Rod Stewart - Gasoline Alley
Das gäbe eine lange Liste, wenn ich alles aufzählen würde, was ich durch unser Musikforum wiederentdeckt habe.
Eine Scheibe aber habe ich vor einigen Jahren ohne den Zirkus wiederentdeckt, weil einer meiner Brüder mich drauf gestoßen hat.
Irgendwann in den 70ern habe ich begonnen, die ersten LPs zu kaufen, unter anderem auch "Gasoline Alley" von Rod Stewart. Ich erinnere mich daran, dass ich die Scheibe rauf und runter gehört habe, die Texte auswendig konnte und manche Stücke lauthals mitgesungen habe. Ganz klar handelte es sich bei dieser Scheibe um eine Lieblingsscheibe. Aber wie das so ist, irgendwann hört man wieder etwas Neues, das Alte dafür immer seltener.
Irgendwann ist die Platte dann aus der Sammlung verschwunden. Keine Ahnung, wo sie geblieben war. Über einen Neukauf dachte ich nie ernsthaft nach, und über die Jahre ist die Scheibe dann mehr und mehr in Vergessenheit geraten.
Und jetzt kommt mein Bruder ins Spiel oder besser: meine beiden Brüder.
Einer der beiden kam zu Besuch. Wir hörten Musik, quatschten über unsere musikalischen Vorlieben, über unsere Sammlungen damals und heute. Dabei fiel auch der Name Rod Stewart, und es kam die Frage auf, ob ich eigentlich wüsste, wo diese besagte Platte geblieben sei. Ja genau, die Platte fehlte ja schon seit Jahren!
Wie das so ist, wenn von 3 Geschwistern 2 anwesend sind: der Abwesende ist der Buhmann. Wir spekulierten ein wenig herum und mein Bruder hatte dann die Lösung: unser abwesender Bruder muss die Platte verhökert haben - für den Flipperautomaten, Zigaretten oder andere verbotene Sachen.
Keine Ahnung, ob das stimmt. Ich bin jedenfalls in den nächsten Tagen auf die Suche gegangen und schnell fündig geworden. Es gab einige extrem überteuerte CD-Ausgaben, aber auch eine erschwingliche... und die ist jetzt mein Eigen... und bleibt es auch.
Zum Album:
"Gasoline Alley", das zweite Solo-Album Stewarts, erschien 1970, während seiner Jahre bei den Faces (1969 – 1975) und bietet eine bunte Mischung aus Rock 'n' Roll und gefühlvollen Balladen. Von den 9 Songs sind 6 gecovert. Coverversionen sind nicht immer mein Ding, aber hier werden die Originale mit einer unglaublichen Leichtigkeit und einer Instrumentierung bearbeitet, die den Songs einen völlig neuen Ausdruck verleiht.
Meine damaligen Lieblingsstücke sind auch meine heutigen.
Allen voran wäre da der Titeltrack zu nennen, der auch das Album eröffnet. Sehnsuchtsvoll singt Stewart hier davon, das Landleben hinter sich zu lassen und zurück in seine Heimatstadt zu gehen. Mandoline und Slide-Gitarre unterstreichen ausdrucksstark diese Sehnsucht.
Gasoline Alley
Mit "It's All Over Now" liefert Rod Stewart eine hervorragende Version des Klassikers von Bobby & Shirley Womack. Über 6 Minuten wird ordentlich gerockt. Das Original kommt auf nicht ganz 3 Minuten. Highlight ist das Piano, mal dezent im Hintergrund, mal die Führung übernehmend.
It's All Over Now
"Only a Hobo" ist ein weiteres Lieblingsstück und ein Bob Dylan-Song aus der Zeit, als dieser noch als Folkmusiker unterwegs war. Dylans Mundharmonika wird hier durch Streicher ersetzt, was den Song deutlich weicher wirken lässt. Rod Stewart singt diesen Song ungleich anrührender und ergreifender. Stewarts Whiskey getränkte Stimme passt wunderbar zu dem Titel.
