarriere, Blackmail legte mit „Friend Or Foe“ noch einen starken Nachfolger, dessen Quasi-Titelstück „Friend“ für mich einer der besten Rocksongs aller Zeiten ist, bevor sich dann Abay von den Koblenzern verabschiedete, die bis heute noch aktiv sind, aber mit „Bliss,Please“ - im Jahre 2001 – sicherlich ihre Augenblicke für die Ewigkeit hatten.
Bliss, Please Label: Speicherstadt/Warner VÖ: 26. Februar 2001
Laufzeit: 61:27 Minuten
1. Data Buzz – 2:42
2.Same Sane – 3:44
3.Amelia – 5:11
4.A Reptile for the Saint – 5:02
5.For Sure – 3:08
6.Emetic – 2:52
7.By Any Method – 4:39
8.Dee – 1:02
9.The Small Saving Tar Pit – 3:21
10.Frop – 3:18
11.Ken I Die – 4:09
12.Club 45 – 2:42
13.Sad Sauce – 4:09
14.Permanently Temporary – 6:22
15.Leave On – 2:22
16.The Day the Earth Stood Still – 6:44
Aydo Abay: Gesang
Kurt Ebelhäuser: Gitarre, Keyboard
Carlos Ebelhäuser: Bass, Keyboard
Mario Matthias: Schlagzeug
Gastmusiker:
Oliver Fries: Hammond-Orgel, Keyboard, Moog-Synthesizer
Georg Brenner: Moog-Synthesizer
Bob Sinclar: Trompete
Altfrid M. Sicking: Vibraphon[/quote]
Obwohl gebürtiger Baby-Boomer, also Jahrgang 1964, waren für mich die 90er und 2000er Jahre die musikalisch prägendste Zeit was Rockmusik anbelangt. In den für mich unter diesem Gesichtspunkt eher unbefriedigenden 80ern war ich, auch dank eines befreundeten Studienkollegen, überwiegend in Sachen Jazz unterwegs und erst mit der beruflichen Selbständigkeit und einem damit verbundenen Umzug kam ein Aufbruch zu neuen Ufern auch in meinem CD-Bestand. Der Grunge hatte seine Spuren hinterlassen und wenn da auch einiges in die falsche Richtung ging, hatte er auch meine Ohren dafür geöffnet, dass es auch lange nach den Siebzigern spannende rockmusikalische Gefilde zu entdecken gab, gerne auch mal im etwas härteren Bereich, ohne gleich metallisch zu werden. Es ist also nur konsequent, für meinen „Wiederentdeckt“-Beitrag etwas aus dieser Zeit zu wählen, wobei ich sehr schnell auf eine Scheibe stieß, die man auch heute noch mit Vergnügen anhören kann.

Praktischerweise trägt der Albumtitel „Bliss,Please“ auch gleich in sich, was einen hier erwartet – Glückseligkeit nämlich, aber dazu gleich mehr.
Ich meine mich zu erinnern, dass der Erstkontakt mit der Koblenzer Band Blackmail denn auch tatsächlich die Auskopplung „Same Sane“ aus diesem Album war, vermutlich über einen der damals noch ernstzunehmenden Musiksender (ja, da gab es in diesen Tagen tatsächlich gute Clips in spannenden Sendeformaten). „Same Sane“ also, ein schwungvoller Ohrwurm, dargeboten von der Truppe um den charismatischen, durchaus eigenwilligen Sänger Aydo Abay (der auch alle Texte beisteuerte) und den Gitarristen Kurt Ebelhäuser (ebenso Produzent und Soundtüftler), der auch zu einem ganz anständigen Clubhit wurde.