Only a Hobo
"My Way of Giving" von den Small Faces ist ein klasse Song, die Version von Rod Stewart gefällt mir noch besser. Ronnie Lane steuert zu dem von ihm und Steve Marriott geschriebenen Song die Backing Vocals bei und zupft die Basssaiten. Die Small Faces-Kollegen Kenney Jones und Ian McLagan bedienen Drums und Keyboard, hier wesentlich dominanter als in der Originalversion.
"Country Comfort" erschien 1970 auch auf der von Elton John veröffentlichten LP "Tumbleweed Connection", circa 3 Monate nach der Veröffentlichung von "Gasoline Alley". Elton Johns Version empfinde ich als deutlich pompöser bzw. kommerzieller. Stewarts Version dagegen verströmt gerade durch seine Einfachheit deutlich mehr Wehmut.
Country Comfort
Der Song "Cut Across Shorty" wurde 1960 von Eddie Cochran in knapp 2 Minuten als B-Seite (seiner Single "Three Steps to Heaven") veröffentlicht. Bei dieser Coverversion zeigt sich besonders gut Rod Stewarts Talent, einen alten Song neu und einzigartig klingen zu lassen. 6:30 Minuten lässt er sich Zeit, den Titel stampfend aufzubauen. Stewarts Gesang klingt gegenüber dem von Cochran beinahe wie Slow Motion. Dafür findet sich mitten im Song ein stürmisches Geigensolo, und zum Schluss rocken Geige, Gitarre und Schlagzeug 2 Minuten um die Wette. Hervorragend, obwohl auch das Original seinen Charme hat, aber eben doch einen völlig anderen.
Cut Across Shorty
Mit "Lady Day" findet sich nun auch wieder ein selbst geschriebenes Stück. Eine ruhige Ballade mit zurückgenommenem und getragenem Gesang und einem melancholischen, leicht countrymäßigem Abspann, bei dem Slide-Gitarre und Geige dominieren.
Lady Day
Noch eine Eigenkomposition: "Jo's Lament" ist eine traurige Ballade und ein wenig im Stil von "Only A Hobo". Komischerweise mag ich diesen Song trotzdem nicht besonders. Auch wenn er einen schönen Kontrast zu den ansonsten schmissigen Songs bietet, fehlt hier ganz eindeutig der Schwung.
"You're My Girl" ist dafür wieder so richtig fetzig und funky. Als Single 1967 von Little Richard veröffentlicht, wurde der Song vielfach gecovert. Hier klingt er richtig knackig und schmutzig, ein prima Rausschmeißer.
Das Album hat für mich nichts von seinem damaligen Reiz verloren. Diverse Genres werden gekonnt vermischt. Das Ganze klingt ungeschliffen, rau und erdig, aber auch gefühlvoll, und gerade diese Mischung macht für mich den Reiz aus.
Der große kommerzielle Erfolg für den Mann mit der Reibeisenstimme sollte erst später kommen. Für mein Empfinden war seine Frühphase die beste.
Titel:
1. Gasoline Alley (Stewart, Ronnie Wood)
2 It's All Over Now (B. and S. Womack)
3. Only a Hobo (B Dylan)
4. My Way of Giving (Ronnie Lane, Steve Marriott)
5. Country Comfort (E. John u. B. Taupin)
6. Cut Across Shorty (Wayne P. Walker, Marijohn Wilkin)
7. Lady Day (Stewart
8. Jo's Lament (Stewart)
9. You're My Girl (I Don't Want to Discuss It) (Dick Cooper, Beth Beatty, Ernie Shelby)
Musiker:
Rod Stewart – vocals, guitar on "Jo's Lament"
Ronnie Wood – guitar
Ronnie Lane – bass on "My Way Of Giving" and "You're My Girl", vocals on "My Way Of Giving"
Martin Quittenton – guitar
Mick Waller – drums
Kenney Jones – drums on "My Way Of Giving" and "You're My Girl"
Ian McLagan – piano, organ
Pete Sears – piano on "Country Comforts"
William Gaff – whistle
Dennis O'Flynn – violin bass
Dick Powell – violin
Stanley Matthews – mandolin
Jack Reynolds – backing vocals on "Country Comforts"
Das gäbe eine lange Liste, wenn ich alles aufzählen würde, was ich durch unser Musikforum wiederentdeckt habe.