Same Sane
„Bliss, Please“ wurde aufgenommen in den Bluebox-Studios in Troisdorf, der soundttechnischen Herberge von Guido Lucas, damals so etwas wie der Pate des deutschen Alternative Rock (und ein sehr netter, bodenständiger Kerl, der später z.B. auch als Bassist mit der Band Genepool unterwegs was). Der Vorgänger „Science Fiction“ war auch dort entstanden, auf dem BlueNoise Label erschienen und ist immer noch ein Geheimtipp in der Alternative-Szene. „Bliss, Please“ ging aber einen deutlichen Schritt vorwärts ins Licht: Das Label Speicherstadt gehörte zur Warner und die Musik war mehr als nur Noise, sondern sehr vielseitig, sowohl in Sachen Songwriting als auch den Arrangements. Neben harten Kanten zeigte man Mut zum lupenreinen Pop, schwebendem Wohlklang, aber auch psychedelischen Effekten – manchmal alles gar in einem Stück („Amelia“)
Amelia
Aydo Abay ist mal der nachdenkliche. Leicht verloren wirkende Grübler („A Reptile For The Saint“, eine herrlich kitschfreie Ballade), dann wieder das hedonistische Energiebündel („Emetic“). Und Kurt Ebelhäuser zeigt, dass er nicht nur Gitarren kann:
Bläser und schräge Samples werden ebenso geschmackssicher eingebettet wie ein Vibraphon. Kurts Bruder Carlos liefert gemeinsam mit Drummer Mario Matthias das Fundament für die 16 schillernden Songperlen, unter denen es eigentlich keinen Ausfall gibt.
Herausheben möchte man dabei die längst zum Bandklassiker mutierte, sich auch ins Ohr festsetzende, fiebrige Drogenphantasie „Ken I Die“, das im strahlenden Pophimmel verankert „The Small Saving Tar Pit“, das schwebende, sommerlich träge Zufriedenheit ausstrahlende „Permanently Temporary“ und der instrumentale Rausschmeißer „The Day The Earth Stood Still“, der nach dem gleichnamigen Science-Fiction-Film von Robert Wise benannt wurde.
A Reptile For The Saint
Ken I Die
The Day The Earth Stood Still
Hier gibt es kein zielloses Geschraddel, wie öfter mal im Alternative Rock, sondern einfach nur traumhafte Melodien, knackige Hooks, beseelte Gesangspassagen und Harmonien, die das Herz einnehmen können, während gleichzeitig ordentlich Druck gemacht wird, der in die Magengegend fährt, damit man nicht in allzu seichten Gewässern strandet. Hier ist tatsächlich Glückseligkeit („Bliss“) vorprogrammiert, das Album ist nicht nur für praktisch jede Stimmung gut, sondern, wie schon erwähnt, auch nahezu zeitlos.
Und dazu eine gute Stunde lang. Nun, wie man Weiß war dies trotz durchweg positiver Kritiken kein Start zur Weltkarriere, Blackmail legte mit „Friend Or Foe“ noch einen starken Nachfolger, dessen Quasi-Titelstück „Friend“ für mich einer der besten Rocksongs aller Zeiten ist, bevor sich dann Abay von den Koblenzern verabschiedete, die bis heute noch aktiv sind, aber mit „Bliss,Please“ - im Jahre 2001 – sicherlich ihre Augenblicke für die Ewigkeit hatten.
Bliss, Please Label: Speicherstadt/Warner VÖ: 26. Februar 2001
Laufzeit: 61:27 Minuten
1. Data Buzz – 2:42
2.Same Sane – 3:44
3.Amelia – 5:11
4.A Reptile for the Saint – 5:02
5.For Sure – 3:08
6.Emetic – 2:52
7.By Any Method – 4:39
8.Dee – 1:02
9.The Small Saving Tar Pit – 3:21
10.Frop – 3:18
11.Ken I Die – 4:09
12.Club 45 – 2:42
13.Sad Sauce – 4:09
14.Permanently Temporary – 6:22
15.Leave On – 2:22
16.The Day the Earth Stood Still – 6:44
Aydo Abay: Gesang
Kurt Ebelhäuser: Gitarre, Keyboard
Carlos Ebelhäuser: Bass, Keyboard
Mario Matthias: Schlagzeug
Gastmusiker:
Oliver Fries: Hammond-Orgel, Keyboard, Moog-Synthesizer
Georg Brenner: Moog-Synthesizer
Bob Sinclar: Trompete
Altfrid M. Sicking: Vibraphon[/quote]