Eine Scheibe aber habe ich vor einigen Jahren ohne den Zirkus wiederentdeckt, weil einer meiner Brüder mich drauf gestoßen hat.
Irgendwann in den 70ern habe ich begonnen, die ersten LPs zu kaufen, unter anderem auch "Gasoline Alley" von Rod Stewart. Ich erinnere mich daran, dass ich die Scheibe rauf und runter gehört habe, die Texte auswendig konnte und manche Stücke lauthals mitgesungen habe. Ganz klar handelte es sich bei dieser Scheibe um eine Lieblingsscheibe. Aber wie das so ist, irgendwann hört man wieder etwas Neues, das Alte dafür immer seltener.
Irgendwann ist die Platte dann aus der Sammlung verschwunden. Keine Ahnung, wo sie geblieben war. Über einen Neukauf dachte ich nie ernsthaft nach, und über die Jahre ist die Scheibe dann mehr und mehr in Vergessenheit geraten.
Und jetzt kommt mein Bruder ins Spiel oder besser: meine beiden Brüder.
Einer der beiden kam zu Besuch. Wir hörten Musik, quatschten über unsere musikalischen Vorlieben, über unsere Sammlungen damals und heute. Dabei fiel auch der Name Rod Stewart, und es kam die Frage auf, ob ich eigentlich wüsste, wo diese besagte Platte geblieben sei. Ja genau, die Platte fehlte ja schon seit Jahren!
Wie das so ist, wenn von 3 Geschwistern 2 anwesend sind: der Abwesende ist der Buhmann. Wir spekulierten ein wenig herum und mein Bruder hatte dann die Lösung: unser abwesender Bruder muss die Platte verhökert haben - für den Flipperautomaten, Zigaretten oder andere verbotene Sachen.
Keine Ahnung, ob das stimmt. Ich bin jedenfalls in den nächsten Tagen auf die Suche gegangen und schnell fündig geworden. Es gab einige extrem überteuerte CD-Ausgaben, aber auch eine erschwingliche... und die ist jetzt mein Eigen... und bleibt es auch.
Zum Album:
"Gasoline Alley", das zweite Solo-Album Stewarts, erschien 1970, während seiner Jahre bei den Faces (1969 – 1975) und bietet eine bunte Mischung aus Rock 'n' Roll und gefühlvollen Balladen. Von den 9 Songs sind 6 gecovert. Coverversionen sind nicht immer mein Ding, aber hier werden die Originale mit einer unglaublichen Leichtigkeit und einer Instrumentierung bearbeitet, die den Songs einen völlig neuen Ausdruck verleiht.
Meine damaligen Lieblingsstücke sind auch meine heutigen.
Allen voran wäre da der Titeltrack zu nennen, der auch das Album eröffnet. Sehnsuchtsvoll singt Stewart hier davon, das Landleben hinter sich zu lassen und zurück in seine Heimatstadt zu gehen. Mandoline und Slide-Gitarre unterstreichen ausdrucksstark diese Sehnsucht.
Gasoline Alley
Mit "It's All Over Now" liefert Rod Stewart eine hervorragende Version des Klassikers von Bobby & Shirley Womack. Über 6 Minuten wird ordentlich gerockt. Das Original kommt auf nicht ganz 3 Minuten. Highlight ist das Piano, mal dezent im Hintergrund, mal die Führung übernehmend.
It's All Over Now
"Only a Hobo" ist ein weiteres Lieblingsstück und ein Bob Dylan-Song aus der Zeit, als dieser noch als Folkmusiker unterwegs war. Dylans Mundharmonika wird hier durch Streicher ersetzt, was den Song deutlich weicher wirken lässt. Rod Stewart singt diesen Song ungleich anrührender und ergreifender. Stewarts Whiskey getränkte Stimme passt wunderbar zu dem Titel.
Only a Hobo
"My Way of Giving" von den Small Faces ist ein klasse Song, die Version von Rod Stewart gefällt mir noch besser. Ronnie Lane steuert zu dem von ihm und Steve Marriott geschriebenen Song die Backing Vocals bei und zupft die Basssaiten. Die Small Faces-Kollegen Kenney Jones und Ian McLagan bedienen Drums und Keyboard, hier wesentlich dominanter als in der Originalversion.
"Country Comfort" erschien 1970 auch auf der von Elton John veröffentlichten LP "Tumbleweed Connection", circa 3 Monate nach der Veröffentlichung von "Gasoline Alley". Elton Johns Version empfinde ich als deutlich pompöser bzw. kommerzieller. Stewarts Version dagegen verströmt gerade durch seine Einfachheit deutlich mehr Wehmut.
Country Comfort
Der Song "Cut Across Shorty" wurde 1960 von Eddie Cochran in knapp 2 Minuten als B-Seite (seiner Single "Three Steps to Heaven") veröffentlicht. Bei dieser Coverversion zeigt sich besonders gut Rod Stewarts Talent, einen alten Song neu und einzigartig klingen zu lassen. 6:30 Minuten lässt er sich Zeit, den Titel stampfend aufzubauen. Stewarts Gesang klingt gegenüber dem von Cochran beinahe wie Slow Motion. Dafür findet sich mitten im Song ein stürmisches Geigensolo, und zum Schluss rocken Geige, Gitarre und Schlagzeug 2 Minuten um die Wette. Hervorragend, obwohl auch das Original seinen Charme hat, aber eben doch einen völlig anderen.
Cut Across Shorty
Mit "Lady Day" findet sich nun auch wieder ein selbst geschriebenes Stück. Eine ruhige Ballade mit zurückgenommenem und getragenem Gesang und einem melancholischen, leicht countrymäßigem Abspann, bei dem Slide-Gitarre und Geige dominieren.
Lady Day
Noch eine Eigenkomposition: "Jo's Lament" ist eine traurige Ballade und ein wenig im Stil von "Only A Hobo". Komischerweise mag ich diesen Song trotzdem nicht besonders. Auch wenn er einen schönen Kontrast zu den ansonsten schmissigen Songs bietet, fehlt hier ganz eindeutig der Schwung.
"You're My Girl" ist dafür wieder so richtig fetzig und funky. Als Single 1967 von Little Richard veröffentlicht, wurde der Song vielfach gecovert. Hier klingt er richtig knackig und schmutzig, ein prima Rausschmeißer.
Das Album hat für mich nichts von seinem damaligen Reiz verloren. Diverse Genres werden gekonnt vermischt. Das Ganze klingt ungeschliffen, rau und erdig, aber auch gefühlvoll, und gerade diese Mischung macht für mich den Reiz aus.
Der große kommerzielle Erfolg für den Mann mit der Reibeisenstimme sollte erst später kommen. Für mein Empfinden war seine Frühphase die beste.
Titel:
1. Gasoline Alley (Stewart, Ronnie Wood)
2 It's All Over Now (B. and S. Womack)
3. Only a Hobo (B Dylan)
4. My Way of Giving (Ronnie Lane, Steve Marriott)
5. Country Comfort (E. John u. B. Taupin)
6. Cut Across Shorty (Wayne P. Walker, Marijohn Wilkin)
7. Lady Day (Stewart
8. Jo's Lament (Stewart)
9. You're My Girl (I Don't Want to Discuss It) (Dick Cooper, Beth Beatty, Ernie Shelby)
Musiker:
Rod Stewart – vocals, guitar on "Jo's Lament"
Ronnie Wood – guitar
Ronnie Lane – bass on "My Way Of Giving" and "You're My Girl", vocals on "My Way Of Giving"
Martin Quittenton – guitar
Mick Waller – drums
Kenney Jones – drums on "My Way Of Giving" and "You're My Girl"
Ian McLagan – piano, organ
Pete Sears – piano on "Country Comforts"
William Gaff – whistle
Dennis O'Flynn – violin bass
Dick Powell – violin
Stanley Matthews – mandolin
Jack Reynolds – backing vocals on "Country Comforts"